Salzbergwerk Altaussee

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Salzbergwerk Altaussee
Allgemeine Informationen zum Bergwerk
Knappenhaus des Salzbergwerks
Förderung/Jahr 450.000[1] t
Informationen zum Bergwerksunternehmen
Betreibende Gesellschaft Salinen Austria AG
Beschäftigte 57[2]
Betriebsbeginn 1147
Geförderte Rohstoffe
Abbau von Steinsalz
Steinsalz

Stockname

Altaussee
Rohstoffgehalt 75[3] %
Geographische Lage
Koordinaten 47° 39′ 5″ N, 13° 44′ 21″ OKoordinaten: 47° 39′ 5″ N, 13° 44′ 21″ O
Salzbergwerk Altaussee (Steiermark)
Salzbergwerk Altaussee (Steiermark)
Lage Salzbergwerk Altaussee
Standort Berg Sandling
Gemeinde Altaussee
(NUTS3) Liezen, Bezirk
Bundesland Steiermark
Staat Österreich

Das Salzbergwerk Altaussee [ˈaltˌaʊseː] ist ein österreichisches Salzbergwerk im Sandling bei Altaussee im Salzkammergut. Die größte Salzgewinnungsstätte Österreichs wird von der Salinen Austria AG betrieben.

Möglicherweise ist der Salzbergbau am Sandling-Massiv sehr alt, einen Nachweis in Bezug zum bronzezeitlichen Hallstätter Salzberg gibt es aber nicht. Bei der in den 1990er Jahren am Südhang des Sandlings entdeckten römerzeitlichen Siedlung am Michlhallberg aus dem 2. bis 4. Jahrhundert n. Chr. konnte eine Verbindung mit Salzabbau nicht nachgewiesen werden, ist aber wegen Funden von schwerem Werkzeug zur Steinbearbeitung durchaus möglich.[4] Der Michlhaller Salzbergbau könnte schon um 600 (wieder-)inbetriebgenommen worden sein, er ist vielleicht 777 wieder urkundlich.[5] Die Saline wurde 1147 in einer Schenkungsurkunde Markgraf Ottokars III. aus dem Geschlecht der Traungauer erstmals explizit urkundlich erwähnt,[6][7] womit jedenfalls ein hochmittelalterlicher Betrieb Mitte des 12. Jahrhunderts gesichert ist. Damals befanden sich „zwei Salzpfannen am Ahorn“.[8]

Ursprünglich wurden nur die offen zutagetretenden Solequellen genutzt, denen man sukzessive nachgrub. Der erste, wenig ergiebige Platz befand sich vermutlich östlich vom Dietrichkogel direkt über Altaussee und übersiedelte erst später zum eigentlichen Ahornberg nordwestlich.[9] Der Untertage-Abbau beginnt vermutlich mit Anschlag des Moosberg-Stollens 1209.[10] Der Bergbau am heutigen Platz, der Steinbergstollen, wurde 1319 beim heutigen Steinberg oberhalb von Moos, am Fuß des Presslwieskogels, eröffnet.[7] Hier befindet sich das höchst ergiebige Vorkommen, das bis heute ausgebeutet wird. Es wurde aber auch untertage nur Sole gewonnen. Anfangs wurde das Salz direkt am Fuße des Berges in Salzpfannen hergestellt. 1211 übersiedelten die Sudhäuser wegen Holzmangel vom Augstbach nördlich des Ortes nach Unterlupitsch südwestlich.[7] Ab dem späten 13. Jahrhundert (um 1285) wurden Soleleitungen in die neue Saline Bad Aussee in Unterkainisch geleitet.[7] Die Ausbeute betrug über lange Zeit um die 10.000 Tonnen jährlich.[7]

Anfangs wurde der Abbau vom Zisterzienserstift Rein betrieben, 1211 lösten ihnen die Babenberger den Abbau ab.[7] Im 13. Jahrhundert kam das Bergwerk unter Salzburger Kontrolle, die Burg Pflindsberg erbaute Bischof Philipp von Spanheim in den 1250ern.[10] 1282 kam der Besitz an die Habsburger,[10] der Konflikt um das Monopol eskalierte 1291–92 um Ischl (Salzkrieg). Ab 1334 wurde das Werk unter der Führung der privaten Hallinger-Gewerkschaft betrieben, die Blütezeit des mittelalterlichen Ausseer Salzwesens.[7] 1449 verstaatlichte Kaiser Friedrich III. aber den Salzabbau wieder,[7] und ab der frühen Neuzeit gehörten sie zum kaiserlichen Salinenärar (Salzkammer), weshalb man den Ausdruck Steirisches Salzkammergut prägte. Auch nach Ende der Habsburgermonarchie blieb der Betrieb staatlich.

