Agnieszka Brugger
Agnieszka Brugger (amtlich Agnes Monika Brugger[1] geb. Malczak; * 8. Februar 1985[2] in Legnica, Polen) ist eine deutsche Politikerin (Bündnis 90/Die Grünen). Sie ist seit 2009 Mitglied des Deutschen Bundestages[2] und ist seit Januar 2018 stellvertretende Vorsitzende der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag.[2]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ausbildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Juni 2004 machte sie ihr Abitur am Mallinckrodt-Gymnasium Dortmund. Ab Oktober 2004 studierte sie im Magisterstudiengang Politikwissenschaft mit den Nebenfächern Philosophie und Öffentliches Recht an der Universität Tübingen. Dieses Studium wurde von ihr nicht beendet.[3] Sie war Mitglied des dortigen AStA und Senates. Zwischen 2006 und 2009 war sie Stipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung. Seit 2021 ist sie an der Universität Tübingen im Bachelorstudiengang Politikwissenschaften mit Nebenfach Öffentliches Recht eingeschrieben.[4]
Privates
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ihre Eltern zogen 1989 mit Agnieszka Malczak von Legnica nach Dortmund, wo sie aufwuchs. Sie heiratete am 3. Dezember 2011 und heißt seither Brugger.[5] Sie ist römisch-katholischer Konfession.[6]
Im November 2020 übernahm sie die Patenschaft für Marfa Rabkowa, Aktivistin von Wjasna und belarusische politische Gefangene.[7][8]
Politische Tätigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Parteipolitische Ämter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 2004 gehört sie der Partei Bündnis 90/Die Grünen an. Von November 2005 bis Mai 2008 gehörte sie dem Tübinger Kreisvorstand ihrer Partei an, von Juni 2007 bis Dezember 2009 war sie Landesvorsitzende der Grünen Jugend Baden-Württemberg. Von November 2009 bis Oktober 2015 war sie Mitglied im Parteirat und damit auch im Landesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen Baden-Württemberg.[9]
Abgeordnete
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Bundestagswahl 2009 kandidierte sie als Direktkandidatin im Wahlkreis 294 Ravensburg und auf Platz 11 der baden-württembergischen Landesliste ihrer Partei. Über die Landesliste wurde sie in den Deutschen Bundestag gewählt und war damit die jüngste weibliche Abgeordnete der 17. Wahlperiode.
Am 10. Juli 2012 nominierten die Grünen-Kreisverbände Ravensburg und Wangen sie erneut zur Direktkandidatin für die Bundestagswahl 2013 für den Wahlkreis 294.[10] Sie wurde Mitglied des Verteidigungsausschusses, Mitglied und Obfrau im Unterausschuss Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung sowie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Agnieszka Brugger war die Sprecherin für Abrüstung ihrer Fraktion.[11] In dieser Eigenschaft forderte die Abgeordnete u. a. „dringend Antworten auf die so genannten Neuen Kriege“, deren Konfliktursachen man viel stärker angehen müsse bzw. verstärkt auf Konfliktprävention setzen solle.[12] Ebenfalls war Brugger Obfrau ihrer Fraktion im Verteidigungsausschuss.[11]
Am 14. Juli 2016 wurde sie von den Kreisverbänden Ravensburg und Wangen wieder als Direktkandidatin im Wahlkreis 294 Ravensburg für die Bundestagswahl 2017 mit 50:1 Stimmen aufgestellt; sie wurde bei der Bundestagswahl 2017 wieder über die Landesliste in den Bundestag gewählt. Im 19. Bundestag ist Brugger wieder ordentliches Mitglied im Verteidigungsausschuss sowie im Gemeinsamen Ausschuss und war Mitglied im 1. Untersuchungsausschuss des Verteidigungsausschusses.[6][13] Sie ist zudem stellvertretendes Mitglied im Auswärtigen Ausschuss.[2] Als stellvertretende Fraktionsvorsitzende war sie zugleich Vorsitzende des Arbeitskreises ihrer Fraktion, der u. a. für Europa, Außenpolitik, Menschenrechte, Entwicklungspolitik, Sicherheits- und Friedenspolitik, Zivile Krisenprävention und Abrüstung zuständig war.[14]
Auf dem Parteitag der Grünen Baden-Württemberg zur Listenaufstellung für die Bundestagswahl 2021 trat Brugger gegen Franziska Brantner auf Platz 1 der Liste an. Jedoch setzte sie sich gegen Brantner nicht durch und wurde daraufhin auf Listenplatz 3 gewählt.[15]
Politische Positionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Rahmen ihrer Tätigkeit als Bundestagsabgeordnete beschäftigt sich Brugger vor allem mit Themen der Friedens- und Sicherheitspolitik. Die Verlängerungen des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan lehnte sie als Abgeordnete ab.[16] Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt von Brugger ist die Bundeswehr. Sie ist Gegnerin der Wehrpflicht und unterstützt das Bundeswehr-Leitbild des Staatsbürgers in Uniform.[17] Bis zum 28. April 2022 setzte sich Brugger für eine restriktive Rüstungsexportpolitik ein und forderte einen Stopp von Rüstungsexporten in Krisengebiete und an Diktaturen und Staaten, die Menschenrechte verletzen. Gemeinsam mit ihrer Fraktion forderte sie dafür ein verbindliches Rüstungsexportkontrollgesetz.
