Alexander Alexandrowitsch Blok

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Alexander Blok um 1903

Alexander Alexandrowitsch Blok (russisch Александр Александрович Блок, wissenschaftliche Transliteration Aleksandr Aleksandrovič Blok (in deutschen Ausgaben überwiegend Block geschrieben); * 16. Novemberjul. / 28. November 1880greg. in Sankt Petersburg; † 7. August 1921 in Petrograd) war ein Dichter der russischen Moderne. Er war neben Andrei Bely der wichtigste Vertreter der so genannten zweiten Generation der Symbolisten.

Blok als etwa 18-jähriger (1898)

Alexander Blok war Sohn des Warschauer Juraprofessors Alexander L. Block (1852–1909). Dessen deutsche Abstammung ging zurück auf den im Jahre 1755 aus Dömitz in Mecklenburg eingewanderten Arzt namens Johann Friedrich Block, der am Sankt Petersburger Hof der Zarin Katharina II. wirkte.[1][2]

Blocks Mutter war Aleksandra Andrejewna Beketova (1860–1923) – die Tochter des Rektors der Universität in St. Petersburg A. Beketov. Ihre Ehe begann, als sie achtzehn Jahre alt war, und währte nur kurz. Nach der Geburt ihres einzigen Sohnes brach sie die Beziehung zu ihrem Mann ab. Erst im Jahr 1889 wurde ihre Scheidung amtlich, und sie heiratete den Gardeoffizier Piottuch-Kublicki. Neun Jahre lebte Alexander mit seiner Mutter allein und zog dann mit ihr zu seinem Stiefvater in dessen Wohnung in die Kaserne des Grenadier-Regiments am Stadtrand von St. Petersburg auf einer Insel in der Newa. Im Jahre 1889 wurde er ins Wwedenski-Gymnasium geschickt. Im Jahr 1897 reiste Blok mit seiner Mutter ins Ausland. Im deutschen Kurort Bad Nauheim erlebte Blok die erste starke jugendliche Verliebtheit in Xenia Sadouskaja.[3]

Im Jahr 1898 legte Blok sein Abitur ab und schrieb sich („reichlich unbedacht“) in die Juristische Fakultät der Petersburger Universität ein. Drei Jahre später wechselte er an die Philologische Fakultät und belegte die slawisch-russische Fachrichtung. Im Frühjahr 1906 graduierte er mit dem Staatsexamen.[4] Mitstudenten an der Universität waren Sergej Gorodetsky und Alexei Remisow.[5]

Bereits 1902 veröffentlichte er einen ersten Gedichtzyklus in der Zeitschrift Neuer Weg (Новый путь). Seine frühen Werke standen unter dem Einfluss der Romantischen Literatur, die ihm seit seiner Kindheit vertraut war, sowie der Philosophie Solowjows und dessen Begriffs der Sophiologie. So beschrieb er seine Liebeserlebnisse in dem frühen Werk Verse von der Schönen Dame (Стихи о Прекрасной Даме, 1898–1904) auf poetisch-mystische Weise. Jedoch bereits in seinem zweiten Gedichtband (1904–1908) trat die mystische Einstellung in den Hintergrund; sie wurde abgelöst von besorgten und patriotisch-sozialkritischen Tönen.

Eine Italienreise im Frühjahr 1909 verschaffte Blok Abstand von den Ereignissen des Russisch-Japanischen Krieges und den sozialen Problemen seines Landes, die er als Bürgersohn und Student sehr wohl wahrnahm. 1912[6] bezog er eine Wohnung an Ulica Dekabristov 57.[6] Sein 1909 bis 1916 entstandener Gedichtzyklus Schreckliche Welt spiegelt die inneren Konflikte zwischen Jenseitsillusionen, russischer Realität und privaten Problemen wider. 1916 wurde Blok einberufen, musste jedoch dank der Einflussnahme von Freunden während des Krieges nur Schreibtischarbeit erledigen. Im März 1917 kehrte er nach Petersburg zurück. Nach fast zwei Jahren schöpferischen Stillstands entstanden 1918 die Gedichte Zwölf (Двенадцать) und Skythen (Скифы).

