Bügeleisenhaus (Hattingen)

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Bügeleisenhaus
Südseite des Hauses

Südseite des Hauses

Daten
Ort Hattingen/Ruhr
Bauherr Wilhelm Elling
Baustil Fachwerkhaus
Baujahr 1611
Koordinaten 51° 23′ 51,8″ N, 7° 11′ 1,2″ OKoordinaten: 51° 23′ 51,8″ N, 7° 11′ 1,2″ O
Bügeleisenhaus (Nordrhein-Westfalen)
Bügeleisenhaus (Nordrhein-Westfalen)
Türbalken mit Hausspruch aus dem Jahre 1611

Das Bügeleisenhaus ist ein 1611 erbautes Fachwerkhaus in der Altstadt Hattingens im südlichen Ruhrgebiet. Der Name stammt von seiner auffallenden Form (Bügeleisengebäude), die der Lage am Zusammentreffen zweier Gassen geschuldet ist.

Von 1962 bis 2021 befand sich in ihm das Museum des Heimatvereins Hattingen/Ruhr e. V.[1]

Das Gebäude hat einen trapezförmigen Grundriss und läuft dem Verlauf zweier Gassen folgend auf der südlichen Seite schmal zu. An der breiten Hausseite (Nordseite) stößt es das Haus „Haldenplatz 3“. Die Breite des Hauses beträgt an dieser Stelle 8,00 m, während es zur Südseite hin auf 2,57 m ausläuft. Das breitere Obergeschoss wird von Knaggen gestützt, die an den beiden Traufseiten bis zu 0,80 m auskragen. Die Balken sind teilweise mit Maskenschnitzereien und Voluten verziert. Der eingeschossige, 1865 errichtete Stall an der Südseite fehlt heute.[2]

Das Gebäude ließ der Hattinger Bürger Wilhelm Elling im Jahre 1611 errichten. Er war vermutlich Kaufmann. Im Jahre 1620 erfolgte an der Giebelseite ein Anbau. Der aus dieser Zeit stammende Brunnen ist sechs Meter tief. Das Gebäude ist unterkellert. Der Türbalken trägt bis heute den Hausspruch (oben Original, unten Übersetzung):

“BEHEVTE MICH HER FVR FEWR VND BRANDT
WILHEL ELLINGS HAVSZ BIN ICH GENANDT -
ALLE DIE MICH KENNEN DEN GEBE GOTT
WAS SIE MIR GVNNEN ANNO 1611”

„Behüte mich Herr vor Feuer und Brand
Wilhelm Ellings Haus bin ich genannt
alle die mich kennen denen gebe Gott
was sie mir gönnen. Im Jahr des Herrn 1611“

Von 1771 bis 1856 lebten hier Tuchmacher, die auf ihren Handwebstühlen Tuche für Damen- und Herrenbekleidung sowie für Uniformen herstellten. Der letzte Tuchmacher in diesem Haus war Franz Sindern.

Im Jahre 1853 erwarb der jüdische Metzger Salomon Schmidt das Haus und ließ es umbauen. Er richtete einen Schlachtraum, eine Wurstküche und einen kleinen Laden im Haus ein. Neben der Haustür wurde ein Ladenfenster im klassizistischen Stil eingebaut, die anderen Fenster wurden vergrößert, die Giebelseite verschiefert, ein Treppenhaus eingebaut und an der Giebelseite ein kleiner Pferdestall angebaut (nicht mehr vorhanden).

1874 übertrugen die Eheleute Schmidt ihrer Tochter Amalie und deren Ehemann, dem Metzger Nathan Cahn, das gesamte Vermögen inklusive Gebäude. Deren Nachkommen, Selma und Alfred Abraham, wurden 1941 von den Nationalsozialisten enteignet, deportiert und ermordet.[3][4] Sie waren die letzten jüdischen Besitzer des Hauses. Das Haus wurde 1945 der Jewish Trust Corporation (JTC) als Rechtsnachfolgerin rückübertragen. Diese verkaufte es später an die Stadt Hattingen.[2]

Nutzung als Museum

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Der Heimatverein Hattingen/Ruhr e. V. erwarb das Haus im Jahre 1955 auf Initiative von Heinrich Eversberg, Fritz Seier und Wolfgang Rauh und renovierte es in Zusammenarbeit mit dem damaligen Landeskonservator von Westfalen-Lippe bis 1962, wobei auch das vermutete, ursprüngliche Aussehen zum Teil wiederhergestellt wurde. Sämtliche Zimmerei- und Schnitzarbeiten wurden vom ortsansässigen Zimmermeister Walter Gröpler durchgeführt.

