Aegirin

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Aegirin
Aegirin (schwarz) mit Feldspat vom Berg Malosa bei Zomba in Malawi (Größe: 5,0 cm × 4,5 cm × 3,5 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1998 s.p.[1]

IMA-Symbol

Aeg[2]

Andere Namen
  • Ägirin
  • Akmit
Chemische Formel NaFe3+[Si2O6][3][1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Kettensilikate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/D.01c
VIII/F.01-140[4]

9.DA.25
65.01.03c.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[5]
Raumgruppe C2/c (Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15[3]
Gitterparameter a = 9,66 Å; b = 8,80 Å; c = 5,29 Å
β = 107,4°[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6[6]
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,50 bis 3,60; berechnet: 3,576[6]
Spaltbarkeit gut nach {110}; Absonderung nach {100}[6]
Bruch; Tenazität uneben
Farbe dunkelgrün bis schwarzgrün
Strichfarbe hell gelbgrau
Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig
Glanz Glasglanz bis matt
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,720 bis 1,778[7]
nβ = 1,740 bis 1,819[7]
nγ = 1,757 bis 1,839[7]
Doppelbrechung δ = 0,037 bis 0,061[7]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = gemessen: 60 bis 90°; berechnet: 68 bis 84°[7]
Pleochroismus sichtbar: X = smaragdgrün bis dunkelgrün; Y = grasgrün bis dunkelgrün, gelb; Z = bräunlichgrün bis grün, gelblichbraun bis gelb[7]

Aegirin, auch Ägirin oder synonym Akmit genannt, ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Pyroxengruppe innerhalb der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der Endgliedzusammensetzung NaFe3+[Si2O6][3] und damit chemisch gesehen ein Natrium-Eisen-Silikat. Strukturell gehört Aegirin zu den Ketten- und Bandsilikaten.

Aegirin kristallisiert mit monokliner Symmetrie und entwickelt meist lange, nadelige bis prismatische Kristalle mit einem glasähnlichen Glanz auf den Oberflächen. Oft sind diese auch zu radialstrahligen Mineral-Aggregaten verbunden. Die durchscheinenden bis undurchsichtigen Kristalle sind von dunkelgrüner bis schwarzgrüner Farbe. Auf der Strichtafel hinterlässt Aegirin allerdings einen hell gelbgrauen Strich.

Etymologie und Geschichte

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Ägir mit seiner Gattin Rán am Meeresgrund

Benannt wurde Aegirin nach Ägir (auch Ægir), dem nordischen Gott des Meeres, da das Mineral zum ersten Mal in Norwegen gefunden wurde. Als Typlokalität gelten Rundemyr bei Nedre Eiker in der Provinz Buskerud und die im Langesundsfjorden gelegene Insel Låven in der Provinz Vestfold.

Erstmals beschrieben wurde das Mineral, ein bräunlicher Pyroxen aus Rundemyr bei Nedre Eiker in der Provinz Buskerud, 1821 von Jöns Jakob Berzelius und P. Ström, die ihn nach dem griechischen Wort Akmit für Punkt benannten, in Anlehnung an die meist spitze Form der Kristalle. 1835 wurde ein grüner Pyroxen auf der im Langesundsfjord gelegenen Insel Låven in der Provinz Vestfold gefunden und von Berzelius nach Ägir, dem nordischen Gott des Meeres, benannt. Als man erkannte, dass beide Proben derselben Mineralart angehörten, wurde entschieden, den Namen Akmit zukünftig als Synonym des Minerals Aegirin zu führen.[8]

Gelegentlich wird Aegirin auch mit dem Synonym Schefferit belegt. Dieser Name wurde allerdings 1988 vom IMA Subcommittee einer manganhaltigen Varietät von Diopsid zugewiesen, die in der schwedischen Grubengemeinde Långban entdeckt wurde.[9]

In der strukturellen Klassifikation der International Mineralogical Association (IMA) gehört Aegirin zusammen mit Kosmochlor, Jadeit, Jervisit, Natalyit und Namansilit zu den Natriumpyroxenen in der Pyroxengruppe.[10]

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Aegirin zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dortzur Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“, wo er zusammen mit Jadeit und Kosmochlor die „Jadeit-Reihe“ mit der System-Nr. VIII/D.01c innerhalb der Gruppe der monoklin-prismatischen „Klinopyroxene“ bildete.

