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Wasserbüffel

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Wasserbüffel

Wasserbüffel (Bubalus arnee)

Systematik
ohne Rang: Stirnwaffenträger (Pecora)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Bovinae
Tribus: Rinder (Bovini)
Gattung: Asiatische Büffel (Bubalus)
Art: Wasserbüffel
Wissenschaftlicher Name
Bubalus arnee
(Kerr, 1792)

Der Wasserbüffel (Bubalus arnee) gehört zu den Rindern (Bovinae) und ist die am weitesten verbreitete und bekannteste Art der Asiatischen Büffel (Bubalus). Die vielerorts domestizierte Variante des Wasserbüffels wird auch Kerabau genannt.[1] Für wilde Büffel, deren Anzahl sich nur auf wenige Zehntausend beziffern lässt, wird oft die indische Bezeichnung Arni verwendet; damit werden sowohl echte Wildbüffel als auch verwilderte Kerabaus bezeichnet.

Hausbüffel in Thailand

Ursprünglich wurde der wilde Wasserbüffel als Bubalus arnee, der Hausbüffel aber als Bubalus bubalis geführt. Heute werden sie zu einer Art zusammengefasst, laut Entscheidung der International Commission on Zoological Nomenclature (ICZN) Opinion 2027[2] ist arnee der gültige Name.

Umstritten ist allerdings, ob wirklich alle Wasserbüffel einer Art angehören. So sehen manche in den chinesischen Büffeln, deren wilde Vorfahren vor etwa 3500 Jahren ausstarben, eine eigene Art Bubalus mephistopheles. Als Unterart des Wasserbüffels wird gelegentlich der philippinische Tamarau geführt, der heute häufig den Rang einer eigenständigen Art erhält.

Schädel eines Wasserbüffels

Ein Wasserbüffel bringt es auf eine Kopf-Rumpf-Länge von fast 3 Metern, eine Widerristhöhe von 180 Zentimetern und ein Gewicht von mehr als einer Tonne. Diese Maße werden fast nur von wilden Büffeln erreicht. Die domestizierten Exemplare sind für gewöhnlich sehr viel kleiner und selten schwerer als 500 Kilogramm. Die Farbe der wilden Tiere ist grau, braun oder schwarz. Bei domestizierten Büffeln gibt es auch schwarz-weiß gescheckte oder ganz weiße Tiere.

Der Rumpf ist rindertypisch tonnenförmig, der etwa 60 bis 80 Zentimeter lange Schwanz hat eine Endquaste. Die weit auseinander gespreizten Hufe geben den Tieren in ihrem sumpfigen Lebensraum sicheren Halt.

Der Kopf ist meist lang und nach vorne hin verhältnismäßig schmal, die Ohren sind vergleichsweise klein. Beide Geschlechter tragen Hörner, die entweder geradlinig zur Seite weisen oder sich halbkreisförmig nach innen krümmen. Sie erreichen eine Spannweite von 2 Metern, mehr als bei jedem anderen lebenden Paarhufer; die Hörner der Weibchen sind allerdings meist etwas kürzer. Daneben existieren aber auch Büffelrassen mit kleineren Hörnern.

Die Lebensdauer eines wilden Wasserbüffels beträgt 25 Jahre; in der Obhut des Menschen werden Wasserbüffel noch einige Jahre älter.

Wilde Wasserbüffel

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Wilder Wasserbüffel im Udawalawe-Nationalpark, Sri Lanka
Wasserbüffel in Indien

Den Lebensraum des Wasserbüffels bilden offene Feuchtgebiete, Sumpfwälder und dicht bewachsene Flusstäler. Zum Schutz vor Insekten und zur Abkühlung hält er sich oft im Wasser oder im Schlamm auf. Anschließend ist die Haut von einer dichten Schlammschicht bedeckt, die kein blutsaugendes Insekt durchdringen kann.

Da es in Asien fast nur noch domestizierte Wasserbüffel gibt, hat man das Verhalten dieser Tiere vor allem bei ausgewilderten Büffeln im Norden Australiens studiert. Wie weit dies dem ursprünglichen Verhalten entspricht, ist unbekannt. Wasserbüffel leben hier in Familiengruppen von dreißig Individuen, die von einer alten Kuh angeführt werden. Die Herden bestehen aus Weibchen und ihren Jungen. Junge Weibchen bleiben für gewöhnlich bei der Herde; jüngere Männchen werden dagegen im Alter von zwei Jahren aus der Herde vertrieben.

