St. Adalbero (Würzburg)

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Blick auf die Adalberokirche

St. Adalbero ist eine 1899 eröffnete katholische Pfarrkirche (genannt Adalberokirche oder auch Sanderauer Dom), war ab 1905 eine Expositur und ist seit 1914 auch eine Pfarrei[1] im Würzburger Stadtteil Sanderau, der sich im Süden gleich an die Innenstadt anschließt. Sie bildet zusammen mit der Kirche St. Andreas die Pfarreiengemeinschaft Sanderau und ist ein herausragendes Beispiel neuromanischer Architektur. Die kunstgeschichtliche Bedeutung der Adalberokirche für Würzburg besteht vor allen Dingen darin, dass zur Zeit der Erbauung alle in Würzburg ansässigen Bildhauer und Kunstmaler am Innenausbau mitgewirkt haben.

Fenster im Chorraum (Wladimir Olenburg)
Südportal
Innenraum

Die Sanderau ist das älteste der im Verlauf des 19. Jahrhunderts außerhalb des Ringparks angelegten Wohnviertel. Lange Zeit vermisste man dort jedoch eine angemessene Pfarrkirche für die wachsende Bevölkerung.

Die Adalberokirche wurde schließlich 1894 bis 1899 nach Vorlagenzeichnungen des berühmten Dombaumeisters Franz Josef Ritter von Denzinger (unter anderem verantwortlich für den Wiederaufbau des Frankfurter Kaiserdoms und den Bau der Dreikönigskirche) dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend im historisierenden Stil der Neuromanik errichtet und ist dem heiligen Adalbero von Würzburg geweiht, der zur Zeit des Investiturstreits als Bischof in Würzburg wirkte. Ausführender Baumeister war der Architekt Joseph Schmitz, der in der Hauptsache fränkisches Muschelkalkgestein verwendete. Es entstand eine auf terrassiertem Gelände gelegene, freistehende Basilika in strengen neuromanischen Formen (u. a. mit Querhaus, Vierungsoktogon und beeindruckender Zweiturmfassade).

Durch den Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurde die Kirche sehr stark beschädigt. Die Altäre, der Kreuzweg und andere wertvolle Kunstgegenstände sind erhalten geblieben. Die provisorische Restaurierung nach 1946 konnte erst in den 1980er und 1990er Jahren im Rahmen einer umfangreichen Restaurierung korrigiert werden. Der Vierungsturm wurde mit seinen Dachgauben und seiner Laterne in den ursprünglichen Zustand versetzt. Die provisorischen Flachdecken wurden beseitigt, neue Gewölbe, die dem ursprünglichen Zustand entsprachen, wurden eingezogen. Im Außenbereich konnten die Kriegsschäden an den Bruchsteinen beseitigt werden. Die Kirchenfassade wurde gereinigt. In den Jahren 1992 und 1993 wurden die vorhandenen schmucklosen Kirchenfenster durch neue, von Wladimir Olenburg künstlerisch gestaltete Fenster ersetzt.

Der St.-Anna-Altar ist ein Gemeinschaftswerk der drei Brüder Rudolf, Heinz und Matthäus Schiestl. Das Mosaikbild ist von Matthäus, die Figur der Heiligen Anna von Heinz, die Engelbilder sind von Rudolf Schiestl.

Die St. Adalberokirche besaß zunächst eine Orgel der Firma Weise (in Plattling)[2], die 1995 im Nachgang zur Kirchensanierung von 1989–1992[3] gegen ein Instrument der Lauffener Orgelbauwerkstatt Rensch ersetzt wurde. Die Orgel hat 52 Register, die auf drei Manuale und Pedal verteilt sind. Ihr massives Gehäuse besteht aus Fichte und Tanne, wie die Fenster der Kirche stammt die farbliche Gestaltung des Orgelgehäuses von Wladimir Olenburg. Der Spieltisch ist aus Mahagoniholz gefertigt. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen elektrisch. Die Disposition lautet[4]:

