Barrierefreies Bauen

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Barrierefreies Bauen bedeutet, Wohnungen, Gebäude sowie öffentliche Orte so zu planen und zu bauen, dass sie barrierefrei sind und von allen Menschen ohne Einschränkung und ohne fremde Hilfe genutzt werden können.

Barrierefreies Bauen umfasst die Planung und Ausführung von baulichen Maßnahmen, um die Nutzung von Gebäuden, Verkehrsflächen und Freiräumen durch alle Menschen zu ermöglichen.

Barrierefreies Bauen umfasst altersgerechtes und behindertengerechtes Bauen. Gelegentlich werden auch die Begriffe Bauen für Alle und menschengerechtes Bauen gebraucht. Speziell auf Gebrauchsgegenstände, Möbel, Inneneinrichtung und Dienstleistungen bezieht sich das „Design für Alle“.

Zielgruppen und ihre Ansprüche

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Barrierefreies Bauen ist für viele Menschen eine unerlässliche Voraussetzung, um überhaupt mobil sein und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können.

Dies betrifft insbesondere Personen mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit wie Gehbehinderungen, Lähmungen oder bei fehlenden Gliedmaßen. Sie sind oft auf Hilfsmittel wie Rollstühle, Rollatoren, Gehhilfen oder auch nur Haltegriffe oder Geländer angewiesen. Auch Reisende mit Gepäck oder Kinderwagen benötigen, um sich frei bewegen zu können, genügend Platz und vor allem einen Aufzug oder eine Rampe, da Höhenunterschiede oder Stufen kaum überwindbare Hindernisse sind. Durchgänge oder Aufstellflächen müssen ausreichend breit, lang und hoch sein, Bewegungsflächen entsprechend eben. Taster, Griffe o. ä. müssen in der richtigen Höhe sein, um sie z. B. vom Rollstuhl aus gut erreichen zu können.[1] Menschen, die in ihrer Wahrnehmungsfähigkeit oder in der Informationsverarbeitung eingeschränkt sind, benötigen beispielsweise übersichtliche Raumanordnungen; Blinde und Sehbehinderte zudem Tastkanten oder Bodenleitsysteme.

Barrierefreiheit im Haushalt

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Schema einer herkömmlichen Küche
Schema einer barrierefreien Küche

Innerhalb von Wohnungen wird Barrierefreiheit erreicht, durch

Elektroinstallation

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Steckdosen sollten in genügender Anzahl vorgesehen werden, um lange Kabelstrecken zu vermeiden und die Stolpergefahr gering zu halten. Steckdosen, die sich im Bereich der unteren Installationszone (15 bis 45 cm über dem Fußboden) befinden, sind für Rollstuhlfahrer oft schlecht zu erreichen. Besser ist die Installation auf Greifhöhe (85 cm – 105 cm) in einem ausreichenden Abstand zu den Raumecken.

Normen und Standards

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Taktile Leitplatten an einer Bushaltestelle als Bodenleitsystem

Europäische Normen

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Die europäische Norm EN 17210, Ausgabe 2021, Barrierefreiheit und Nutzbarkeit der gebauten Umgebung – Funktionale Anforderungen, beschreibt Anforderungen an Barrierefreiheit im Bauwesen. Die in der DIN EN 17210 beschriebenen Anforderungen und Empfehlungen sind qualitativ formuliert und beschreiben zu erreichende Ziele – beispielsweise benötigt ein barrierefreier Sanitärraum unter anderem stets einen Waschtisch, muss ausreichend große Bewegungsflächen aufweisen und sich im Notfall von außen öffnen lassen. Zusätzlich wurde jedem einzelnen Abschnitt eine allgemeine Begründung der zugehörigen Anforderungen und Empfehlungen vorangestellt.[2][3][4]

Die Planung der Barrierefreiheit der gebauten Umgebung unterliegt bis zum Ablauf der Übergangsfrist in Deutschland weiterhin den Normen der Reihe DIN 18040 Barrierefreies Bauen. Die Übergangsfrist endet 36 Monate nach Veröffentlichung der europäischen Norm als DIN EN 17210, d. h. im August 2024.[3]

Rechtlich sind die DIN-Normen in Deutschland zunächst Empfehlungen, die nicht zwingend angewendet werden müssen. Die Landesbehörden können jedoch in ihren Bauordnungen Festlegungen treffen, die die Einhaltung von Normen der Barrierefreiheit für bestimmte Bauten oder Anlagen, z. B. „Gebäude mit mehr als einer Wohnung“, erfordern. Je nach Bundesland können unterschiedliche Regelungen getroffen werden.

