Adolf Julius Merkl
Adolf Julius Merkl (* 23. März 1890 in Wien; † 22. August 1970 ebenda) war ein österreichischer Staats- und Verwaltungsrechtswissenschafter. Er war als Schüler von Hans Kelsen und mit diesem einer der wichtigsten Vertreter der Wiener Rechtstheoretischen Schule. Merkl war von 1932 bis 1938 und wieder ab 1950 Universitätsprofessor an der Universität Wien, dazwischen von 1943 bis 1950 an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen.
Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit seinen Arbeiten zum Stufenbau der Rechtsordnung hat Merkl maßgeblich zum Erfolg der Reinen Rechtslehre als Hilfe zum Verstehen des Zusammenhangs von Normen einer Rechtsordnung beigetragen. Merkl legte dar, dass jeder Rechtsakt sowohl rechtserzeugende als auch rechtsvollziehende Elemente aufweist. So setzt ein Urteil, innerhalb des vom Gesetz vorgegebenen Rahmens, Recht und vollzieht es nicht bloß. Ein einfaches Gesetz vollzieht auch (Verfassungs-)Recht, da es nur innerhalb des vom Verfassungsgesetz vorgegebenen Rahmens gesetzt werden kann. Merkl nannte dies die „Janusköpfigkeit“ oder das „doppelte Rechtsantlitz“ des Rechtsakts. Innerhalb des positiven Rechts kann somit nicht exakt zwischen Rechtsetzung und Vollziehung unterschieden werden.
Während sich ein anderer Kelsen-Schüler, Alfred Verdroß, schon früh vom Rechtspositivismus Hans Kelsens abwandte und die naturrechtlich geprägte Wiener Schule des Völkerrechts und der Rechtsphilosophie begründete, wandte sich Adolf Julius Merkl erst aufgrund seiner Erfahrungen mit autoritären und totalitären Regimen vom reinen Rechtspositivismus ab und trat leidenschaftlich für die Ergänzung der Rechtstheorie durch eine Rechtsethik ein.[1]
Merkls Ehrengrab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 32 C, Nummer 56).
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1961 Ehrendoktorwürde der Universität Innsbruck[2]
- 1967 Ehrendoktorwürde der Universität Salzburg
- 1968 Preis der Stadt Wien für Geisteswissenschaften
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Wiener rechtstheoretische Schule. Schriften von Hans Kelsen, Adolf Merkl, Alfred Verdross, 2 Bände hg. von Hans Klecatsky, René Marcic und Herbert Schambeck Europa-Verlag, Wien 1968. Neudruck Verlag Österreich/Steiner, Wien/Stuttgart 2010
- Herbert Schambeck: Merkl, Adolf Julius. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, ISBN 3-428-00198-2, S. 157 f. (Digitalisat).
- Stefan Lenz: Wer war eigentlich ... Adolf Julius Merkl? In: Ad Legendum. Nr. 4, 2019, S. 342–344.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Adolf Julius Merkl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Klaus Zeleny: Adolf Julius Merkl, o. Univ.-Prof. Dr. jur. In: 650 plus – Geschichte der Universität Wien
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Vgl. Adolf Merkl: Zum 80. Geburtstag Hans Kelsens: Reine Rechtslehre und Moralordnung. In: Österreichische Zeitschrift für öffentliches Recht, Band 11, Neue Folge (1961), S. 293–313, hier: S. 313.
- ↑ Stefan Hohenwarter: Akademische Ehrungen der Universität Innsbruck (historisch). In: Universität Innsbruck. Abgerufen am 21. November 2023.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Merkl, Adolf Julius |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Staats- und Verwaltungsrechtler |
GEBURTSDATUM | 23. März 1890 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 22. August 1970 |
STERBEORT | Wien |