Benutzer:Antemister/RVN
Republik Vietnam | |
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Währung | Südvietnamesischer Đồng |
Umrechnungskurs | 1955 - 1961: 1 US-$ = 35 Đ (nominal)/1 Đ = 70 US-$ (real) 1967: 1 US-$ = 118 Đ (nominal)/1 Đ = 189 US-$ (real) |
Handels- organisationen |
Colombo-Plan, ADB, FAO, IBRD, IWF, UNCTAD [2][3] |
Kennzahlen | |
Bruttoinlands- produkt (BIP) |
1955: 910 Mio. US-$ 1961: 1,21 Mrd. US-$ |
BIP pro Kopf | 1955: 73 US-$ 1961: 83 US-$ |
BIP nach Wirtschaftssektor | Landwirtschaft: 29 %
Industrie: 13 % Dienstleistung: 58 %[6] |
Inflationsrate | 1955 - 1965 ca. 4,5 % jährlich 1967 - 1974 ca. 27 % jährlich, Schwankungen zwischen 16 % und 60 %[7] |
Außenhandel | |
Export | 1955: 50,6 Mio. US-$ 1961: 69,8 Mio. US-$ |
Exportgüter | Reis, Fisch, Garnelen, Kautschuk, Holz[9] |
Import | 1955: 267,0 Mio. US-$ 1961: 259,6 Mio. US-$ |
Importgüter | Waffen, Maschinen, Konsumgüter |
Importpartner | Vereinigte Staaten, Japan, Taiwan, Hongkong[11] |
Außenhandelsbilanz | 1955: -216,4 Mio. US-$ 1961: -189,8 Mio. US-$ |
Öffentliche Finanzen | |
Staatseinnahmen | 1956: 5,9 Mrd. Đ + 9,7 Mrd. Đ Budgethilfe 1961: 8,5 Mrd. Đ + 6,2 Mrd. Đ Budgethilfe |
Staatsausgaben | 1956: 13,6 Mrd. Đ |
Haushaltssaldo | 1956: 2,5 Mrd. Đ 1961: - 0,7 Mrd. Đ |
Die Wirtschaft der Republik Vietnam war war durch ihre hohe Abhängigkeit von amerikanischen Wirtschaftshilfen charakterisiert. Die amerikanische Unterstützung, die während der zwanzigjährigen Existenz des Staates durchschnittlich ein Viertel der Bruttosozialprodukts des Landes ausmachte, sorgte trotz des Krieges für einen relativ hohen Lebensstandard und stabiles Wirtschaftswachstum, verhinderte aber eine eigenständige wirtschaftliche Entwicklung. Die Produktivität von Landwirtschaft und vor allem Industrie blieb gering, das Handelsblianz- und Staatsdefizit nahmen zeitweise gigantische Ausmaße an, deren Folgen durch die amerikanischen Zahlungen aber mild blieben. Die Einstellung der amerikanischen Unterstützung ab 1973 führte dann zum raschen Kollaps der Wirtschaft.
Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zum Zeitpunkt der Teilung Vietnams 1954 war die Wirtschaft Südvietnams wie in den meisten anderen Kolonien sehr einseitig ausgerichtet. Vier Fünftel der Bevölkerung waren in der Landwirtschaft tätig, welche aber nur ein Viertel des Bruttosozialprodukts ausmachte. Angebaut wurde nahezu nur Reis. Daneben auf Plantagen, die im europäischen Besitz waren, Kautschuk für den Export. Eineinhalb Jahrzehnte Krieg hatten die Wirtschaft schwer geschädigt, die Reisproduktion war von 7,7 Mio. t in 1939 auf 2,6 Mio. t in 1956 gefallen, die Reisexporte betrugen 1956 nur mehr 162.000 t gegenüber 1,2 Mio. t in 1939. Zwei Drittel der Straßen und ein Drittel der Schienen waren zerstört, ebenso wie viele Bewässerungsanlagen. Die Hälfte des Bruttoszialprodukts machten Dienstleistungen, Handel und staatliche Ausgaben aus. Die wirtschaftlichen Probleme des Landes waren groß, zum einen verließen französische Beamte, Techniker und Truppen das Land, während gleichzeitig fast 1 Mio. Flüchtlinge aus dem Norden ins Land drängten. Gleichzeitig mußte ein neues Militär aufgebaut werden. Bereits ab 1955 floß amerikanische Wirtschafthilfe in Höhe von rund einem Fünftel des Bruttoszialprodukts jährlich ins Land um die hohen Ausgaben des Staates zu decken. Ein zunächst geheimer gehaltener Fünfjahresplan in Höhe von 17,5 Mrd. Đồng (500 Mio. US-$, davon 285,7 Mio. US-$ Auslandshilfe) zur Entwicklung des Landes wurde 1957 beschlossen. Er beinhaltete in erster Linie allerdings die Finanzierung staatlicher Infrastrukturprojekte (232 Mio. US-$, vor allem für Straßenbau und Elektrifizierung), vernachlässigt wurde die Förderung der privaten Wirtschaftssektors: 88 Mio. US-$ wurden in die Landwirtschaft investiert, nur 50 Mio US-$ floss in die Industrie.[Fall298] In der Folge erlebte die Wirtschaft ein achtbares Wachstum, die Reisproduktion stieg wieder auf 5,1 Mio t in 1960, bedingt vor allem durch Ausweitung der kriegsbedingt eingeschränkten Anbauflächen.[Dacy, 1-6]
