Benutzer:Andreas Werle/RLS-Baustelle

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Klassifikation nach ICD-10
G25.8 Sonstige näher bezeichnete extrapyramidale Krankheiten und Bewegungsstörungen [Restless-Legs-Syndrom]
{{{02-BEZEICHNUNG}}}
{{{03-BEZEICHNUNG}}}
{{{04-BEZEICHNUNG}}}
{{{05-BEZEICHNUNG}}}
{{{06-BEZEICHNUNG}}}
{{{07-BEZEICHNUNG}}}
{{{08-BEZEICHNUNG}}}
{{{09-BEZEICHNUNG}}}
{{{10-BEZEICHNUNG}}}
{{{11-BEZEICHNUNG}}}
{{{12-BEZEICHNUNG}}}
{{{13-BEZEICHNUNG}}}
{{{14-BEZEICHNUNG}}}
{{{15-BEZEICHNUNG}}}
{{{16-BEZEICHNUNG}}}
{{{17-BEZEICHNUNG}}}
{{{18-BEZEICHNUNG}}}
{{{19-BEZEICHNUNG}}}
{{{20-BEZEICHNUNG}}}
Vorlage:Infobox ICD/Wartung {{{21BEZEICHNUNG}}}
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das Restless-Legs-Syndrom (RLS, englisch für Syndrom der ruhelosen Beine) ist eine sensomotorische Störung mit circadianer Ausprägung, die durch einen Bewegungsdrang gekennzeichnet ist der vorwiegend bei Ruhe auftritt und durch Dopaminagonisten gemildert werden kann.

Thomas Willis hat die Störung zum ersten Mal als eine Akathisie (Ruhelosigkeit mit Bewegungsdrang) beschrieben.[1] 1945 hat dann Karl-Axel Ekbom das Syndrom als eine neurologische Störung identifiziert.[2] Daher wird gelegentlich auch vom Willis-Ekbom Syndrom gesprochen.

Symptome und Diagnose

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund des Fehlens biologischer Marker wird die Diagnose des RLS klinisch gestellt. Wir unterscheiden in der klinischen Neurologie Symptom (was der Patient berichtet) und Zeichen (was der Arzt sieht). Es gibt beim RLS keine krankheitsspezifische klinische Zeichen (der neurologische Untersuchungsbefund ist unauffällig)[3], sodass die klinische Diagnose ausschließlich aufgrund des Berichtes des Patienten gestellt wird. Daher ist die sorgfältige Anamneseerhebung (Befragung) des Patienten entscheidend. Aufgrund des Fehlens klinischer Zeichen ist es auch nicht möglich eine neurologisch-topische Diagnose (Ort der Läsion) zu stellen.

Das Kardinalsymptom der Störung ist ein Drang, die Beine zu bewegen, der von den Patienten häufig (aber nicht immer) als von unangenehmen Empfindungen ausgelöst erfahren wird. Diese unangenehmen Empfindungen werden oft als vom "Inneren" oder aus der "Tiefe" der Muskulatur kommend beschrieben. Manchmal wird eine Art Schmerz beschrieben oder die Empfindung wird mit einem (gestörten) Temperaturempfinden in Verbindung gebracht.[4] Das zweite Hauptsymptom der Störung besteht darin, dass die Beschwerden in Ruhe starten oder sich verschlimmern und (drittes Hauptsymptom) durch Bewegung besser werden. Das vierte Hauptsymptom ist die tageszeitliche Bindung der Beschwerden: sie treten überwiegend in der Nacht auf. Der zirkadiane Charakter der Beschwerden ist für die Diagnose der Erkrankung ausschlaggebend. Letztlich wird für die Diagnose ein Ausschlusskriterium definiert, nämlich dass die Beschwerden nicht durch bestimmte andere Störungen erklärbar sind. Dies wurde eingeführt, um die Spezifität der Diagnosestellung durch engere Kriterien zu erhöhen.[5]

Die Prävalenz der Störung wird auf 5–10 % der der kaukasischen Bevölkerung (Europa und Nordamerika) geschätzt. In Asien wird die Erkrankung seltener diagnostiziert. Frauen sind doppelt so häufig betroffen. Die Störung tritt selten auch schon im Kindesalter auf.[6]

Pathophysiologie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für das pathophysiologische Verständnis der Störung werden verschiedene Erklärungspfade in Anschlag gebracht. Aufgrund der rein klinischen Definition der Erkrankung muss diese zunächst in Erinnerung gebracht werden. Das RLS ist eine sensomotorische Störung mit zirkadianer Ausprägung, wobei die Beschwerden durch Dopaminagonisten gemildert werden. Damit rücken drei Erklärungen ins Blickfeld:

  • handelt es sich aufgrund der zirkadianen Symptomatik um eine Schlafstörung;[7][8]
  • welche Beziehung besteht aufgrund der Wirksamkeit von Dopaminagonisten zum Parkinsonsyndrom;[9]
  • was ist der – hypothetische – Ort der Läsion einer Dopamin-responsiven sensomotorischen Störung.[10]
RLS und Schlafstörungen

Trotz der auffälligen tageszeitlichen Ausprägung der Störung sind die Beziehungen zu Schlafstörungen unklar. Das RLS ist nicht – wie viele andere Schlafstörungen – mit mitochondrialen Erkrankungen assoziiert.[11] Es gibt Übereinstimmungen genetischer Marker für RLS und Schlafstörungen, insbesondere im Falle des BTBD9-Markers.[12] Dieser Marker wird mit dem PLM-Syndrom ebenso in Verbindung gebracht wir mit dem RLS.[13][14] Eine BTBD9 Knockout-Mutante ("Wanderlust") ist bei der Fruchtfliege mit fragmentiertem Schlaf assoziiert.[15] In der Summe ist aber der kombinierte genetische Effekt der bisher identifizierten Marker mit 3 % nur gering.[16]

RLS und Parkinsonsyndrom

Für die Beobachtung der Komorbidität von RLS und Parkinsonerkrankung (PD) können folgende Fragenkomplexe diskutiert werden:[17]

  • das RLS könnte entweder eine Art Vorbote oder eine Folge der Parkinsonerkrankung sein
  • beide Störungen verbindet eine "dopaminerge Brücke"

Die Komorbidität von RLS und PD ist intensiv untersucht worden.[18] Zahlreiche über Jahrzehnte durchgeführte Studien fanden dabei heraus, dass das Auftreten eines RLS bei Patienten mit PD zwischen 0 % und 52 % schwankt.[19] Auch ganz spezifische Studiendesigns zeigten uneinheitliche Ergebnisse. Wenn man neu an PD erkrankte und unbehandelte Probanden mit solchen vergleicht, deren PD behandelt wurde findet man unterschiedliche Prävalenzen für RLS in verschiedenen Ländern. Während sich in Europa die beiden og. Gruppen nicht unterscheiden, sieht man deutliche unterschiede bei koreanischen Patienten.[20] Die zum Teil völlig inkohärenten Befunde werden von manchen Forschern mit unzureichender Sorgfalt bei der Untersuchung der Probanden erklärt, in dem Sinne, dass Parkinsonsymptome für RLS-Symptome gehalten werden. Zur Differenzierung der pseudo-RLS-Symptomatik (mimicking RLS symptoms) beim Parkinson wird daher der "suggested immobilization Test" empfohlen.[21] Die oben genannte Alternative "Vorbote oder Folge" ist also anhand der Studienlage nicht entscheidbar. Demgegenüber kann mit Sicherheit gesagt werden, dass das Phänomen der Augmentation (Wirkungsverlust der Dopaminagonisten) bei PD mit PD sehr selten auftritt. Dies wird damit begründet, dass die dopaminergen Regelkreise der Störungen unterschiedlich sind: beim RLS eine Dopamin-Dysfunktion, beim PD ein Dopamin-Mangel. Das Stichwort der "dopaminergen Brücke" verliert damit seinen heuristischen Wert. Stattdessen wird man der Frage nachgehen, was der Ort der Läsion ist: welche dopaminergen Regelkreise sind möglicherweise beim RLS gestört?

Verwendete Literatur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Hacke - Neurologie
  • Gaul/Endres - Harrisons Neurologie
  • Lisa Klingelhoefer et al: Restless legs syndrome, in: Clin Med. (London 2016): pg. 379-82. PMID 27481386
  • Abeera Mansur et al: Restless Legs Syndrome, StatPearls Publishing. (2021 e-Book) PMID 28613628
  • Shiyi Guo et al: Restless Legs Syndrome: From Pathophysiology to Clinical Diagnosis and Management, in: Front Aging Neurosci. 171 (2017) pg. 1-14. PMID 28626420
  • Joannes Hallegraeff et al: Criteria in diagnosing nocturnal leg cramps: a systematic review, in: BMC Fam Pract. (2017) Feb 28;18(1):29. PMID 28241802
  • Mauro Manconi et al: Restless legs syndrome, in: Nat Rev Dis Primers. 2021 Nov 3;7(1):80. PMID 34732752
  • Giuseppe Didato et al: Restless Legs Syndrome across the Lifespan: Symptoms, Pathophysiology, Management and Daily Life Impact of the Different Patterns of Disease Presentation, in: Int J Environ Res Public Health. (2020) May 22;17(10):3658. PMID 32456058
Pädiatrie
  • Pamela Hamilton Stubbs et al: Tools for the Assessment of Pediatric Restless Legs Syndrome, in: Front Psychiatry. (2020) May 5;11:356. PMID 32431628
  • Lourdes M DelRosso et al: Restless sleep in children: A systematic review, in: Sleep Med Rev. (2021) Apr;56:101406. PMID 33341437
Geriatrie
  • Prathusha Tatineny et al: Sleep in the Elderly, in: Mo Med. Sep-Oct 2020;117(5):490-495. PMID 33311760
  • Keisuke Suzuki et al: Sleep disorders in the elderly: Diagnosis and management, in: J Gen Fam Med. (2017) Mar 30;18(2):61-71. PMID 29263993

