Bahnhof Schwäbisch Hall-Hessental

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Schwäbisch Hall-Hessental
Gleisanlagen 1989
Gleisanlagen 1989
Gleisanlagen 1989
Daten
Betriebsstellenart Bahnhof
Lage im Netz Trennungsbahnhof
Bauform Durchgangsbahnhof
Bahnsteiggleise 3
Abkürzung TSHT
IBNR 8000330
Preisklasse 4
Eröffnung 10. Dezember 1867
bahnhof.de schwaebisch-hall-hessental
Lage
Stadt/Gemeinde Schwäbisch Hall
Ort/Ortsteil Hessental
Land Baden-Württemberg
Staat Deutschland
Koordinaten 49° 5′ 49″ N, 9° 46′ 1″ OKoordinaten: 49° 5′ 49″ N, 9° 46′ 1″ O
Höhe (SO) 371 m ü. NHN
Eisenbahnstrecken Bahnstrecken bei Schwäbisch Hall-Hessental
Bahnhöfe in Baden-Württemberg
i16

Der Bahnhof Schwäbisch Hall-Hessental, ehemals Hessental respektive Hessenthal, ist der wichtigere der beiden Bahnhöfe der Großen Kreisstadt Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg. In diesem Trennungsbahnhof mündet die Bahnstrecke Waiblingen–Schwäbisch Hall-Hessental (Murrbahn) in die Bahnstrecke Crailsheim–Heilbronn (Hohenlohebahn) ein.

Der Bahnhof liegt an der Karl-Kurz-Straße 1, etwa einen Kilometer südwestlich des Hessentaler Ortszentrums und etwa vier Kilometer südöstlich der Kernstadt Schwäbisch Hall. In unmittelbarer Nähe des Bahnhofs befindet sich das „Gewerbegebiet Breitloh/Karl-Kurz-Areal“ auf dem Gelände der ehemaligen Fassfabrik K. Kurz Hessental, welches bis zur Insolvenz 1998 eines der größten Unternehmen der Stadt Schwäbisch Hall war.[1][2]

Der Bahnhof Hessenthal wurde am 10. Dezember 1867 mit der Verlängerung der Strecke Heilbronn–Hall nach Crailsheim eröffnet.[3] Als 1879 die Strecke von Gaildorf bis Hessenthal in Betrieb ging, wurde der Bahnhof durch im Vergleich zum zentraler gelegenen Stadtbahnhof betrieblich aufgewertet und das Empfangsgebäude errichtet.

Der entsprechend der Schreibweise der Gemeinde später Hessental genannte Bahnhof wurde zur Unterscheidung von Hessenthal im Spessart auch Hessental (Württemberg) genannt.[4] Nach der 1936 erfolgten Eingemeindung von Hessental nach Schwäbisch Hall[2] wurde der Bahnhof zum Fahrplanjahr 1939 in Schwäb. Hall-Hessental umbenannt.[5][6] 1964 erfolgte die Umbenennung des Bahnhofs in Schwäbisch Hall-Hessental.[7]

1935 und 1936 wurden im Bahnhof drei mechanische Stellwerke in Betrieb genommen.[8][9][10]

Das Konzentrationslager Hessental war ein von Sommer 1944 bis April 1945 existierendes Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof im Elsass. Im Sommer 1944 wurde es in einem ehemaligen Barackenlager des Reichsarbeitsdienstes am Bahnhof Hessental eingerichtet. Die erste Belegung mit 600 Häftlingen erfolgte am 14. Oktober 1944. Durch einen auf den Bahnhof gezielten Luftangriff der United States Army Air Forces am 23. Februar 1945 starben zwischen 48 und 53 Menschen.[11]

Am 1. Dezember 1988 wurde das Relaisstellwerk Hf der Bauform Sp Dr L 60 in Betrieb genommen,[12] das nach und nach die umliegenden Bahnhöfe in die Fernsteuerung einbezog: im März 1989 Sulzdorf und Gaildorf West, am 1. Januar 1990 auch Schwäbisch Hall.

Nach der Grenzöffnung der DDR schrieb das Haller Tagblatt am 19. Januar 1990: „Küßt die DDR die Murrbahn wach?“ Tatsächlich hielten in Schwäbisch Hall-Hessental 1991 vier Schnellzugpaare nach Görlitz, Dresden und Leipzig. Ansonsten umfasste der Fahrplan elf Eil-, selten Nahverkehrszüge. Doch das Angebot im Fernverkehr wurde alsbald reduziert. Nach 1996 kam der Stundentakt für Regional-Express sowie Regionalbahn; es blieben lediglich der D-Zug MilanoNürnberg und zwei Interregio-Zugpaare der Linie Stuttgart–Nürnberg. Die anderen Intercity Karlsruhe–Nürnberg fahren über Aalen.

1995 wurde auf der Seite des Hausbahnsteiges eine Gedenktafel zur Erinnerung an den „Todesmarsch“ von Hessental-Allach nach Dachau im April 1945 angebracht. Auf ihr erfährt man:

„Mit der Evakuierung der Hessentaler KZ-Häftlinge am 5. April 1945, die von diesem Bahnhof aus eingeleitet wurde, begann der sogenannte Todesmarsch. […] Bei Sulzdorf mussten die durch Hunger und Mißhandlungen gezeichneten Menschen den bombardierten Zug verlassen und wurden zu Fuß weitergetrieben. Eine große Anzahl der Häftlinge überlebte den Marsch nicht.“

In 250 Metern Entfernung, hinter der früheren Ladestraße, befindet sich sehr unauffällig die Gedenkstätte, auf der auch ein zweiachsiger Güterwagen aufgestellt worden ist.