Die Bullen werden nach einer Übergangszeit in Junggesellenverbänden, die jeweils etwa zehn Individuen umfassen, zu temporären Einzelgängern, schließen sich aber alljährlich zur Paarungszeit (in Nordindien im Oktober, weiter südlich zu keiner festgelegten Jahreszeit) einer Herde an. Die dominante Kuh behält auch in dieser Zeit die Führung der Gruppe und jagt nach dem Ende der Paarungszeit die Bullen davon. Alte Bullen, die sich nicht mehr paaren können, leben bis zu ihrem Tod als dauerhafte Einzelgänger. Meistens sondern sie sich freiwillig ab, gelegentlich werden sie von einem jüngeren Bullen gewaltsam vertrieben.

Eine Kuh trägt etwa alle zwei Jahre ein Junges aus. Dies wird nach einer Tragzeit von 333 Tagen geboren und wiegt zunächst etwa 40 Kilogramm. Es wird etwa ein halbes Jahr gesäugt, ehe es selbständig grasen kann. Im Alter von zwei bis drei Jahren erlangen die Tiere die Geschlechtsreife.

Die Nahrung des Wasserbüffels sind in erster Linie Gräser, daneben auch fast jede Art von Ufervegetation. Neben dem Menschen sind Tiger, Warane und Krokodile die einzigen Fressfeinde des Wasserbüffels. Tiger attackieren bevorzugt Jungtiere oder Einzelgänger, da eine geschlossene Herde durch koordiniertes Vorgehen oft in der Lage ist, die Raubkatzen zu vertreiben oder in Einzelfällen durch den Einsatz der Hörner sogar zu töten.

Populationen wilder Wasserbüffel
Wilde Wasserbüffel im Kaziranga-Nationalpark, Assam, Indien
Wildlebende Wasserbüffel im Yala-Nationalpark, Sri Lanka

Das Verbreitungsgebiet des wilden Wasserbüffels ist seit der Eiszeit kontinuierlich geschrumpft. Noch im späten Pleistozän gab es Wasserbüffel auch in Nordafrika. Zur Zeit der frühen Hochkulturen waren sie weit verbreitet: von Mesopotamien über Indien bis nach China und Südostasien.

Der wilde Wasserbüffel wird von der International Union for Conservation of Nature (IUCN) in der Roten Liste gefährdeter Arten als „stark gefährdete“ Art (Endangered)[3] geführt. Es ist heute jedoch bei den meisten Beständen schwierig zu bestimmen, welche Wasserbüffel echte Wildbüffel und welche bloß Nachkommen verwilderter Hausbüffel sind. Die Bestandsangaben schwanken deshalb zwischen 200 und 4000 Exemplaren.

Indien beherbergt heute mit über 3000 Exemplaren die meisten wilden Wasserbüffel. Aber ihre Reinblütigkeit steht fast überall im Zweifel. Sie kommen nur noch in kleinen Gruppen in wenigen Reservaten vor:

Die einzige Population in Nepal lebt im Kosi-Tappu-Wildreservat im Südosten des Landes und besteht aus etwa 150 Tieren.[3]

In Südostasien existieren darüber hinaus nur noch winzige, versprengte Restbestände. Die einzige Population wilder Wasserbüffel in Thailand lebt im Wildschutzgebiet Huai Kha Khaeng und besteht aus etwa 50 Tieren, die mit Hauswasserbüffeln vermischt sein könnten. Einige Dutzend halten sich in Kambodscha im Osten der Provinz Mondulkiri. In Vietnam und Laos sind die letzten Bestände erloschen. Für Myanmar liegen keine aktuellen Schätzungen vor.[3]

Die wildlebenden Wasserbüffel Sri Lankas tragen wahrscheinlich ein hohes Maß an Hausbüffelgenen in sich, da die Bestände in der jüngeren Vergangenheit durch den Ausbruch der Rinderpest am Ende des 19. Jahrhunderts stark zusammengeschmolzen sind und sich die überlebenden Populationen vor ihrer Erholung mit Hausbüffeln gekreuzt haben dürften.[3]