Geschlechtsdifferenzen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Mary V Seeman: Why Are Women Prone to Restless Legs Syndrome?, in: Int J Environ Res Public Health. (2020) Jan 6;17(1):368. PMID 31935805
  • Evi Holzknecht et al: Gender differences in clinical, laboratory and polysomnographic features of restless legs syndrome., in: J Sleep Res. 2020 Jun;29(3):e12875. PMID 31162763
  • Claudia Trenkwalder at al: Restless legs syndrome associated with major diseases: A systematic review and new concept, in: Neurology. (2016) Apr 5;86(14):1336-1343. PMID 26944272
  • Luigi Ferini-Strambi et al: Restless Legs Syndrome and Parkinson Disease: A Causal Relationship Between the Two Disorders?, in: Front Neurol. (2018) Jul 24;9:551. PMID 30087647
  • Claudia Trenkwalder et al: Comorbidities, treatment, and pathophysiology in restless legs syndrome, in: Lancet Neurol. 2018 Nov;17(11):994-1005. PMID 30244828
  • Ambra Stefani et al: Sleep in Parkinson's disease, in: Neuropsychopharmacology. 2020 Jan;45(1):121-128. PMID 31234200
  • Lama M Chahine et al: A systematic review of the literature on disorders of sleep and wakefulness in Parkinson's disease from 2005 to 2015., in: Sleep Med Rev. 2017 Oct;35:33-50. PMID 27863901
  • Hortensia Alonso-Navarro et al: Association between restless legs syndrome and other movement disorders., in: Neurology. 2019 May 14;92(20):948-964. PMID 31004074
  • Jens Carsten Möller et al: Restless Legs Syndrome (RLS) and Parkinson's disease (PD)-related disorders or different entities?, in: J Neurol Sci. 2010 Feb 15;289(1-2):135-7. PMID 19755200
  • Birgit Högl und Ambra Stefani: Restless legs syndrome and periodic leg movements in patients with movement disorders: Specific considerations., in: Mov Disord. 2017 May;32(5):669-681. PMID 28186669 (nicht signierter Beitrag von Andreas Werle (Diskussion | Beiträge) 19:45, 12. Dez. 2021 (CET))

Pathophysiologie und Genetik

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Richard P Allen: Restless Leg Syndrome/Willis-Ekbom Disease Pathophysiology, in: Sleep Med Clin. (2015) Sep;10(3):207-14, xi. PMID 26329430
  • Barbara Schormair et al: Identification of novel risk loci for restless legs syndrome in genome-wide association studies in individuals of European ancestry: a meta-analysis, in: Lancet Neurol. (2017) Nov;16(11):898-907. PMID 29029846
  • Olivia J Veatch et al: Pleiotropic genetic effects influencing sleep and neurological disorders, in: Lancet Neurol. 2017 Feb;16(2):158-170. PMID 28102151
  • Faezeh Sarayloo et al: MEIS1 and Restless Legs Syndrome: A Comprehensive Review, in: Front Neurol. (2019) Aug 28;10:935. PMID 31551905
  • Valerio Brunetti et al: Sleep Disorders in Mitochondrial Diseases, in: Curr Neurol Neurosci Rep. 2021 May 5;21(7):30. PMID 33948737
  • Claudia Trenkwalder at al: Restless legs syndrome: pathophysiology, clinical presentation and management, in: Nat Rev Neurol. 2010 Jun;6(6):337-46. PMID 20531433
  • Qing Lv et al: Pharmacologic Treatment of Restless Legs Syndrome, in: Curr Neuropharmacol. (2021);19(3):372-382. PMID 33380302
  • Claudia Trenkwalder et al: Restless legs syndrome-current therapies and management of augmentation, in: Nat Rev Neurol. 2015 Aug;11(8):434-45. PMID 26215616
  • A Iranzo et al: The insomnia of Franz Kafka., in: Sleep Med. 2018 Oct;50:24-28. PMID 29982086
  • A Iranzo et al: Sleep and sleep disorders in Franz Kafka's narrative works., in: Sleep Med. 2019 Mar;55:69-73. PMID 30772696

