Portulak-Keilmelde
Portulak-Keilmelde | ||||||||||||
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Portulak-Keilmelde (Halimione portulacoides) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Halimione portulacoides | ||||||||||||
(L.) Aellen |
Die Portulak-Keilmelde (Halimione portulacoides), auch Strand-Salzmelde genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). Sie ist ein Element der Salzpflanzenfluren. Der deutsche Trivialname nimmt darauf Bezug, dass der Geschmack ihrer Blätter an die Gemüsepflanze Portulak erinnert.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Portulak-Keilmelde ist eine immergrüne, ausdauernde Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 15 und 80 Zentimetern erreicht. Die grauen und am Grunde verholzenden Sprossachsen wachsen niederliegend oder aufsteigend. Die Laubblätter sind gegenständig an der Sprossachse angeordnet, die unteren büschelig gehäuft. Die grau-grünen, einfachen Blattspreiten sind bei einer Länge von bis zu 7 Zentimeter im Umriss verkehrt-eiförmig bis elliptisch-lanzettlich und ganzrandig. An der Blattoberfläche befinden sich sehr kleine, aus lediglich zwei Zellen bestehende Härchen. Sie dienen dazu, den Salzgehalt der Pflanze zu regulieren. Nachdem überschüssiges Salz in den Härchen eingelagert wurde, brechen die Härchen entweder ab oder bersten auf.[1]
Blütenstand und Blüte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blütezeit reicht von Juli bis September. Die unauffälligen grünlich-gelben Blüten sitzen in ährigen Blütenständen. Sie sind einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Die männlichen Blüten besitzen keine Vorblätter, sie enthalten vier bis fünf Blütenhüllblätter (Tepalen) und vier bis fünf Staubblätter. Die weiblichen Blüten sind umhüllt von zwei großen, bis oben verbundenen, dreilappigen Vorblättern, deren Lappen fast gleich groß sind. Blütenhüllblätter fehlen den weiblichen Blüten, sie enthalten nur einen Fruchtknoten.
Frucht und Same
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Früchte sind ungestielt. Charakteristisch für die Gattung der Keilmelden (Halimione) ist, dass die Fruchtwand dicht an den Vorblättern haftet. Der Same steht aufrecht, seine Wurzel zeigt in der Frucht nach oben. Die Samenschale ist dünn und häutig.
Chromosomenzahl
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 36.[2]
Photosyntheseweg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Portulak-Salzmelde ist eine C3-Pflanze.[3]
Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Salzpflanze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Portulak-Keilmelde ist ein Halophyt. Sie pumpt das über die Wurzeln aufgenommene Salz in sogenannte Blasen- oder Absalzhaare. Dies sind Haare (Trichome) auf der Blattoberfläche, in die aktiv Salzionen transportiert werden. Die Haare sterben ab und das Salz wird so aus der Pflanze entfernt. Die Blasenhaare bedecken als silbrig glänzende Schicht die Blätter und den Stängel.
Je mehr Natriumchlorid der Boden enthält, umso mehr Natrium-Ionen reichert die Pflanze in sich an. Bis zu mittleren Salzkonzentrationen fördert Salz das Wachstum. Bei höheren Konzentrationen geht die Photosyntheserate zurück, dies wird hauptsächlich durch einen eingeschränkten Gasaustausch bewirkt.[3]
Schwermetalltoleranz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wie andere Pflanzenarten der Salzmarschen kann auch die Portulak-Keilmelde Schwermetalle im Boden tolerieren. In Böden, die mit Zink, Blei, Kobalt, Cadmium, Nickel oder Kupfer belastet sind, reichern die Wurzeln deutlich mehr Metalle an als die Stängel und Blätter. Außerdem werden die Metalle vorwiegend in den Zellwänden festgesetzt und somit von den Orten des Zellstoffwechsels ferngehalten. So verhindert die Pflanze eine Vergiftung durch die schädlichen Metallionen. Daher könnte sich die Portulak-Keilmelde auch zur Phytosanierung verunreinigter Böden eignen.[4]
Nahrung für Insekten und Pilze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Portulak-Keilmelde ist Nahrungspflanze für die Larven des Rüsselkäfers Baris scolopacea. Henestaris halophilus aus der Wanzenfamilie der Geocoridae und die Nymphen der Meldenwanze Parapiesma quadratum saugen den Saft der Pflanze. Auch die Weichwanze Orthotylus moncreaffi frisst an dieser Art.[5]
An den Wurzeln lebt der Schlauchpilz Byssothecium circinans. Gelegentlich wird die lebende Pflanze von dem Falschen Mehltaupilz Peronospora farinosa befallen. Auf abgestorbenen Pflanzenteilen der Portulak-Keilmelde wachsen die saprobiontischen Pilze Ascochyta obiones, Camarosporium roumeguerei Coniothyrium obiones und Phomopsis piceae forma obiones.[5]