Domestizierte Wasserbüffel

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Weltweit gibt es aktuell (Stand 2024) mehr als 220 Millionen domestizierte Wasserbüffel (Hausbüffel). Nach Zahlen des Internationalen Büffel-Verbands (IBF) stieg deren Zahl in nur 13 Jahren um mehr als 30 % an (2005: 168 Millionen versus 2018: 220 Mio. Büffel). Dabei wird beobachtet, dass insbesondere die Tendenz bei Milchrassen (Murrah, Nili-Ravi, Mehsana, Italienisch-Mediterrane Rasse) deutlich steigend ist. Die Zahl der Büffel aus Populationen mit vergleichsweise niedriger Milchleistung (einschließlich Sumpfbüffel) hingegen nehmen kontinuierlich ab. Hinzu kommt, dass aufgrund der Umstellung auf maschinelles Pflügen der Bedarf an Zugtieren mehr und mehr entfällt, auch hier ist der Sumpfbüffel besonders betroffen (zum Beispiel in Thailand). Um die Milchleistung zu verbessern, werden vielerorts (zum Beispiel: China) Zuchtprogramme (künstliche Befruchtung) aufgelegt. Weil hierbei ausschließlich leistungsstärkere Flußbüffel eingesetzt werden, dürfte auch dadurch der zahlenmäßige Anteil der Sumpfbüffel an der gesamten Büffelpopulation langfristig weiter sinken.

Domestikation und Verbreitung

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Verbreitung des Hausbüffels (2004)
Heller Hausbüffel mit Kälbern in Souro, Osttimor

Wann der Wasserbüffel domestiziert wurde, ist umstritten, da sich die Knochen wilder und domestizierter Tiere nicht unterscheiden lassen. Eine genetische Studie aus dem Jahr 2008 deutet darauf hin, dass die erste Domestikation nicht in China stattfand. Wahrscheinlich wurden der Flussbüffel und der Sumpfbüffel – die beiden wichtigsten Typen der Wasserbüffel – unabhängig voneinander domestiziert: zuerst der Flussbüffel in Indien vor etwa 5000 Jahren, dann der Sumpfbüffel in China vor etwa 4000 Jahren.[4]

In der Indus-Kultur wurden Wasserbüffelknochen teilweise in großer Zahl gefunden (zum Beispiel an der Fundstätte Dholavira in Gujarat), man nimmt daher eine Herdenhaltung und die Nutzung für den Ackerbau an. Vom Industal aus kamen Hausbüffel nach Mesopotamien, von Indien und China gelangten sie nach Südostasien. Schon lange vor der Zeitenwende gab es in diesem gesamten Verbreitungsgebiet domestizierte Büffel. Heute ist Indien das Land mit den meisten Hausbüffeln, gefolgt von Pakistan und China.

In historisch jüngerer Zeit gelangten Wasserbüffel auch in andere Regionen: In Nordafrika (vor allem Ägypten), Südamerika (vor allem Brasilien), Süd- und Mitteleuropa, Mauritius, Australien, Hawaii und Japan werden heute in unterschiedlichem Maße Wasserbüffel gehalten. In Europa werden Büffel in Italien, Rumänien und Bulgarien in größerem Stil genutzt. In Ungarn leben noch etwa 200 Büffel, ein kleiner Restbestand von ehemals 100.000 Büffeln (siehe Büffelreservat am Kis-Balaton). In Australien, wo die Büffelhaltung weitgehend aufgegeben wurde, verwilderten die Tiere und besiedelten den Norden, wo sie heute in etwa 200.000 Exemplaren vorkommen. Verwilderte Wasserbüffel gibt es in kleinerer Zahl auch in anderen Ländern (siehe unten).

Domestizierte Büffel verhalten sich gegenüber Menschen friedlich und lassen sich sogar von Kindern dirigieren, während wilde Büffel in der Regel die Flucht vor dem Menschen ergreifen. Allerdings werden die einzelgängerischen alten Bullen gelegentlich sehr aggressiv und greifen dann Menschen und selbst Elefanten an. Sie sollen gelegentlich durch die Farben Gelb und Orange provoziert werden, weshalb zum Beispiel die thailändischen Mönche mit ihrer orangen Robe oft einen größeren Bogen um sie machen.