1962 wurde das renovierte Gebäude als „Heimathaus“ mit einer Ostdeutschen Heimatstube eröffnet.[5] Das bis 2011 meist nur sonntags geöffnete Museum zeigte unter anderem Funde von der Isenburg, wie zum Beispiel Münzen, Keramik, aber auch alte Werkzeuge und Knochen. Die Räume im Obergeschoss befassten sich bis ins Jahr 2011 mit den Hattinger Dichtern und Künstlern Hildegard Schieb, Otto Wohlgemuth und Ferdinand Krüger. Seit 2012 war das Museum zwischen April und Dezember samstags und sonntags, an Feiertagen von 15 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet. Seit dem 5. Dezember 2021 ist das Museum geschlossen und das Bügeleisenhaus nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich.[1]

Das einst im Alten Rathaus gelegene, benachbarte Stadtmuseum Hattingen befindet sich heute in Blankenstein.

  • 21. April bis 9. Dezember 2018
  1. „Zerbrochen ist sein Wappenschild, mit Trümmern seine Burg gefüllt – Die Grabungsfunde von der Hattinger Burg Isenberg“[6]
  2. „Kaufmann, Weber, Metzger, Künstler – Geschichten vom Haldenplatz Nr. 1“[7]
  3. „MADE in HATTINGEN - Waren aus der Heimat“[8]
  4. „Die Ostdeutschen Heimatstuben Hattingen 1962 bis 2002“[9]

Bewohner-Historie

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Historie[2]
Jahr Bewohner Beruf Bemerkung
1611–
ca. 1639
Wilhelm Elling, Ehefrau Gertrud geb. Netman
und vier Kinder (Gertrudis, Anna,
Margaretha, Johann-Arnold)
unbekannt Erbauer des Hauses. Heirat (⚭) 26. Januar 1622
1766–
1808
Johann-Dietrich Schulte
mit Ehefrau und vier Töchtern
Gärtner * 2. November 1744 in Herdecke, übernahm das Haus
von seinem Vater; † 8. Januar 1808
1808 Christoph Niermann mit Ehefrau
Maria-Elisabeth (geb. Schulte) mit fünf Kindern
Tuchmacher Maria erbte das Haus von ihrem Vater,
⚭ 27. März 1810
1826 unbekannt unbekannt Niermann war noch Eigentümer des Hauses,
wohnte aber bei Haus „Bruch“, Welper
1833 Friedrich-Wilhelm Höfken Tuchfabrikant ersteigerte das Haus am 4. Oktober 1833
1836 Jonas Höfken sen. unbekannt erbte das Haus von seinem Vater
1838 Wilhelmine Hochstrate unbekannt kaufte das Haus für 650 Reichstaler (Rthlr.)
1838 Franz Sintern (* 1787) mit Ehefrau und Sohn Tuchweber W. Hochstrate übertrug das Haus am 22. April 1838.
1843 • Franz Sintern
• Familie Michel (* 1796) mit Frau und Sohn,
• Heinrich Schmidt (* 1815) mit
00Ehefrau und zwei Kindern
• Tuchmacher
• Tuchbereiter
• Schmied
 
1852 • Franz Sintern und Familie
• Schilling
• Somme
• Gieselmann
• Tuchmacher
 
 
 
