Benutzer:Alexander Leischner/Darraðarljóð

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Darstellung einer als Walküre gedeuteten Figur auf dem gotländischen Bidstein von Tjängvide, Alskog (Go 110)

Das Darraðarljóð (Dörruðs Lied) oder auch Walkürenlied[1] ist ein anonymes skaldisches Lied das eingebettet einzig im Prosatext des Kapitel 157 der Njals saga, einer Isländersaga, überliefert ist. Das elf Strophen umfassende Lied im eddischen Versmaß Fornyrðislag schildert in Form eines Preislieds den Sieg eines unbenannten „jungen“ Wikinger-Königs nach dem Rahmen in der Schlacht von Clontarf am Karfreitag des Jahres 1014 über die Iren. Dieser König wird im Prosatext der Saga hingegen als Sigtryggr silkiskegg kenntlich gemacht. Dieser Umstand macht einen Abgleich mit anderen Quellen zur Schlacht von Clontarf schwierig, beziehungsweise wiedersprüchlich, sodass das Lied und Sagatext besser harmonieren mit der Historischen Person des Sigtrygg von Dublin und der Schlacht von Dublin im Jahr 919. Im Darraðarljóð wird des Weiteren die Einflussnahme auf den Verlauf der Schlacht durch eine Gruppe von Walküren geschildert. Die heutigen gebräuchlichen Titel des Lieds sind neuzeitlicher Herkunft und beruhen unter anderem auf die Phrase der Strophe 6: Vindum vindum vef darradar zu deutsch Wir winden und winden das Schlachtgewebe. [2][3]

Im dramatischen verlaufenden Erzählstrang der Njals saga, mit der Zuspitzung des gewaltsamen Todes des namengebenden Protagonisten Njáll (Mordbrand Kap. 129), wird die folgende Rache der Söhne Njálls und besonders durch die Figur des Schwiegersohns Karí entwickelt. Die Verfolgung der Schächer führt Karí bis zur britischen Insel, da der Hauptverantwortliche Flosi und Mittäter währendessen beim Jarl Sigurð Hlǫðvesson von Orkney Unterschlupf als Gefolgsmann fand (Kap. 153). Dieser zieht verbunden mit dem Jarl Sigtryggr silkískegg von Dublin gegen den irrischen König Brjann/Brian in die Schlacht in der etliche der Täter falen; Flosi entgeht der Schlacht auf Geheiß Sigurðs.

Am Tag der Schlacht dem Karfreitag des Jahres 1014 n.Chr ereignen sich an den verschiedensten Orten auf den Britischen Inseln und auf den Färöern und den Orkaden übernatürliche Zeichen. Von einem dieser Zeichen, eine schaurige Spukerscheinung, wird ein Mann mit Namen Dǫrruðr in der schottischen Region Caithness Zeuge. Dǫrruð beobachtete wie zwölf Frauen (menn = Personen), die sich im Verlauf als Walküren herausstellen, zu einem Haus reiten. Wissbegierig folgt er diesen und beobachtet sie heimlich durch ein Fenster und wird Zeuge einer schaurigen Szene. Die zwölf Frauen/Walküren wirken an einem durch sie erichteten Webstuhl, bestehend aus menschlichen Körperteilen wie Därme als Kett- und Schussfaden, Schädel als Gewichte und Waffen wie Sperre als Querstangen und Pfeile als Schiffchen (Prosarahmen und Strophe 2). Dieser Kontext ist die Rahmenhandlung für die Einbettung des Darraðarljóð. Nach erfolgter Arbeit, hier setzt der Prosatext wieder ein, zerreißen die Walküren das so entstandene „Gewebe“ und verlassen den Ort getrennt in die entgegengesezten Nord- und Südrichtungen.

Lied: Text, Übersetzung, Aufbau

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Der strophische Aufbau lässt sich nach Egeler inhaltlich folgend fassen:

  • Mit dem Fall der Toten sind die Kettfäden aufgespannt worden, und im Angesicht der Speere wird mit roten Schußfäden das Gewebe gewoben.
  • Menschliche Eingeweide dienen als Kettfäden, Schädel als Webgewichte, Waffen sind die Werkzeuge der Webarbeit. (Redundanz zum Prosarahmen)
  • Waffen werden brechen und Rüstungen durchstoßen werden, als vier Walküren – Hildr, Hjǫrþrimul, Sanngríjr und Sviþul – mit blanken Schwertern gehen, um zu „weben“.
  • Die Walküren ermutigen sich dazu, sich in das Getümmel zu stürzen und später dem jungen König zu folgen. Gunnr und Gǫndul schützten den König. Die Walküren haben die Wahl der Gefallenen.
  • Die neuen Herrscher über das Land werden genannt. Das Todesschicksal des Königs und der Tod des Fürsten werden verkündet.
  • Den Iren wird großes Leid prophezeit; das Gewebe ist gewoben. Der schreckliche Anblick nach der Schlacht mischt sich mit Blicken in die – wiederum blutrote – Zukunft.
  • Die Walküren ermuntern sich zu Siegesliedern für den jungen König [nach zukünftigen Schlachten]. Der Zuhörer wird aufgefordert, den Ruhm dieses Königs weiter zu verbreiten.
  • Die Walküren reiten mit geschwungenen Schwertern fort.