Wasserbüffel als Zugtiere auf einem Reisfeld in Java, Indonesien
Domestizierter Wasserbüffel auf Sumatra

Wasserbüffel werden zum Pflügen von Reisfeldern und als Lasttiere verwendet. Milch, Fleisch und Leder werden ebenfalls genutzt. Ein weiterer Vorteil des Wasserbüffels liegt darin, dass er von BSE nicht betroffen ist; Büffel in China erkranken gelegentlich an der Maul- und Klauenseuche.

Mit den heutigen Hausrindern können Wasserbüffel bei der Menge von Fleisch und Milch je Tier noch nicht mithalten. Büffelmilch hat verglichen mit Kuhmilch einen doppelt so hohen Fettgehalt (8 %) und längere Haltbarkeit. Jährlich werden in Asien 45 Millionen Tonnen Büffelmilch gewonnen. Durch gezielte Zucht immer ergiebigerer Büffelrassen konnte die Milchproduktion je Tier in den letzten Jahrzehnten beträchtlich gesteigert werden. Noch 1970 wurde ein Wert von 3000 Litern je Tier und Laktationsperiode (etwa 300 Tage) für einen Rekord gehalten; heute gibt es hochgezüchtete Büffelrassen, die 5000 Liter Milch im gleichen Zeitraum abgeben. Der Murrah gilt als die Büffelrasse, die in der Milchwirtschaft am vielversprechendsten ist; Züchter gehen davon aus, in naher Zukunft mit Wasserbüffeln ebenso viel Milch produzieren zu können wie mit Milchkühen.

2015 hatte die Büffelmilch, mit 110 Milliarden Kilo, einen Anteil von 13 % an der weltweiten Milchproduktion.[5]

Büffelmilch enthält je Gramm 0,19 mg Cholesterin (Rindermilch: 0,14 mg).[6] Sie ist außerdem reicher an Calcium, Eisen, Phosphor und Vitamin A.

Mozzarella wurde ursprünglich aus Büffelmilch gewonnen – heute wird meistens aus Rindermilch hergestellter Mozzarella verkauft, der geschmacksärmer und von anderer Konsistenz ist. Echter Büffelmozzarella wird weiterhin aus Wasserbüffelmilch hergestellt.

Büffelfleisch ist in Europa bisher kaum bekannt, in Asien und Nordafrika dagegen jedoch traditioneller Bestandteil der Ernährung. Die globale Produktion von Büffelfleisch nahm zwischen 1970 und 2006 von 1.322.000 Tonnen auf 3.181.000 Tonnen um 140,8 % zu. Unter den führenden Ländern sind beispielsweise Indien, China, Ägypten, Nepal oder Indonesien.[7]

Büffelfleisch-Nährwerte

Büffelfleisch weist nicht nur verhältnismäßig geringe Fett- und Cholesterinwerte auf, sondern enthält auch überproportional viel Eisen und Protein.[8]

Zudem wurde in wissenschaftlichen Analysen durch das Institut für Lebensmittelhygiene Leipzig und das argentinische Institut für Lebensmitteltechnologie des nationalen Landwirtschaftstechnologieinsitutes (INTA) ein sehr gutes Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren festgestellt.[9] Büffelfleisch enthält durchschnittlich im Muskelfleisch auf 100 Gramm 24 % Protein, 1,5 % Fett, 35 mg Cholesterin, 2 % Eisen sowie 110 Kilokalorien.

