Preußische G 12

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von ÖBB 658)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
G12 (Preußen, Elsaß-Lothringen, Baden, Württemberg)
XIII H Bauart 1919 (Sachsen)
DR-Baureihe 582–5, 10–21
ÖBB Reihe 658
PKP Reihe Ty 1
BDŽ-Baureihe 13

JDŽ 30-101 – 150/JŽ 36-001 – 049

DR 58 261 in Potsdam (1993)
DR 58 261 in Potsdam (1993)
DR 58 261 in Potsdam (1993)
Nummerierung: DR 58 201–225, 231–272, 281–303, 311–318, 401–462, 501–543, 1002–2148
Anzahl: 1479 - 1500 gebaut

DR bei der Gründung: 1346 - 1361

Nach dem Zweiten Weltkrieg:

DR: 496 - 540

DB: 535

Polen: 134

Österreich: 7

Bulgarien: 42

Jugoslawien: 50

Hersteller: Henschel und andere
Baujahr(e): 1917–1924
Ausmusterung: 1953 (DB)
1976 (DR)
Bauart: 1’E h3
Gattung: G 56.16
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 18.495 mm
Leermasse: 85,4 t
Dienstmasse: 95,7 t
Dienstmasse mit Tender: 141,3 t (mit Tender 3 T 20 und vollen Vorräten)
Reibungsmasse: 82,5 t
Radsatzfahrmasse: 16,7 t
Höchstgeschwindigkeit: 65 km/h
Indizierte Leistung: 1.133 kW/ 1540 PSI
Anfahrzugkraft: ≈ 253 kN
Treibraddurchmesser: 1400 mm
Laufraddurchmesser vorn: 1000 mm
Zylinderanzahl: 3
Zylinderdurchmesser: 570 mm
Kolbenhub: 660 mm
Kesselüberdruck: 14 bar
Anzahl der Heizrohre: 189
Anzahl der Rauchrohre: 34
Heizrohrlänge: 4800 mm
Rostfläche: 3,88 m²
Strahlungsheizfläche: 14,19 m²
Rohrheizfläche: 176,66
Überhitzerfläche: 68,42 m²
Verdampfungsheizfläche: 190,85 m²
Tender: pr 3 T 20, pr 2’2’ T 31,5, sä 3 T 21
Wasservorrat: 20,0/21,0/31,5 m³

Die Gattung G 12 der Preußischen Staatseisenbahnen ist eine Baureihe von Güterzuglokomotiven mit der Achsformel 1’E. Sie ist der Vorgänger der ab 1926 gebauten Reichsbahn-Einheitslok-Baureihe 44 und gilt als erste in Deutschland einheitlich beschaffte Lokomotivgattung, da sie an Preußen, Baden, Württemberg und Sachsen geliefert wurde. Sie war ursprünglich als Kriegslok gedacht.

Die G 12 wurde konstruiert, da es sich im Ersten Weltkrieg als sehr nachteilig für die Instandhaltung und Bedienung der Lokomotiven erwiesen hatte, dass jede Länderbahn ihre eigenen Lokomotivtypen hatte und es auch keine Normierung gab. Die Heeresbahnen brauchten eine schnelle, starke Güterzuglokomotive, die aber keine zu hohe Achslast besaß. Die G 12[1] entstand auf Basis der Preußischen G 12.1 und einer von Henschel für die Anatolische Eisenbahn (CFOA) gebauten 1’E-Lokomotive (siehe Preußische G 12 (Bauart CFOA)).

Die Lokomotiven wichen in einigen Punkten von den bisherigen Prinzipien des preußischen Lokomotivbaus ab. So hatten sie erstmals einen durchgehenden Barrenrahmen und einen oberhalb des Rahmens angeordneten breiten Belpaire-Stehkessel mit großer Rostfläche.

Zwischen August 1917 und 1921 wurden von Preußen insgesamt 1.168 Exemplare dieses Typs beschafft (darunter auch Maschinen, die von den Heeresbahnen gekommen waren oder eigentlich für Elsaß-Lothringen bestellt waren). Die Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen ließen 118, die Badische Staatsbahn 98, die Sächsische Staats-Eisenbahnen 62 und die Württembergische Staats-Eisenbahnen 43 Fahrzeuge bauen. Baden hatte 1920 zehn weitere Exemplare von der Preußischen Staatsbahn gekauft. Die letzten acht württembergischen Lokomotiven sollten zunächst mit preußischen Betriebsnummern in Dienst gestellt werden. Die letzten 20 sächsischen Lokomotiven wurden schon mit ihren Reichsbahnnummern geliefert.

