Wynental- und Suhrentalbahn

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Wynental- und Suhrental-Bahn
Modernisierter Doppeltriebwagen ABe 4/8
Modernisierter Doppeltriebwagen ABe 4/8
Strecke der Wynental- und Suhrentalbahn
Streckennummer (BAV):643 (Aarau–Schöftland)
644 (Aarau–Menziken)
Fahrplanfeld:643, 644
Streckenlänge:32,2 km
Spurweite:1000 mm (Meterspur)
Stromsystem:750 V =
Maximale Neigung: Aarau–Schöftland: 45
Aarau–Menziken:  35 
Minimaler Radius:27 m
Aarau Rathausplatz (Spitzkehre)
Aarau Bahnhofplatz
Aarau SBB
Tunnel Aarau WSB (260 m) Aarau WSB 0,0
Binzenhof 1,0
Aarau Gais
Distelberg 1,8
Aarau Torfeld
Unterentfelden Post 2,7
1,6 Buchs AG
Unterentfelden Oberdorf 3,2
2,1 Steinfeld
Oberentfelden Uerkenbrücke 3,8
2,8 Suhr Schweizerhof
Suhre
Oberentfelden Engelplatz 4,3
3,4 Suhr Ausweiche
Oberentfelden
4,2 Suhr
Oberentfelden Gütergleis 4.5
Autobahn A1
Oberentfelden Süd 5.1
Autobahn A1 (65 m)
4,8 Gränichen Töndler
Muhen Nord 5,8
5,4 Gränichen
Wyna
Muhen 6,4
6,2 Gränichen Oberdorf
Mittelmuhen 7,0
Wyna
Suhre
Obermuhen 7,4
7,7 Bleien Liebegg
Suhre
9,4 Teufenthal
11,1 Unterkulm Nord
Hirschthal 8,5
11,5 Unterkulm
Schöftland Nordweg 9,6
12,4 Oberkulm Post
Schöftland 10,2
12,7 Oberkulm
13,0 Oberkulm
14,6 Schorenbrücke
Wyna
15,7 Gontenschwil
Wyna
16,5 Zetzwil
18,0 Leimbach AG
Alu Menziken
Reinach WSB 20,1
20,1 Reinach AG Nord
von Beinwil am See
alte Streckenführung bis 2003
20,3 Reinach AG Mitte
Reinach Central 20,6
20,9 Reinach AG
Reinach Lindenplatz 20,9
Menziken-Burg 22,0
22,0 Menziken
nach Beromünster

Quellen: [1][2][3]

Die Wynental- und Suhrentalbahn (WSB) war eine schmalspurige Privatbahn im Kanton Aargau in der Schweiz. Sie trat von 2002 bis 2018 zusammen mit dem Busbetrieb Aarau unter dem Markennamen AAR bus+bahn auf, welche in der Region Aarau sowie in den Tälern der Wyna und der Suhre den öffentlichen Verkehr durchführte. Am 19. Juni 2018 fusionierte die WSB mit dem BDWM Transport zum Aargau Verkehr (AVA).[4] WSB bleibt hingegen als Produktname erhalten.[5]

Das WSB-Netz besteht aus zwei Strecken von Aarau nach Menziken im Wynental bzw. nach Schöftland im Suhrental. Das Streckennetz ist 32,2 Kilometer lang. Insgesamt werden 17 Gemeinden erschlossen. Jährlich werden rund 5,1 Millionen Fahrgäste befördert (Stand Ende 2009).[6] Die Züge verkehren werktags und samstags bis 20 Uhr im Viertelstundentakt, sonst halbstündlich. Seit Dezember 2012 werden auf dem WSB-Netz keine Güter mehr befördert.

Beide Bahnstrecken beginnen in Aarau auf der Südseite des SBB-Bahnhofs. Die WSB besitzt hier ein eigenes Bahnhofsgebäude mit einem überdachten Bahnsteig. Zwei Unterführungen dienen als Verbindung zum SBB-Bahnhof und zur Bahnhofstrasse.