Im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/F.01-140. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Ketten- und Bandsilikate“, wo Aegirin zusammen mit Augit, Aegirin-Augit (Aegirinaugit), Davisit, Diopsid, Esseneit, Grossmanit, Hedenbergit, Jadeit, Jervisit, Johannsenit, Kanoit, Klinoenstatit, Klinoferrosilit, Kosmochlor, Kushiroit, Namansilit, Natalyit, Omphacit, Petedunnit, Pigeonit, Spodumen und Tissintit die Untergruppe der „Klinopyroxene“ innerhalb der von F.01 bis F.02 reichenden „Pyroxen-Gruppe“ bildet (Stand 2018).[4]

Auch die seit 2001 gültige und von der IMA bis 2009 aktualisierte 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Aegirin in die Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der Struktur der Ketten, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Ketten- und Bandsilikate mit 2-periodischen Einfachketten Si2O6; Pyroxen-Familie“ zu finden ist, wo es zusammen mit Jadeit, Jervisit, Kosmochlor, Namansilith und Natalyit die Gruppe der „Na-Klinopyroxene, Jadeitgruppe“ mit der System-Nr. 9.DA.25 bildet.[11]

Die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Aegirin ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Kettensilikatminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Jadeit, Namansilith, Kosmochlor, Natalyit und Jervisit in der Gruppe der „C2/c Klinopyroxene (Na-Klinopyroxene)“ mit der System-Nr. 65.01.03c innerhalb der Unterabteilung „Kettensilikate: Einfache unverzweigte Ketten, W=1 mit Ketten P=2“ zu finden.

Die Endgliedzusammensetzung von Aegirin (NaFe3+Si2O6) besteht aus 9,95 % Natrium (Na), 24,18 % Eisen (Fe), 24,32 % Silicium (Si) und 41,56 % Sauerstoff (O).[5]

Durch Mischkristallbildung mit Hedenbergit (CaFe2+Si2O6) ist jedoch oft ein Teil des Natriums durch Calcium vertreten (substituiert). Zusätzlich können durch Diadochie auch Anteile an Magnesium, Titan, Vanadium sowie geringe Gehalte an Seltenen Erden, Beryllium, Zirconium, Thorium und Mangan vorhanden sein.[12]

Kristallstruktur

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Aegirin kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15 mit den Gitterparametern a = 9,66 Å; b = 8,80 Å; c = 5,29 Å und β = 107,4° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Modifikationen und Varietäten

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Eine manganhaltige Varietät von Aegirin wird als Urbanit bezeichnet.[4]

Bildung und Fundorte

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Aegirin (grün-schwarz) und Rhodochrosit (rosa) auf Nenadkevichit (rötlichbraun) vom Mont Saint-Hilaire in Québec, Kanada
Eudialyt-Aegirin-Aggregat vom Chibinen (Halbinsel Kola), Größe: 5,4 × 4,3 × 2,6 cm

Aegirin bildet sich in magmatischen Gesteinen wie Syenit, Karbonatit, aber auch in basischen Graniten. Begleitminerale sind unter anderem Aenigmatit, Apophyllit, Arfvedsonit, Astrophyllit, Katapleiit, Eudialyt, verschiedene kaliumhaltige Feldspate, Nephelin, Riebeckit und Serandit.

Als häufige Mineralbildung ist Aegirin an vielen Fundorten anzutreffen, wobei bisher rund 1200 Fundorte dokumentiert sind (Stand: 2020).[13]

Neben seinen Typlokalitäten Rundemyr (Nedre Eiker, Buskerud) und Låven (Vestfold) trat Aegirin in Norwegen noch in vielen weiteren Regionen der Provinzen Trøndelag, Oppland, Oslo und Telemark auf.