Mit Beginn des Aufstands der FNL ab 1959 stiegen die Militärausgaben der Regierung rapide an. Das Haushaltsdefizit stieg von 4,7 Mrd. Đồng in 1961 auf 15,9 Mrd. Đồng in 1964. Die Regierung finanzierte die erhöhten Ausgaben zum einen durch die weiter steigende Wirtschaft- und Militäthilfe aus den USA, zum anderen durch das Drucken von Geld. Dies heizte die Inflation an, die befürchtete Hyperinflation und ein Zusammenbruch der Wirtschaft blieben aber aus. Die Wirtschaft wuchs stattdessen weiter, ebenso wie das ohnehin schon extreme Handelbilanzdefizit.[Dacy, 7-8]
Der ab 1964 eskalierende Aufstand belastete die Wirtschaft weiter. Die allgemeine Unsicherheit im Land ließ die Erträge in der Landwirtschaft sinken. Die Inflation wuchs auf zweistellige Werte an. Das Land war sogar auf Reisimport angewiesen. Nur die wirtschaftliche und militärische Unterstützung aus den USA verhinderte den Kollaps des Staates: Die Präsenz amerikanischer Truppen schuf Arbeitsplätze für Hilfskräfte und Prostituierte aus der städtischen Unterschicht. Der Lebensstandard stieg durch subventionierte Importe zudem weiter an und es entwickelte sich ein schwunghafter Schwarzmarktmit mit importierten Konsumgütern.[Dacy, 9-12]
Die nach der Tet-Offensive abnehmende Guerillaaktivität stabilisierte die Wirtschaft wieder. Die Produktivität und auch der Export stiegen wieder an. Erstmals unternahm auch die Regierung Versuche, die Wirtschaft des Landes von amerikanischer Unterstützung unabhängig zu machen. Diese Maßnahmen kamen aber zu spät: Mit dem Rückzug der amerikanischen Truppen fielen hunderttausende, sichere vergleichweise gut entlohnte Arbeitsplätze ebenso weg wie hunderttausende kaufkräftige Konsumenten. Gleichzeitig reduzierten die USA ihre Wirtschaftshilfe, was die südvietnamesische Wirtschaft, die seit über einem Jahrzehnt an subventionierte Importe gewöhnt war, weiter belastete. Die Arbeitslosigkeit stieg auf über 20 % (in manchen Städten bis 40%), die Löhne fielen um 30-50 %. Der Lebenstandard der städtischen Bevölkerung sank rapide, während die Landbevölkerung von der Rezession weniger betroffen war. Der Niedergang der Wirtschaft hielt bis zur Kapitulation 1975 an, Panikaktionen in den letzten Monaten vor der Kapitulation führten schließlich zum völligen Kollaps der Wirtschaft.[Dacy, 12-20]
Landwirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Südvietnam war zum Zeitpunkt der Teilung allgemein agrarisch geprägt. [Dacy, 78] Traditionell war und ist Reis das wichtigste landwirtschaftliche Erzeugnis des Landes. Daneben wurden während der französischen Kolonialzeit Kautschukplantagen für den Export anglegt. [Dacy, 1] Die Bedeutung anderer landwirtschaftliche Produkte war gering, produziert wurden daneben Mais, Maniok, Süßkartoffeln, Sojabohnen, Erdnüsse Tabak und Mungbohnen. Reis machte stets mehr als drei Viertel des Verkaufswerts landwirtschaftschaftlicher Erzeugnisse aus, sein Anteil an der landwirtschaftlichen Produktion stieg von 1956 bis 1975 stetig an, während der Wert der übrigen Produkte sowohl absolut als auch relativ zurückging [Dacy, 73] Neben dem Ackerbau waren Schweinezucht, Fischfang und Holzwirtschaft Wirtschaftsbereiche im primären Sektor. Die gesamte landwirtschaftliche Produktion pro Kopf wuchs 1956 bis 1975 um 22 %, bei einen gleichzeitigen Bevölkerungswachstum von 60 %. Von 1956 bis 1963 stieg die landwirtschaftliche Produktion um 60 % an, in den Jahren von 1963 bis 1969 brach sie infolge des Guerillakriegs, der die landwirtschaftliche Produktion erheblich beeinträchtigte, kurzfristig um etwa 10% ein. Amerikanische Importe fingen während dieser Zeit den Produktionsausfall auf und hielten die Nahrungsmittelpreise niedrig. Mit dem Rückgang der Guerrillaaktivitäten ab 1969 stieg die Reisproduktion bis 1974 wieder um 40 % an.