Kurz nach Verlassen des Bahnhofs verläuft die Wynentalbahn auf dem Trassee der ehemaligen SBB-Bahnstrecke Aarau–Suhr. Im Bereich des Bahnhofs Suhr verläuft sie ein kurzes Stück parallel zur SBB-Bahnstrecke Zofingen–Lenzburg. Zwischen den Stationen Gränichen Töndler und Bleien Liebegg verläuft die Bahnstrecke rund 100 Meter von der Hauptstrasse entfernt dem Ufer der Wyna entlang. Anschliessend führt das Trassee neben der Hauptstrasse bis nach Oberkulm. Es folgt ein Abschnitt entlang einer Nebenstrasse bis Gontenschwil. Nach zwei engen Kurven wird bei Zetzwil wieder die Hauptstrasse erreicht. Nach Leimbach folgt erneut ein von Strassen unabhängiges Teilstück. Zwischen Reinach Nord und dem Endbahnhof in Menziken benutzt die WSB einen Abschnitt der ehemaligen Bahnstrecke Beinwil am See–Beromünster der SBB.

Die Suhrentalbahn führt nach Verlassen des Bahnhofs Aarau zunächst durch einen 260 Meter langen Tunnel und verläuft dann neben der Hauptstrasse. Die Ortsdurchfahrt von Unterentfelden und Oberentfelden erfolgt auf einer kurvenreichen Strecke. Beim Bahnhof Oberentfelden wird die SBB-Bahnstrecke Zofingen–Lenzburg niveaugleich und im rechten Winkel überquert. In der lang gezogenen Ortschaft Muhen verlief die Strecke einst mitten auf der Dorfstrasse, seit Dezember 2004 ist jedoch ein neues Teilstück in rund 50 Meter Entfernung in Betrieb. Bei der Endstation Schöftland befinden sich das Depot und die Betriebswerkstatt.

Niederflurzug mit alter Lackierung im Aarauer WSB-Bahnhof

Im Jahr 1871 gründeten einige Gemeinden im Wynental ein Komitee, das ein Konzessionsgesuch für zwei Eisenbahnstrecken einreichte. Diese sollten von Aarau über Oberkulm nach Reinach sowie von Beinwil am See über Reinach nach Menziken führen. Beide Strecken sollten normalspurig sein und von Dampflokomotiven befahren werden. Ein Jahr später bewilligten die Behörden des Kantons Aargau zwar das Projekt, dennoch konnte es nicht ausgeführt werden. Der Hauptgrund war die Uneinigkeit über die Linienführung durch das enge Tal. Nur der Abschnitt zwischen Beinwil am See und Reinach-Menziken wurde gebaut und 1887 eröffnet, dies jedoch durch die Seetalbahn (heute SBB). Die Strecke wurde 1906 bis Münster (dem heutigen Beromünster) verlängert.

Auch im Suhrental gab es Bestrebungen zum Bau einer Eisenbahn. Hier jedoch plante man von Beginn weg eine schmalspurige, elektrisch betriebene Bahn, die auf dem grössten Teil der Strecke als Strassenbahn verkehren sollte. Das 1896 von der Firma Brown, Boveri & Cie. (BBC) ausgearbeitete Projekt erhielt die Konzession, und bald darauf begannen die Arbeiten. Die Aarau-Schöftland-Bahn (AS) nahm am 19. November 1901 den Betrieb auf. Mittlerweile waren die Verantwortlichen auch im Wynental zur Einsicht gelangt, dass eine schmalspurige Strassenbahn wirtschaftlicher wäre. Im Januar 1903 begannen die Bauarbeiten. Die Eröffnung der Wynentalbahn (WTB) zwischen Aarau und Reinach erfolgte am 5. März 1904, deren Verlängerung nach Menziken einige Wochen später am 1. Mai. Beide Bahnen hatten ihren Ausgangspunkt auf dem Bahnhofplatz nördlich des Aarauer SBB-Bahnhofs und erhielten zu Beginn des Jahres 1906 eine Gleisverbindung. Die Verlängerung der AS über Schöftland hinaus nach Triengen (Anschluss an die Sursee-Triengen-Bahn) wurde nie realisiert.

