Badnerlied
Das Badnerlied ist die Regionalhymne der südwestdeutschen Region Baden. Sie wird zum Teil als „inoffizielle Landeshymne Badens“ bezeichnet.
Entstehung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Lied wurde vermutlich um 1865 aus einem heute weitgehend vergessenen Sachsenlied umgedichtet. Anhaltspunkte für die Datierung des Badnerlieds sind die Passagen über die Festung Rastatt, mit deren Bau 1842/1843 begonnen wurde. Die Festung Rastatt spielte in der Revolution 1848/1849 eine Rolle, dadurch, dass 1849 badisches Militär der Festungsgarnison meuterte und sich gemeinsam mit der Bürgerwehr der demokratisch gewählten Regierung unterstellte. Diese heute gerne herausgestrichene Episode dürfte allerdings nicht mit „Badens Glück“ gemeint sein, sondern eher die mit prachtvollen Uniformen ausgeführten Militärparaden zwischen 1860 und 1870.[1]
Ein weiterer Hinweis auf die Entstehungszeit nach 1870 ist die Erwähnung der Industrialisierung Mannheims, u. a. durch die 1865 gegründete Badische Anilin- und Sodafabrik (BASF). Die Strophe Alt-Heidelberg, Du feine …. wurde aus dem Trompeter von Säckingen des badischen Schriftstellers Joseph Victor von Scheffel (geschrieben bereits 1852 oder 1854) hinzugefügt.[2]
Die früheste bekannte Druckfassung des Badnerlieds mit seinen fünf Grundstrophen findet sich in Marschlieder des 5. Badisches Infanterie-Regiment Nr. 113 von Karl Pecher aus dem Jahr 1906. Eine noch ältere, aber knappere Version wurde im Frühjahr 2012 bei den Vorbereitungen für das 900-Jahr Jubiläum des Landes Baden im Wehrgeschichtlichen Museum Rastatt gefunden. In einem Liederheft für den Pioniertag im Juni 1896 in Heidelberg ist eine Version mit den heutigen Strophen 1, 3 und 5 abgedruckt.[3][4][5]
Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hymne des Großherzogtums Baden war die Fürstenhymne Heil unserm Fürsten Heil.[6] In den 1920er Jahren gab es Überlegungen, das Badnerlied zu einer offiziellen Landeshymne zu machen; sie wurden jedoch nicht ausgeführt.[7] Eine Renaissance erfuhr das Lied in den 1950er Jahren trotz der Vereinigung der alten Länder zum Bundesland Baden-Württemberg.
Das Badnerlied wird bei vielen Anlässen gespielt, beispielsweise bei den Heimspielen badischer Fußballvereine wie dem Karlsruher SC, dem SC Freiburg und der TSG 1899 Hoffenheim, sowie auch bei Heimspielen des Handballclubs Rhein-Neckar Löwen und der Eissportvereine EHC Freiburg und den Baden Rhinos aus Hügelsheim. In einigen Teilen Badens genießt es bei offiziellen Festakten wie Einweihungen einen quasi offiziellen Status. So wurde das Badnerlied auch gespielt, als beim NATO-Gipfel 2009 in Kehl, Baden-Baden und Straßburg die Staats- und Regierungschefs der NATO-Staaten über die Passerelle des deux Rives Deutschland in Richtung Frankreich verließen.[8]
Die Reihenfolge der Strophen unterscheidet sich dabei je nach geographischer Lage (Nord- oder Südbaden). So wird die mit In Karlsruh’ steht die Residenz beginnende Strophe je nachdem mit der Strophe In Haslach gräbt man Silbererz vertauscht. Weiterhin gibt es auch kleine Variationen im Text. So wird an manchen Stellen häufig steht statt ist verwendet, beispielsweise bei In Rastatt ist die Festung, das dann In Rastatt steht die Festung lautet.
