Basse danse
Die Basse danse oder Basse dance (französisch; „niedriger Tanz, tiefer Tanz“, auch bassedanse, Plural Basses danses; italienisch bassa danza[1] oder bassadanza, Plural bassedanze) ist ein langsamer, majestätischer Schreittanz im geraden Takt, der im 15. und 16. Jahrhundert an den europäischen Fürstenhöfen verbreitet war. Die Bezeichnung bas („niedrig“, im Gegensatz zum haute danse) bezieht sich auf das völlige Fehlen von Hüpfen und Springen.
Im 15. und 16. Jahrhundert war die Basse danse eine eigene Tanzgattung mit festgelegten Schritten und Figuren. Daneben wurde der Ausdruck aber auch in einem allgemeineren Sinn für alle langsamen, höfischen Tänze gebraucht, wie die Pavane und die spätere Sarabande. Diese Tänze wurden in der Regel mit einem schnelleren haute danse als Nachtanz kombiniert. Die Basse danse im engeren Sinne bildet mit dem schnelleren Tourdion ein Paar, wie die Pavane mit der Galliarde oder die Allemande mit der Courante, oder ist der erste von drei Teilen (Basse danse, Retour oder Recoupe und Tordion oder Tourdion[2]).
Der älteste Beleg für den Ausdruck Basse danse stammt aus einem okzitanischen Gedicht von Raimon de Cornet aus der Zeit um 1320. Beschreibungen der Tanzform Basse danse sind überliefert von Domenico da Piacenza (1455), Guglielmo Ebreo und Antonio Cornazzano. Komponierte Beispiele finden sich in den Noten-Drucken von Pierre Attaingnant (1529,[3] 1530, 1547–1557) und Tielman Susato (1551) sowie in der Orchésographie (Tanz-Anweisungen) von Thoinot Arbeau (1588).
Die von Pierre Attaignant (Paris 1529 und 1530) publizierte Basse danse „La brosse“ ist die wohl älteste mehrstimmige Suite bzw. Orchestersuite.[4][5]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Charles van den Borren: Basse danse. In: Friedrich Blume (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG). Erste Ausgabe, Band 1 (Aachen – Blumner). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1949, DNB 550439609, Sp. 1399–1402 (= Digitale Bibliothek Band 60, S. 5983–5991)
- Ingrid Brainard: Bassedanse. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Sachteil, Band 1 (Aachen – Bogen). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1994, ISBN 3-7618-1102-0 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
- Konrad Ragossnig: Handbuch der Gitarre und Laute. Schott, Mainz 1978, ISBN 3-7957-2329-9, S. 104 f.
- Hans Dagobert Bruger (Hrsg.): Pierre Attaignant. Zwei- und dreistimmige Solostücke für die Laute. Möseler, Wolfenbüttel/Zürich 1926, S. 3–24 und 28–35.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Russell Almond: Basse Dance Project. (englisch); abgerufen am 11. Mai 2010
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ So etwa auch Bassa Toscana und Bassa Honorata, Tanzstücke in der Sammlung Il Ballarino von Fabritio Caroso aus dem Jahr 1581. Adalbert Quadt: Lautenmusik aus der Renaissance. Nach Tabulaturen hrsg. von Adalbert Quadt. Band 1 ff. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1967 ff.; 4. Auflage ebenda 1968, Band 2, S. 17 und 19.
- ↑ Thoinot Arbeau: Orchésographie. 1589.
- ↑ Dixhuit basses dances. Paris 1529. Darin etwa die Basses danses La Roque, Patience, La Brosse und Tous mes amys. Hans Dagobert Bruger (Hrsg.): Pierre Attaignant, Zwei- und dreistimmige Solostücke für die Laute. Möseler Verlag, Wolfenbüttel/Zürich 1926.
- ↑ Friedrich Blume: Studien zur Vorgeschichte der Orchestersuite im 15. und 16. Jahrhundert. Leipzig 1925, S. 67 ff., 96 f. und 122 ff.
- ↑ Hans Dagobert Bruger (Hrsg.): Pierre Attaignant. Zwei- und dreistimmige Solostücke für die Laute. 1926, S. 11 f. (Verfasser evtl. „P.B.“) und 33.