Die südvietnamesische Landwirtschaft nutzte moderne landwirtschaftliche Methoden: Subventionierte Importe von amerikanischem Saatgut, Düngemittel, Pestizide und landwirtschaftliche Maschinen waren vor allem für den starken Anstieg der Produktion ab 1969 ursächlich. Die Nutzung dieser Hilfsmittel war nur aufgrund hoher amerikanischer Subventionen möglich. Allein der Weltmarktpreis der importierten Düngemittel überstieg ab 1968 den Wert der Exporte des Landes.[Dacy, 77]
Bergbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Bergbausektor des Landes war nur gering entwickelt, die einzige nennenswerte Bergbauregion atellten die Kohlevorkommen von Nong San (bei Da Nang) dar. Zum Zeitpunkt ihrer höchsten Produktion wurden anfang der 1960er 100.000 Tonnen Kohle jährlich gefördert, aufgrund der militärischen Situation nahm die Produktion danach stark ab, 1971 wurde die Förderung ganz eingestellt. Andere Bodenschätze des Landes stellten Bauxit, Kalkstein und Phosphat (auf den Paracel-Inseln) da (Ausbeutung?). SYB 197677
Industrie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zum Zeitpunkt der Teilung war Südvietnam kaum industrialisiert, die Industrie Französisch-Indochinas konzentrierte sich auf Hanoi und Umgebung. [Dacy, 78] In Südvietnam gab es nur fünfzehn größere Industriebetriebe mit etwa 50.000 Arbeitern. Dies entsprach 1,25 % aller Arbeitskräfte. Hergestellt wurden in erster Linie einfache Konsum- und Gebrauchsgüter wie Zigaretten, Streichhölzer oder Bier, später kamen noch Produkte wie Zucker, Farbe oder Papier hinzu [Dacy, 2]. Der Staat räumte der industriellen Entwicklung nur geringen Stellenwert ein: Im Fünfjahresplan von 1957 wurden kaum Investitionen in die Industrie getätigt (und diese zumeist in Staatsbetrieben), und diese sollte lediglich der Produktion einfacher Konsumgüter dienen (wobei der Import von Konsumgütern eine hohe Belastung für die Handelbilanz des darstellten) (Fall299-301Vietnam4546) Bis zum Jahr 1971 erlebte die Industrieproduktion zwar ein starkes Wachstum von 9 % jährlich, bedingt durch das niedrige Ausgangsniveau blieb die Bedeutung derselben aber stets gering. [Dacy, 79] Der Anteil des industriellen Sektors am Nettoinlandsprodukt fiel von 19 % in 1960 auf 16 % in 1971.[Dacy, 78] (nach anderen Angaben nur 8 %) Arbeitsplätze in der Industrie machten nie mehr als 2-3 % aller Arbeitskräfte aus.[Dacy, 81] (nach andere Angaben etwa 10 % Beschäftigte im Industriesektor (Vietnam45) Typische Industrieprodukte, die Anfang der 1970er Jahre im Land selbst erzeugt werden konnten, waren Textilien, Zucker, Bier, Zement, Papier, Reifen, einfache chemische Produkte (Seife, Sauerstoff, Farbstoffe, Batterien, Mineraldünger), Bleistifte, Kugelschreiber, Konserven, einfache Kunststoff-, Glas- und Keramikprodukte, betrieben wurde auch die Endmontage von Produkten wie Fahrrädern, Radios oder Nahmaschinenen.(SYB7677) Eine funktionierende Industrien entwickelte sich jedoch nie: Maschinenen, Ersatzteile und Vorprodukte mussten gegen Devisen importiert werden, ab 1974 mussten Industriebetriebe stillgelegt werden, weil nach Wegfall der amerikanischen Subventionen der Import der Ausgangsprodukte nicht mehr importiert werden konnten. (VietnamVietnam45-46) Verglichen mit dem inflationsbedingt hohen Lohniveau war die Arbeitsproduktivität gering, zudem entzog der lukrativere Dienst im Militär der produktiven Wirtschaft qualifizierte Arbeitskräfte. Die heimische Industrie war, trotz moderner Produktionsmethoden, gegenüber den von den USA subventionierten Importen kaum konkurrenzfähig, Exporte wurden durch die massiv überbewertete Währung erschwert.[Dacy, 78-85]
Außenhandel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Außenhandel Südvietnams war geprägt von einem gigantischen Handelbilianzdefizit, der Export beschränkte sich fast ausschließlich auf Reis und Kautschuk. Südvietnam war Anfang der 1960er Jahre viertgrößter Reisexporteur, hinter Birma, Thailand und China. Während der ersten zehn Jahre nach der Teilung wurde immerhin noch gut ein Viertel der Importe durch Exporte gedeckt. Der Anteil sank im folgenden Jahrzehnt auf zeitweise 1-2%, und stieg danach wieder leicht. der Grund für den extremen Einbruch wird mit der Ausweitung des Guerrillakrieges erklärt, der die landwirtschaftliche Produktion stark einschränkte. Der Anstieg in den 1970er Jahren wird mit der erhöhten Reisproduktion und dem zusätzlichem Export von Fisch und Holz begründet. Dies bei steigenden Weltmarktpreisen für diese Produkte bei gleichzeitiger Abwertung der Währung. Der in der Kolonialzeit bedeutende Kautschukexport ging von 83.000 t in 1959 auf 21.000 t in 1969 zurück und bleib bis 1975 auf diesem Niveau. Einer Untersuchung von 1969 zufolge wäre die Handelbilanz Südvietnams unter Voraussetzung eines baldigen Kriegsendes erst in 1980er Jahren ausgeglichen gewesen.[Dacy, 83]