Wohnhaus, Ulica Dekabristov 57
Ein Ausstellungsraum im Alexander-Blok-Wohnungsmuseum

Am 7. August 1921 starb Alexander Blok in seiner Wohnung an der Uliza Dekabristow 57,[6] Wohnung 21,[6] an Unterernährung; er wurde drei Tage später im Familiengrab auf dem Smolensker Friedhof beigesetzt. Im Kriegsjahr 1944 wurden die sterblichen Überreste auf den Wolkowo-Friedhof überführt. In Wohnung 24[6] wurde später das Alexander-Blok-Wohnungsmuseum eingerichtet. In seinem Nachruf schrieb Dichterkollege Wladimir Majakowski: „Der vorzüglichste Meister des Symbolismus, Block, hat auf die gesamte zeitgenössische Dichtkunst machtvollen Einfluss ausgeübt.“[7]

Hermann Kähler schreibt: Als er starb, war er 41 Jahre alt. In den Briefen aus den letzten Wochen spricht er von Skorbut, Gicht und Herzbeschwerden. Ihm fallen die Zähne aus, er hat Fieber und solche Schmerzen, dass er im Bett nicht mehr liegen, nur noch sitzen kann. Er selbst führt seine Krankheit auf ungenügende Ernährung und falsche Lebensweise zurück und meint, er müsste eigentlich in ein Sanatorium. In neueren Darstellungen wird als Todesursache Endokarditis genannt, eine infektiöse, bakterielle Entzündung der Herzinnenhaut.

Der Asteroid (2540) Blok wurde nach Blok benannt. Die Privatdetektivin Bella Block in den Romanen von Doris Gercke ist eine (fiktive) Enkelin von Alexander Blok, die sich öfters seiner Gedichte erinnert.

Zu den Übersetzern Bloks gehörte der Dichter Paul Celan.[8]

