Humanistischer Verband Österreich

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Humanistischer Verband Österreich
(HVÖ)
Rechtsform Verein
(ZVR: 867194788)
Gründung 2. April 1948[1]
Sitz Enzersdorf an der Fischa
Zweck Vertretung säkular-humanistischer Interessen
Präsident Andreas Gradert
Website www.humanisten.at

Der Humanistische Verband Österreich (HVÖ) ist eine österreichische säkular-laizistische Freidenkerorganisation. Er hat seinen Sitz in Wien und wurde 1978 unter dem Namen Freidenkerbund Österreich gegründet. Im Juni 2018 wurde er in „Humanistischer Verband Österreich“ umbenannt.[2]

Schwerpunkte, Ziele und Tätigkeiten

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Der Humanistische Verband Österreich (HVÖ) besteht zum Großteil aus Atheisten und Agnostikern und bekennt sich zu Aufklärung, Humanismus und den Menschenrechten. Der Verband übt Religionskritik und lehnt religiöse, magische oder esoterische Welterklärungsmodelle ab. Die Schwerpunkte, Ziele und Tätigkeiten des Verbandes liegen in der Vertretung säkular-humanistischer Interessen, in der Trennung von Staat und Religion, in der Abschaffung der - von ihm so gesehenen - Privilegien der Religionsgemeinschaften und in der Förderung eines in ihrer Sicht rationalen Weltbildes – nicht zuletzt durch die Einführung von verpflichtendem Ethikunterricht an allen Schulformen und Schulstufen mit der Initiative ethics4all.at.[3] Der Verband bietet – nach deutschem und angelsächsischem Vorbild – humanistische Riten bei Lebensfeiern an und organisiert Veranstaltungen zu humanistischen Themen; u. a. zu einem selbstbestimmten Lebensende (Sterbehilfe), zur Frauenemanzipation und Gleichberechtigung und zu LGBTQ-Angelegenheiten. Der HVÖ bietet in Zukunft auch Kurse an, um sich als humanistischer Trauerredner ausbilden zu lassen.[4] Am 30. November 2019 fand an der Universität Wien der vom HVÖ veranstaltete Erste Humanistenkongress Österreichs unter dem Thema Ethik ohne Gott mit internationaler Beteiligung von Referenten aus dem In- und Ausland statt, der u. a. auch die neuen Schwerpunkte und Ziele des Verbandes vorstellte.[5][6][7]

1887 wurde in Wien ein „Verein der Konfessionslosen“ gegründet. Dieser dehnte sich unter mehrfacher Umbenennung auf weitere Gebiete Deutschösterreichs aus und stand Liberalen und Sozialdemokraten nahe. Die Nachfolgeorganisation in der Ersten Republik nannte sich „Österreichischer Freidenkerbund“ und hatte rund 65.000 Mitglieder, die überwiegend mit der SPÖ und z. T. mit der KPÖ sympathisierten - 1930 kam es zu einer KPÖ-nahen Abspaltung. Unter dem klerikal geprägten Austrofaschismus wurde der Freidenkerbund im Juni 1933 als erste sozialdemokratische Kulturorganisation per Notverordnung verboten. 1948 erfolgte eine Neugründung, der allerdings vom SPÖ-Innenminister Oskar Helmer eine Anerkennung als Rechtsnachfolger der Vorkriegsorganisation verweigert wurde, was dazu führte, dass der Verein sein beschlagnahmtes Vereinsvermögen nicht zurückerhielt. Die Distanzierung der SPÖ vom Freidenkerbund resultierte aus deren Rücksichtnahme auf den kirchennahen Koalitionspartner ÖVP. Am 12. Dezember 1970 wurde der Freidenkerbund durch Beschluss einer außerordentlichen Hauptversammlung aufgelöst.

Von der Wiedergründung bis zur Gegenwart

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1978 erfolgte unter der Leitung von Richard Klucsarits eine erneute Gründung des Freidenkerbundes (FDBÖ) als parteipolitisch unabhängige Organisation mit dem Beinamen „Institut für wissenschaftliche Weltanschauung“. Klucsarits war Archivar der SPÖ, leitete den Verband bis 1985 und spionierte für die Ostblock-Geheimdienste Sbor národní bezpečnosti und Államvédelmi Hatóság.[8] 2007 spaltete sich die oberösterreichische Landesgruppe vom FDBÖ ab und ist seitdem unter dem Namen „Allianz für Humanismus und Atheismus“ selbständig, 2024 gliederte sich die Allianz für Humanismus und Atheismus wieder in den Humanistischem Verband Österreich ein und wurde zum Landesverband Öberösterreich.

Der Freidenkerverband führt eher ein Schattendasein. Der Grund dafür ist laut Joachim Riedl, dass in der zunehmend säkularisierten österreichischen Gesellschaft organisierte Religionsgegner als Sektierer empfunden würden, denen Glaubensskeptiker ähnlich gleichgültig wie den Kirchen gegenüberstehen. Zum Beispiel konnte der FDBÖ gegen den Papstbesuch in Österreich 2007 nur knapp 150 Teilnehmer zu einer Demonstration mobilisieren.[9] Präsident des Freidenkerbundes war ab 2012 Gerhard Engelmayer.[10][11] Seit März 2022 leitet Andreas Gradert[12] als Präsident den Verband, Vizepräsident ist Balázs Bárány.[13]

Das Bundesorgan hieß seit 1978 Der Freidenker – Geist und Gesellschaft, nannte sich dann vorübergehend freidenkerIn und erschien dann quartalsmäßig unter dem Titel freidenker.[14][15] 2020/21 erschien der freidenker als Leistungsbericht des HVÖ nur mehr jährlich. 2022 wurde auf monatliche Erscheinung umgestellt und Inhalte werden vermehrt beim deutschen Humanistischen Pressedienst veröffentlicht.

Mitgliedschaften

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Einzelnachweise

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  1. Vereinsregisterauszug: 867194788. Bundesministerium für Inneres, 19. Mai 2022, abgerufen am 19. Mai 2022.
  2. Vereinsregistereintrag ZVR-Zahl 867194788
  3. Ethikunterricht für alle. Abgerufen am 19. März 2021 (deutsch).
  4. Clara Akinyosoye: Humanistischer Verband will Trauerredner ausbilden. 31. Oktober 2019, abgerufen am 23. April 2021.
  5. Programm Österr. Humanistenkongress abgerufen am 8. Jänner 2020
  6. Presseaussendung Österr. Humanistenkongress abgerufen am 8. Jänner 2020
  7. religionORF.at: Soziologe Gottes - Religion im Radio. 11. Dezember 2019, abgerufen am 24. April 2021.
  8. Aufgedeckt: Der Spion in der SPÖ-Zentrale
  9. Joachim Riedl: Österreich – Die Gottlosen, Die Zeit (Österreichausgabe) vom 13. September 2007.
  10. Gerhard Engelmayer
  11. Vereinsregistereintrag ZVR-Zahl 867194788
  12. Andreas Gradert
  13. Das HVÖ-Team, auf humanisten.at, abgerufen am 2. Mai 2022
  14. Gerhard Engelmayer: HPD - Was ist das? In: Freidenker. Nr. 4, 2019.
  15. Gerhard Engelmayer: Willkommen Österreich! Humanistischer Pressedienst, 14. Januar 2020, abgerufen am 27. September 2020.