Die katastrophale Exportbilanz ist nicht allein mit den Auswirkungen des Krieges zu erklären, sondern auch mit einer verfehlten Wirtschaftspolitik der Regierung. Die massiv überbewertete Währung des Đồng machte Exporte unrentabel und sorgte dafür daß importierte Konsumgüter stets erschwinglich blieben [Dacy,81]. Die zweckmäßigere Wirtschaftspolitik und die Abwertung der Währung ab 1971 bewirkte dann auch steigende Exportzahlen.[Dacy, 85]
Aufgrund seines niedrigen Wertes war der Đồng für den Import ungeeignet weshalb diese durch das von 1955 bis 1975 bestehende Commercial Import Program (CIP) abgewickelt wurde. Ein südvietnamesischer Importer musste dazu bei der lokalen Filiale der USAID eine produktspezifische Importlizenz erwerben. Mit dieser konnte er einen Exporteur in den USA finden, der bereit war die entsprechende Ware auszuführen. Der Importhändler zahlte daraufhin einen Đồng-Betrag an die südvietnamesische Regierung, der dem Wert der importierten Ware nach einem Kurs entsprach, der sogar unter dem offiziellem Wechselkurs lag. Die Zahlung des Importeurs floß in den südvietnamesischen Staatshaushalt, der Exporteur in den USA wurde dann von der USAID in US-Dollar bezahlt.[Dacy, 182]
Der Import subventionierter Konsumgüter wurde für die wenigen Händler, die die begehrten Importlizenzen erhielten, ein lukratives Geschäft. Importware wurde zu subventionierten Kursen erworben, einige Monate zwischengelagert und, nachdem die Inflation die Preise hatte steigen lassen, zu den nun höheren Preisen weiterverkauft.[Dacy, 155f] Die Importsubvention ließ die Importe rapide ansteigen, womit eine Ausweitung des Handelbilanzdefizites einherging. 1970 machten die Importe fast die Hälfte des Bruttosozialprodukts aus. Gebrauchsgüter, Genuss- und Nahrungsmittel sowie Waffen waren in allen größeren Städten erhältlich. Die Importe bescherten der Bevölkerung einen Lebensstandard, der zwar nicht durch die Wirtschaftsleistung des Landes gedeckt war, die sozialen Auswirkungen des Krieges für die Masse der Bevölkerung aber erheblich milderte.[Frey, 142]
Ein zweites, vergleichbares System für Importe aus Japan und anderen asiatischen Ländern, betrieb die südvietnamesischen Regierung selbst. Für die Bezahlung ihrer vietnamesischen Hilfskräfte tauschten die US-Streitkräfte bei der südvietnamesischen Zentralbank US-Dollar in Đồng um. Mit den Đồng wurden die Hilfskräfte bezahlt. Die US-Dollar verblieben bei der Zentralbank. Lizenzierte Händler konnten zum offiziellen Kurs Đồng in US-Dollar wechseln und diese zu Importzwecken nutzen.[Dacy, 33,185]
Dieses System öffnete Betrügern Tür und Tor. Durch Absprachen zwischen Im- und Exporteuren wurde für die Importwaren höhere Preise angegeben als tatsächlich verlangt. Der Diffenenzbetrag blieb beim Importhändler, und es entwickelte sich ein floriender Schwarzmarkt für Währungsgeschäfte, weil in Zeiten hoher Inflation niemand Ersparnisse in Đồng anlegen wollte.[Dacy, 155]
Einkommensentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stadt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Einkommen der städtischen Bevölkerung ging, gemessen am Reispreis, seit den späten 1950er Jahren kontinuierlich zurück. Konnte ein ungelernter Arbeiter 1960 von einem Tageslohn noch etwa 14 kg Reis kaufen, so waren es ab 1972 wenger als 10 kg. Von den Preissteigerungen weitgehend unberührt waren die importierten Konsumgüter. Diese blieben dauerhaft erschwinglich. Ursache hierfür war zum einen die hohe Inflation, die das Realeinkommen kontinuierlich minderte, sowie ein stetig steigender Reispreis. Ab 1970 spielte auch die rapide steigende Arbeitslosigkeit eine Rolle, diese Entwicklung sorgte bis 1975 für eine rapide Verarmung der Stadtbevölkerung. [Dacy, 116-118]
Land
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Traditionell war die landwirtschaftliche Nutzfläche in Besitz von Großgrundbesitzern, die von den Bauern hohe Abgaben (ein Viertel bis die Hälfte ihrer Ernte) verlangten, der geerntete Reis wurde an ein Kartell zumeist chinesischer Händler verkauft, die den Bauern nur geringe Beträge bezahlten. Unter den Kriegsbedingungen waren solche Strukturen nicht mehr aufrecht zu erhalten, sodass die Bauern konnten ihre Erzeugnisse nun selbst zu höheren Preisen zu verkaufen konnten. Deren Realeinkommen stieg von Ende der 1950er bis Anfang der 1970er um 30% - 50%. Die Landbevölkerung war weit weniger als die Stadtbevölkerung von der von der hohen Inflation betroffen, und eine Reihe von Landreformen begrenzten die an die Großgrundbeseitzer zu zahlenden Abgaben und erhöhten den Anteil der landbesitzenden Bevölkerung. Verbesserte Anbaumethoden ließen höhere höhere Erträge zu, und die Reispreise stiegen stetig an. [Dacy, 111-113, 238]
Inflation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Inflationsrate lang im ersten Jahrzehnt nach der Teilung des Landes im Mittel bei moderaten 4,5 %. Ab 1965, mit der Eskalation des Krieges stieg sie im langjährigen Jahresmittel auf 27 %, in manchen Jahren wurden auch Werte von bis zu 60% festgestellt, auch wenn diese aufgrund unzureichender statistischer Angaben nicht genau bestimmbar ist. Die Ursache für die hohe Inflationsrate lag in erster Linie - trotz amerikanischer Budgethilfe - am konstant hohen staatlichen Haushaltsdefizit, auch die Kaufkraft der ausländischen Truppen leistete einen geringeren Beitrag [Dacy, 142, 146]
