Bait Dschala

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Bait Dschala
بيت جالا
בית ג'אלה
Bait Dschala

Wappen
Verwaltung: Palastina Autonomiegebiete Palästinensische Autonomiegebiete
Gebiet: Westjordanland
Gouvernement: Gouvernement Bethlehem
Koordinaten: 31° 43′ N, 35° 11′ OKoordinaten: 31° 42′ 58″ N, 35° 11′ 14″ O
Höhe: 758 m
Fläche: 13,0 km²
Einwohner: 14.043 (2014)
Bevölkerungsdichte: 1.080 Einwohner je km²
Zeitzone: UTC+2
Bürgermeister: Nael Salman
Webpräsenz:
Bait Dschala (Palästinensische Autonomiegebiete)
Bait Dschala (Palästinensische Autonomiegebiete)
Bait Dschala

Bait Dschala (arabisch بيت جالا, DMG Bait Ǧālā, hocharabisch Bait Dschālā, palästinensisch-arabisch Bēt Dschālā, auch als Beit Jala transkribiert) ist eine palästinensische Stadt mit knapp 12.000 mehrheitlich christlichen Einwohnern.[1] Sie liegt auf einem Abhang auf durchschnittlich 758 m, zehn Kilometer südlich von Jerusalem und zwei Kilometer von Bethlehem, auf der westlichen Seite der Hebronstraße.

Wie in Bethlehem, Jerusalem und anderen für Christen bedeutenden Orten im „Heiligen Land“ befinden sich in Bait Dschala Schulen mehrerer christlicher Konfessionen. Bait Dschalas Ortsbild wird von zwei Moscheen und sechs Kirchen geprägt. Die wichtigste Kirche ist die griechisch-orthodoxe Kirche St. Nikolaus, die älteste ebenfalls orthodoxe Kirche ist der Heiligen Jungfrau Maria geweiht.

1853[2] entstand eine Gemeinde und 1854[2] eine Schule des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem in dem aus rund 3000[2] griechisch-orthodoxen Christen bestehenden Ort. 1864 gründete der katholische Mönch Antoine Belloni[2] ein Waisenhaus für Knaben. 1904 waren laut einer Zählung des griechisch-orthodoxen Patriarchats von den Christen in Bait Dschala 4340[3] griechisch-orthodox. Um 1850[2] gründete der Schweizer Missionar Samuel Gobat eine lutherisch-anglikanische Schule, die ab 1886[2] von den Lutheranern geführt wurde. Eine 1858[2] gegründete Mädchenschule gehörte der russischen Kaiserlich Orthodoxen Palästina-Gesellschaft an. Diese hatten als Schutzmacht der griechisch-orthodoxen Christen zuvor erreicht, dass eine von den Franziskanern geführte proselytische Schule per Ferman schließen musste.[2] Dennoch gab es viele Übertritte von der griechischen zur lateinischen Kirche. Bis 1880 war die Zahl der Lateinischen auf rund 600[2] gestiegen. Das Waisenhaus hatte nun über 200 Schüler. 1890 eröffnete das Lehrerinnenseminar der Maskob-Schulen,[4] auch dieses gehörte zum russischen Schul- und Kirchengelände.

Im Ersten Weltkrieg verließen unter dem Druck der Ereignisse an der Palästinafront zahlreiche Menschen das Land. In Mittel- und Südamerika sollen mehr als 70.000 vor allem christliche Personen leben, deren Familien aus Bait Dschala stammen. So wanderte der Großvater der Schriftstellerin Lina Meruane[5] um etwa 1915 nach Chile aus. Ab 1924 verweigerte die britische Mandatsmacht vielen Auswanderern die beabsichtigte Rückkehr.[6]

1936 wurde auch das Priesterseminar des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem nach Bait Dschala verlegt. 2011 beherbergte es 28[7] Seminaristen. Drei Viertel der Studenten, die ein neunjähriges[7] Studium mit Vorbereitungsjahr durchlaufen, kamen 2011 aus Jordanien.[7] Zum Ausbildungsprogramm des Seminars gehören auch Islamwissenschaft[7] und Judaistik.[7] 2011 stand es unter der Leitung von Louis Hazboun.[7]

Die 1950 eröffnete evangelisch-lutherische Schule Talitha Kumi wird vom Berliner Missionswerk in Zusammenarbeit mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land betrieben. 55 % der Kinder Bait Dschalas besuchen private, 45 % öffentliche Schulen. 1964[7] folgte die Gründung der Katholischen Universität durch Papst Paul VI.[7] Die politische Lage verzögerte ihre Eröffnung bis 1973.[7] Ihre Leitung wurde den Schulbrüdern[7] anvertraut. Im Jahr 2016/2017 hatte die Universität etwas über 3000[7] Studierende, davon waren rund 70 %[7] Muslime.

