Einjähriger Beifuß

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Einjähriger Beifuß

Einjähriger Beifuß (Artemisia annua)

Systematik
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Asteroideae
Tribus: Anthemideae
Untertribus: Artemisiinae
Gattung: Artemisia
Art: Einjähriger Beifuß
Wissenschaftlicher Name
Artemisia annua
L.
Blütenstand mit körbchenförmigen Teilblütenständen.
Illustration des Einjährigen Beifuß (Artemisia annua)

Der Einjährige Beifuß (Artemisia annua) ist eine Pflanzenart in der Gattung Artemisia aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae, veraltet Compositae).

Die krautige Pflanze ist einjährig, woher das botanische Artepitheton annua ‚ein Jahr andauernd‘ von lateinisch annus ‚das Jahr‘ stammt. Auffällig ist der aromatische Duft.[1] Die Pflanze wird 50–150 Zentimeter hoch. Der Stängel ist meist völlig kahl. Die Laubblätter sind zwei- bis dreifach fein gefiedert. Die Blattzipfel sind kammförmig gesägt.

Die in einem rispigen Gesamtblütenstand angeordneten gelbgrünen und körbchenförmigen Teilblütenstände enthalten wenige gelbe Röhrenblüten. Die Blütenköpfchen sind nickend.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18.[2]

Der Einjährige Beifuß ist in sommerwarmen Regengebieten Eurasiens autochthon. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von China über Nord-Indien und Irak bis nach Südosteuropa mit Rumänien, Bulgarien, Albanien. In Süd- und Mitteleuropa ist diese Art als Neophyt eingebürgert.[3]

Die Vorkommen in Österreich, Liechtenstein und der italienischen Provinz Südtirol sind sehr selten und oft auch unbeständig. Die Verbreitung in Österreich ist auf Niederösterreich, Wien und auf unbeständige Populationen in Salzburg beschränkt; in Kärnten, Nordtirol und Vorarlberg gilt der Einjährige Beifuß als ausgestorben.[4]

In Deutschland ist der Einjährige Beifuß, neben vereinzelten Fundorten, entlang der Elbe verbreitet.[5] Dort gedeiht er in annuellen Spülsäumen (Zweizahn-Schlammufergesellschaft), wo sie nach Abfluss des winterlichen Hochwassers auf dem bei sommerlichem Tiefwasserstand trockengefallenen Elbufer aufwachsen.[6] Die Art wächst in Gesellschaften der Verbände Sisymbrion (Rauken) oder Chenopodion rubri (Roter Gänsefuß).[2]

Daneben gibt es Vorkommen in der Schweiz, vor allem in der Südschweiz.[7]

Artemisia annua wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum, Band 2, Seite 847, erstveröffentlicht.[8] Synonyme für Artemisia annua sind Artemisia chamomilla C.Winkl., Artemisia stewartii C.B.Clarke und Artemisia wadei Edgew..[9]

Strukturformel des charakteristischen Inhaltsstoffes Artemisinin

Das in der Pflanze gebildete, 1972 erstmals isolierte[10] Artemisinin wird von der chinesischen Medizin schon lange erfolgreich als Mittel gegen Malaria eingesetzt. 2015 wurde die chinesische Pharmakologin Tu Youyou für die Substanzgewinnung von Artemisinin mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet. Aus dem Einjährigen Beifuß extrahiertes Artemisinin ist Ausgangsstoff für verschiedene halbsynthetische Abkömmlinge zur Behandlung der Malaria. Sie kommen in der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Kombinationstherapie (artemisinin-based combination therapy, ACT) zu Anwendung,[11][12] wie etwa Artemether plus Lumefantrin[12] (Handelsnamen Coartem, Riamet; Hersteller Novartis).

Es gibt zwar Hinweise auf eine wachstumshemmende Wirkung von Artemisinin und dessen Derivate auf verschiedene Tumorzellen in Zellkultur und Tiermodell.[13] Klinische Daten aus Studien fehlen, um Artemisia annua bei Krebserkrankungen außerhalb von klinischen Studien anzuwenden.

In der chinesischen Medizin wird darüber hinaus auch von Erfolgen bei der Behandlung weiterer Krankheiten berichtet.[14]

Während der COVID-19-Krise 2020 wurde in Madagaskar ein Kräutertrunk mit Einjährigem Beifuß als Basis entwickelt, um der Krankheit entgegenzuwirken.[15] Klinische Studien, um die Wirkung zu testen, gab es vor Freigabe dieses Produktes nicht. Seit April 2020 werden am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam Studien an Zellkulturen durchgeführt, um Extrakte aus Einjährigem Beifuß auf ihre Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2 zu untersuchen.[16] Die WHO gab August 2021 bekannt, die antiphlogistischen Eigenschaften des halbsynthetischen Derivates Artesunat im Rahmen einer klinischen Prüfung bei hospitalisierten COVID-19-Patienten („Solidarity PLUS“) zu testen.[17]

Einzelnachweise

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  1. Werner Rothmaler u. a.: Exkursionsflora von Deutschland. Bd. 4, 1990, S. 347.
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 946.
  3. T.G. Tutin u. a. 1976: Flora Europaea. 4. Cambridge
  4. Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S. 925.
  5. FloraWeb - Verbreitungskarte in Deutschland., Bundesamt für Naturschutz, Bonn, 2013, abgerufen am 6. Juli 2022
  6. Dietmar Brandes: Artemisia annua, ein erfolgreicher Neophyt in Mitteleuropa? In: Tuexenia. 24, Göttingen, S. 339–358.
  7. Artemisia annua L., Info Flora, Genf, abgerufen am 6. Juli 2022
  8. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2. Stockholm 1753, S. 847 (Online – Erstveröffentlichung von Artemisia annua digitalisiert bei Biodiversity Heritage Library).
  9. Lin Yourun (Ling Yuou-ruen), Christopher J. Humphries, Michael G. Gilbert: Asteraceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 20–21: Asteraceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2011, ISBN 978-1-935641-07-0, S. 691 (englisch). Artemisia annua - textgleich online wie gedrucktes Werk (Abschnitt Systematik)
  10. Youyou Tu: The discovery of artemisinin (qinghaosu) and gifts from Chinese medicine. In: Nature Medicine. Band 17, Nr. 10, Oktober 2011, S. 1217–1220, doi:10.1038/nm.2471.
  11. Malaria, Treatment, www.who.int, abgerufen am 2. März 2022.
  12. a b WHO Model List of Essential Medicines. 22nd list, September 2021 (PDF)
  13. Klara Rombauts, Arne Heyerick: Artemisia annua. In: CAM Cancer Consortium. Juni 2019, abgerufen am 19. Oktober 2021 (englisch).
  14. WHO monograph on good agricultural and collection practices (GACP) for Artemisia annua L., Genf, 2014, ISBN 978 92 4 159443 1, abgerufen am 6. Juli 2022, (PDF; 900 kB)
  15. Madagaskar: Kirche unterstützt Kräutertrunk gegen Corona - Vatican News. 26. April 2020, abgerufen am 4. Mai 2020.
  16. Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung: Artemisia annua in Labortests gegen das Coronavirus, 14. April 2020, abgerufen am 23. Mai 2020.
  17. WHO’s Solidarity clinical trial enters a new phase with three new candidate drugs. In: WHO. 11. August 2021, abgerufen am 27. Oktober 2021 (englisch).
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