Brasilianischer Nachtaffe
Brasilianischer Nachtaffe | ||||||||||||
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Brasilianischer Nachtaffe (Aotus infulatus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Aotus infulatus | ||||||||||||
Kuhl, 1820 |
Der Brasilianische Nachtaffe (Aotus infulatus) ist eine Primatenart aus der Gruppe der Nachtaffen (Aotidae), der endemisch in Brasilien in einem Gebiet zwischen dem Rio Tapajós im Norden, dem Rio Juruena im Westen, Rio Guaporé und Rio Araguaia im Süden und der Caatinga und dem Rio Parnaíba im Osten vorkommt. Möglicherweise gibt es auch Vorkommen auf der Ilha Grande do Gurupá in der Mündung des Amazonas.[1][2]
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Affenart ist relativ klein und ähnelt ihrem nahen Verwandten, dem Bolivien-Nachtaffen (Aotus boliviensis). Verglichen mit diesem kontrastieren beim Brasilianischen Nachtaffen die weißen und schwarzen Bereiche des Gesichts stärker, der Schwanz ist fast auf der ganzen Länge rötlich und nur die Spitze ist schwarz, während beim Bolivien-Nachtaffen etwa die Hälfte des Schwanzes schwarz gefärbt ist. Die orange Farbe der Bauchseite reicht nach oben bis zu den Seiten des Halses und bis auf die Innenseiten der Unterschenkel. Zwischen den Schultern können die Affen einen auffälligen Haarwirbel besitzen; er kann jedoch auch fehlen.[2]
Lebensraum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Brasilianische Nachtaffe kommt in immergrünen Tieflandregenwäldern, im nördlichen Pantanal auch in Galeriewäldern und in den Savannen des Cerrado auch in isolierten Waldinseln vor. Er toleriert eine nicht zu weit gehende Beeinträchtigung des Lebensraums durch Holzeinschlag und überdauert auch in fragmentierten Wäldern. In den Dornstrauchsavannen der Caatinga wurde die Art in Sekundärwäldern beobachtet und im Übergangsbereich vom Cerrado zur Caatinga auch in Obstgärten. Die eigentliche Caatinga meidet der Brasilianische Nachtaffe aber. Außerdem wurde die Art im Bundesstaat Maranhão in Beständen der Babassupalme und von Palmen der Gattung Copernicia und in Mangroven beobachtet. Der Brasilianische Nachtaffe ist territorial. Das Revier einer Familiengruppe umspannt etwa 5 bis 18 Hektar.[1][2]
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Brasilianische Nachtaffe wurde erstmals im Jahr 1820 durch den deutschen Zoologen Heinrich Kuhl, Daniel Giraud Elliot beschrieben. Lange Zeit galt er als Unterart des Azara-Nachtaffen (Aotus azarae),[2] und bekam erst im Februar 2022 im Rahmen einer Studie zur Systematik und Biogeografie der Nachtaffen den Status einer eigenständigen Art. Innerhalb der Nachtaffen gehört der Brasilianische Nachtaffe zum südlichen Artenschwarm, der sich erst im Pleistozän in verschiedene Arten aufgespalten hat.[3]
Gefährdung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Internationale Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) schätzt den Bestand des Brasilianischen Nachtaffen als nicht gefährdet (Least Concern) ein. Wie viele andere südamerikanische Affenarten beeinträchtigen die Entwaldung, um Acker- oder Weideland zu gewinnen, Waldbrände und der Bergbau den Lebensraum der Art. Hin und wieder werden einzelne Tiere in den Schutzgebieten für indigene Völker zur Gewinnung von Bushmeat geschossen oder gefangen, um als Heimtiere gehalten zu werden.[1]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Aotus infulatus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2021. Eingestellt von: Romero-Valenzuela, D. & Rumiz, D.I., 2015. Abgerufen am 8. Februar 2022.
- ↑ a b c d Eduardo Fernandez-Duque, Margaret K. Corley und Andrea Spence-Aizenberg: Family Aotidae, Night monkeys in Russell A. Mittermeier, Anthony B. Rylands & Don E. Wilson: Handbook of the Mammals of the World: Primates: 3. Lynx Edicions, 2013, ISBN 978-8496553897. S. 430 u. 431.
- ↑ Antonio M. G. Martins, Iracilda Sampaio, Artur Silva, Jean Boubli, Tomas Hrbek, Izeni Farias, Manuel Ruiz-García, Horacio Schneider: Out of the shadows: Multilocus systematics and biogeography of night monkeys suggest a Central Amazonian origin and a very recent widespread southeastward expansion in South America. Molecular Phylogenetics and Evolution, Februar 2022, 107426, doi: 10.1016/j.ympev.2022.107426