Berufe und Anzahl der
Familienmitglieder unbekannt
1856 Salomon Schmidt und Familie Metzger kaufte das Haus am 1. November 1856;
Umbauten:
Schlachtraum, Wurstküche, Ladenlokal,
Pferdestall (Anbau an der südlichen
Giebelseite, nicht mehr vorhanden)
1861 • Andreas Schmalz
• August Feilke
• Abraham Heinrichs
unbekannt Berufe und Anzahl der
Familienmitglieder unbekannt
1867 Salomon Schmidt unbekannt Beruf und Anzahl der
Familienmitglieder unbekannt
1874–
1907
• Nathan Sive
• Norbert Cahn mit Ehefrau
00Amalie, geb. Schmidt
Metzger * 25. Dezember 1874 im Haus
1885 Familie Cahn (3 männl., 6 weibl. Personen) Metzger Angaben Volkszählung Haus Nr. 340
1891 • Nathan Cahn
• Karl Kurtze
• Sybille Schmidt
• Metzger
• Metzgergeselle
• Witwe
1907 unbekannt unbekannt Die Metzgerei wird in die „Bruchstraße“
verlegt und das Haus ist von da an nur
noch Wohnhaus mit verschiedenen Mietern.
1908 • Heinrich Claes
• Adele Rund
• Anna Rund
• Karl Rund jun.
• Karl Rund sen.
• Florentine Schneider
• Magdalena Schneider
• Schneidermeister
• Fabrikarbeiterin
• Fabrikarbeiterin
• Bohrer
• Reichsinvalide
• Putzerin
• Witwe (Cahn?)
1929 • Wilhelmine Hesper
• Wilhelm Kranz
• Heinrich Schiff
• Johann Stump
• Alma Marklein
• Witwe
• Arbeiter
• Arbeiter
• Kranführer
• Putzfrau
• (Bahn)
• Furhmann bei Schack
 
 
 
1933 Familie Glittenberg mit Tochter Margot unbekannt Margot (* 8. Juli 1933 im Hause)
1934 • Otto Behlau
• Wilhelm Geile
• Wilhelm Kranz mit Kindern (Johanna, August)
• Emma Kurzawa
• Dietrich Leimann
• Anton Simon
• Wilhelm Waldmann
• Hermann Weber
• Arbeiter
• unbekannt
• Hilfsarbeiter
• Arbeiterin
• Ofenmann
• unbekannt
• Vorarbeiter
• Schlosser
1937 Elisabeth Rölker Einzelhandelskaufmann Tochter von Johanna Kranz
(23. Juni 1937 im Hause)
1938–
1941
• Anton und Änne Simon
• Anni, Hilde und Kitty Koch mit
Eltern und Schwester (Tante?)
• unbekannt
• unbekannt
1961–
1964
Otto Wohlgemuth Bergmann, Dichter, Stadt-
bibliothekar und Maler
* 30. März 1884;
† 18. August 1965 im Hause
1962–
1964
Marie Wittenbecher unbekannt * 12. September 1913;
⚭ mit O. Wohlgemuth 28. September 1962.
1964 Marie Meschede Zeitungsbotin * 1900
  • Das Museum im Bügeleisenhaus, Haldenplatz Nr. 1, 45525 Hattingen/Ruhr
Commons: Bügeleisenhaus – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b Lars Friedrich: Wir machen unser Museum dicht! In: Museum Bügeleisenhaus | Heimatverein Hattingen/Ruhr. 29. Juni 2021, abgerufen am 16. Juni 2022 (deutsch).
  2. a b c Heimatverein Hattingen/Ruhr e. V.: 400 Jahre Bügeleisenhaus – Ein Lesebuch. 1. Auflage. Paashaas, Hattingen 2011, ISBN 978-3-942614-03-0, S. 87–89.
  3. Richard P.: Stolperstein Selma Abraham. Foto und Begleittext. 4. Februar 2008, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 29. April 2013.@1@2Vorlage:Toter Link/www.fotocommunity.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. Thomas Weiß, Stadtarchivar: Stolperstein für Selma Abraham, geb. Cahn. (PDF; 721 kB) 2006, S. 5, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 29. April 2013.@1@2Vorlage:Toter Link/www.archiv.hattingen.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Ostdeutsche Heimatstuben. Museum im Bügeleisenhaus, abgerufen am 4. Februar 2019.
  6. Zerbrochen ist sein Wappenschild. In: Das Museum im Bügeleisenhaus | Haldenplatz Nr. 1. 19. November 2016 (wordpress.com [abgerufen am 2. Februar 2018]).
  7. Geschichten vom Haldenplatz Nr. 1. In: Das Museum im Bügeleisenhaus | Haldenplatz Nr. 1. 13. Dezember 2016 (wordpress.com [abgerufen am 2. Februar 2018]).
  8. Made in Hattingen – Waren aus der Heimat. In: Das Museum im Bügeleisenhaus | Haldenplatz Nr. 1. 22. Mai 2017 (wordpress.com [abgerufen am 2. Februar 2018]).
  9. Ostdeutsche Heimatstuben. In: Das Museum im Bügeleisenhaus | Haldenplatz Nr. 1. 28. Dezember 2017 (wordpress.com [abgerufen am 2. Februar 2018]).