Am 28. April 2022 stimmte sie dann in einer namentlichen Abstimmung für den Antrag „Umfassende Unterstützung für die Ukraine“, der auch einen Export schwerer Waffen an die Ukraine beinhaltete.[18]
Sie plädiert für eine menschenrechtsbasierte Außen- und Sicherheitspolitik, eine Aufwertung der zivilen Krisenprävention und eine gerechte Globalisierung. Sie gehört dem linken Flügel der Partei an und ist Mitglied im Koordinierungsteam von „Grün.Links.Denken“.[19]
Innerhalb der Partei Bündnis 90/Die Grünen initiierte Brugger einen Aufruf für die Quotierung der grünen Spitzenkandidaten zur Bundestagswahl 2013, den sie mit anderen weiblichen Parteimitgliedern verfasste.[20] Brugger ist Mitverfasserin des 2012 von mehreren grünen Politikern formulierten AutorInnenpapiers „Echter Aufbruch“, in dem unter anderem die Einführung einer „Kultursteuer nach italienischem Vorbild“ vorgeschlagen wird.[21] In dem Papier schlagen die unterzeichnenden Grünen – neben einer Reihe von Forderungen zu inneren Reformschritten – vor, eine neue Abgabe zu erheben, die in Höhe der Kirchensteuer auch für Konfessionslose fällig wird und an eine gemeinnützige Institution eigener Wahl zu entrichten ist.
Mitgliedschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Brugger ist Gründungsmitglied des Instituts Solidarische Moderne.[22] Außerdem war sie Mitglied der Kommission „Europäische Sicherheit und Zukunft der Bundeswehr“ am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg.[23] Sie gehört der Mitgliederversammlung der Heinrich-Böll-Stiftung an.[24]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Biographie beim Deutschen Bundestag
- Website von Agnieszka Brugger
- Agnieszka Brugger auf abgeordnetenwatch.de
- Agnieszka Brugger bei der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bundeswahlleiter: Alle Gewählten in alphabetischer Reihenfolge
- ↑ a b c d Deutscher Bundestag - Agnieszka Brugger. Abgerufen am 7. Dezember 2024.
- ↑ Sehr geehrte Frau Brugger Haben Sie ihr Magisterstudium mit einem Abschluss beendet. | Frage an Agnieszka Brugger (Bündnis 90/Die Grünen). Abgerufen am 16. November 2022.
- ↑ Agnieszka Brugger: Agnieszka Brugger, MdB. Abgerufen am 19. August 2022.
- ↑ Agnieszka Malczak hat geheiratet. Schwäbische Zeitung (online), 8. Dezember 2011, abgerufen am 2. November 2020 (kostenpflichtig).
- ↑ a b Abgeordnete: Agnieszka Brugger, Bündnis 90/Die Grünen, Studentin. Deutscher Bundestag, abgerufen am 2. November 2020.
- ↑ Bundestagsabgeordnete übernehmen Patenschaften für Marfa Rabkova, Raman Bahnavets und Stanislau Mikhailau. Libereco – Partnership for Human Rights, 23. November 2020, abgerufen am 27. Juli 2021.
- ↑ У Марфы Рабковай і яшчэ васьмі палітвязняў з’явіліся еўрапейскія «хросныя». Nowy Tschas, 24. November 2020, abgerufen am 27. Juli 2021 (belarussisch).
- ↑ Landesvorstand | gruene-bw.de abgerufen am 12. November 2019.
- ↑ „Grünes Hochleistungszentrum“ nominiert Agnieszka Brugger für Bundestag in schwäbische vom 11. Juli 2012, abgerufen am 13. November 2019.
- ↑ a b Zur Person auf www.agnieszka-brugger.de
- ↑ Hauptversammlungen-von-energiekonzernen-aufmischen-macht-spass ( vom 4. März 2016 im Internet Archive), Archivlink nicht mehr vorhanden, 11. Mai 2023
- ↑ Verteidigungsausschuss beim Deutschen Bundestag, abgerufen am 12. November 2019.
- ↑ Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen: Arbeitskreis 4 – Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Abgerufen am 13. September 2018 (deutsch).
- ↑ S. W. R. Aktuell, S. W. R. Aktuell: Parteitag der Grünen in Baden-Württemberg: Brantner und Özdemir bilden Spitze für die Bundestagswahl. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 10. April 2021; abgerufen am 15. Juni 2021.
- ↑ Archivlink ( vom 9. August 2011 im Internet Archive)
- ↑ Agnieszka Brugger: Agnieszka Brugger, MdB. Abgerufen am 2. April 2023.
- ↑ Namentliche Abstimmung über Drs. 20/1550, bundestag.de
- ↑ Impressum Grün.Links.Denken, abgerufen am 12. November 2019.
- ↑ Aufruf Finger weg von der Quote agnieszka-brugger.de (PDF; 43 kB), abgerufen am 12. November 2019.
- ↑ „Echter Aufbruch – Ein Beitrag zum Dialog in der Katholischen Kirche“, online unter „Der Geist Gottes wohnt in uns“ (1. Korinther 3.16) ( vom 22. Mai 2012 im Internet Archive) (PDF; 124 kB) agnieszka-brugger.de, 15. Mai 2012, abgerufen am 9. Juli 2012.
- ↑ Gründungsmitglieder. Abgerufen am 1. Januar 2011 (Agnes Malczak).
- ↑ Kommission "Europäische Sicherheit und Zukunft der Bundeswehr" am IFSH. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 10. Juli 2012; abgerufen am 5. September 2012.
- ↑ Heinrich-Böll-Stiftung – Mitgliederversammlung
Personendaten | |
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NAME | Brugger, Agnieszka |
ALTERNATIVNAMEN | Brugger, Agnes Monika (amtlich); Malczak, Agnes; Malczak, Agnieszka (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Politikerin (Bündnis 90/Die Grünen), MdB |
GEBURTSDATUM | 8. Februar 1985 |
GEBURTSORT | Legnica, Polen |