Die Inflation unter Kontrolle zu halten, eine Hyperinflation und die damit verbundene Aufstandsgefahr zu verhindern, war das wichtigste wirtschaftspolitische Ziel der Regierung. Dieses Ziel wurde erreicht. Fast bis zuletzt blieb die Inflation in einem erträglichen Rahmen. Einen maßgeblichen Beitrag dazu lieferten die USA: Die billigen Importe bremsten die Inflation auf der Angebotsseite, die hohen Wirtschaftshilfen stärkten das Wirtschaftswachstum. Nicht zuletzt war auch die psychologische Wirkung der amerikanischen Unterstützung von Bedeutung. Sie vermittelte lange Zeit Siegesgewissheit und verhinderte damit Panikreaktionen.[Dacy, 149]
Bevölkerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die demographische Entwicklung Südvietnams war geprägt von hohem Bevölkerungwachstum bei gleichzeitig stattfindender starker Urbanisierung. Die Wachstumsrate betrug im Mittel 2,6 %. Zum Zeitpunkt der Teilung lebten gut 12 Mio. Menschen im Land, bis 1963 stieg die Zahl auf 15,3 Mio, 1974 lebten bereits 20,5 Mio. Einwohner im Land. [Eine Volkszählung fand nur 1963 statt, wahrscheinlich, kein Beleg]. Die städtische Bevölkerung erlebte dabei ein weit höheres Wachstum. Lebten 1960 noch etwa 20 % der Bevölkerung in Städten, hatte sich der Anteil bis 1968 verdoppelt, 1974 lebten bereits 60 % aller Südvietnamesen in Städten. Millionen Bauern flohen kriegsbedingt in die Armenvietel der Städte. Hilfstätigkeiten bei den amerikanischen Streitkräften, der Eintritt in die südvietnamesische Armee, Prostitution und Schwarzhandel boten dort Arbeit für hunderttausende Flüchtlinge, wobei jeder Arbeitnehmer durchschnittlich vier Personen ernährte. Andere traten in die südvietnamesischen Streitkräfte ein. Diese dienten eher dazu, Arbeitslosen Beschäftigung zu verschaffen als zur Erfüllung von Kampfaufträgen. Diese "erzwungene Urbanisierung" war durchaus im Sinne der Regierung, war die Landbevölkerung nun doch dem Einfluss der FNL entzogen. Gegenmaßnahmen unterblieben daher.[Dacy, 33f, Frey, 141, 143, 217]
Bildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das südvietnamesische Bildungssystem bestand aus einer fünfjährigen Grundschule und eine sechs- bis siebenjährige weiterführenden Schule. Nach elfjähriger Schulzeit wurde ein Abschluss erworben (Baccalaureate 1). Das zwölfte Schuljahr bestand im wesentlichen aus einem Selbststudium. Das danach erworbene Baccalaureate 2 berechtigte zum Hochschulstudium.
Das Bildungssystem machte in der Republik Vietnam große Fortschritte. Während der französchischen Kolonialzeit war Bildung für die einheimische Bevölkerung vernächlässigt worden. Ein Fünftel der Bevölkerung konnte lesen und schreiben. 1971 ergab eine Stichprobe auf dem Land dass bei drei Viertel der Bevölkerung in den letzten Jahren praktisch jedes Kind eingeschult worden war. Die Schülerzahlen stiegen von 887.000 oder 38% der entsprechenden Jahrgänge (Grundschule) bzw 110.000/4% (weiterführende Schulen) im Schuljahr 1957/58 auf 2,7 Mio./82 % Grundschule) bzw.637.000/17% (weiterführende Schule) im Schuljahr 1970/71. Die Zahl der Abschlüsse stieg weniger als 10.000 in 1958 auf 145.000 in 1970, die Zahl der Studenten stieg in diesem Zeitraum von etwa 11.000 auf 57.000. [Dacy, 86f]
Medien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1962 gab es 30 Tageszeitungen mit einer Gesamtauflage von 540.000 Exemplaren. Bis 1968 war ihre Zahl auf 58 angestiegen, bei einer Gesamtauflage von 1.542.000. Einige der Zeitungen erschienen auch auf Englisch, Französisch oder Chinesisch. Die Presse unterlag der Zensur, diese war je nach Regierung mehr oder weniger streng. [Dacy, 86]
Volksgruppen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Größte Bevölkerungsgruppe stellten die ethnischen Vietnamesen (Kinh) dar, sie konzentrierten sich auf die Küstengebiete und das dicht besiedelte Mekongdelta. Die dünn besiedelten Bergregionen wurden und werden von verschiedenen Minderheiten wie Nung, Miao, Müong, Thai oder Tscham bewohnt. Eine wirtschaftlich bedeutende chinesische Minderheit siedelte im Raum Saigon-Cholon.[FWA 1976, enthält leider keine Zahlenangaben]
Religion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der überwiegende Teil der Bevölkerung bekannte sich zum Mahajana-Buddhismus. Kleinere Religionsgruppen stellten der Taoismus und Konfuzianismus, sowie eine Reihe von Sekten, von denen die Cao Dai und Hoa Hoa die bedeutensten waren. Politisch einflußreich war die katholische Minderheit, die in der politsichen Elite die Landes überproportional vertreten war. [FWA 1976, enthält leider keine Zahlenangaben]
Sprachen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Amts-, Umgangs- und Muttersprache der Bevölkerungssmehrheit war Vietnamesisch. Daneben wurden lokal die Sprachen der Minderheiten gesprochen. [FWA 1976] Französisch als Handel- und Bildungssprache verlor seine Bedeutung an Englische.
Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ausbau der Infrastruktur des Landes orientierte sich an militärschen Notwendigkeiten. Deren starker Ausbau entsprach nicht den wirtschaftlichen Fähigkeiten und Anforderungen des Landes. Die Kosten überstiegen den Nutzen bei weitem, und manche Einrichtungen wurden kaum genutzt. Mehr als 90 % der Ausgaben für Infratstruktur wurden von den Amerikanern getätigt für insgesamt fast 1 Mrd. USD. [Dacy, 87-89]
Straßen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1936 gab es in ganz Indochina 27.000 km ganzjährig befahrbare Straßen. Es war zu dieser Zeit eines der besten Straßennetze in Ostasien. Nach damalger Klassifikation gab es in Südvietnam 6000 km Haupt- und weitere 14.000 Nebenstraßen, große Teile davon wurden jedoch im Zweiten Weltkrieg und im ersten Indochinakrieg zerstört oder zumindest beschädigt. Es begann ein rascher Wiederaufbau. Bis 1975 waren dicht besiedelte Regionen wie das Mekongdelta von einen modernen Autobahnnetz durchzogen. Aufbau und Instandhaltung fanden wegen ihrer hohen militärischen Bedeutung auch in besonders umkämpften Regionen statt. Durchgeführt wurden diese Arbeiten zumeist von den Pionieren des Militärs. [Dacy, 88]
Elektrizitätsversorgung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Elektrizitätsversorgung wurde stark verbessert, die installierte Leistung vervierzehnfachte sich von 59 MW in 1954 auf 838 MW in 1972, die Stromproduktion versiebenfachte sich von 212.000 kWh in 1956 auf 1482000 kWh in 1972. Die Zahl der Stromanschlüsse stieg von 70.000 in 1956 auf 335.000 in 1972. Die Steigerungsraten von installierter Leistung und tatsächlich produziertem Strom unterscheiden sich stark, kriegsbedingt konnten Wasserkraftwerke in umkämpften Regionen nicht dauerhaft betrieben werden. [Dacy, 104f]
Wasserversorgung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von 1962 bis 1971 verdreifachte sich die von den Wasserversorgern gelieferten Volumina. Danach stieg sie bis 1975 noch einmal um über ein Drittel an. Die Abwasserentsorgung wurde ähnlich stark ausgebaut und konnte mit dem Bevölkerungswachstum gut mitalten. [Dacy, 88f]
Eisenbahn
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die aus französischer Kolonialzeit stammende Nord-Süd-Eisenbahnlinie wurde zwar wiederhergstellt, war aber ein leichtes Ziel für die Aufständischen. [Dacy, 89]
Häfen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aus militäischen Grüden wurden die Häfen von Saigon und Da Nang massiv ausgebaut, in Cam Ranh ein neuer Tiefwasserhafen gebaut. Die modernen Hafenanlagen wurden aber zivil kaum genutzt.[Dacy, 87, 89]
Flugverkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die gut ausgestattete nationale Fluglinie Air Vietnam flog alle größeren Städte des Landes sowie internationale Ziele in der Region an. Zahlreiche größere und kleinere Flugplätze wurden errichtet, welche ermöglichten während des Krieg sichere (aber kostspielige) Reisen durch das Land zu machen. [Dacy, 89]
Korruption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten bezeichnete Korruption als „zentrales Merkmal der südvietnamesischen Gesellschaft“, seitens der südvietnamesischen Führung reichten „allein Ineffektivität und Korruption“ in der Verwaltung aus, „um das Land an die Kommunisten zu verlieren“ Korruption war in allen gesellschaftlichen Ebenen in den verschiedenen Ausprägungen verbreitet: Sowohl in Saigon als auch in den Provinzverwaltungen besseretn korrupte Beamte mit Hilfe von manipulierter Buchführung, überteuerten Staatsaufträgen an eigene Firmen, Bestechungen für jede Art staatlicher Dienstleistungen oder den Verkauf von Arbeitsstellen oder amerikanischem Hilfsmaterial ihre Einkünfte. Generäle im Militär verkauften gar amerikanisches Militärgerät an den Feind.den in die eigene Tasche. Öffentlichkeitswirksame Gerichtsverfahren konnten das Problem nicht wesentlich mildern.[Frey, 142], Keesing136f, Lemong88ff)
