Augustabkommen
Die Augustabkommen waren Abkommen, die zwischen den Streikkomitees und der Regierung der Volksrepublik Polen im Sommer 1980 geschlossen wurden. Oft wird auch der Begriff Danziger Abkommen gebraucht, es ist das Abkommen zwischen dem Danziger Streikkomitee und Vertretern der damaligen polnischen Regierung. Es ist das von der Öffentlichkeit am meisten beachtete Abkommen und gehört zu einer Reihe von Abkommen, die Ende August und Anfang September 1980 unterzeichnet wurden und zum Ende der August-Streiks in Polen führten. Es waren die ersten Abkommen, in denen eine kommunistische Regierung die Opposition legalisierte. Diese Abkommen erlangten quasi Verfassungsrang in Polen.[1][2]
Die Abkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Am 30. August 1980 wurde das Abkommen in Stettin von Marian Jurczyk und Kazimierz Barcikowski als Vertreter der Regierung unterschrieben.[3][4]
- Am 31. August 1980 wurde das Abkommen zwischen dem Danziger überbetrieblichen Streikkomitee von Lech Wałęsa und dem damaligen Vizeministerpräsidenten Mieczysław Jagielski auf der Leninwerft unterzeichnet.[5][4]
- Am 3. September 1980 wurde das Abkommen in Jastrzębie-Zdrój von Jarosław Sienkiewicz und Aleksander Kopeć als Vertreter der Regierung unterzeichnet.[6][4]
- Am 11. September wurde das Abkommen in der Huta Katowice in Dąbrowa Górnicza von Zbigniew Kupisiewicz und Franciszek Kaim als Vertreterin der Regierung unterschrieben.[7]
21 Forderungen des Überbetrieblichen Streikkomitees
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Abkommen bestand aus 21 Punkten. Es wurde die Bildung von unabhängigen Gewerkschaften vereinbart, daraus ging anschließend die Solidarność hervor. Des Weiteren wurden beschlossen: die Errichtung einer Gedenkstätte für die Opfer des Aufstandes von 1970, Lohnerhöhungen, eine bessere Versorgung mit Lebensmitteln, die Veröffentlichung der Schlussakte von Helsinki, keine Repressalien gegen die Teilnehmer der Streiks, Abschaffung der Zensur und die Veröffentlichung der Vereinbarung in den Medien.[3][2][8] Das Abkommen von Danzig gehört zum Weltdokumentenerbe.[9]
Die Abkommen, die in Stettin und Jastrzębie-Zdrój unterzeichnet wurden, waren zum größten Teil identisch mit dem Danziger, enthielten aber auch einige Abweichungen. So wird im Abkommen von Stettin nur von selbstverwalteten Gewerkschaften gesprochen im Gegensatz zum Danziger Abkommen, dort wird von unabhängigen, selbstständigen Gewerkschaften gesprochen. Der Hauptunterschied zwischen dem Danziger und dem Abkommen von Jastrzębie-Zdrój bestand darin, dass für die Bergarbeiter eine 5-Tage-Woche, die Abschaffung des 4-Schicht-Systems, sowie eine Verringerung des Renteneintrittsalters vereinbart wurde.[2]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gerd Kriwanek: Polen, Solidarität als Hoffnung. Zürich 1981, ISBN 3-280-01292-9.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Deutschland und Europa.de (deutsch, abgerufen am 17. Mai 2012)
- ↑ a b c Gerd Kriwanek: Polen-Solidarität als Hoffnung 1981, S. 94–96.
- ↑ a b Wikisource (polnisch, abgerufen am 28. Januar 2012)
- ↑ a b c Die sowjetische Polenpolitik Anfang der 1980er Jahre und die Verhängung des Kriegsrecht in der Volksrepublik Polen. ISBN 3-643-10771-4, S. 175.
- ↑ Die herbeigeredete Revolution. auf: spiegel.online (abgerufen am 28. Januar 2012)
- ↑ Wikisource (polnisch, abgerufen am 28. Januar 2012)
- ↑ wiadomosci.gazeta.pl: Feierlichkeiten zum Gedenken an die Ereignisse vor 30 Jahren ( vom 4. März 2016 im Internet Archive) (polnisch)
- ↑ 21 Forderungen. Archiviert vom am 11. August 2014; abgerufen am 21. Juni 2021.
- ↑ Twenty-One Demands, Gdañsk, August 1980. The birth of the SOLIDARITY trades union – a massive social movement | United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization. Abgerufen am 28. August 2017 (englisch).