Ein Beispiel aus dem Landkreis Mühldorf am Inn (Bayern) zeigt, wie Wasserbüffel als Habitatkonstrukteure wirken. Dort wurde eine seit 1996 mit Rindern beweidete Feuchtbrache 2011 zusätzlich mit Wasserbüffeln besetzt und die Raumnutzung sowie das Verhalten der Wasserbüffel untersucht sowie die Amphibienfauna beobachtet. Durch die Beweidung entwickelte sich die ursprünglich dichte und hohe Vegetation aus Hochstauden und Schilfröhricht zu einem Mosaik aus Weiderasen sowie höheren Gras- und Staudenbeständen. Röhricht in Gewässern wurde stark reduziert und die Besonnung der Uferzonen nahm zu. Im Gebiet hat der Bestand des Grasfroschs (Rana temporaria) seit Projektbeginn deutlich zugenommen. Auch bei der Gelbbauchunke (Bombina variegata) deutet sich ein Bestandsanstieg an. Sie laicht in den von Weidetieren offengehaltenen Uferbereichen eines Tümpels und seit 2011 in den von Wasserbüffeln neu geschaffenen Gewässern. Durch Suhlen, und indem die Büffel in nassen Bereichen der Weide Pfade bahnten, entstanden vegetationsfreie, besonnte Kleingewässer in zuvor dichter Vegetation. Es deutet sich an, dass eine Beweidung mit Wasserbüffeln eine Alternative zur maschinellen Entlandung oder Neuschaffung solcher Gewässer darstellen kann.[10][11]

Carabao, ein typisches Zugtier
Murrah, eine bekannte Milchrasse

74 Rassen von Hausbüffeln sind bekannt. Sie werden grob in Sumpf- und Flussbüffel unterteilt:

  • Sumpfbüffel sind vor allem Arbeitstiere, sie werden überwiegend in China und Südostasien gezüchtet. Sie helfen bei der Bewirtschaftung der Reisfelder. Erst wenn sie für die Arbeiten zu alt sind, werden sie geschlachtet und gegessen. Für die Milchproduktion spielen sie so gut wie keine Rolle.
  • Flussbüffel werden für Milch- und Fleischproduktion gezüchtet. Das Zentrum der Flussbüffelzucht liegt in Indien, wo es die meisten Rassen und die ergiebigsten Tiere gibt.

Wichtige Rassen bei den Arbeitstieren sind:

  • Carabao (Philippinen und Guam): graues oder schwarzes Fell, halbmondförmige Hörner
  • Malaiischer Büffel (Südostasien): graues Fell, mittellange, halbmondförmige Hörner

Zu den Milchrassen gehören:

  • Murrah (Haryana und Punjab): gilt als ergiebigste aller Milchbüffelrassen, weltweit exportiert
  • Nili-Ravi (Punjab): schwarzes Fell mit weißer Zeichnung im Gesicht, sehr kurze Hörner
  • Pandharpuri (Maharashtra): schwarzes Fell, erkennbar an den schwertartigen, riesigen Hörnern (jeweils bis 150 cm lang)
  • Kundi (Sindh): schwarzes Fell, besonders schwer und massig

Es gibt auch Rassen mit gemischter Nutzung, zum Beispiel Saidi in Oberägypten und Baladi in Unterägypten. Inzwischen wird die Zucht auch in Nordamerika und Europa fortgesetzt.

Büffelzucht in Deutschland

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Es gibt einige Höfe, auf denen Wasserbüffel gezüchtet werden. Zum Beispiel eine Büffelzucht mit ca. 290 Tieren (Stand 2014)[12] in Hohenstein-Meidelstetten auf der Schwäbischen Alb.[13] Im Jahr 2008 lebten etwa 1800 Wasserbüffel in Deutschland.[14] Anfang März 2010 waren es nach Angaben des Deutschen Büffelverbandes e. V. mit 2362 Büffel fast viermal so viele wie im Jahr 2000.[15][16] Im September 2018 war in Bayern und Baden-Württemberg noch ein Züchter mit 20 Herdbuchkühen erfasst,[17] in Sachsen im Februar 2020 noch ein Züchter mit zwei Bullen und 64 Kühen[18] und in Sachsen-Anhalt gab es 2017 noch vier Haltungen mit insgesamt 34 Tieren.[19] Seit 2017 leben in Wesel auf der Bislicher Insel inzwischen etwa 150 Tiere in einer Herde.[20]

Büffelzucht in der Schweiz

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In der Schweiz wurden die ersten Wasserbüffel 1996 aus Rumänien importiert und in der Region Schangnau gehalten, u. a. in Eggiwil. Die Milch wird vorwiegend in Marbach LU zu Mozzarella verarbeitet.[21] Ende 2021 lebten in der Schweiz über 2200 Wasserbüffel.[22]

