AmigaOS

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von AmigaOS 4)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
AmigaOS
AmigaOS 3.5 Box
Entwickler Commodore Intl. (1.0-3.1),
Haage & Partner (3.5-3.9),
Hyperion Entertainment (3.1.4-3.2, 4.0-4.1)
Lizenz(en) proprietäre Lizenz
Erstveröff. 23. Juli 1985
Akt. Version AmigaOS 4.1 Final Edition (PPC)
18. Dezember 2014;
AmigaOS 3.2.1 (68k)
21. Dezember 2021
Kernel Mikrokernel
Abstammung TRIPOS
↳ AmigaOS
Architektur(en) PowerPC, 68k
Chronik AmigaOS …
  • 1.x
  • 2.x
  • 3.0–3.1
  • 3.5
  • 3.9
  • 4.0+
  • 3.1.4
  • 3.2[1]
Sonstiges Final Edition: 29,95 Euro
amigaos.net

AmigaOS ist das native Betriebssystem für den Commodore Amiga, das aus den Bestandteilen Workbench, dem AmigaDOS mit dem Kommandozeileninterpreter CLI (später in Shell umbenannt) und dem bei den meisten Amiga-Modellen im ROM befindlichen Betriebssystemkern Kickstart besteht.

AmigaOS 1.3 auf einem Amiga 500
Motorola 68030 Mikroprozessor

Das System wurde von der Firma Amiga von 1982 bis 1984 entwickelt und nach deren Übernahme durch Commodore 1985 in der ersten Version fertiggestellt. Die Komponente AmigaDOS und Teile von Kickstart basieren auf TRIPOS, einem Multiuserbetriebssystem der Firma MetaComCo, das in der Programmiersprache BCPL entwickelt wurde.

Das AmigaOS hatte herausragende Eigenschaften, die in der Kombination lange Zeit von keinem anderen gebräuchlichen Betriebssystem erreicht wurden:

  • sehr niedrige Hardwareanforderungen[2]
  • 32-Bit-Architektur
  • präemptives Multitasking ähnlich wie bei Unix-Rechnern (AmigaOS war neben Unix viele Jahre lang das einzige multitaskingfähige Desktop-Betriebssystem)
  • Mikrokernel-Architektur mit nachladbaren shared Libraries und Gerätetreibern (Devices)
  • Library-Aufrufe mit Versionskontrolle
  • programmierbare Echtzeit-Interrupts mit geringer Latenzzeit
  • programmierbare Dateisystemgeräte
  • anwendungsunabhängige Druckertreiber – mangels Herstellerunterstützung entstand ein Markt für andere Hersteller. TurboPrint nutzt die dadurch entstandene Nische heute für Linux.
  • anwendungsunabhängige Datentypentreiber. Über DataTypes wurde der Austausch von Daten als Plugin geregelt. Die Ermittlung des Datentyps war zudem vom Dateinamen unabhängig.
  • fensterorientierte grafische Benutzeroberfläche
  • mausorientiertes Boot-Menü – wurden dem System neue Festplatten mit Betriebssystem hinzugefügt, fragte es ab, von welcher das System zu starten war. Die gesamte Hardware-Erkennung (AutoConfig des Zorro-Busses – schon ähnlich wie bei PCI, zu Zeiten, als man beim IBM-PC noch typischerweise Jumper umstecken musste) erfolgte auch nach heutigen Maßstäben sehr schnell.
  • anwendungsbezogene Desktops (sog. Screens) in unterschiedlicher Grafik- und Farbauflösung
  • ab der Version 2.1 ist eine internationale Lokalisierung (i18n) dynamisch möglich
  • internationaler 8-Bit-Zeichensatz nach ISO 8859-1
  • vollständige Abstraktion des Datenspeichers von der Hardware: Spricht man Datenträger über den Namen an, ist es bei Wechseldatenträgern unerheblich, in welchem Laufwerk sie sich befinden, und wenn sie nicht angemeldet sind, werden sie vom Benutzer angefordert – in dieser Form gibt es diese Fähigkeit nur bei AmigaOS.
  • standardisierte Prozesskommunikation per ARexx, einer hochkompatiblen REXX-Variante.

