Oberarzt

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Oberarzt und Schwester bei einer Visite (1990)

Oberarzt bzw. Oberärztin ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Bezeichnung für eine berufliche Stellung in der ärztlichen Hierarchie zwischen Chefarzt und Assistenzarzt.[1] Er ist den medizinischen Weisungen des Chefarztes (Österreich: Primararzt) oder Ärztlichen Direktors unterworfen und leitet seinerseits die Assistenzärzte an.[2][3] Im angelsächsischen Raum entspricht dies dem attending physician und in größeren Kliniken auch dem consultant.

Über- und untergeordnete Ärzte, also eine Hierarchie aus Verantwortungsträgern und ausführenden Medizinern, gibt es schon seit dem Altertum.[4][5] Aus der griechischen Bezeichnung für Oberarzt, archiatrós, hat sich die deutsche Berufsbezeichnung „Arzt“ entwickelt.[6]

Ein Oberarzt ist ein Arzt in mittlerer Funktion, meist in einem Krankenhaus oder in einem Medizinischen Versorgungszentrum. Aufgrund seiner abgeschlossenen Weiterbildung zum Facharzt übernimmt er Verantwortung für einen umschriebenen Zuständigkeitsbereich innerhalb seiner Institution. Die Facharztanerkennung ist nicht rechtlich vorgeschrieben, aber in der Praxis notwendige Voraussetzung. Ein Oberarzt ist nicht mit einem Abteilungsleiter identisch. Im Jahr 2007 waren ca. 20 % der in Deutschland hauptamtlich angestellten Ärzte und Ärztinnen in Oberarztpositionen.[7]

Ein Oberarzt trägt Verantwortung für eine oder mehrere Stationen oder Funktionseinheiten seiner Institution. Unter seiner Fachaufsicht arbeiten Assistenzärzte. Der Oberarzt steht für Rückfragen der ihm nachgeordneten Stationsärzte bzw. Funktionsärzte zur Verfügung, überwacht verantwortlich die Tätigkeit der Assistenzärzte (z. B. im Rahmen von regelmäßigen Oberarztvisiten) und hält sich im Nacht- und Wochenenddienst nach Dienstplan als „Hintergrundarzt“ für die Klinik bereit (Rufbereitschaft).[8] Gemeinsam mit dem Chefarzt beteiligen sich die Oberärzte an der strukturierten Weiterbildung der Assistenzärzte; oft sind sie auch persönlich weiterbildungsbeauftragt;[9] in Lehrkrankenhäusern auch für die Ausbildung von Medizinstudenten.[10]

Als „Leitenden Oberarzt“ bezeichnet man den Oberarzt einer Klinik, der als ständiger Vertreter des Chefarztes bestellt ist und diesen in der Gesamtheit seiner Dienstaufgaben vertritt.[11]

Als „Funktionsoberarzt“ wird ein Arzt bezeichnet, der die Funktion eines Oberarztes ausübt, ohne eine entsprechende Planstelle zu besetzen. Funktionsoberärzte haben keinen Anspruch auf ein Oberarztgehalt und werden meistens nach dem für die klinische Einrichtung gültigen Facharzttarif bezahlt.[12] Im Unterschied zu den regulären Oberärzten verlangen Kliniken von Funktionsoberärzten oftmals keine Facharztbezeichnung, weswegen derartige Stellen auch von erfahrenen Ärzten in Weiterbildung besetzt werden.[13]

Oberarzt war seit 1898 der Dienstgrad der bis dahin Assistenzarzt I. Klasse genannten Mitglieder des Sanitätskorps im Deutschen Heer im Rang eines Oberleutnants.

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Wiktionary: Oberarzt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. DocCheck Medical Services GmbH: Oberarzt. Abgerufen am 7. September 2022.
  2. Eva Hasske: Der kompetente Arzt im klinischen Bereich: Eine Fallstudie zur weiterführenden ärztlichen Kompetenzentwicklung. Springer-Verlag, 2019, ISBN 978-3-658-28773-3, S. 283 (google.com [abgerufen am 2. Februar 2023]).
  3. Wolfgang Hellmann, Frank Meyer, Gunda Ohm, Julia Schäfer: Karriereplanung für Mediziner. Kohlhammer Verlag, 2020, ISBN 978-3-17-035099-1, S. 151 (google.com [abgerufen am 2. Februar 2023]).
  4. Juliane C. Wilmanns: Der Arzt in der römischen Armee der frühen und hohen Kaiserzeit. In: Ancient Medicine in Its Socio-Cultural Context, Volume 1: Papers Read at the Congress Held at Leiden University, 13-15 April 1992. BRILL, 2020, ISBN 978-90-04-41837-0, S. 175 (google.de [abgerufen am 2. Februar 2023]).
  5. Richard Sullivan: The identity and Work of the Ancient Egyptian Surgeon. In: Journal of the Royal Society of Medicine. Band 89, Nr. 8, August 1996, ISSN 0141-0768, S. 467–473, doi:10.1177/014107689608900813, PMID 8795503, PMC 1295891 (freier Volltext).
  6. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Walter de Gruyter, 2013, ISBN 978-3-11-148859-2 (google.com [abgerufen am 2. Februar 2023]).
  7. Jürgen Klauber: Krankenhaus-Report 2010. Schattauer Verlag, 2010, ISBN 978-3-7945-2726-7, S. 77–8 (google.com [abgerufen am 2. Februar 2023]).
  8. Stefan Bäune, Rainer Beeretz et al.: Handbuch Medizinrecht. C.F. Müller GmbH, 2020, ISBN 978-3-8114-9269-1, S. 26 (google.com [abgerufen am 2. Februar 2023]).
  9. Hans-Jürgen Rieger: Lexikon des Arztrechts. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2019, ISBN 978-3-11-089946-7, S. 1310 (google.com [abgerufen am 2. Februar 2023]).
  10. Jens Flintrop: Praktisches Jahr: Was man darüber wissen sollte. In: aerzteblatt.de. Deutscher Ärzteverlag GmbH, 2004, abgerufen am 15. November 2024.
  11. Eingruppierung eines – leitenden – Oberarztes nach § 16 TV-Ärzte/VKA. In: rechtsportal.de. Deubner Recht & Steuern GmbH & Co. KG, 2011, abgerufen am 15. November 2024.
  12. Tina Histing et al.: Funktionsoberarzt. In: Unfallchirurg. Band 117, Nr. 6, 2014, S. 557–559, doi:10.1007/s00113-014-2581-8, PMID 24903505.
  13. Niels C. Fleischhauer: Funktionsoberarzt ohne Facharzt: wie Sie auch ohne Facharztausbildung Oberarzt werden können. In: Ärzteglück. Ärzteglück, 28. März 2021, abgerufen am 15. November 2024.