Verwilderte Wasserbüffel

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Im Norden Australiens entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine sehr große verwilderte Population. Kleinere verwilderte Populationen existieren in Neuguinea, Tunesien[23] und im Nordosten Argentiniens. Verwilderte Herden gibt es ferner in Kolumbien, Guyana, Suriname, Brasilien und Uruguay sowie auf den Inseln Neubritannien und Neuirland.[24]

Population in Australien

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Verwilderter Wasserbüffel in Australien

Zwischen 1823 und 1840 wurden durch den Menschen 80 Wasserbüffel zur Fleischproduktion im Northern Territory in Australien eingeführt. Einzelne Tiere und Herden verwilderten und vermehrten sich unter ihren neuen Lebensbedingungen so schnell, dass nach Schätzungen der australischen Regierung zwischen 1880 und 1970 insgesamt 700.000 Tiere erlegt werden mussten. 1985 lebten mit einem Bestand von 350.000 Tieren mehr als die Hälfte der weltweit nicht als Haustiere gehaltenen Wasserbüffel in Australien.

Die verwilderten Wasserbüffel stellten in den Marschregionen an Australiens Nordküste ein gravierendes ökologisches Problem dar. Sie verstärkten durch ihre Trampelpfade und ihr Suhlen die Bodenerosion, veränderten durch ihr Fressverhalten die Zusammensetzung der lokalen Flora und erleichterten durch ihr Suhlen das Eindringen von Salzwasser in Süßwasserhabitate. Sie veränderten damit ihren Lebensraum so nachhaltig, dass die Anzahl der dort lebenden Australien-Krokodile, des australischen Süßwasserfisches Barramundi und ähnlicher einheimischer Arten drastisch zurückging. Zu diesen gravierenden ökologischen Auswirkungen trug wesentlich bei, dass sich in den Trockenzeiten auf einem Quadratkilometer Marschland bis zu 35 Tiere aufhielten.

Wasserbüffel sind außerdem Überträger von Rinderkrankheiten wie der Tuberkulose und der Rinderbrucellose. Besonders Letztere hat dazu beigetragen, dass der Wasserbüffelbestand sowohl von der Regierung als auch von der Mehrheit der australischen Bevölkerung als zu bekämpfende Plage angesehen wird.

Von 1979 bis 1997 wurde von der australischen Regierung ein Programm zum Abschuss verwilderter Wasserbüffel durchgeführt, wobei die Tiere, die im unzugänglichen Marschland lebten, zum Teil vom Hubschrauber aus abgeschossen wurden. Die Anzahl der verwilderten Wasserbüffel ist seitdem deutlich zurückgegangen. In dem zum Weltnaturerbe gehörenden Kakadu-Nationalpark beispielsweise wurde die Anzahl der dort lebenden Tiere von 20.000 im Jahre 1988 auf 250 im Jahre 1996 reduziert und damit erreicht, dass die Bestände einheimischer Pflanzen wie bestimmte Eukalyptus-Arten und die Rote Wasserlilie sich wieder erholten.

Mythologie und Volksglaube

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Keramikfigur aus Lop Buri, Thailand, 2300 v. Chr.
Mahnmal an der Straße in Osttimor

Ein so eng mit dem Menschen verbundenes Tier wie der Wasserbüffel taucht naturgemäß in vielen Märchen und Sagen der mit ihm assoziierten Völker auf.

In der indischen Mythologie verkörpert der Wasserbüffel unter anderem den Dämon Mahishasura, ein Mischwesen aus Büffel und Mensch, das von keinem der Götter besiegt werden konnte, bis die Kriegsgöttin Durga ihn zuletzt doch niederrang. Im Hinduismus erinnern das bengalische Durga Puja sowie das nepalesische Dashain-Fest an diesen Kampf zwischen Gut und Böse. In Nepal ist es ein staatlicher Feiertag. Zu diesem Fest wird in einer Prozession ein Büffelkopf durch die Straßen getragen, der Mahishasura symbolisieren soll.

Der Büffel taucht noch in einer anderen, ebenfalls nicht sehr positiven Rolle auf: Yama, im Hinduismus der Herr der Unterwelt, wird oft auf einem Wasserbüffel reitend dargestellt. Zu bestimmten Gelegenheiten nimmt der Gott selbst die Gestalt eines Büffels an.

