Zarter Gauchheil
Zarter Gauchheil | ||||||||||||
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Zarter Gauchheil (Anagallis tenella) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Anagallis tenella | ||||||||||||
(L.) L. |
Der Zarte Gauchheil (Anagallis tenella) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Gauchheil (Anagallis) innerhalb der Familie der Primelgewächse (Primulaceae).[1] Die Art wird heute oft – wie schon zu Zeiten Carl von Linnés – als Lysimachia tenella in die Gattung Gilbweideriche (Lysimachia) gestellt.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vegetative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Zarte Gauchheil wächst als überwinternd-grüne, ausdauernde krautige Pflanze. Die kriechenden, dünnen Stängel sind bis zu 20 Zentimeter lang und wurzeln an den Knoten. Die gegenständigen Laubblätter sind kahl und bei einer Länge von höchstens 1 Zentimeter rundlich.[1]
Generative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blütezeit reicht von Juni bis September. Die Blüten stehen einzeln auf 10 bis zu 35 Millimeter[2] langen Blütenstielen in den Blattachseln. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch mit doppelter Blütenhülle. Die Kelchzipfel sind 3 bis 4 Millimeter lang, schmal lanzettlich und grannig zugespitzt.[2] Die blassrosafarbenen Kronblätter sind dunkel geadert. Die glockenförmige Krone ist 6 bis 10 Millimeter lang und damit zwei- bis dreimal so lang wie der Kelch.[1] Die Kronzipfel sind schmal lanzettlich, an der Spitze stumpf oder etwas ausgerandet und kahl.[2] Bei den Staubblättern sind 2 länger und 3 kürzer. Die Staubfäden sind lang und dicht bärtig und zu einem Drittel ihrer Länge zu einer Röhre verwachsen.[2] Der Griffel ist etwas länger als die Staubblätter.[2] Die Fruchtkapsel ist etwa so lang wie der Kelch und vom verlängerten Griffel gekrönt.[2]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.[3]
Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beim Zarten Gauchheil handelt es sich um einen Chamaephyten oder Hemikryptophyten.[1]
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Zarte Gauchheil wächst in Eurasien, wo Moore und Quellgebiete ihre Hauptvorkommen darstellen. Die europaweit ungefährdete Art gilt in Deutschland als vom Aussterben bedroht.[1] In Mitteleuropa lebt der Zarte Gauchheil nur noch auf isolierten Vorposten; er kommt dort nur noch vereinzelt in der Umgebung von Paderborn und im Südschwarzwald[1] vor. Die Art ist in Deutschland durch die BArtSchV streng geschützt.[4] Der Zarte Gauchheil besitzt in Mitteleuropa ein typisch atlantisches Areal. Noch im letzten Jahrhundert soll er im Südschwarzwald, in der Westschweiz und am Genfer See nicht selten gewesen sein.[5] Seinen Rückgang führt man auch auf den Rückgang der Wiesenbewässerung im Schwarzwald zurück.[6]
Er ist gebietsweise in Mitteleuropa eine Charakterart des Anagallido tenellae-Juncetum acutiflori aus dem Verband Juncion acutiflori.[3] Er kommt aber auch in lückigen Scheuchzerio-Caricetea fuscae-Gesellschaften (Niedermoore und Zwischenmoore) oder in Littorelletea-Gesellschaften (Strandling-Gesellschaften) vor.[3] In Schwarzwald steigt die Art heute nur bis 670 Meter Meereshöhe auf.[6] Früher kam die Art dort auch noch bis 800 Meter Meereshöhe vor.[2]
Der Zarte Gauchheil gedeiht am besten auf kalkarmen oder kalkfreien, aber durchaus basenhaltigen, feuchten oder nassen, sandig-Tonigen Böden.[5] Er besiedelt vernässte Stellen in Mooren, in Gräben, seltener auch auf Äckern oder auf Brachland. Er kommt nur in Gebieten mit hoher Luftfeuchtigkeit vor.[5]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4+w (nass aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 4 (kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 1 (ozeanisch).[7]
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f Zarter Gauchheil. auf FloraWeb.de
- ↑ a b c d e f g Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 3, Seite 1871–1873. Verlag Carl Hanser, München 1966.
- ↑ a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 744.
- ↑ Michael Koltzenburg: Anagallis. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 98. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2024. ISBN 978-3-494-01943-7. S. 616.
- ↑ a b c Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 3: Nachtkerzengewächse bis Rötegewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
- ↑ a b Georg Philippi: Anagallis L. 1753, Gauchheil. In: O. Sebald et al.: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 2. Auflage, Band 2, Seite 410–412. ISBN 3-8001-3323-7
- ↑ Anagallis tenella (L.) L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 12. Dezember 2022.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zarter Gauchheil. auf FloraWeb.de
- Zarter Gauchheil. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Anagallis tenella (L.) L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 20. Januar 2016.
- Thomas Meyer: Gauchheil Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)