Johan Adrian Jacobsen

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Johan Adrian Jacobsen, Foto von 1881

Johan Adrian Jacobsen (* 9. Oktober 1853 auf Risøy bei Tromsø; † 18. Januar 1947 in Tromsø) war ein norwegischer Ethnograph und Forschungsreisender. Als Kapitän und autodidaktischer Ethnologe arbeitete er für die Völkerkundemuseen in Hamburg und Berlin und als Agent für die Völkerschauen von Carl Hagenbeck in Hamburg. Während der World’s Columbian Exposition stellte Jacobsen im Namen von Carl Hagenbeck eine Sammlung aus rund 600 Objekten von 25 nicht-europäischen Kulturen aus. Diese wurde zu einem Grundstein der Sammlung des Field Museum of Natural History in Chicago.[1]

Seine Reisen führten ihn nach Skandinavien, Nordamerika, Südamerika, Russland und Südostasien.

Hagenbecks Völkerschauen

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Johan Adrian Jacobsen war als Agent beteiligt an vielen der etwa fünfzig Völkerschauen von Carl Hagenbeck, die zu dessen Lebzeiten stattfanden. Er trug maßgebliche Verantwortung für die Völkerschau der „Eskimos“. Während der Schauen züchtigte er einen Inuit mit der Peitsche[2] und gab sich in seinem Tagebuch die Schuld für den Tod der achtköpfigen Gruppe, weil er vergessen hatte, sie gegen Pocken impfen zu lassen.[3] Auch für die in Hagenbecks Auftrag erfolgte Verschleppung von elf Kawesqar für Hagenbecks Völkerschau der „Feuerländer“ ein Jahr später war Jacobsen verantwortlich. Während dieser Schau verstarben sieben Menschen ebenfalls aufgrund mangelnder medizinischer Fürsorge.[4]

Johan Adrian Jacobsen, vor 1935
  • 1881–1883 Nordwestküste Nordamerikas im Auftrag des Berliner Museums für Völkerkunde
  • 1884–1885 Russland, Sibirien, Sachalin, Mandschurei, Korea, Japan, San Francisco, Victoria, British Columbia
  • 1886–1887 Westküste von Südamerika
  • 1887–1888 mit Heinrich Kühn: Banda-See (Indonesien), Java, Australien, Neuguinea im Auftrag des Berliner Museums für Völkerkunde

Der Jacobsenweg in Hamburg-Stellingen wurde 1964 nach Johan Adrian Jacobsen benannt.[5]

  • Capitain Jacobsen’s Reise an der Nordwestküste Amerikas 1881–1883: zum Zwecke ethnologischer Sammlungen und Erkundigungen nebst Beschreibung persönlicher Erlebnisse. Für den deutschen Leserkreis bearbeitet von Adrian Woldt. Spohr, Leipzig 1884 (Digitalisat); Nachdruck: Olms, Hildesheim 2013.
  • Reise in die Inselwelt des Banda-Meeres. Mitscher & Röstell, Berlin 1896 (Digitalisat).
  • Johan Adrian Jacobsen: Voyage with the Labrador Eskimos, 1880–1881. Englische Übersetzung des Tagebuchs von Hartmut Lutz. Polar Horizons, Marsch 2014, ISBN 978-0-9936740-5-1 (Taschenbuch), ISBN 978-0-9936740-1-3 (PDF).
  • Anne Dreesbach: Gezähmte Wilde. Die Zurschaustellung „exotischer“ Menschen in Deutschland 1870–1940. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-593-37732-2.
  • Gabriele Eissenberger: Entführt, verspottet und gestorben – Lateinamerikanische Völkerschauen in deutschen Zoos. Verlag für Interkulturelle Kommunikation, Frankfurt am Main
  • Ethnologisches Museum Berlin: Ciuliamta Akluit/Things of Our Ancestors: Yup'ik Elders Explore the Jacobsen Collection at the Ethnologisches Museum Berlin. University of Washington Press, Washington 2005, ISBN 0-295-98471-6.
  • Angela Hess: Die Lübecker Sammlung Jacobsen. Objektbiografien zwischen Indigenous agency und Kolonialität. In: Lars Frühsorge / Michael Schütte (Hrsg.): Völkerschau-Objekte. Beiträge der Tagung vom 27. bis 29. 10. 2020 in Lübeck. Lübecker Museen, Völkerkundesammlung, Lübeck 2021, ISBN 978-3-942310-34-5, S. 33–46.
  • Hilke Thode-Arora: Für fünfzig Pfennig um die Welt. Die Hagenbeckschen Völkerschauen. Campus, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-593-34071-2.

Einzelnachweise

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  1. History. Webseite des Field Museums. Abgerufen am 4. Februar 2017.
  2. Hilke Thode-Arora: Für fünfzig Pfennig um die Welt. Frankfurt am Main 1989, S. 125
  3. Anne Dreesbach: Gezähmte Wilde. Frankfurt am Main 2005, S. 72.
  4. Gabi Eissenberger: Entführt, verspottet und gestorben. Frankfurt am Main 1996, S. 145–169.
  5. Die Straßen von Stellingen. neuesstellingen, abgerufen am 19. Mai 2013.