Der chinesische Philosoph Laozi wird meistens auf einem Wasserbüffel reitend dargestellt. In der chinesischen Astrologie ist der Büffel eines der zwölf Sternzeichen. 2033 ist das nächste Jahr des Büffels.

In Osttimor ist der Wasserbüffel ein Symbol von Macht. Seinen Hörnern ist die Kaibauk, eine Art Krone und Herrschaftssymbol, nachempfunden. Obwohl die Bevölkerung nahezu vollständig katholisch ist, werden nach animistischer Tradition neben Kreuzen auch Büffelhörner und -schädel auf Gräbern aufgestellt.

In dem berühmten Dschungelbuch von Rudyard Kipling wird Mogli nach seiner Rückkehr zu den Menschen zu einem Büffelhirten. Die Büffel sind es, die letztlich den bösartigen Tiger Shere Khan zu Tode trampeln.

„Büffel“ (khwaai) ist in Thailand eine der abfälligsten Bezeichnungen zur Charakterisierung eines Menschen, auch im Sinne einer Beleidigung, und in der Ausdrucksstärke vergleichbar mit „Schwein“ im Deutschen. Gemeint ist damit jemand, der stur, dumm, lernunfähig, stumpf oder unbeweglich ist.

Aufgrund ihrer Wasserkühlung und einer starken Leistung von bis zu 67 PS erhielt das Motorrad Suzuki GT 750 in den 1970er-Jahren schnell im deutschsprachigen Raum den Szenenamen „Wasserbüffel“, unter dem es heute noch bekannt ist.