1924 nahm die WTB einen eigenen Bahnhof am heutigen Standort südlich der SBB-Gleisanlagen in Betrieb. Dadurch ging der direkte Anschluss an die AS verloren, die weiterhin durch die Aarauer Innenstadt verkehrte. Die Streckenführung mitten auf der Strasse erwies sich zunehmend als problematisch, weshalb ab 1945 die beiden Bahnen Schritt für Schritt auf ein eigenes Trassee verlegt wurden. 1955 wurde in Aarau ein Stadtbusbetrieb aufgenommen, die Betriebsführung erfolgte von Anfang an durch die WTB. Am 24. Juni 1958 fusionierten die beiden seit 1939 von Paul Diem als gemeinsamen Direktor geleiteten Gesellschaften zur Wynental- und Suhrentalbahn (WSB),[7] obwohl die Bahnen betrieblich nicht miteinander verbunden waren. Diem blieb bis 1973 Direktor des neuen Unternehmens.

Erst ab 1967 bestand erneut eine Verbindung zwischen beiden Bahnstrecken, als das nördlichste Teilstück der Suhrentalbahn durch die Aarauer Innenstadt aufgehoben und in einen 260 Meter langen Tunnel verlegt wurde. Damit hatten beide Bahnen ihren Ausgangspunkt nun auf der Südseite des SBB-Bahnhofs. Auf den Fahrplanwechsel am 22. Mai 1977 wurde der Bahnpostverkehr auf der Wynental- und Suhrentalbahn eingestellt und der dafür verwendete Zi 54 auf die Rhätische Bahn (RhB) und später auf die Furka-Oberalp-Bahn (FO) versetzt.[8] Der DZ 56 wurde an die FO verkauft, wo er als DZ 4354 lief. Heute findet er als Generator- und Gepäckwagen eines Touristenzuges auf Madagaskar Verwendung.[9]

Die Eigentrassierung, also die Verlegung des Bahntrassees von der Strasse weg, machte grosse Fortschritte, beispielsweise 1967 zwischen Aarau und Distelberg oder 1985 eine völlig veränderte Streckenführung in Gränichen. Trotzdem gab es noch zahlreiche längere strassenbahnähnliche Teilstrecken. Sorgen bereitete vor allem der Abschnitt durch die Dörfer Reinach und Menziken im oberen Wynental. Auf der stark befahrenen Hauptstrasse fuhren die Bahnen mitten auf der Fahrbahn, teilweise im Gegenverkehr. Häufig kam es zu Unfällen mit erheblichem Sachschaden. Als 1991 auf der parallel verlaufenden normalspurigen Linie Beinwil am See–Beromünster der Personenverkehr eingestellt wurde, begannen die Planungen für die Verlegung der WSB-Strecke auf das nun frei gewordene SBB-Trassee. Die Umspurungs- und Anpassungsarbeiten begannen 1999 nach der Einstellung des Güterverkehrs. Das neue Teilstück Reinach Nord–Menziken konnte schliesslich am 15. Dezember 2002 eröffnet werden. Zwei Jahre später, am 5. Dezember 2004 wurde ein weiteres wichtiges Projekt dem Verkehr übergeben, die Verlegung der Suhrentalbahn in Muhen.

Damit blieb noch ein nennenswertes Teilstück mit strassenbahnähnlichem Charakter, nämlich der Abschnitt Aarau–Suhr der Wynentalbahn. Die SBB schlossen am 12. Dezember 2004 die normalspurige, im Jahr 1877 von der Nationalbahn gebaute Strecke Aarau–Suhr für den Personenverkehr. Diese verlief etwa dreihundert Meter östlich der Suhrer Tramstrasse, in der auch die WSB verkehrte. Der Grosse Rat des Kantons Aargau beschloss 2006 einstimmig die Verlegung der WSB auf das SBB-Trassee. Der Bund nahm das Projekt in die Liste der dringlichen Investitionen für den Agglomerationsverkehr auf, wodurch 50 % der Baukosten aus dem Infrastrukturfonds bezahlt werden konnten. Die Arbeiten an diesem Streckenabschnitt begannen 2008 und dauerten zwei Jahre. Seit dem 22. November 2010 verkehren die Züge der Wynentalbahn auf dem neuen Trassee.[10]