In den Blickpunkt des internationalen Interesses rückte Bait Dschala während der zweiten Intifada, als militante Palästinenser ab Herbst 2000 von Bait Dschala wiederholt zivile Ziele in der nahegelegenen jüdischen Siedlung Gilo in Ostjerusalem beschossen. Israel antwortete darauf mit Luftangriffen[8] und dem Bau einer Betonmauer um Gilo. Im August 2010 wurde die Mauer von der israelischen Armee wieder abgebaut.[9]

Blick von Gilo auf Bait Dschala mit einem Teil der israelischen Sperranlagen (Gilo/2005)

An Lifegate Rehabilitation, einem Rehabilitationszentrum für körperbehinderte Kinder und Jugendliche mit rund 25 Mitarbeitern, sind Diakonie und Caritas beteiligt. Weitere Gesundheitseinrichtungen im Ort sind eine Klinik der Arab Society for the Rehabilitation und ein staatliches Krankenhaus mit 113 Betten.[10]

Wichtigster Erwerbszweig ist die Landwirtschaft. 1400 ha Land werden bebaut, vor allem mit Oliven und Wein. Cremisan Cellars, im Salesianer Kloster Cremisan, ist die größte Weinkellerei der Gegend. Die regionale Arbeitslosenquote beträgt offiziell rund 25 %.[11]

Nach den Plänen der israelischen Regierung soll die Sperrmauer, die die palästinensischen Gebiete von Israel trennt, das Frauen- und das Männerkloster von Bait Dschala voneinander und die Mönche von der christlichen Gemeinschaft trennen. Ebenso werden mehr als 50 Familien von ihrem Land abgeschnitten.[12]

Städtepartnerschaften

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Bait Dschala unterhält seit 2011 Städtepartnerschaften mit Bergisch Gladbach und Jena[13] in Deutschland.

Commons: Bait Dschala – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. PCBS-Volkszählung 2007. (Memento vom 19. Februar 2012 im Internet Archive)
  2. a b c d e f g h i Yves Teyssier d’Orfeuil: Bethléem, 2000 ans d’Histoire. Éditions Desclée de Brouwer, Paris 1999, ISBN 2-220-04641-9, S. 137, 148 f.
  3. Michelle U. Campos: Ottoman Brothers – Muslims, Christians, and Jews in Early Twentieth-Century Palestine. Stanford University Press, Stanford (California) 201, ISBN 978-0-8047-7068-2, S. 266.
  4. Nur Masalha: Palestine – A Four Thousand Year History. 2. Auflage. I. B. Tauris, London 2024, ISBN 978-0-7556-4942-6, S. 270.
  5. Lina Meruane: Heimkehr ins Unbekannte. Unterwegs nach Palästina. 2. Auflage. Berenberg Verlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-946334-68-2, S. 14, 143.
  6. Cecilia Baeza: Résonances en Amérique latine. In: Ce que la Palestine apporte au monde (= Collection Araborama. Band 3). Institut du monde arabe/Édition du Seuil, Paris 2023, ISBN 978-2-02-149116-6, S. 175–178, hier S. 176.
  7. a b c d e f g h i j k l Hans Hollerweger: Bei den Christen im Orient – Begegnungen, Erfahrungen, Hilfen. Wagner Verlag, Linz 2018, ISBN 978-3-903040-33-5, S. 66.
  8. John Kifner: Emotion at Rites for 4 Arabs Spills Again Into Violence. In: The New York Times, October 29, 2000 (englisch). Abgerufen: 23. November 2009
  9. Gil Yaron: Die Mauer ist weg. In: Spiegel Online, 30. August 2010, abgerufen am 31. August 2010.
  10. Health offizielle Website Beit Jala. Abgerufen: 18. November 2009 (englisch)
  11. Demographic Statistics offizielle Website Beit Jala. Abgerufen: 18. November 2009 (englisch)
  12. Harriet Sherwood: William Hague intervenes over West Bank barrier. In: The Guardian. 4. Oktober 2012, abgerufen am 11. März 2013.
  13. Partnerschaftsvertrag mit Beit Jala wurde unterzeichnet – Kommunaler Beitrag zur Versöhnung und zum Frieden in Nahost