Aktuell sind folgende Normen in fast allen Bundesländern (außer NRW) in großen Teilen als technische Baubestimmung eingeführt:

  • DIN 18024-1 Barrierefreies Bauen – Teil 1: Straßen, Plätze, Wege, öffentliche Verkehrs- und Grünanlagen sowie Spielplätze; Planungsgrundlagen
  • DIN 18040-1 Barrierefreies Bauen – Teil 1: Öffentlich zugängliche Gebäude (ersetzt DIN 18024-2 Öffentlich zugängige Gebäude und Arbeitsstätten)[5]
  • DIN 18040-2 Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen – Teil 2: Wohnungen (ersetzt DIN 18025-1:1992-12 und die DIN 18025-2:1992-12)
  • DIN 32984 Bodenindikatoren, Leitstreifen etc. (Ergänzung zur DIN 18040)
  • Beispiel für barrierefreie Beschilderung: genormte Symbole nach ISO 7001 und hoher visueller Kontrast
    DIN 32975 Gestaltung Informationen im öffentlichen Raum (Ergänzung zur DIN 18040)

Noch nicht baurechtlich verankert, jedoch bereits als Norm veröffentlicht:

  • DIN 18040-3: Barrierefreies Bauen - Planungsgrundlagen - Teil 3: Öffentlicher Verkehrs- und Freiraum (ersetzt DIN 18024-1:1998-01 Barrierefreies Bauen – Teil 1: Straßen, Plätze, Wege, öffentliche Verkehrs- und Grünanlagen).

Nicht weiter verfolgte Entwürfe:

  • DIN 18070 (Entwurf): Barrierefreies Bauen – Öffentlicher Verkehrs- und Freiraum – war als Neufassung und Ersatz für die DIN 18024-1 Barrierefreies Bauen – Teil 1: Straßen, Plätze, Wege, öffentliche Verkehrs- und Grünanlagen ... vorgesehen. Stattdessen wurde jedoch die DIN 18040-3 erarbeitet und im Dezember 2014 veröffentlicht.
  • DIN 18030 (Entwurf) von 2006[6] sollte die DIN 18024 und 18025 ersetzen, scheiterte jedoch an zahlreichen Einsprüchen und wurde nicht zu Ende geführt.

Erarbeitet vom Fachnormenausschuss 011 Hochbau-Allgemeines

  • ÖNORM B 1600: 2011 Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen.[7]
  • ÖNORM B 1601: 1994 Spezielle Baulichkeiten für behinderte und alte Menschen: Planungsgrundsätze.
  • ÖNORM B 1602: 2001 Barrierefreie Schul- und Ausbildungsstätten und Begleiteinrichtungen.
  • ÖNORM B 1603: 2005 Planungsgrundlagen für barrierefreie Tourismuseinrichtungen

Erarbeitet vom VSS Forschung und Normierung im Strassen- und Verkehrswesen. Herausgeber: Schweizerischer Verband der Strassen- und Verkehrsfachleute.

  • SN Norm 640 075: 2014 de/fr Fussgängerverkehr, Hindernisfreie Verkehrsraum
  • SN Norm 640 075: 2014 de/fr Fussgängerverkehr, Hindernisfreier Verkehrsraum, Erläuterungen, Anforderungen und Abmessungen - Normativer Anhang

Auszeichnungen für barrierefreies Bauen

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  • Schindler Award – Architekturwettbewerb für barrierefreies Bauen
  • Betonkopf (Preis) – Negativpreis für besonders drastische Verstöße gegen barrierefreies Bauen
  • Wheelmap.org, eine Online-Karte zum Finden und Markieren barrierefreier Orte
Allgemein
Normen in Deutschland
  • Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.): Technische Grundsätze zum barrierefreien Bauen. BBR-Online-Publikation. Bonn 2005 (Webdokument)
  • Barrierefreies Planen und Bauen – DIN-Taschenbuch 199, Beuth, Berlin 2012, ISBN 978-3-410-20735-1
  • Franz-Georg Rips: Barrierefreiheit gemäß § 554a BGB, Deutscher Mieterbund Berlin, 2003, ISBN 3-933091-50-0
Normen in Österreich
  • Heinrich Geuder, Wolfgang Hauer (Hrsg.): Wiener Bauvorschriften. 3. Aufl., Linde, Wien 1997
  • Henrietta Geuder: Österreichisches öffentliches Baurecht und Raumordnungsrecht: eine Übersicht. Linde, Wien 1996
  • Friedrich Krzizek: System des Österreichischen Baurechts. Verl. d. Österr. Staatsdr., Wien 1976 – Baupolizeirecht

Einzelnachweise

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  1. Barrierefreie Bahnhöfe auf deutschebahn.com (dbinfrago), abgerufen am 19. August 2024
  2. Norm zum barrierefreien Bauen veröffentlicht. In: din.de. DIN, 26. Juli 2021, abgerufen am 14. September 2021.
  3. a b DIN EN 17210:2021-08. In: beuth.de. Beuth Verlag, abgerufen am 14. September 2021.
  4. DIN EN 17210. In: barrierefreie-mobilitaet.de. Abgerufen am 14. September 2021.
  5. Informationen und Inhalt DIN 18040-1
  6. Ministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit Rheinland-Pfalz. Barrierefreies Rheinland-Pfalz. (Memento vom 6. Mai 2006 im Internet Archive)
  7. Gesamtverzeichnis: Suchbegriff „barrierefreies Bauen“. Österreichisches Normungsinstitut, archiviert vom Original am 9. März 2014; abgerufen am 16. April 2014.