Es wurden und werden auch viele neue Strophen hinzugedichtet. Besonders beliebt sind idealisierende und einzelne Regionen oder Städte besingende Strophen, aber auch Schwaben verunglimpfende Textzeilen (statt „...frisch auf, frisch auf...“ „...der Schwob muss raus... [aus dem Badner Land]“).[9]
Die Badische Staatsbrauerei Rothaus hat eine eigene Fassung, bei der die Textzeile In Rastatt ist die Festung durch In Rothaus ist die Brauerei ersetzt worden ist. Diese Fassung wird teilweise bei Fußballspielen verwendet, die von dieser Brauerei gesponsert werden. Beim SC Freiburg konnte sich diese Fassung nicht durchsetzen[10] und auch beim KSC ist lediglich der Text auf der Videowand zu sehen, nicht jedoch im abgespielten Lied zu hören.
Bei einer nach den Landesteilen Baden und Württemberg getrennt ausgezählten Hitparade des Radiosenders SWR1 im Jahr 2005 wurde das Badnerlied von den Badenern auf Platz 9 gewählt.[11] Bei einer regionalen Auswertung stellte sich heraus, dass es bei den Konstanzern Platz 3 und in Mosbach den ersten Platz erreicht hatte, wofür die Mosbacher vom Bund Freiheit statt Baden-Württemberg zu den „Badenern des Jahres 2006“ gekürt wurden.[12]
Bei der SWR1 Hitparade 2022 wurde das Badnerlied bei der gemeinsamen Auszählung auf Platz 14 gewählt.[13] Es wurde dabei erstmals vom Badischen Bürgermeisterchor gesungen, die Jahre davor wurde es vom Montanara-Chor gesungen.
Text
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das schönste Land in Deutschlands Gau’n,
das ist mein Badnerland.
Es ist so herrlich anzuschaun
und ruht in Gottes Hand.
Refrain:
Drum grüß ich dich mein Badnerland,
du edle Perl’ im deutschen Land, deutschen Land.
Frisch auf, frisch auf, frisch auf, frisch auf,
frisch auf, frisch auf mein Badnerland.
Zu Karlsruh’ ist die Residenz,
in Mannheim die Fabrik.
In Rastatt ist die Festung,
und das ist Badens Glück.
Drum grüß ich dich …
Zu Haslach gräbt man Silbererz,
bei Freiburg wächst der Wein,
im Schwarzwald schöne Mädchen,
ein Badner möcht’ ich sein.
Drum grüß ich dich …
Alt Heidelberg, du feine,
du Stadt an Ehren reich,
am Neckar und am Rheine,
kein’ and’re kommt dir gleich.
Drum grüß ich dich …
Der Bauer und der Edelmann,
das stolze Militär
die schau’n einander freundlich an,
und das ist Badens Ehr.
Drum grüß ich dich …
Hoch Badnerland-Marsch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anfang der 1930er Jahre komponierte Emil Dörle den Marsch Hoch Badnerland, dessen Schlusstrio das Badnerlied bildet und welcher heute zum Standardrepertoire vieler badischer Blaskapellen gehört, aber auch von Berufsorchestern dargeboten wird.[14] Dieser Marsch ist Dörles populärstes Werk, das unter anderem wegen Qualitätsmängel hinsichtlich Besetzung und vor allem der zeitgenössischen Aufführungspraxis in Kritik steht.[15] Besonders in der Zeit zwischen 1982 und 2002, in der Rolf Böhme Oberbürgermeister von Freiburg war, hat die Blaskapelle der Freiburger Verkehrs AG bei offiziellen Empfängen und Veranstaltungen den Marsch geblasen und seither singt das Publikum beim Einsetzen des Trios nicht nur in Freiburg die meist weniger bekannten Verse mit, nachdem vorher heftig in die Hände geklatscht wird.[16] Zum Teil wird das Abspielen des Liedes vom Publikum im Stehen und mit der Hand auf dem Herzen begleitet.[17]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alexander Jordan: Die Badischen Regimenter und das Badnerlied. In: Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Baden! 900 Jahre. [Anlässlich der Großen Landesausstellung „Baden! 900 Jahre. Geschichten eines Landes“ im Badischen Landesmuseum Karlsruhe, 16. Juni bis 11. November 2012] (= Lindemanns Bibliothek. Bd. 165). Info-Verlag, Karlsruhe 2012, ISBN 978-3-937345-56-7, S. 266 ff.
