Al-Asma'i und die Mädchen aus Basra
Al-Asma'i und die drei Mädchen aus Basra ist eine Erzählung aus den Geschichten aus Tausendundeiner Nacht. In der Arabian Nights Encyclopedia wird sie als ANE 216 gelistet.[1]
In der Kurzgeschichte fragen drei Mädchen aus der Stadt Basra den Dichter al-Asma'i, wer von ihnen am besten dichten kann.
Handlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eines Nachts war der Kalif Harun al-Raschid unruhig und befahl den berühmten Dichter und Gelehrten al-Asma'i zu holen, damit dieser ihm die schönste Geschichte über Frauen und ihre Dichtkunst zu erzählen. Al-Asma'i berichtete dem Kalifen daraufhin die nachfolgende Geschichte der drei dichtenden Jungfrauen.
Einst lebte al-Asma'i wieder einmal ein Jahr in Basra, als er eines Tages unter der schweren Mittagshitze litt und sich in einer großen Halle zur Ruhe auf einer Bank niederlegte. Da vernahm er durch das geöffnete Fenster die liebliche Stimmen dreier Mädchen, die sich zu einem Dichtwettbewerb verabredeten und jeweils zwei Zeilen vortrugen. Die Erste dichtete von ihrem Wunsch, dass er ein schöner Mann im Schlafe an ihr Lager trete und er auch im Wachen zu ihr kommen würde. Die Zweite dichtete, dass er im Traum zu ihr komme und sie ihn dort willkommen heiße. Die Dritte dichtete ihre Loyalität zu dem, den sie in allen Nächten, noch süßer als Moschus, bei ihr sehe.
Da sagte al-Asma'i laut, dass wenn ihre schönen Dichtzeilen noch von körperlicher Schönheit umrandet wären, sich der Kranz der Vollkommenheit um sie flechten würde. Als al-Asma'i sich Gehen wandte, kam jedoch eine Sklavin zu ihm und überreichte ihm einen Brief der drei Mädchen, die seine Worte gehört hatten. Sie baten ihn um ihr Urteil, wer von ihnen als Siegerin des Wettbewerbs anzusehen sei und al-Asmai'i schrieb selbst eine Reihe von Versen, die jene der Mädchen mit beinhalteten. Als er den Brief fertig geschrieben hatte und die Sklavin ihn den Mädchen übergeben hatte, brach begeistertes Händeklatschen und ein Höllenlärm aus, erkannten sie doch, dass der Dichter al-Asma'i ihre Dichtkunst bewertet haben musste – er hatte das dritte der Mädchen als Siegerin ausgewählt und sie warf ihm durch das Fenster einen Beutel mit dreihundert Dinaren zu.
Nun fragte der Kalif den Dichter, warum er sich so entschieden hatte und er erklärte, dass ihre Verse dem wahren Leben am nächsten kamen. Daraufhin gab auch der Kalif ihm noch einmal dreihundert Dinare.[2]
Hintergrund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Textquelle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Geschichte findet sich in den ägyptischen Manuskripten und den meisten frühen arabischen Druckausgaben enthalten.[1] Auf die Kalkutta-II-Ausgabe griffen Richard Francis Burton[1] und Enno Littmann[3] für ihre Übersetzungen zurück.
Rezeption außerhalb von Tausendundeine Nacht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Außerhalb von Tausendundeine Nacht findet sich die Erzählung in Masâri' al- 'ushshâq von Ibn al-Sarradsch (gest. 1106) und in I'lam al-Nas (Nr. 68) von Muhammad Diyab al-Itlidi (17. Jahrhundert).[1]
Historische Figuren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sowohl der Kalif Harun al-Raschid (766–809, reg. 786–809) als auch der Dichter und Philologe al-Asma'i (740–828) sind historische Figuren.
Ausgaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Enno Littmann: Die Erzählungen aus den tausendundein Nächten, Karl Insel Verlag, Frankfurt 1968 (Erstausgabe 1922–1928), 6 Bände (Kalkutta-II-Edition), Band 4, S. 641–645.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Ulrich Marzolph, Richard van Leeuwen und Hassan Wassouf: The Arabian Nights Encyclopedia, ABC-Clio, Santa Barbara 2004, S. 107f.
- ↑ Die Handlungsbeschreibung folgt der Übersetzung bei Enno Littmann. Vgl. Enno Littmann: Die Erzählungen aus den tausendundein Nächten, Karl Insel Verlag, Frankfurt 1968, Band 4, S. 641–645.
- ↑ Enno Littmann: Die Erzählungen aus den tausendundein Nächten, Karl Insel Verlag, Frankfurt 1968, Band 4, S. 641–645.