Die sächsischen Lokomotiven wurden wie die Vorgängerbauart als Gattung XIII H bezeichnet; Baden und Württemberg übernahmen die preußische Bezeichnung G 12. Nur die Bayerischen Staatsbahnen selbst sowie die Eisenbahnen Mecklenburgs und Oldenburgs beschafften keine eigenen G 12 (in Bayern nutzte man jedoch schon zu Beginn der 1920er Jahre preußische Maschinen, im norddeutschen Flachland genügten noch kleinere Loks wie die pr. G 82); dennoch kann die G 12 als Vorläufer der Einheitsloks in Deutschland angesehen werden.

Die meisten Loks dieser Bauart wurden von der Reichsbahn übernommen. Dort erhielten sie folgende Betriebsnummern:

  • Badische G 12: 58 201–225, 231–272, 281–303, 311–318
  • Sächsische XIII H: 58 401–462
  • Württembergische G 12: 58 501–543
  • Preußische G 12: 58 1002–2143, (2144–2148).

Die 58 1001 war keine G 12, sondern eine in Deutschland verbliebene Maschine für die CFOA.

Um 1930 wurden sechs Maschinen auf Kohlenstaubfeuerung umgerüstet. STUG und AEG bewährten sich aufgrund ihrer komplizierten Mechanismen nicht gut. In den 1950er Jahren wurden bei der DR dann 55 G 12 auf die neue Kohlenstaubfeuerung Bauart Wendler umgebaut. Bis auf 58 1353 erhielten alle umgebauten Lokomotiven einen vierachsigen Tender. Später erhielt auch die 58 1353 einen Vierachser.

Im Zweiten Weltkrieg wurden die 58 2144 aus Polen und die 58 2145–2148 aus Luxemburg eingereiht. 1955 erhielten drei polnische Rückgabeloks, deren Reichsbahnnummer man zunächst nicht feststellen konnte, die Betriebsnummern 58 2144–2146 in Zweitbesetzung.

Die Deutsche Bundesbahn musterte ihre Exemplare bis 1953 aus. Bei der DR wurde die Baureihe 58 zur zahlenmäßig drittstärksten Baureihe. In Sachsen bildeten sie als stärkste Güterzugloks bis in die 1970er Jahre das Rückgrat im Güterverkehr. Sachsen hatte auch insgesamt 62 Loks bauen lassen, die später unter den Nummern 401 – 462 eingenummert wurden. Der Bestand der Baureihe 58 bei der DR verminderte sich von 496 Maschinen am 1. Juli 1950 auf 423 Loks zum 1. Juli 1965.[2] Die Deutsche Reichsbahn hatte 1968 noch 300 Maschinen im Einsatz. Bei Einführung der EDV-Nummern im Jahr 1970 wurde bei den dreistelligen Betriebsnummern im Allgemeinen eine Eins an der Tausenderstelle eingefügt. Die letzten Lokomotiven wurden 1976 ausgemustert. 56 Lokomotiven wurden von der Deutschen Reichsbahn von 1958 bis 1962 zur Rekolok der Baureihe 58.30 umgebaut. Bis heute sind mit der 58 261 (Chemnitz-Hilbersdorf) und 58 311 (Ettlingen) zwei ehemals badische Altbaulokomotiven und mit 58  1616 (ehemaliger Dampfspender, Hermeskeil) eine Lokomotive preußischen Ursprungs in Deutschland erhalten geblieben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verblieben die 58 1669, 1746, 1767, 1904, 1917, 2122 und 2132 auf österreichischem Staatsgebiet. Die 58 1669 wurde 1949 an die DB zurückgegeben, die 58 1904 im Jahr 1951 ausgeschieden und die 58 1917 gelangte 1949 in die Sowjetunion. Die restlichen vier Maschinen bildeten unter Beibehaltung der Ordnungsnummer die ÖBB Reihe 658. Alle Maschinen wurden bis 1966 ausgemustert.

48 preußische sowie zwei badische G 12 waren nach 1945 in Jugoslawien verblieben, wo sie zunächst als 30-101 – 150 und später als 036-001 – 050 eingereiht wurden.[3] Die 36-013 (ehemals 58 1226) ist im Eisenbahnmuseum Ljubljana ausgestellt.

