Reimpassional
Das Reimpassional, auch Altes Passional, ist eine Sammlung von gereimten mittelhochdeutschen Heiligenlegenden. Sie wurde im 13. Jahrhundert in Nähe zur Literatur des Deutschen Ordens verfasst.
Struktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das 'Passional' besteht aus drei Büchern: 1. Marienleben, Leben Jesu und Passionsgeschichte, 2. Legenden der Apostel, 3. Legenden der Heiligen, geordnet nach dem liturgischen Jahreskalender (Beginn am 6. Dezember = Nikolaus).
Vorlagen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die wichtigste Quelle, aus der die Sammlung schöpfte, ist die lateinische 'Legenda aurea' des Jacobus de Voragine. Allerdings sind die genauen Beziehungen noch nicht befriedigend geklärt.
Zielsetzung und Zielgruppe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Text ist in Mittelhochdeutsch verfasst. Da viele der Ordensbrüder des Deutschen Ordens lateinunkundig und Illiteraten waren, diente das Passional u. a. auch als Tischlesung oder als Predigten, die auch dem Volk vermittelt wurden. Es sollte sowohl zur Kontemplation anregen als auch Beispiele für christliche Vorbilder geben. Besonders wurde auf die Marienverehrung wert gelegt, da der Deutsche Orden Maria als Schutzpatronin erwählt hatte. Im Hochmittelalter stieg die Verehrung der Gottesmutter stark an, die in den Marienlegenden des Alten Passional oft als Advokata bzw. Mittlerin zwischen Gott und dem Menschen stand.
Verfasser
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Verfasser ist unbekannt. Es handelt sich dabei um einen Geistlichen von hoher Bildung, der vermutlich Mitglied des Deutschen Ordens gewesen ist und dieses Werk im Namen eines von ihm Übergeordneten verfasst haben müsste. Durch Untersuchungen der Reimsprache hat man geschlossen, dass er aus Thüringen stammen könnte, auch wenn das 'Passional' im Ordensstaat geschrieben sein dürfte. Möglicherweise ist er auch der Autor des so genannten 'Väterbuchs', einer Geschichtensammlung über heilige Einsiedler.
Digitalisate und Textausgaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das alte Passional. Hrsg. von K. A. Hahn. Neue Ausg. Frankfurt a. M. 1857 [1. Buch].
- Hans-Georg Richert (Hrsg.): Marienlegenden aus dem Alten Passional.(ATB 64), Tübingen 1965. [2. Buch]
- Das Passional, eine Legenden-Sammlung des dreizehnten Jahrhunderts. Hrsg. von Friedrich Karl Köpke. Quedlinburg, Leipzig 1852 (ND Amsterdam 1966). [3. Buch]
- Annegret Haase, Martin Schubert und Jürgen Wolf (Hg.): Passional. Buch I: Marienleben, Buch II: Apostellegenden, 2 Bde. (Deutsche Texte des Mittelalters 91,1.2), Berlin 2013.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans-Georg Richert: Passional, in: Die Deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 7, Sp. 332–340.
- Werner Williams-Krapp: Passional, in: Walther Killy, Literaturlexikon 9, S. 86–87.
- Beatrice Kälin: Muter der barmherzekeit. Die Sünder und die Frommen in den Marienlegenden des Alten Passionals. Bern 1994, ISBN 3-906751-74-0.
- Konrad Kunze: Passional. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 6. Artemis & Winkler, München/Zürich 1993, ISBN 3-7608-8906-9, Sp. 1769 (m. Lit.).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Passional, Eintrag im Handschriftencensus