WSB-Zug in oranger VST-Einheitslackierung bei Muhen
Niederflur-Steuerwagen mit modernisiertem Triebwagen
AVA ABe 4/12 71 "Saphir" in Aarau
Triebwagen
  • BSe 4/4 116, (1901) Salonwagen mit Bar (Nostalgiefahrzeug), 2012 ausrangiert, seit Frühjahr 2023 wird das Fahrzeug auf Initiative des Vereins "Pro Salonwagen WSB" mit Unterstützung von Aargau Verkehr in der AVA-Werkstatt Schöftland restauriert; voraussichtliche Wiederinbetriebnahme 2024/5.
  • ex WTB Ce 4/4 1-4 (1904) SIG/MFO, alle abgebrochen
  • Be 4/4 7–8 (1954) verkauft an Stern & Hafferl Verkehrsgesellschaft, dort ET 23.111–112
  • Be 4/4 9–14 (1965–1966) ausrangiert, 2010–2012 noch BDt 84
  • Be 4/4 15–27 (1978–1979) ohne 18 (ausgebrannt), 2007–2012 modernisiert
  • ABe 4/8 ex Be 4/8 28–34 (1992–93)
  • ABe 4/8 28–32 und 35–39 (1992–93) ab 2010 aus 1 Hälfte WSB 28–32 und 1 Hälfte BDWM 21–25 zusammengebaut
  • ABe 4/12 70-74 (2019), Stadler Saphir I, Dreiwagenzüge[11]
  • ab 2025: 5 Stadler Saphir II, Zweiwagenzüge[12]
Steuerwagen
  • ABt 51–61 (2008–2009) Stadler Rail, Nr. 56 und 61 an TPC verkauft im Dezember 2023[13]
  • Bt 71–79 (Umbau 1978), ex B 41–49 (1965), 2009 ausrangiert, Drehgestelle für ABt 51–61
  • BDt 80–85 (1965), 2009/2012 ausrangiert, Drehgestelle teilweise für ABt 51–61
Gepäcktriebwagen
  • De 4/4 42 (1904) ausrangiert
  • De 4/4 43–45 (1974), 44 2009 abgebrochen nach Brandschaden, 43 und 45 mit Be 4/4 6 2013 abgebrochen
  • Jakob Heer: WSB: Wynental- und Suhrentalbahn. AT Verlag, Aarau 1984, ISBN 3-85502-196-1.
  • Peter J. Walker: Rails through the Suhre and Wyna Valleys, Switzerland. Part 1: History, Early Development and Near-Disaster. Light Railway Transport League, London 1964.
  • Thomas Eichenberger, Vom Gotthardzubringer zur S-Bahn. Die Wynental- und Suhrentalbahn, Chronos Verlag, Zürich 2023, ISBN 978-3-0340-1667-4
Commons: Wynental- und Suhrentalbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Hans Schweers: Eisenbahnatlas Schweiz. Schweers+Wall, 2012, ISBN 978-3-89494-130-7.
  2. Hans G. Wägli: Schienennetz Schweiz / Réseau ferré suisse. Schweizerische Bundesbahnen, Generalsekretariat, Bern 1980, S. 150.
  3. SBB. In: Online Fahrplan. Abgerufen am 31. August 2014 (Stationsnamen).
  4. Urs Helbling: Historisches Ereignis: Die Fusion aller Aargauer Bahnen ist geschafft. In: Aargauer Zeitung (Online) vom 20. Juni 2018
  5. Urs Helbling: Die beiden Bahnen BDWM und WSB sind Geschichte. In: Aargauer Zeitung (Online) vom 19. Juni 2018
  6. Geschäftsbericht 2012 Wynental- und Suhrentalbahn. (PDF, 1,2 MB) AAR bus+bahn, 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Dezember 2013; abgerufen am 18. November 2013.
  7. Andreas Steigmeier: Paul Diem. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 28. Februar 2003, abgerufen am 15. April 2020.
  8. Eisenbahn Amateur 06/1977 S. 339.
  9. Trans Lemurie Express auf der Homepage der Madagassischen Eisenbahnen
  10. Neues WSB-Trassee in Buchs eröffnet. Schweizer Radio DRS, 21. November 2010, abgerufen am 25. März 2024.
  11. Aargau Verkehr: Datenblatt. Archiviert vom Original am 11. März 2020; abgerufen am 18. Januar 2019.
  12. Auftrag über 40 Millionen Franken: Stadler liefert fünf Züge in den Aargau. In: Tagblatt. Abgerufen am 22. Januar 2023.
  13. Matthias Rellstab: Aargauer Steuerwagen fahren bald im Chablais. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 2. Minirex, 2024, ISSN 1022-7113, S. 56.