Wandpoesie in Leiden
  • Ante Lucem, Gedichte, 1898–1900
  • Verse von der schönen Dame, Gedichtzyklus, 1904
  • Kreuzwege, Gedichte, 1902–1904
  • Blasen der Erde, Gedichte, 1904–1908
  • Die Schaubude, Schauspiel, 1906
  • Die Unbekannte, lyrisches Drama, 1907
  • Schneemaske, Gedichtzyklus, 1907
  • Faina, Gedichte, 1906–1908
  • Welt des Schreckens, Gedichte, 1909–1916
  • Vergeltung, Gedichte, 1908–1913
  • Jamben, Gedichte, 1907–1914
  • Italienische Gedichte, 1909
  • Harfen und Geigen, Gedichte, 1908–1916
  • Rose und Kreuz, Drama, 1913
  • Carmen, Gedichte, 1914
  • Heimat, Gedichte, 1907–1916
  • Vergeltung, Poem
  • Die Zwölf, Poem, 1918
  • Die Skythen, Poem, 1918
  • Intelligenzija und Revolution, Essay, 1918
  • Der Sturz des Zarenreichs, Essay, 1919
  • Holger Gemba: Untersuchungen der Raumsprache im lyrischen Werk A. A. Bloks (= Slavistische Beiträge; 257). Sagner, München 1990, ISBN 3-87690-468-4.
  • Bettina Kaibach: Risse in der Zeit. Zur Bedeutung des Augenblicks im Werk von Vladimir Solov’ev und Aleksandr Blok (= Beiträge zur slawischen Philologie; 6). Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-8253-1257-7.
  • Wolfgang Kissel: Der Kult des toten Dichters und die russische Moderne. Puškin – Blok – Majakovskij (= Bausteine zur slawischen Philologie und Kulturgeschichte; Reihe A, Slawistische Forschungen; N.F., 45) Böhlau, Köln 2004, ISBN 3-412-16503-4.
  • Rolf-Dieter Kluge: Westeuropa und Russland im Weltbild Aleksandr Bloks (= Slavistische Beiträge; 27). Sagner, München 1967.
  • Armin Knigge: Die Lyrik Vl. Solov’evs und ihre Nachwirkung bei A. Belyj und A. Blok (= Bibliotheca Slavonica; 12). Hakkert, Amsterdam 1973, ISBN 90-256-0653-9.
  • Gudrun Langer: Kunst, Wissenschaft, Utopie. Die „Überwindung der Kulturkrise“ bei V. Ivanov, A. Blok, A. Belyj und V. Chlebnikov (= Frankfurter wissenschaftliche Beiträge; Kulturwissenschaftliche Reihe; 19) Klostermann, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-465-02255-6.
  • Johanne Peters: Farbe und Licht. Symbolik bei Aleksandr Blok (= Slavistische Beiträge; 144). Sagner, München 1981, ISBN 3-87690-193-6.
  • Erich Poyntner: Die Zyklisierung lyrischer Texte bei Aleksandr A. Blok (= Slavistische Beiträge; 229). Sagner, München 1988, ISBN 3-87690-410-2.
  • Schamma Schahadat: Intertextualität und Epochenpoetik in den Dramen Aleksandr Bloks (= Slawische Literaturen; 8). Lang, Frankfurt am Main u. a. 1995, ISBN 3-631-48049-0.
  • Christopher Selbach: Die Deutung der Revolution und die Gestalt Christi in den „Dvenadcat“ (= Vorträge am Slawischen Seminar der Universität Tübingen; 32). Slawisches Seminar, Tübingen 2000.
  • Dietrich Wörn: Aleksandr Bloks Drama Pesnja sud’by (Das Lied des Schicksals) (= Slavistische Beiträge; 81). Sagner, München 1974.
  • Hermann Kähler (Übers.): Meine unbegreifliche Stadt. St. Petersburger Gedichte. HeRaS Verlag, Göttingen.
Commons: Alexander Blok – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Th. Goodmann: Alexander Block: eine Studie zur neueren russischen Literaturgeschichte. In: Osteuropa. Vol. 12, No. 6 (März 1937), S. 431 f.
  2. Rolf-Dieter Kluge: Westeuropa und Rußland im Weltbild Aleksandr Bloks, Band 27, Slavistische Beiträge, Sagner Verlag, 1967. Seite 282 [1] Seitenabruf 5. Dezember 2015
  3. Alexander Blok: Autobiographie. (Juni 1915) In: Gedichte - Poeme. Herausgegeben von Fritz Mierau. Piper Verlag, München 1989, S. 42: „...außerdem führte es mich eigentümlicherweise alle sechs Jahre meines Lebens nach Bad Nauheim (Hessen-Nassau), an das mich besondere Erinnerungen binden. In diesem Frühjahr (1915) hätte ich zum viertenmal dorthin reisen müssen; doch in die persönliche und niedere Mystik meiner Reisen nach Bad Nauheim mischte sich die allgemeine und höhere Mystik des Krieges.“
  4. Alexander Blok: Autobiographie. In: Gedichte - Poeme, S. 41.
  5. Oleg A. Maslenikov: The Frenzied Poets. University of California Press, Berkeley 1952, S. 146ff [2] Seitenabruf 5. Dezember 2015
  6. a b c d e Elena Nowak, Anja Otto, Vadim Sergeev: St. Petersburg entdecken. Die europäische Metropole und ihre altrussischen Nachbarn. In: Sabine Fach, Bernd Schwenkros (Hrsg.): Trescher-Reihe Reisen. Trescher Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-89794-023-X, S. 150.
  7. Wladimir Majakowski: Alexander Block ist gestorben. In: Hören Sie zu! Auswahl aus dem Gesamtwerk. Verlag Volk und Welt, Berlin 1976, S. 57.
  8. Paul Celan: „etwas ganz und gar Persönliches“. Briefe 1934–1970. Ausgewählt, herausgegeben und kommentiert von Barbara Wiedemann. Berlin 2019. S. 294, 302.