Die ersten Motorola-68k-CPUs stellten noch keine Memory Management Unit zur Verfügung. Deshalb musste AmigaOS ohne Speicherschutz auskommen – was allerdings Mitte der 1980er im Heimcomputersegment auch noch kein Thema war.

Die Workbench wurde nicht zwingend zum Funktionieren des Computers benötigt, da der Betriebssystemkern und viele Systembibliotheken im Kickstart-ROM enthalten waren, weshalb viele Computerspiele direkt von der Kickstart geladen wurden, um mehr Hauptspeicher nutzen zu können. Dadurch wurden allerdings die Multitasking-Eigenschaften des Betriebssystems außer Funktion gesetzt.

Bis zur Version 3.1 (1994) wurde AmigaOS von Commodore entwickelt. Für die Entwicklung der Versionen 3.5 (1999) und 3.9 (2000)[3] waren Amiga Inc. und Haage & Partner verantwortlich. Danach arbeitete Hyperion Entertainment im Auftrag von Amiga Inc. an der Version 4 von AmigaOS, der ersten Version von AmigaOS, die keine MC68000-Prozessoren mehr unterstützt, sondern ausschließlich auf Motorolas PowerPC-Reihe läuft. AmigaOS 4 steht für die PowerPC-basierte AmigaOne-Plattform von Eyetech zur Verfügung. Parallel dazu wurde an einer Version für traditionelle Amiga-Systeme gearbeitet, die mit einer PowerPC-Prozessor-Erweiterungskarte ausgestattet sind. Diese wird seit dem 3. Dezember 2007 an Endkunden ausgeliefert.

Die von Hyperion Entertainment für das 3. Quartal 2008 angekündigte Version 4.1 wird seit Anfang September ausgeliefert. Unterstützt wird die AmigaOne-Plattform und erstmals die Mainboards der Baureihe SAM440 der Firma ACUBE Systems. Dies ist für AmigaOne-Benutzer das erste Update, das nicht mehr kostenlos erhältlich ist.

Seit dem 31. Januar 2009 steht AmigaOS 4.1 auch für die Mainboards vom Typ Pegasos-II zur Verfügung.

Unter AmigaOS 4 werden Programme für 68k-Amigas grundsätzlich in einer Emulation des 68k-Prozessors ausgeführt, für die abhängig von der notwendigen Kompatibilität auch JIT-Kompilierung eingesetzt wird.

Mit Hilfe der GNU-Hilfsprogramme lässt sich AmigaOS in ein unixoides Betriebssystem verwandeln. In diesem Kontext entstand der Editor vim, außerdem war AmigaOS Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre eine Zeitlang die Hauptentwicklungsplattform für zahlreiche GNU-Werkzeuge, unter anderem den GCC.

Etliche Grafik- und Multimediaprogramme, die es heute für Windows und/oder Mac gibt, stammen von der Amiga-Plattform dieser Tage.

Am 18. Dezember 2014 gab Hyperion Entertainment die Veröffentlichung und Auslieferung der neuesten Version des Betriebssystems mit dem Namen AmigaOS 4.1 Final Edition bekannt. Diese ist für die Geräte Amiga 1200, 3000 und 4000, AmigaOne XE, SE, MicroA1, Sam440/460, 500 und X1000 sowie Pegasos 2 verfügbar.[4]

Am 29. Dezember 2015 wurde der Quelltext von AmigaOS 3.1 im Web verfügbar (Leak), bestätigt vom Rechtehalter Hyperion Entertainment.[5][6]