Die bulgarische Staatsbahn BDŽ mietete während des Zweiten Weltkrieges Lokomotiven der Baureihe 58 an, insgesamt um die 100 Stück. Nicht alle Lokomotiven konnten vor Ende des Krieges wieder zurückgeführt werden. Die verbliebenen Exemplare wurden zunächst von der Roten Armee als deutsches Eigentum beschlagnahmt. Die BDŽ erwarb schließlich 1946 insgesamt 42 der verbliebenen Lokomotiven von der Sowjetunion und reihte sie als BDŽ-Baureihe 13 ein.[4] Sie wurden bis Anfang der 1970er Jahre eingesetzt.

Die nach 1945 in Polen verbliebenen Lokomotiven bekamen die PKP Baureihenbezeichnung Ty1.

Die G 12 waren überwiegend mit Schlepptendern der Bauarten pr 3 T 20 oder pr 2’2’ T 31,5 ausgestattet. Die sächsischen XIII H liefen allerdings mit dem etwas größeren Tender sä 3 T 21, wodurch auch die Fahrzeuglänge stieg. Da beim Umbau auf Kohlenstaubfeuerung Wasserkastenvolumen verloren geht, wurden in der Nachkriegszeit hierfür nur große pr 2’2’ T 31,5 oder Einheitstender verwendet.

Mit einer Achslast von 16 Tonnen konnte die G12 in der Ebene die Grenzlast von 2.700 Tonnen mit 40 km/h schleppen.[5] Damit kam sie fast an die Leistung der Reichsbahn-Nachfolger-Baureihe 44 heran. Die Reko-Version 58.30 war in der Ebene auf dem gleichen Leistungsniveau wie die Baureihe 44.[6] Auf Steilstrecken mit einer Steigung von 1:40 betrug die Grenzlast 500 Tonnen.[7]

G 12 bei der Badischen Staatsbahn

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
BadStB G 12 (58 311) als 58 1111 im Bahnhof Straßgräbchen-Bernsdorf

Die Badische Staatsbahn beschaffte ab 1918 98 Lokomotiven der Gattung G 12. Zehn Lokomotiven wurden von der Preußischen Staatsbahn erworben (ehemals Kattowitz 5555–5559 und Erfurt 5568–5572), 76 wurden zwischen 1918 und 1921 bei der Maschinenbau-Gesellschaft Karlsruhe gefertigt und zwölf kamen 1921 von Brown, Boveri & Cie. Die Lokomotiven erhielten die Bahnnummern 972–996, 1017–1081 und 1125–1132. Bei der Reichsbahn erhielten sie dann die Betriebsnummern 58 201–225, 58 231–272, 58 281–303 und 58 311–318.

Ausschnitt einer technischen Zeichnung der Dampflokomotive Nummer 58 261 der Deutschen Reichsbahn

Einige Lokomotiven der Baureihe sind als Museumsloks erhalten. Die Dampflok 58 311 im Besitz der Ulmer Eisenbahnfreunde ist mit Unterbrechungen seit 1985 fahrbereit. Sie wird für Museumsfahrten, Sonderfahrten und reguläre Baufahrten eingesetzt.[8][9]

  • Thomas Frister, Hansjürgen Wenzel (Hrsg.): Lokporträt Preußische G 12, Die Baureihen 58.2-3, 58.4, 58.5 und 58.10-21. EK-Verlag, Freiburg 2010, ISBN 978-3-88255-384-0 (Eisenbahn-Bildarchiv 44).
  • Ingo Hütter: Die Dampflokomotiven der Baureihen 54 bis 59 der DRG, DRB, DB und DR. DGEG Medien, Werl 2015, ISBN 978-3-937189-85-7.
  • Gerhard Dambacher Buch Baureihe 58 Die legendäre G12
Commons: Preußische G 12 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Krupp: Krupp im Dienste der Dampflokomotive. 1940, abgerufen am 26. Mai 2023.
  2. [Gerhard Dambacher, Baureihe 58 - Die legendäre G12]
  3. I. Hütter, S. 488
  4. Dimiter Dejanow: Die Lokomotiven der Bulgarischen Staatsbahnen. Slezak, Wien 1990, ISBN 3-85416-150-6, S. 77.
  5. [Stars der Schiene - Baureihe 58]
  6. [Stars der Schiene - Baureihe 58.30]
  7. [Stars der Schiene - Baureihe 58]
  8. Die badische G12 - 58 311. In: uef-dampf.de. Ulmer Eisenbahnfreunde e.V., abgerufen am 7. Juli 2024.
  9. Florian Krekel: Kurios: Dampflok 58 311 aus Ettlingen zieht wieder reguläre Güterzüge. In: bnn.de. Badische Neueste Nachrichten, 6. Juli 2024, abgerufen am 7. Juli 2024.