Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik (seit 2012)
Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik (seit 2012) | |||||
---|---|---|---|---|---|
Karte der aktuellen Gebietsherrschaften (Englisch) | |||||
Datum | seit 2012 | ||||
Ort | Zentralafrikanische Republik | ||||
Casus Belli | bewaffnete Revolution der Séléka, inkl. Putsch gegen die Regierung | ||||
Ausgang | ungeklärt | ||||
Folgen | Abspaltung des De-facto-Staates Dar El Kuti | ||||
|
Der Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik ist ein bewaffneter Konflikt zwischen den Streitkräften der zentralafrikanischen Regierung, paramilitärischen Milizen und verschiedenen bewaffneten Rebellengruppen, der trotz mehrerer Friedensabkommen seit 2012 andauert. Nach einer kurzen militärischen Offensive stürzten die muslimischen Seleka den Präsidenten François Bozizé und übernahmen im August 2013 die Kontrolle über die Regierungsgewalt.
Konfliktverlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bewaffnete Rebellion der Seleka (2012–2013)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ende des Jahres 2012 begann die Rebellenkoalition der Séléka, die sich aus mehreren muslimischen Milizen aus dem Norden des Landes geformt hatte, einen bewaffneten Aufstand gegen die zentralafrikanische Regierung. In den folgenden Monaten eroberten die Rebellen weite Teile des Landes sowie die Hauptstadt Bangui und stürzten die Regierung von Präsident François Bozizé im August 2013.[1] Aufgrund der Brutalität der militärischen Offensive und der systematischen Gewalt der Seleka während ihrer Regierungszeit bildeten sich dezentral organisierte Selbstverteidigungsverbände der christlichen Bevölkerung, die sogenannten Anti-Balaka. Deren gewaltsame Vergeltungen gegen Seleka Kämpfer und muslimische Zivilisten verschärften zusätzlich den Konflikt zwischen beiden Religionen.[2]
Friedensmission der Vereinten Nationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im April 2014 löste eine Friedensmission der Vereinten Nationen, auf Basis der Resolution 2149 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, die vorherige Mission MISCO der Afrikanischen Union ab. Das Mandat der Blauhelmsoldaten umfasst den Schutz von Zivilisten sowie die Entwaffnung von Rebellentruppen.[3] Trotz der Entsendung von zwischenzeitlich 15.000 Friedenstruppensoldaten wird die Mission wegen ihres begrenzten Einflusses international kritisiert.
Abspaltung von Dar El Kuti (2015)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Folge internationaler Verhandlungen im Rahmen der UN wurde für den Dezember 2015 sowohl ein Verfassungsreferendum als auch nationale Wahlen angesetzt. Die Führung der FPRC, eine der vier Selekagruppierungen, lehnte jedoch einen einheitlichen zentralafrikanischen Staat ab und verkündete in der Folge die Unabhängigkeit ihrer kontrollierten Gebiete im Nordosten des Landes mit dem Namen Dar El Kuti. Laut Aussagen der Führung der FPRC könnten „Muslime und Christen nicht mehr in einem Staat zusammenleben“, da die muslimische Bevölkerung im Norden über Jahre von den christlichen Regierungen vernachlässigt und marginalisiert wurde.[4]
Friedensvertrag (2019)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 2018 wurden, mithilfe der Mediation von Mitgliedern der Economic Community of Central African States (ECCAS), verschiedene bewaffnete Gruppen konsultiert, um eine gemeinsame inhaltliche Grundlage für Friedensgespräche zu schaffen. Nach mehrtägigen Verhandlungen in Khartum, der Hauptstadt des Sudan, wurde im Februar 2019 einen Friedensvertrag zwischen der zentralafrikanischen Regierung und 14 bewaffneten Gruppen geschlossen.[5]
Gründung der CPC (2020)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Dezember 2020 gründeten sechs bewaffnete Gruppen die Coalition des patriotes pour le changement (CPC), die sich im Kontext der Präsidentschaftswahlen gegen den 2020 wiedergewählten Präsidenten Faustin-Archange Touadéra positionierten. Während der darauffolgenden großangelegten Offensive eroberte die Rebellenkoalition wichtige Städte sowie weite Teile des Landes und konnte erst vor der Hauptstadt Bangui von Regierungstruppen und internationalen Militärs gestoppt werden.[6]
Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Laut dem Jahresbericht von Human Rights Watch im Jahr 2021 werden verschiedenen Gruppen der CPC (insbes. der Unité pour la paix en Centrafrique (UPC) und der Gruppe 3R) schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.[7] Ebenso werden den militärischen Kontrahenten, den staatlichen Militärs und russischen Söldnern der Gruppe Wagner Massenexekutionen, willkürliche Tötungen, Gewalt gegen Zivilisten, Vergewaltigungen, Folter und gewaltvolles „Verschwindenlassen“ angelastet.[8]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Central African Republic: What’s gone wrong? In: The New Humanitarian. 24. Februar 2017, abgerufen am 6. August 2022 (englisch).
- ↑ Instability in the Central African Republic. In: Global Conflict Tracker. Council on Foreign Relations, abgerufen am 6. August 2022 (englisch).
- ↑ United Nations: MINUSCA. Abgerufen am 6. August 2022 (englisch).
- ↑ The Republic of Logone: Self-determination and CAR’s territorial integrity. In: The Africa Report. 18. Dezember 2015, abgerufen am 6. August 2022 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Central African Republic Struggles to Implement Peace Deal. United States Institute for Peace, abgerufen am 8. August 2022 (englisch).
- ↑ Center for Civilians in Conflict - Central African Republic. In: Center for Civilians in Conflict. Abgerufen am 8. August 2022 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Human Rights Watch: Central African Republic: Events of 2021. In: English. 22. Dezember 2021 (hrw.org [abgerufen am 8. August 2022]).
- ↑ Central African Republic. In: Global Centre for the Responsibility to Protect. Abgerufen am 8. August 2022 (englisch).