Währung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Teilung des Landes löste der südvietnamesische Đồng den bisher in ganz Indochina gültigen Piaster im Verhältnis 1:1 ab. Die alten Piaster-Banknoten blieben wie auch die Bezeichnung Piaster weiterhin in Gebrauch. Bis 1972 war der Đồng fest an den US-Dollar gekoppelt und trotz mehrfacher, inflationbedingter Abwertungen, stets krass überbewertet. Diese Überbewertung war politisch erwünscht, denn ein solcher Wechselkurs für war Importe und die amerikanische Militärhilfe günstig. Export fand praktisch nicht statt. Es entwickelte sich ein florierender Schwarzmarkt, in dem Đồng in US-Dollar getauscht wurde. Die US-Dollar stammten von Importhändlern, die diese zum offiziellen Kurs getauscht hatten, und von US-Soldaten, die ihre Dollar in einem besseren Verhältnis eintauschen wollten. Die Schwarzmarktkurse lagen weit unter dem offiziellen Wechselkurs. Die Bindung des Đồng an den US-Dollar wurde am 1. April 1972 aufgehoben, innerhalb weniger Monate hatten sich offizieller Kurs und Schwarzmarktkurs fast angeglichen, und der Đồng verlor über drei Viertel seines Wertes.[Dacy, 190f, 68, 184 172-180]
Staatshaushalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Steuersystem des Landes war kaum entwickelt und wenig effektiv, die geringe Produktivität, unzureichende Buchführung und Guerillaaktivität, die weite Teile des Staatsgebietes der Kontrolle der Zentralregierung entzog, machten eine effektive Steuererhebung ohnehin kaum möglich, u und solange die amerikanische Hilfe in Land floss war die Regierung an einer Verbesserung des Steuersystems wenig interessiert. Die gesamten Steuereinnahmen betrugen stets weit weniger als 10 % des BSP, 90 % der Steuern wurden in Großraum Saigon eingenommen. [Dacy, 236, 238].Erhoben wurden in erster Linie geringe Verbrauchsteuern auf Produkte wie Bier, Zigaretten oder Treibstoff, der Anteil der Einkommensteuer lag auch einer Reform von 1966, die deren Aufkommen fast verdoppelte, bei weniger als zehn Prozent des gesamten Steueraufkommens. 1973 wurde eine Umsatzsteuer eingeführt, die die Steuereinnahmen signifikant steigerte. Daneben wurden Zölle auf importierte Waren erhoben, ihr Anteil betrug meist nur etwa ein Zehntel des Steueraukommens, in manchen Jahren stieg er aber auf bis zu einem Drittel an. Steuer- und Zolleinnahmen reichten zu Deckung der Staatseinnahmen bei weiten nicht aus. Amerikanische Finanzhilfen überstiegen bis 1972 die eigenen Einnahmen, erst danach begannen die USA, ihre Unterstützung zu reduzieren. Der Staatshaushalt wies dennoch in fast allen Jahren ein erhebliches Defizit auf. Kanpp zwei Drittel des Defizits wurde durch Anleihen bei der Zentralbank, das restliche Drittel zumeist durch Kreditaufnahme bei Geschäftsbanken finanziert. Diese Praxis trug maßgeblich zur hohen Inflation bei. Der Verkauf von Staatsanleihen spielte bis 1972 kaum eine Rolle. Der Zinssatz war mit 1,5 % bis 2,5 % zu gering, die Banken kauften nur so viele Anleihen, wie sie gesetzlich verpflichtet waren. [Dacy, 211-221] Auf der Ausgabenseite stellte das Militär den größten Posten im Haushalt, die mehr als Hälfte des Staatshaushalts wurden dafür aufgewendet. Es handelte sich dabei fast ausschließlich um Personalausgaben, die Ausrüstung wurde von den USA finanziert. Im zivilen Bereich standen Wiederaufbau, (z. T. als Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für Kriegsveteranen und Flüchtlinge), Subventionen für Reis und die Finanzierung des aufgeblähten Staatsapperats, der einschließlich Bildungs- und Gesundheitsektor, bis 1975 auf 1,5 Mio. Beschäftigte anwuchs, die größten Posten dar. [Dacy, 212]
Polititische Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Republik Vietnam war über lange Zeit ein politisch sehr instabiler Staat, daher hatte sich das politische System und die Machtstrukturen mehrfach geändert. Obwohl die Verfassungen den Staat als freiheitlich-demokratische Republik {was kommt hier denn für ein Wort???}, entwickelte sich nie eine stabile Demokratie.