1.

Vítt es orpit
fyr valfalli
rifs reiðiský;
rignir blóði;
nú's fyr geirum
grár uppkominn
vefr, verþjóðar
es vinur fylla.
[rauðum vepti
Randvés bana].

2.

Sjá's orpinn vefr
ýta þǫrmum
ok harðkléaðr
hǫfðum manna;
ru dreyrrekin
dǫrr at skǫptum,
járnvarðr yllir,
en ǫrum hrælaðr.
[skulum slá sverðum
sigrvef þenna].

3.

Gengr Hildr vefa
ok Hjǫrþrimul,
Sanngríðr, Svipul
sverðum tognum;
skapt mun gnesta,
skjǫldr mun bresta,
mun hjalmgagarr
í hlíf koma.

4.

Vindum, vindum
vef Darraðar,
þann's ungr konungr
átti fyrri;
framm skulum ganga
ok í folk vaða,
þars vinir órir
vôpnum skipta.

5.

Vindum, vindum
vef Darraðar
ok siklingi
síðan fylgjum;
þar séa bragnar
blóðgar randir,
Gunnr ok Gǫndul
es grami fylgðu.

6.

Vindum, vindum
vef Darraðar,
þars vé vaða
vígra manna;
lôtum eigi
líf hans farask,
eigu valkyrjur
vals of kosti.

7.

Þeir munu lýðir
lǫndum ráða,
es útskaga
áðr of byggðu,
kveðk ríkjum gram
ráðinn dauða;
nú's fyr oddum
jarlmaðr hniginn.

8.

Ok munu Írar
angr of bíða,
þats aldri mun
ýtum fyrnask.
Nú's vefr ofinn,
en vǫllr roðinn;
mun of lǫnd fara
læspjǫll gota.

9.

Nú's ógurligt
umb at lítask,
es dreyrugt ský
dregr með himni;
mun lopt litat
lýða blóði,
es sóknvarðir
syngva kunnu.

10.

Vel kvôðum vér
of konung ungan
sigrhljóða fjǫlð,
syngum heilar;
en hinn nemi
es heyrir á,
geirfljóða hljóð
ok gumum segi.

11.

Ríðum hestum
hart út berum,
brugðnum sverðum,
á brott heðan.
  • Allgemein

In der Forschung wurde das D. vielfach diskutiert, da der Prosatext und Lied inhaltlich nicht übereinstimmen dies führte zu Fragen der Kompilation der Najla und besonders des Kapitel 157 durch den unbakannten Autor und die Herkunft, Alter des D. sowie dessen historische Zuweisung zur Schlacht von Clontarf. Des Weitern sind Fragen zur mythologischen und religionsgeschichtlichen Darstellung der Walküren im D. Gegenstand des Diskurses. Vor allem der mittelalterlich-christlich geprägte inhaltliche Ausdruck des Prosaumfelds der Najala steht dem nahtlosen Übergang das Auftritts der heidnischen Walküren entgegen weisen auf eine höheres Alter des D. hin.[4]