Im Jahre 1906 wurde eine Soleleitung von Altaussee über die Blaa-Alm und Bad Ischl zu den Solvay-Werken, einen Chemiebetrieb in Ebensee, verlegt.[7]

In den stillgelegten Werkern des Salzbergwerkes wurde gegen Ende des 2. Weltkriegs ein großes Depot für Kulturgüter eingerichtet, zum Teil für Kunstschätze aus österreichischen Kirchen, Klöstern und Museen, dann aber auch NS-Raubkunst, insbesondere Hitlers „Privat“-Sammlung für das geplante Führermuseum in Linz.

Gegen Kriegsende umfasste das Depot viele tausend Gemälde, Statuen, Möbel, Waffen, Münzen und Bibliotheken; seinerzeit auf ungefähr 3,5 Milliarden US-Dollar geschätzt. Bei Kriegsende konnten die Salinenleitung und einheimische Bergmänner die Vernichtung der Kunstschätze und die Zerstörung des Bergwerkes vereiteln, kurz vor der Besetzung Altaussees durch US-Truppen am 8. Mai 1945. Die endgültige Räumung dauerte bis 1948.

1949 wurde der Erbstollen angeschlagen.[7] Seit 1965 wird die Sole im Bohrlochsondenverfahren gewonnen.[7]

Seit die Bad Ausseer Saline 1983 stillgelegt wurde, fließt die gewonnene Sole zur Saline Ebensee, wo heute das gesamte Salz der Abbaugebiete Altaussee, Hallstatt und Bad Ischl gesotten wird.[11] 1997 wurden die heutigen Salinen Austria privatisiert.

Das Schaubergwerk

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Die Barbarakapelle im Schaubereich des Bergwerks

Auf dem heutigen, im Rahmen von Besichtigungen öffentlich zugänglichen Solhorizont wurde 1319 mit der Solegewinnung begonnen. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg konnte das Eustach-Harrischwehr besichtigt werden. 1929 folgte die Errichtung eines Schaubergwerks mit zwei Museumsräumen und 1935 die Erweiterung der Besucherstrecke um die aus rohem, durchscheinenden Steinsalz gebildete „Barbarakapelle“. In der Kapelle befindet sich eine gotische Barbara-Figur. Nach dem Krieg wurde das Schaubergwerk 1946 wiedereröffnet. Die heutige Besucherstrecke wurde 1952 inbetriebgenommen. 2005 wurde das Museum umstrukturiert; seitdem wird es als Salzwelten Altaussee vermarktet. Das Schaubergwerk ist jeweils im Sommerhalbjahr geöffnet.

Begleitend gibt es einen Rundwanderweg als montanistischem Themenweg, Via Salis genannt, der die Bergbauorte um Altaussee verbindet.[12]

Plastisch verformtes Rotsalz im Steinbergstollen

Das Vorkommen gehört zum Haselgebirge an der Basis der Kalkalpen, zu dem auch die Hallstätter und Ischler Vorkommen gehören, wie auch der Gips am Grundlsee (Rigips).

Wissenschaftler entdeckten in permischen Steinsalzproben extremophile, halophile Mikroorganismen. Das Isolat wurde als neue Art identifiziert und mit Halobacterium noricense benannt.[13]

Salzabbau heute

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Die Salzgewinnung erfolgt heute fast ausschließlich über Sinkwerke im nassen Abbau. Mit einer Jahresproduktion von 450.000 Tonnen Salz (Stand 2008)[1] ist das Salzbergwerk Altaussee heute die größte Salzgewinnungsstätte Österreichs.