Vorkommen und Gefährdung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Portulak-Keilmelde ist an den Meeresküsten des westlichen und südlichen Europa sowie den Mittelmeerküsten Nordafrikas bis nach Westasien verbreitet[6]. Außerdem soll sie auch in Namibia und Südafrika vorkommen.[7]
In Deutschland gedeiht die Portulak-Salzmelde vor allem an der Nordseeküste. Während sie in Niedersachsen und Bremen nicht als gefährdet gilt, wird sie in Schleswig-Holstein als stark gefährdet eingestuft (Rote Liste gefährdeter Arten 2).[8]
Die Portulak-Keilmelde wächst an den Küsten in Salzwiesen auf sandigen Salztonböden. Häufig dominiert sie dort die Vegetation. Sie braucht volle Besonnung und stickstoffreichen, feuchten Boden. Sie gilt als Kennart der Pflanzengesellschaft (Assoziation) der Salzmeldenrasen (Halimionetum portulacoidis Kuhnh.-Lord. 1927).[8]
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Erstveröffentlichung dieser Art erfolgte 1753 durch Carl von Linné unter dem Namen Atriplex portulacoides in Species Plantarum 2, S. 1053.[9] Paul Aellen trennte diese Art 1938 als Halimione portulacoides (L.) Aellen von Atriplex ab und stellte dabei gleichzeitig die Gattung Halimione auf (in: Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel, Band 49, S. 126). In den folgenden Jahren wurde diese Art häufig wieder zur Gattung Atriplex gestellt.
Phylogenetische Untersuchungen von Kadereit et al. 2010 ergaben, dass Halimione nicht in die Gattung Atriplex gehört, sondern als eine eigene Gattung Bestand hat.
Synonyme für Halimione portulacoides (L.) Aellen sind: Atriplex portulacoides L., Chenopodium portulacoides (L.) Thunb., Halimus portulacoides (L.) Dumort. und Obione portulacoides (L.) Moq., und möglicherweise auch Halimus australis T.Nees sowie Halimus borealis T.Nees.[10]
Halimione portulacoides gehört zur Tribus Atripliceae in der Unterfamilie Chenopodioideae innerhalb der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). In dieser Familie sind inzwischen die Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae) enthalten.
Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blätter der Portulak-Keilmelde sind essbar und können nach sorgfältigem Waschen roh als Salat oder gekocht als Gemüse verzehrt werden. Sie werden als knackig und fleischig mit salzigem Geschmack beschrieben.[11]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4 (Abschnitt Beschreibung).
- E. Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Ulmer, Stuttgart 1994, ISBN 3-8252-1828-7 (Abschnitt Vorkommen)
- Gudrun Kadereit, Evgeny V. Mavrodiev, Elizabeth H. Zacharias & Alexander P. Sukhorukov: Molecular phylogeny of Atripliceae (Chenopodioideae, Chenopodiaceae): Implications for systematics, biogeography, flower and fruit evolution, and the origin of C4 Photosynthesis. In: American Journal of Botany, Volume 97 (10), 2010, S. 1682. (Abschnitt Beschreibung und Systematik)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Thorsten-D. Künnemann: Salzwiesen. Überleben zwischen Land und Meer. Mit Abbildungen von Gunnar Gad. Isensee Verlag, Oldenburg 1997. Seite 80 ISBN 3-89598-414-0
- ↑ Chromosomenzahl bei Tropicos
- ↑ a b Susana Redondo-Gómez et al.: Growth and Photosynthetic Responses to Salinity of the Salt-marsh Shrub Atriplex portulacoides. In: Ann. Bot. Volume 100 (3), 2007, S. 555–563. doi:10.1093/aob/mcm119 Zusammenfassung
- ↑ Ana I. Sousa, Isabel Cac¸ador, Ana I. Lillebø, Miguel A. Pardal: Heavy metal accumulation in Halimione portulacoides: Intra- and extra-cellular metal binding sites. In: Chemosphere 70, 2008, S. 850–857 PDF-Datei
- ↑ a b Eintrag bei Encyclopedia of Life.
- ↑ P. Uotila: Chenopodiaceae (pro parte majore). – In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Halimione portulacoides (L.) Aellen, 2011. Halimione portulacoides bei PESI-Portal
- ↑ Atriplex portulacoides im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
- ↑ a b Portulak-Keilmelde. auf FloraWeb.de
- ↑ Erstveröffentlichung eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
- ↑ Eintrag bei The Plant List.
- ↑ Eintrag bei Plants for a Future
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Portulak-Keilmelde. auf FloraWeb.de
- Verbreitung der Portulak-Keilmelde in Deutschland bei FloraWeb
- Verbreitungskarte der Portulak-Keilmelde bei PESI-Portal
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Fotos der Portulak-Keilmelde bei Encyclopedia of Life