  • Datierung: Das Darraðarljóð datiert nach allgemeiner Forschungsmeinung ins 10. oder 11. Jahrhundert. Russell Poole befürwortet eine Datierung in das frühe 10. Jahrhundert [andere Schlacht als Clontarf] ; er räumt jedoch ein, dass diese Frühdatierung nach dem derzeitigen Stand der Forschungsergebnisse nicht beweisbar ist.[5]
  • Historischer Kontext
Ausgaben
  • Russell Poole: Viking Poems on War and Peace. A Study in Skaldic Narrative. University of Toronto Press, Toronto / Buffalo / London 1991, ISBN 0-8020-5867-1. (mit englischer Übersetzung und Kommentar).
  • Andreas Heusler, Wilhelm Ranisch: Eddica minora. Dichtungen eddischer Art aus den Fornaldarsögur und anderen Prosawerken. Dortmund 1903.
  • Finnur Jonsson (Hrsg.): Den Norsk-Islandske Skjaldedigting B,I. Rosenkilde og Bagger, Kopenhagen 1973. (Nachdruck der Ausgabe von 1912).
  • Einar Ólaf Sveinsson (Hrsg.): Brennu-Njáls saga. In: ĺslenzk Fornrit. 12, 1954.
Übertragungen
  • Karl-Ludwig Wetzig: Die Saga von Brennu-Njál. Brennu-Njáls saga. In: Klaus Böldl, Andreas Vollmer, Julia Zernack (Hrsg.): Isländersagas Band 1, S. Fischer Verlag, Frankfurt/M 2011, ISBN 978-3-10-007622-9, S. 449–814.
  • Felix Genzmer: Die Edda. Götterdichtung, Spruchweisheit und Heldengesänge der Germanen. Eingeleitet von Kurt Schier. Eugen Diedrichs Verlag/Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen / München 1981–2006, ISBN 978-3-7205-2759-X.
Forschungsliteratur
  • Matthias Egeler: Keltisch-mediterrane Perspektiven auf die altnordischen Walkürenvorstellungen. In: Wilhelm Heizmann, Klaus Böldl, Heinrich Beck (Hrsg.): Analecta Septentrionalia – Festschrift für Kurt Schier. de Gruyter, Berlin / New York 2009, ISBN 978-3-11-021870-1, S. 393–466. (Ergänzungsband zum Realllexikon der Germanischen Altertumskunde. 65).
  • Matthias Egeler: Walküren, Bodbs, Sirenen. Gedanken zur religionsgeschichtlichen Anbindung Nordwesteuropas an den mediterranen Raum. de Gruyter, Berlin / New York 2011, ISBN 978-3-11-024660-5. (Ergänzungsband zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. 71).
  • Russell Poole: Walkürenlied. In: Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 33, de Gruyter, Berlin / New York 2006, ISBN 978-3-11-018388-7, S. 142–143.
  • Russell Poole: Walkürenlied. Hrsg.: Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer (= Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 33). 2. vollst. neubearb. und stark erw. Auflage. de Gruyter, Berlin u.a. 2006, ISBN 978-3-11-018388-7, S. 142–143 (kostenpflichtig).
  • Klaus von See: Das Walkürenlied. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur. 81, 1959, S. 1–15.
  • Klaus von See, Beatrice La Farge, Wolfgang Gerhold, Debora Dusse, Eve Picard und Katja Schulz: Kommentar zu den Liedern der Edda. Bd. 4: Heldenlieder (Helgakviða Hundingsbana I, Helgakviða Hiörvarðssonar, Helgakviða Hundingsbana II). Winter, Heidelberg 2004, ISBN 3-8253-5007-X.
  • Rudolf Simek, Hermann Pálsson: Lexikon Der Altnordischen Literatur. Kröner, Stuttgart 1987, ISBN 978-3-520-49002-5.
  • Heiko Steuer: Darraðarljóð. Hrsg.: Heinrich Beck, Herbert Jankuhn, Kurt Ranke, Reinhard Wenskus (= Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 5). 2. vollst. neubearb. und stark erw. Auflage. de Gruyter, Berlin u.a. 1984, ISBN 978-3-11-085110-6, S. 254–256 (kostenpflichtig).
  • Jan de Vries: Altnordische Literaturgeschichte (= Grundriss der germanischen Philologie. Band 15/16). 3., unveränd. Auflage. de Gruyter, Berlin u.a. 2012, ISBN 978-3-11-080481-2 (kostenpflichtig – Erstausgabe: 1999, in einem Band mit einem Vorwort von Stefanie Würth).




  • Max Mustermann: Mustertitel. In: Olga Mustermann (Hrsg.): Makers of Modern Asia (= Millennium-Studien. Zu Kultur und Geschichte des ersten Jahrtausends n. Chr). 2. ergänzte Auflage. Band 26. de Gruyter, Berlin u.a. 2014, ISBN 0-674-73578-1, S. 45–120 (kostenpflichtig).



[6]


translate.google.de

  1. Rudolf Simek, Hermann Pálsson: Lexikon Der Altnordischen Literatur. Kröner, Stuttgart 1987, S. 54.
  2. Heiko Uecker: Darraðarljóð. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 5, de Gruyter, Berlin/New York 1984, S. 254.
  3. Russell Poole: Walkürenlied. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 33, de Gruyter, Berlin/New York 2006, S. 142.
  4. Uecker, Poole RGA
  5. Russell Poole: Viking Poems on War and Peace. A Study in Skaldic Narrative. University of Toronto Press 1991, S. 120–125.
  6. Max Mustermann: Mustertitel. In: Olga Mustermann (Hrsg.): Makers of Modern Asia (= Millennium-Studien. Zu Kultur und Geschichte des ersten Jahrtausends n. Chr.;). 2. ergänzte Auflage. Band 26. De Gruyter, Berlin u.a. 2014, ISBN 0-674-73578-1, S. 45–120 (degruyter.com – kostenpflichtiger Zugang).