Im Jahr 1995 wurde der Bahnhof zusammen mit der Strecke von Backnang über Hessental nach Crailsheim elektrifiziert.

Bahnhof Schwäbisch Hall-Hessental im August 2016, Bahnsteig Gleise 2 und 3 mit Regionalzügen von und nach Heilbronn, Crailsheim und Stuttgart.

Der Bahnhof wurde bis zum Zweiten Weltkrieg nur von jeweils einem Schnellzug bedient. Dies änderte sich nach 1950, als vier Eilzugpaare und zwei Schnellzugpaare hielten. Nach 1961 war Hessental auch Unterwegshalt für den Interzonenzug Stuttgart–Dresden (freitags weiter nach Berlin) geworden.

Fernzüge der Relation Stuttgart–Nürnberg halten hier nur noch, wenn sie nicht auf ihrem Regelweg über Aalen verkehren, sondern beispielsweise wegen Bauarbeiten über Backnang und Hessental umgeleitet werden. Das für Ostwürttemberg typische Bahnhofsgebäude ist noch bewohnt.

Heute (2023) halten in Schwäbisch Hall-Hessental die zweistündlich verkehrenden RE- und RB-Züge (RE 80 und RB 83) der Relation Heilbronn–Crailsheim (RE 80), bzw. Heilbronn–Schwäbisch Hall-Hessental (RB 83), sowie der Relation Stuttgart–Nürnberg (RE 90) und Stuttgart–Schwäbisch Hall-Hessental (MEX 90).

Die Züge von und nach Backnang fahren entweder in das Überholgleis oder über das durchgehende Hauptgleis jener Strecke. Die Weiche am Ostkopf ist der neuralgische Punkt, wenn die Züge von und nach Backnang in Hessental kreuzen.

Der Bahnhof Schwäbisch Hall-Hessental besitzt 2021 drei Bahnsteiggleise an einem Haus- und einem Mittelbahnsteig. Gleis 1 und Gleis 2 sind die durchgehenden Hauptgleise der Hohenlohebahn. Gleis 1 am Hausbahnsteig dient den Zügen von und nach Öhringen und weiter nach Heilbronn, der Mittelbahnsteig mit den Gleisen 2 und 3 den Zügen der Hauptstrecke Stuttgart–Crailsheim. Neben Gleis 3 liegt mit dem bahnsteiglosen Gleis 4 ein Überholgleis.

Westlich des Bahnhofes gab es ein etwa 1,5 Kilometer langes Anschlussgleis zum ehemaligen Militärflugplatz. Von den ehemaligen Nebengleisen sind einige Abstellgleise im Westen des Bahnhofes noch angeschlossen. Die durchgehende, auf einer Aufschüttung laufende Trasse endete 2014 an der ehemaligen Bahnbrücke über die Bühlertalstraße L 1060, die wegen Baufälligkeit abgerissen wurde; jenseits im Hessentaler Industriegebiet im Gründle liegen auf einem kurzen Abschnitt bis zur Raiffeisenstraße noch Schienen. 2021 enden diese Abstellgleise am Seeweg.

Commons: Bahnhof Schwäbisch Hall-Hessental – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

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  1. Daniel Stihler: Haller Fässer auf dem Dach der Welt: Die Fassfabrik Karl Kurz KG in Hessental sponserte vor 50 Jahren Expeditionen. In: swp.de. 6. Juni 2013, archiviert vom Original am 4. April 2019; abgerufen am 26. Oktober 2022.
  2. a b Die Geschichte von Hessental. Stadt Schwäbisch Hall, abgerufen am 26. Oktober 2022.
  3. Wilhelm Koch: Eisenbahn-Stations-Verzeichniss der dem Vereine Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen angehörigen, sowie der übrigen im Betriebe oder Bau befindlichen Eisenbahnen Europa's. 4., vollst. umgearb. u. verm. Auflage. Barthol, Berlin 1872, OCLC 162670413, S. 73 (archive.org [abgerufen am 26. Oktober 2022]).
  4. Hendschels Telegraph – Eisenbahn-Kursbuch Deutschland, Oesterreich, Schweiz. Kleine Ausgabe Nr. 3. M. Hendschel, Frankfurt am Main Mai 1914, S. XXXIV (deutsches-kursbuch.de [abgerufen am 26. Oktober 2022]).
  5. Deutsche Reichsbahn: Änderung von Bahnhofsnamen im Jahr 1939. Hochschule Merseburg, archiviert vom Original am 14. April 2015; abgerufen am 8. März 2023.
  6. Deutsches Kursbuch Sommer 1939. Deutsche Reichsbahn, Berlin 1939, S. 71 (deutsches-kursbuch.de [abgerufen am 8. März 2023]).
  7. Bundesbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Bundesbahndirektion Mainz vom 17. Juli 1964, Nr. 32. Bekanntmachung Nr. 346, S. 170.
  8. Schwäbisch Hall-Hessental Befst. In: stellwerke.info. Abgerufen am 26. Oktober 2022.
  9. Schwäbisch Hall-Hessental Stw 1 (Hf). In: stellwerke.info. Abgerufen am 26. Oktober 2022.
  10. Schwäbisch Hall-Hessental Stw 2 (Ho). In: stellwerke.info. Abgerufen am 26. Oktober 2022.
  11. Bilder zur Stadtgeschichte. Stadt Schwäbisch Hall, archiviert vom Original am 30. Dezember 2019; abgerufen am 26. Oktober 2022.
  12. Schwäbisch Hall-Hessental Hf. In: stellwerke.info. Abgerufen am 26. Oktober 2022.