Technische Daten

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  • Streckenkilometer gesamt: 66,99 km[2]
  • Streckenkilometer begehbar: 24,25 km[2]
  • Horizonte („Stockwerke“) gesamt: 18[2]
  • Horizonte begehbar: 11[2]
  • Horizonte in aktivem Abbau: 4[2]
  • Salzgehalt (Haselgebirge): durchschnittlich 75 %[3]
  • Salzgehalt (Sole): etwa 29 %[3]
  • Beschäftigte im Bergbau: etwa 57[2]
  • Soleproduktion/Jahr: 1,7 Mio. m3[2]
  • 800 Jahre Salzbergwerk Altaussee. Österreichische Staatsdruckerei, Wien 1949.
  • Walter Medwenitsch: Die Geologie der Salzlagerstätten Bad Ischl und Alt-Aussee (Salzkammergut). mit 4 Tafeln: Geol. Karte, Faziesdiagramm, Tektonogramm, Lageskizzen und Profilen. In: Mitteilungen der Geologischen Gesellschaft in Wien. Band 50. Wien 1957 (133–200 S., zobodat.at [PDF; 6,0 MB; abgerufen am 16. März 2022]).
  • Herbert Fritz: Faszination Salzbergwerke im Salzkammergut und ihre Bahnen. 1. Auflage. Railway-Media-Group, Wien 2015, ISBN 978-3-902894-26-7 (Leseprobe [PDF; abgerufen am 23. Februar 2023]).
Commons: Salzbergwerk Altaussee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Kunstlager im „Berg der Schätze“. Abgerufen am 22. Juli 2012.
  2. a b c d e f g h Salzwelten Altaussee: Bergwerk: Technische Infos. Abgerufen am 23. Juli 2012.
  3. a b c Othmar Schauberger: Die alpinen Salzlagerstätten. In: Geol. Bundesanstalt (Hrsg.): Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt. Jahrgang 1978, Nr. 3. Wien Dezember 1979, S. 455–459 (zobodat.at [PDF; 423 kB; abgerufen am 17. Januar 2016]).
  4. Gerald Grabherr u. a.: Michlhallberg. Die Ausgrabungen in der römischen Siedlung 1997–1999 und die Untersuchung an der zugehörigen Straßentrasse (= Schriftenreihe des Kammerhofmuseums Bad Aussee. Band 22). Verein der Freunde des Kammerhofmuseums, Bad Aussee 2001, S. 103.
  5. Herzog Tassilo gibt dem Kloster Kremsmünsterunum hominem salem coquentem ex salina vero majori”, ‚einen Salzsieder aus der großen Saline‘. Schon Aigner wies darauf hin, dass michel ein altes Wort für ‚groß‘ ist, also der Ausseer, nicht der Hallstätter Bergbau anzunehmen ist. Hallstatt wurde wohl erst im 13. Jahrhundert wieder in Betrieb genommen (urk. 1311): August Aigner: Der prähistorische Salzberg von Hallstatt und seine culturelle Bedeutung für die Alpenvölker. Vortrag vom 16. November 1901. In: Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 38 (1902), S. 193–217 (zobodat.at [PDF] S. 215f. bzw. im PDF S. 23f.)
  6. Hans Hanke: Salzbergbau im Toten Gebirge In: Jahrbuch des Deutschen Alpenvereins Band 92 (1967), S. 40 (ganzer Artikel S. 39–42; ganzes Heft, pdf, dav-bibliothek.de; dort S. 46).
  7. a b c d e f g h i j k Bomben, Helden und Schätzen die Geschichte des Salzbergwerkes Altaussee.@1@2Vorlage:Toter Link/www.salzwelten.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abschnitt Im Überblick: die historischen Eckdaten des Salzbergbaues in Altaussee. salzwelten.at (abgerufen am 2. April 2018).
  8. duas salis patellas in Enstal apud Mahorn.” Angabe in J. Zahn (Bearb.): Urkundenbuch des Herzogthums Steiermark: 798–1192, Band 1, Verlag des Historischen Vereines für Steiermark, 1875, Nr. 261, S. 271 f (Digitalisat, Google, vollständige Ansicht).
  9. Josef Khälß: Auf historischem Boden. In: Woadsack Nr. 72, 27. August 2014 (ganzes heft pdf, woadsack.at; Artikel online).
  10. a b c Gerald Stiptschitsch: Ausseerland: Am Weg der Salzstollen. auf reisen-magazin.at, 15. Oktober 2014.
  11. aeiou, Österreich Lexikon: Salz. Abgerufen am 17. Juli 2012.
  12. Via Salis. Webseite des Salzkammerguts (ausseerland.salzkammergut.at, abgerufen am 2. April 2018).
  13. Helga Stan-Lotter, Sergiu Fendrihan, Andrea Legat, u. a.: Lebensfähige Halobakterien auspermischem Steinsalz – und im Weltraum? In: Denisia 20. Kataloge der oberösterreichischen Landesmuseen. Neue Serie 66, 2007, S. 313–322 (zobodat.at [PDF]).