Argentobaumhauerit

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Argentobaumhauerit
Argentobaumhauerit-Kristall in Matrix aus dem Steinbruch Lengenbach, Binntal, Wallis, Schweiz
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer
IMA-Symbol

Abha[4]

Andere Namen

Baumhauerit-2a

Chemische Formel
  • Ag1,5Pb22As33,5S72[1]
  • PbllAg0,7As17,2Sb0,4S36[5]
  • Pb11Ag(As, Sb)18S36[6]
  • (Pb,Ag)3As4S9[7]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/E.24-015

2.HC.05b
03.06.13.02
Ähnliche Minerale Baumhauerit
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[8]
Gitterparameter a = 44,74 Å; b = 8,48 Å; c = 7,91 Å
β = 93,4°[7]
Formeleinheiten Z = 8[7]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3 (VHN100 = 156 bis 165 kg/mm2)[6]
Dichte (g/cm3) berechnet: 5,31 bis 5,37[6]
Spaltbarkeit vollkommen nach {100}[6]
Bruch; Tenazität muschelig; spröde[6]
Farbe stahlgrau[6]
Strichfarbe dunkelrötlichbraun[6]
Transparenz undurchsichtig (opak)[6]
Glanz Metallglanz[6]

Argentobaumhauerit (ehemals Baumhauerit-2a) ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der chemischen Zusammensetzung Ag1,5Pb22As33,5S72[1] und damit chemisch gesehen ein Silber-Blei-Arsen-Sulfid, dass strukturell zu den Sulfosalzen gehört.

Argentobaumhauerit im monoklinen Kristallsystem und konnte bisher nur in Form mikroskopisch kleiner Kristalle und Verwachsungen mit Baumhauerit gefunden werden. Er ist in jeder Form undurchsichtig und von stahlgrauer, metallisch glänzender Farbe mit bei rötlichbrauner Strichfarbe.

Etymologie und Geschichte

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Erstmals entdeckt wurde Baumhauerit-2a in der „Grube Lengenbach“ im Binntal (Kanton Wallis) in der Schweiz. Das Mineral wurde 1990 durch Allan Pring, William D. Birch, David Sewell, Stefan Graeser, Andreas Edenharter und Alan Criddle wissenschaftlich beschrieben, die es nach dem Professor für Mineralogie H. A. Baumhauer (1848–1926) an der Universität Freiburg (Schweiz) benannten. Das im Namen enthaltene 2a ist auf eine verdoppelte Kristallgitterkonstante im Gegensatz zu Baumhauerit zurückzuführen.

2015 wurde das Mineral umbenannt in Argentobaumhauerit und die Umbenennung von der International Mineralogical Association (IMA) anerkannt (IMA-Nr. 15-F).[2]

Das Typmaterial des Minerals wurde im Museum of Victoria in Melbourne (Register-Nr. M30980), im South Australian Museum in Adelaide (Register-Nr. G15547), im Natural History Museum in London (Register-Nr. 1926,1654) und im Naturhistorischen Museum Basel (Register-Nr. L7228) hinterlegt.[6]

Da der Argentobaumhauerit erst 1988 als eigenständiges Mineral anerkannt und publiziert wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer II/E.24-015. Dies entspricht der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfosalze (S : As,Sb,Bi = x)“, wo Argentobaumhauerit zusammen mit Baumhauerit, Bernarlottiit und Robinsonit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer II/E.24 bildet.[9]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Argentobaumhauerit dagegen in die Abteilung der „Sulfosalze mit SnS als Vorbild“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Nur mit Blei (Pb)“ zu finden ist, wo es zusammen mit Baumhauerit (ehemals Baumhauerit I) und dem bisher als fraglich geltenden Baumhauerit II die „Baumhaueritgruppe“ mit der Systemnummer 2.HC.05b bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Argentobaumhauerit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er zusammen mit Baumhauerit in einer unbenannten Gruppe mit der Systemnummer 03.06.13 innerhalb der Unterabteilung der „Sulfosalze mit dem Verhältnis 2,0 < z/y < 2,49 und der Zusammensetzung (A+)i(A2+)j[ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.

Kristallstruktur

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Argentobaumhauerit kristallisiert monoklin, wobei die Raumgruppe bisher nicht näher bestimmt wurde. Die Gitterparameter lauten a = 44,74 Å; b = 8,48 Å; c = 7,91 Å und β = 93,4° sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[7]

Bildung und Fundorte

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Argentobaumhauerit bildet sich zusammen mit Baumhauerit durch hydrothermale Vorgänge in Dolomitgestein. Als Begleitminerale treten neben Baumhauerit und Dolomit unter anderem noch andere Blei-Sulfoarsenide sowie Pyrit und Realgar auf.

Außer seiner Typlokalität „Grube Lengenbach“ in der Schweiz ist bisher nur noch die „Quiruvilca Mine“ bei Quiruvilca (Provinz Santiago de Chuco) in der peruanischen Region La Libertad als Fundort für Argentobaumhauerit bekannt (Stand: 2023).[11]

  • Allan Pring, William D. Birch, David Sewell, Stefan Graeser, Andreas Edenharter, Alan Criddle: Baumhauerite-2a: A silver-bearing mineral with a baumhauerite-like supercell from Lengenbach, Switzerland. In: American Mineralogist. Band 75, 1990, S. 915–922 (englisch, online verfügbar bei rruff.info [PDF; 809 kB; abgerufen am 12. Oktober 2024]).
  • Dan Topa, Emil Makovicky: Argentobaumhauerite: name, chemistry, crystal structure, comparison with baumhauerite, and position in the Lengenbach mineralization sequence. In: Mineralogical Magazine. Band 80, Nr. 5, 2016, S. 819–840 (englisch, rruff.info [PDF; 771 kB; abgerufen am 12. Oktober 2024]).
Commons: Argentobaumhauerite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: September 2024. (PDF; 3,8 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, September 2024, abgerufen am 12. Oktober 2024 (englisch).
  2. a b U. Hålenius, F. Hatert, M. Pasero, S. J. Mills: IMA Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC). Newsletter 25. In: Mineralogical Magazine. Band 79, Nr. 3, Juni 2015, S. 529–535 (englisch, online verfügbar bei rruff.info [PDF; 87 kB; abgerufen am 23. April 2023]).
  3. IMA Database of Mineral Properties – Argentobaumhauerite. In: rruff.info. RRUFF Project; (englisch).
  4. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 23. April 2023]).
  5. Allan Pring, William D. Birch, David Sewell, Stefan Graeser, Andreas Edenharter, Alan Criddle: Baumhauerite-2a: A silver-bearing mineral with a baumhauerite-like supercell from Lengenbach, Switzerland. In: American Mineralogist. Band 75, 1990, S. 915–922 (englisch, online verfügbar bei rruff.info [PDF; 829 kB; abgerufen am 23. April 2023]).
  6. a b c d e f g h i j Baumhauerite-2a. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, online verfügbar bei handbookofmineralogy.org [PDF; 51 kB; abgerufen am 23. April 2023]).
  7. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 134 (englisch).
  8. David Barthelmy: Baumhauerite-2a Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 23. April 2023 (englisch).
  9. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  10. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  11. Fundortliste für Argentobaumhauerit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 23. April 2023.