- Franz Schüssele, Waltraud Linder-Beroud: Das Badnerlied. Geschichte und Geschichten. Silberburg-Verlag, Tübingen und Lahr/Schwarzwald 2012, ISBN 978-3-8425-1197-2.
- Waltraud Linder-Beroud: Ein neues Land – ein neues Lied? In: Badische Heimat, 82 (2002), S. 96–109.
- Lutz Röhrich: „… und das ist Badens Glück“. Heimatlieder und Regionalhymnen im deutschen Südwesten. Auf der Suche nach Identität. In: Jahrbuch für Volksliedforschung, Jg. 35 (1990), S. 14–25.
- Patrik Müller: Der Marsch „Hoch Badnerland“ hat Freunde – und Kritiker. In: Badische Zeitung vom 20. November 2012; abgerufen am 3. Dezember 2017
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Eckard John: Volkslied – Hymne – politisches Lied. Populäre Lieder in Baden-Württemberg. Waxmann-Verlag 2003; dort S. 82 f.; abgerufen am 18. Oktober 2015
- ↑ Populärer als „Yesterday“. In: Badisches Tagblatt. 22. Mai 2012.
- ↑ Früheste Druckfassung des Badnerliedes entdeckt. Wehrgeschichtliches Museum Rastatt
- ↑ „Sensationsfund“ im WGM. In: Badisches Tagblatt. 28. April 2012.
- ↑ In: dpa: Badner Lied ist älter. badische-zeitung.de, Nachrichten, Südwest, 28. April 2012 (2. Mai 2012)
- ↑ Heil unserm Fürsten Heil (Baden) ⋆ Volksliederarchiv (10.000 Lieder). 31. Januar 1898, abgerufen am 25. Februar 2022 (deutsch).
- ↑ Hymnen aus Baden-Württemberg. Abgerufen am 25. Februar 2022.
- ↑ »Wir sind noch einmal gut davon gekommen«. In: Baden Online. 6. April 2009, abgerufen am 25. Februar 2022.
- ↑ Werner Huff: Waldshut-Tiengen: Redaktionsgeflüster: Dreimal musste abgestimmt werden, damit das Land Baden-Württemberg gebildet werden konnte – in Waldshut wollte man lieber Badener bleiben. 23. September 2020, abgerufen am 25. Februar 2022.
- ↑ Badische Zeitung: Brauerei-Chor muss auf die Reservebank - Freiburg - Badische Zeitung. 16. November 2005, abgerufen am 25. Februar 2022.
- ↑ SWR1 BW, SWR1 BW: Eine Land - zwei Sieger? Abgerufen am 25. Februar 2022.
- ↑ Die Badener des Jahres - Bund für Freiheit statt Baden-Württemberg (B.F.s.B.W.). Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 18. Dezember 2021; abgerufen am 25. Februar 2022. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ SWR1 BW, SWR1 BW: Die TOP 20 in Baden-Württemberg. Abgerufen am 29. Oktober 2022.
- ↑ „Hoch Badnerland“-Marsch, Luftwaffenmusikcorps 2 Karlsruhe; abgerufen am 18. Oktober 2015
- ↑ Kultur: Blasmusik: Der Marsch „Hoch Badnerland“ hat Freunde – und Kritiker – badische-zeitung.de, 20. November 2012
- ↑ Kostprobe des Marsches „Hoch Badnerland“ durch den Musikverein Söllingen mit Klatschen und Absingen des Textes im Trio; abgerufen am 19. Oktober 2015
- ↑ Eckard John: Volkslied – Hymne – politisches Lied. Populäre Lieder in Baden-Württemberg. Waxmann-Verlag 2003; dort S. 86; abgerufen am 18. Oktober 2015