I Hauptwerk C–g3
1. Praestant 16′
2. Principal 8′
3. Voix umana 8′
4. Amorosa 8′
5. Rohrflöte 8′
6. Viola di Gamba 8′
7. Octave 4′
8. Dolatina 4′
9. Quinte 223
10. Superoctave 2′
11. Mixtur major IV 2′
12. Mixtur minur II 12
13. Cornett V 8′
14. Trompete 8′
15. Klarinette 8′
II Positiv C–g3
16. Praestant 8′
17. Holzgedeckt 8′
18. Metallgedackt 8′
19. Octave 4′
20. Flauto traverso 4′
21. Sesquialtera II 223
22. Piccolo 2′
23. Superquint 113
24. Acuta II-IV 223
25. Cromorne 8′
Tremulant
III Schwellwerk C–g3
26. Lieblich Gedeckt 16′
27. Geigenprincipal 8′
28. Wienerflöte 8′
29. Salicional 8′
30. Viola d amore 8′
31. Voix coelestis 8′
32. Octave 4′
33. Violino 4′
34. Nasard 223
35. Sylvestrina 2′
36. Flötterz 135
37. Harmonia aetheria III 223
38. Mixtur IV 2′
39. Contra-Fagott 16′
40. Trompette harmonique 8′
41. Oboe 8′
42. Clarine 4′
Tremulant
Pedal C–f1
43. Majorbaß 32′
44. Contrabaß 16′
45. Subbaß 16′
46. Octavbaß 8′
47. Gedecktbaß 8′
48. Violon 8′
49. Choralflöte 4′
50. Hintersatz III 223
51. Holzposaune 16′
52. Trompete 8′
Adalberokirche

Nach dem Zweiten Weltkrieg goss im Jahr 1954 die Glockengießerei Otto in Bremen-Hemelingen für die Adalbero-Kirche drei Bronzeglocken.[5][6] 1992 goss die Glockengießerei Rudolf Perner eine weitere Bronzeglocke für diese Kirche. Zusammen mit der Glocke der Gebrüder Klaus aus Heidingsfeld von 1930 befinden sich in den Türmen der Kirche fünf Glocken.[7]

Glocke Name Schlagton Gewicht Durchmesser Gussjahr Gießer
1 Adalbero des′ 1800 kg 1450 mm 1954 Glockengießerei Otto, Bremen
2 Muttergottes es′ 1250 kg 1300 mm 1954 Glockengießerei Otto, Bremen
3 Josef ges′ 780 kg 1090 mm 1954 Glockengießerei Otto, Bremen
4 Theresia as′ 500 kg 1992 Glockengießerei Perner, Passau
5 Gertrudis b′ 475 kg 1930 Gebrüder Klaus, Heidingsfeld

Es handelt sich um ein Mollgeläut.

Commons: Adalberokirche (Würzburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Klaus Wittstadt: Kirche und Staat im 20. Jahrhundert. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 453–478 und 1304 f., hier: S. 455–458: Die kirchliche Entwicklung unter Bischof Ferdinand Schlör (1898–1924). S. 455 f.
  2. Klaus Linsenmeyer: Die Orgeln in Würzburger Kirchen. In: Josef Brecht, Gerhart Gradenegger (Hrsg.): Friedrich-Koenig-Gymnasium Würzburg. Jahresbericht 1979/80. Hrsg. vom Direktorat des Friedrich-Koenig-Gymnasiums Würzburg. Würzburg 1980, S. 112–120 (Würzburg und seine „Orgel-Landschaft“), S. 117–119, hier: S. 119.
  3. Über die Pfarrei St. Adalbero. Abgerufen am 27. August 2024.
  4. Orgel Würzburg St. Adalbero. Abgerufen am 27. August 2024.
  5. Gerhard Reinhold: Otto-Glocken. Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto. Selbstverlag, Essen 2019, ISBN 978-3-00-063109-2, S. 588.
  6. Gerhard Reinhold: Kirchenglocken – christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen/NL 2019, S. 556, urn:nbn:nl:ui:22-2066/204770 (Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen).
  7. Kath. Pfarrkirche St. Adalbero in Würzburg-Sanderau auf createsoundscape.de/glocken-finder

Koordinaten: 49° 47′ 3″ N, 9° 56′ 10″ O