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Willis, T: The London Practice of Physick, Basset & Cooke 1685. (Zit nach Manconi Nat Rev Dis Primers. 2021)
  2. Karl-Axel Ekbom: Restless legs: A clinical study., in: Acta medica Scandinavica. Suppl. 158, 1-124, 1945. (Zit nach Manconi Nat Rev Dis Primers. 2021)
  3. Mauro Manconi et al: Restless legs syndrome, in: Nat Rev Dis Primers. 2021 Nov 3;7(1):80. (Pg. 8) PMID 34732752.
  4. Mauro Manconi et al: Restless legs syndrome, in: Nat Rev Dis Primers. 2021 Nov 3;7(1):80. (Pg. 7) PMID 34732752.
  5. Richard P Allen et al: Restless legs syndrome/Willis-Ekbom disease diagnostic criteria: updated International Restless Legs Syndrome Study Group (IRLSSG) consensus criteria--history, rationale, description, and significance., in: Sleep Med. 2014 Aug;15(8):860-73. PMID 25023924.
  6. Giuseppe Didato et al: Restless Legs Syndrome across the Lifespan: Symptoms, Pathophysiology, Management and Daily Life Impact of the Different Patterns of Disease Presentation, in: Int J Environ Res Public Health. (2020) May 22;17(10):3658. (pg. 2) PMID 32456058.
  7. Olivia J Veatch et al: Pleiotropic genetic effects influencing sleep and neurological disorders, in: Lancet Neurol. 2017 Feb;16(2):158-170. PMID 28102151
  8. Valerio Brunetti et al: Sleep Disorders in Mitochondrial Diseases, in: Curr Neurol Neurosci Rep. 2021 May 5;21(7):30. PMID 33948737
  9. Luigi Ferini-Strambi et al: Restless Legs Syndrome and Parkinson Disease: A Causal Relationship Between the Two Disorders?, in: Front Neurol. (2018) Jul 24;9:551. PMID 30087647
  10. Claudia Trenkwalder et al: Comorbidities, treatment, and pathophysiology in restless legs syndrome, in: Lancet Neurol. 2018 Nov;17(11):994-1005. (Abschnitt Pathophysiology pg. 6) PMID 30244828
  11. Valerio Brunetti et al: Sleep Disorders in Mitochondrial Diseases., in: Curr Neurol Neurosci Rep. 2021 May 5;21(7):30. PMID 33948737.
  12. Olivia J Veatch et al: Pleiotropic genetic effects influencing sleep and neurological disorders., in: Lancet Neurol. 2017 Feb;16(2):158-170. (pg. 10) PMID 28102151.
  13. Hyatt Moore et al.: Periodic Leg Movements during Sleep Are Associated with Polymorphisms in BTBD9, TOX3/BC034767, MEIS1, MAP2K5/SKOR1, and PTPRD., in: Sleep. 2014 Sep 1; 37(9): 1535–1542. PMID 25142570.
  14. D Kemlink et al: Replication of restless legs syndrome loci in three European populations., in: J Med Genet. 2009 May; 46(5): 315–318. PMID 19279021.
  15. Eva C. Schulte und Juliane Winkelmann: Clinical Phenotype and Genetics of Restless Legs Syndrome, in: Movement Disorders (Second Edition), 2015.
  16. Olivia J Veatch et al: Pleiotropic genetic effects influencing sleep and neurological disorders., in: Lancet Neurol. 2017 Feb;16(2):158-170. (pg. 11) PMID 28102151.
  17. Luigi Ferini-Strambi et al: Restless Legs Syndrome and Parkinson Disease: A Causal Relationship Between the Two Disorders?, in: Front Neurol. (2018) Jul 24;9:551. PMID 30087647.
  18. Birgit Högl und Ambra Stefani: Restless legs syndrome and periodic leg movements in patients with movement disorders: Specific considerations., in: Mov Disord. 2017 May;32(5):669-681. PMID 28186669
  19. Ambra Stefani et al: Sleep in Parkinson's disease, in: Neuropsychopharmacology. 2020 Jan;45(1):121-128. PMID 31234200
  20. Claudia Trenkwalder et al: Comorbidities, treatment, and pathophysiology in restless legs syndrome, in: Lancet Neurol. 2018 Nov;17(11):994-1005. (pg. 1339) PMID 30244828
  21. Ambra Stefani et al: Sleep in Parkinson's disease, in: Neuropsychopharmacology. 2020 Jan;45(1):121-128. (pg. 123) PMID 31234200