In Deutschland konnte Aegirin unter anderem in mehreren Regionen des Schwarzwaldes, am Kaiserstuhl und im Odenwald in Baden-Württemberg; am Großen Teichelberg und bei Bad Berneck im Fichtelgebirge in Bayern; bei Perlenhardt-Königswinter und Wachtberg (Hohenburg) in Nordrhein-Westfalen; am Ettringer Bellerberg bei Ettringen in Rheinland-Pfalz sowie bei Brunsbüttel, Schwedeneck (Stohl) und Groß Pampau in Schleswig-Holstein gefunden werden.

In Österreich fand sich das Mineral am Pauliberg im Burgenland; Pleschitzkogel in Kärnten; Schlossberg und Puchberg am Schneeberg (in Niederösterreich); am Einberg und in der „Grube Haagen“ bei Abtenau sowie am Grabenbach und am Grubach bei Golling an der Salzach in Salzburg; im Gipsbergwerk bei Bad Aussee in der Steiermark; am Tarntaler Köpfe in Tirol und bei Dalaas im Vorarlberg.

In der Schweiz trat Aegirin bisher nur in Ausserferrera und im Val Starlera im Hinterrheintal sowie im Val Lumnezia im Kanton Graubünden auf.

Bekannt aufgrund außergewöhnlicher Aegirinfunde sind zudem der Mount Malosa nahe Zomba in Malawi sowie die Umgebung des Langesundsfjord in der ehemaligen norwegischen Provinz Vestfold, wo gut ausgebildete, prismatische Kristalle von bis zu 15 bzw. 30 cm Größe gefunden werden konnten. Des Weiteren lassen sich auch am Mont Saint-Hilaire in Québec und anderen Regionen in Kanada sowie auf der Halbinsel Kola und vielen anderen Regionen in Russland gute Aegirinkristalle finden.[14]

Weitere Fundorte sind Afghanistan, Algerien, Angola, die Antarktis, Argentinien, Armenien, Äthiopien, Australien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Chile, China, Frankreich, Französisch-Polynesien, Griechenland, mehrere Regionen in Grönland, Guatemala, Guinea, Guyana, Honduras, Indien, mehrere Regionen in Italien, Japan, Kamerun, auf der Kanalinsel Jersey, Kasachstan, Kenia, Kirgisistan, die Demokratische Republik Kongo, Libyen, Madagaskar, Mali, Marokko, Mexiko, Mongolei, Myanmar, Namibia, Neuseeland, Niger, Nigeria, Nordkorea, Nordmazedonien, Pakistan, Paraguay, Peru, Polen, Portugal, Réunion, Rumänien, St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha, Sambia, Saudi-Arabien, Schweden, Slowakei, Somalia, Spanien, Südafrika, Tadschikistan, Tansania, Tschechien, Türkei, Uganda, der Ukraine, Ungarn, Venezuela, im Vereinigten Königreich, viele Regionen in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA), Vietnam sowie Belarus.[15]

  • Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer, Berlin [u. a.] 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 95.
Commons: Aegirine – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 621.
  4. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. a b David Barthelmy: Aegirine Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 12. Januar 2020 (englisch).
  6. a b c Aegirine. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 80 kB; abgerufen am 12. Januar 2020]).
  7. a b c d e f Aegirine. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 12. Januar 2020 (englisch).
  8. Tore Prestvik, Calvin G. Barnes: A new occurrence of aegirine in Norway. In: Norwegian Journal of Geology. Band 87, 2007, ISSN 0029-196X, S. 451–456 (foreninger.uio.no [PDF; 1,2 MB; abgerufen am 12. Januar 2020]).
  9. Schefferite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 12. Januar 2020 (englisch).
  10. Subcommite on Pyroxenes, CNMMN; Nobuo Morimoto: Nomenclature of Pyroxenes. In: The Canadian Mineralogist. Band 27, 1989, S. 143–156 (mineralogicalassociation.ca [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 11. November 2018]).
  11. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  12. Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 525.
  13. Localities for Aegirine. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 12. Januar 2020 (englisch).
  14. Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 235.
  15. Fundortliste für Aegirin beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 12. Januar 2020.