  • Bernhard Grzimek: Grzimeks Tierleben. Säugetiere Band 13. dtv, München 1970, ISBN 3-423-03207-3.
  • Ronald Nowak: Walker’s Mammals of the World. Bd. 2. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1999, ISBN 0-8018-5789-9.
  • The Water Buffalo. New Prospects for an Underutilized Animal. Books for Business. Washington 1981, 2002, ISBN 0-89499-193-0.
  • Tim Low: Feral future. The untold story of Australia’s exotic invaders. Penguin Books Australia Ltd, Ringwood 2001, ISBN 0-14-029825-8. (Dieses Buch beschreibt u. a. die ökologischen Probleme, die die Verwilderung der Wasserbüffel in Australien nach sich zog.)
  • Dorian Fuller: An agricultural perspective on Dravidian historical linguistics, archaeological crop packages, livestock and Dravidian crop vocabulary. In: Peter Bellwood, Colin Renfrew (Hrsg.): Examining the farming/language dispersal hypothesis. Macdonald Institute for Archaeological Research, Cambridge 2002, ISBN 1-902937-20-1, S. 191–213 (zur Domestikation).
  • Peter Koch: Wasserbüffel: Die Geschichte, Biologie und Kultur einer ikonischen Tierart. Verlag 27 Amigos, 2024, ISBN 978-3-7505-6365-0.
Commons: Wasserbüffel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Wasserbüffel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Kerabau – Bubalus arnee f. bubalis. In: zootierliste.de. Abgerufen am 22. April 2024.
  2. International Commission On Zoological Nomenclature. Opinion 2027 (Case 3010). Usage of 17 specific names based on wild species which are pre-dated by or contemporary with those based on domestic animals (Lepidoptera, Osteichthyes, Mammalia): conserved (= Bulletin of Zoological Nomenclature. Volume 60, Nr. 1). 2003, S. 81–84 (englisch, biostor.org).
  3. a b c d Bubalus arnee in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2012. Eingestellt von: Hedges, S., Sagar Baral, H., Timmins, R.J. & Duckworth, J.W., 2008. Abgerufen am 16. Februar 2013.
  4. Vgl. D. Y. Yang et al.: Wild or domesticated: DNA analysis of ancient water buffalo remains from north China. Journal of Archaeological Science 2008; 35: 2778–2785 (PDF; 626 kB).
  5. Wertschöpfungskette Schweizer Milch. (PDF; 4.4 MB) In: agridea.abacuscity.ch. 2018, S. 1, abgerufen am 17. Februar 2019: „2015 wurden weltweit 818 Milliarden Kilo Milch produziert, davon 674 Milliarden Kilo Kuhmilch (82 %) und 110 Milliarden Kilo Büffelmilch (13 %).“
  6. Deutsches Ernährungsberatungs- und -informationsnetz – DEBInet: Büffelmilch. In: ernaehrung.de
  7. J. Robertson, D. et al.: A Comparison of Some Properties of Meat from Young Buffalo (Bubalus bubalis) and Cattle. In: Journal of Food Science. Band 51, Nr. 1, 1. Januar 1986, ISSN 1750-3841, S. 47–50, doi:10.1111/j.1365-2621.1986.tb10832.x (englisch, wiley.com [abgerufen am 23. April 2024]).
  8. Helga Mäckle: Zart, fett- und cholesterinarm: Die Wasserbüffel von Asselfingen. In: swp.de. Südwest Presse, 18. März 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Juli 2016; abgerufen am 23. April 2024.
  9. INTA :: Instituto Nacional de Tecnología Agropecuaria. In: argentina.gob.ar. Instituto Nacional de Tecnología Agropecuaria – INTA, Argentinisches Wirtschaftsministerium, abgerufen am 23. April 2024 (spanisch).
  10. A. Zahn, F. Herzog: Wasserbüffel als Habitatkonstrukteure. Das Verhalten von Wasserbüffeln auf einer Standweide und die Auswirkungen auf Amphibienpopulationen. Anliegen Natur 2015; 37(1): 46–54 (PDF; 1,5 MB).
  11. Margret Bunzel-Drüke et al.: 4.15 Haus-Wasserbüffel – Bubalus arnee f. bubalis. In: Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e. V. – ABU (Hrsg.): Wilde Weiden – Praxisleitfaden für Ganzjahresbeweidung in Naturschutz und Landschaftsentwicklung. Wild pastures – Best Practice Guide for year-round grazing in nature conservation and landscape development. 2. Auflage. ABU, Bad Sassendorf-Lohne 2009, ISBN 3-00-024385-2, S. 91 (abu-naturschutz.de [PDF; 295,7 MB]).
  12. Agnes Fazekas: Wasserbüffel in Deutschland: Buffalo Bill auf der Alb. In: Spiegel Online, 31. Mai 2014.
  13. Albbüffel GmbH, St. Johann-Gächingen: Die Albbüffel-Zuchtherde.
  14. Lars Hartfelder (ddp): Spreewald – Der Büffel als Gärtner. In: Der Tagesspiegel Brandenburg, 3. September 2008.
  15. Der Deutsche Büffelverband e. V. – Über Uns – Übersicht. (Memento vom 21. Dezember 2016 im Internet Archive; PDF; 54 kB) In: bueffelverband-deutschland.de, Deutscher Büffelverband e. V., 30. Mai 2010.
  16. Deutscher Büffelverband e. V. In: büffelverband.de. Deutscher Büffelverband e. V., abgerufen am 23. April 2024.
  17. Rinderunion Baden-Württemberg e. V. – RBW, Zuchtprogramm (PDF; 283 kB), S. 4.
  18. Zuchtprogramm des SRV. (PDF; 230 kB) In: masterrind.com. Zuchtverbandes Sächsischer Rinderzuchtverband e. G. – SRV, 3. Februar 2020, S. 3, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. März 2021; abgerufen am 23. April 2024 (Vorstandsbeschluss vom 19. Februar 2020).
  19. Antwort der Landesregierung vom 26. November 2018 auf Kleine Anfrage, Drucksache 7/3664 (PDF; 37 kB)
  20. Land & lecker: Asiatische Wasserbüffel am Niederrhein. Westdeutscher Rundfunk Köln – WDR, 14. Juni 2023, abgerufen am 27. September 2023.
  21. Walter Däpp: Wasserbüffel, die exotischen Emmentaler. In: derbund.ch. 14. April 2009, abgerufen am 19. Februar 2023.
  22. Wachsende Wasserbüffelpopulation in der Schweiz. In: bauernzeitung.ch. 21. August 2022, abgerufen am 19. Februar 2023.
  23. Wolf-Ulrich Cropp: Tunesien – Landschaft, Tier- und Pflanzenwelt. Landbuch-Verlag, Hannover 1989, ISBN 3-7842-0394-9, S. 88–89.
  24. John L. Long: Introduced Mammals of the World: Their History, Distribution and Influence. Csiro Publishing. Melbourne 2003, ISBN 0-643-09916-6. (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)