Von AmigaOS abgeleitete Systeme

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
AmigaOS im Verhältnis zu anderen Systemen
  • MorphOS – Eine Alternative zur Ausführung von 68k-AmigaOS-3.1-Programmen auf aktueller PowerPC-Hardware in Form der Pegasos-Rechnerfamilie ist MorphOS. Für die Ausführung von nativer PowerPC-Software verwenden AmigaOS 4 und MorphOS unterschiedliche Ansätze, die nicht miteinander kompatibel sind. Durch Bereitstellung wechselseitiger Emulationsansätze (OS4Emu bzw. ppclibemu) wird hier von dritter Seite an Lösungen gearbeitet, die mangels Bereitschaft zur offiziellen Kooperation allerdings eher ein prototypenhaftes Nischendasein führen.
  • AROS und AfA – Das AROS-Projekt ist ein Ansatz, eine freie AmigaOS-3.1-Umgebung auf x86-Prozessoren (und anderen CPUs) nachzubilden. Durch eine genaue Abbildung der AmigaOS-API sollen Amiga-Programme durch Neukompilation auf AROS portiert werden können.
    In Form von AfA (AROS for AmigaOS) existiert außerdem ein Projekt, mit dem angestrebt wird, die von AROS eingeführten Neuerungen per Rückportierung auch unter AmigaOS und auf der Emulationslösung WinUAE verfügbar zu machen. ApolloOS wurde von AROS abgeleitet und ist auch für den Raspberry Pi 400 verfügbar.
  • BeOS bietet auch eine zentralisierte Datentypstruktur ähnlich wie Easy Open von MacOS Easy Open, nachdem alte Amiga-Entwickler Be gebeten hatten, den Amiga-Datatypdienst zu übernehmen. Es ermöglicht dem gesamten Betriebssystem, alle Arten von Dateien (Text, Musik, Videos, Dokumente usw.) mit Standarddateideskriptoren zu erkennen. Das Datentyp-System bietet dem gesamten System Standard-Loader und Saver für diese Dateien, ohne dass mehrere Dateiladefunktionen in ein einzelnes Programm eingebettet werden müssen.
  • AtheOS wurde von AmigaOS inspiriert und sollte ursprünglich ein Klon von AmigaOS sein.[7] Syllable ist eine Abspaltung von AtheOS und enthält einige AmigaOS- und BeOS-ähnliche Eigenschaften.
  • Commodore-Amiga Inc., Reading MA
  • Ralph Babel: The Amiga Guru Book. Selbstverlag, Taunusstein 1993.
  • Wilfried Häring: AmigaDOS 1.3. Anwender- und Programmiererbuch. 2 Auflage. Markt-und-Technik-Verlag, Haar bei München 1989, ISBN 3-89090-802-0.
  • Wilfried Häring: Schnellübersicht AMIGA DOS 1.3. Schnellübersicht Amiga. Markt-und-Technik-Verlag, Haar bei München 1989, ISBN 3-89090-730-X.
  • Wilfried Häring: AMIGA OS 2.0. Anwenderhandbuch. Bedienung der Workbench, Bedienung der Shell (CLI), DOS-Referenzteil, Batchprogrammierung, FastFileSystem, Linker, DOS-Editoren, MEMACS, AREXX, AREXX für Anwender. Markt-und-Technik-Verlag, Haar bei München 1991, ISBN 3-89090-924-8.
  • Ralf Leithaus: AmigaDOS für Anwender. Ein Lernkurs nicht nur für Einsteiger. TechnicSupport, Berlin 1989, ISBN 3-926847-09-3.
Commons: Amiga software – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. AmigaOS 3.2 for all Classic Amigas released and available, hyperion-entertainment.com (englisch), 14. Mai 2021
  2. Bis heute: So benötigt das neue AmigaOS 3.2 nur eine 68000-Motorola-CPU mit 7 MHz, 2 MB RAM und 10 MB auf der Festplatte
  3. @1@2Vorlage:Toter Link/www.haage-partner.deNative Development Kit 3.9 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2024. Suche in Webarchiven)
  4. Auslieferung von AmigaOS 4.1 Final Edition
  5. Michael Larabel: Hyperion Confirms Leak Of AmigaOS 3.1 Source Code. phoronix.com, 5. Januar 2016;.
  6. Amiga OS Kickstart and Workbench source coded leaked (Memento vom 24. Januar 2016 im Internet Archive), commodore.ninja (englisch), 29. Dezember 2015
  7. "AtheOS comments" (Memento vom 2. Juli 2017 im Internet Archive), amigazeux.org (englisch), 5. Mai 2000