Ngo Diem Dinh (1954 - 1963)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Genfer Indochinakonferenz und der faktischen Unabhängigkeit 1954 blieben die staatliche Struktur des Staates Vietnam zunächst unverändert: Das Staatsoberhaupt, der „Nachtclubkaiser“[16] Bao Dai, „dieser fette, alternde Playboy, der an der Côte d'Azur Wassersport trieb und im Elsass jagte, während sein Land verblutete“,[17] der im Volk kaum noch Rückhalt genoß, war aber faktisch entmachtet. Der neue starke Mann im Staat war Premierminister Ngo Diem Dinh, „kompromissloser Patriot und deklarierter Feind der französischen Präsenz in Indochina“.[18] Am 23. Oktober 1955 fand ein Referendum zu Absetzung Bao Dais statt, nachdem bereits einige Monate zuvor Diem auch die Kontrolle über die Streitkräfte übernommen hatte. Über 98 % der Wahlberechtigten stimmten für die Ansetzung Bao Dais und der Wahl Diems zum Präsidenten. Die Abstimmung war massiv manipuliert, in Saigon erhielt Diem 150 % der Stimmen. Die Wahlmanipulation wäre eigentlich unnötig gewesen, da auch im Falle einer fairen Wahl das Votum eindeutig zugunsten Diems ausgefallen wäre. Am 26. Oktober wurde die Republik ausgerufen. [Frey 50, Keesing 17]
Gemäß dem Genfer Abkommen hätten im Juli 1956 gesamtvietnamesische Wahlen stattfinden sollen, an deren Durchführung war aber keine Seite interessiert.[F51] Am 4. März 1956 wurde stattdessen im Süden Wahlen zu einer verfassungsgebenden Versammlung durchgeführt. Die Wahlen verliefen zwar reibungslos, wurden aber ebenfalls massiv sabotiert. Tausende potentielle „Kommunisten“ wurden inhaftiert, in der Folge wurde die Wahl von der Opposition weitgehend boykottiert. Die so gewählte verfassungsgebende Versammlung, von deren 123 Abgeordneten nur drei wirklichen Oppositionsparteien zugeordnet werden konnten, unterschied sich damit nicht wesentlich vom Parlament Nordvietnams[K17f]Fall259
Die neue Verfassung, verkündet am 7. Juli 1956 definierte die Republik Vietnam als „Demokrtaie westlicher Prägung“[19] mit einem präsidentiellem Regierungssystem nach Vorbild der Vereinigten Staaten. Gewaltenteilung und eine unabhängige Justiz waren in der Verfassung verankert, Versammlungs, Presse- und Meinungsaußerungsfreiheit waren garantiert. Der Präsident, gewählt für für sechs Jahre durch das Volk gewählt, war Staatsoberhaupt und Regierungschef und ernannte einen Vizepräsident. Das Einkammerparlament, die Nationalversammlung, wurde für vier Jahre gewählt, die verfassungsgebende Versammlung bildete das erste Parlament. Die Initiativrecht lag bei Parlament und Präsident. Der Präsident konnte per im Notfall per Dekret regieren und gegen Gesetzesvorschläge ein Veto einlegen, welches aber vom Parlament mit Dreiviertelmehrheit aufgehoben werden konnte.[k19]
Die in der Verfassung niedergeschriebene politische Ordnung entsprach jedoch keineswegs den tatsächlichen politischen Verhältnissen. Diems Regierungsstil entsprach eher dem der vietnamesischen Mandarine des 19. Jahrhunderts, lag doch die politische Macht nicht bei den gewählten Volksvertretern, sondern weitgehend innerhalb der Familie Ngo, namentlich seinen Brüdern Pierre Martin Ngô Đình Thục und Ngô Đình Nhu sowie seiner Schwägerin Trần Lệ Xuân. Regiert wurde an der Verfassung vorbei mit Notverordnungen(Butt221), tatsächliche oder vermeintliche Opposition wurde wurde unter dem Vorwand der Bekämpfung des Kommunismus gnadenlos unterdrückt. Bis zu 150.000 Personen inhaftiert, Militärgerichte fällten über zehntausend Todesurteile.F58f Die einst mächtigen Sekten der Cao Dai und [Hoa Hao]] sowie die Flusspiraten der Binh Xuyen wurden eliminiert. F49f
Das brutale Vorgehen gegen de Opposition, die ausufernde Korruption sorgten letztlich dafür, das Diem in der Bevölkerung immer unbeliebter wurde. Die Reste von Viet Minh, Cao Dai und Hoa Hao begannen mit dem Aufbau von Widerstandgruppen, die in der Landbevölkerung auf zunehmende Unterstützung trafen, die Regierung geriet ab etwa 1959 zunehemend in die Defensive, hunderte Regierungsbeamte fielen Morden zum Opfer. Dieser zunächst eher kleine Aufstand - die CIA sprach von 1700 Aufständischen im Jahr 1958 - wird allgemein als Beginn des Vietnamkriegs betrachtet. Im März 1960 entstand bei einem Treffen verscheidenster Oppositionsgruppen - Viet Minh, Kommunisten, Buddhisten, Cao Dai, Hoa Hao, aber auch Bürgerliche und Intellektuelle, unter Einfluss Nordvietnams die Nationale Front für die Befreiung Südvietnams, (von Diem als Việt cộng - „Vietnamesischer Kommunisten“ diffamiert) die später das Kriegsgeschehen bestimmen sollte. Widerstand regte sich sogar im Militär, im November 1960 scheiterte in dilletantisch vorbereiter PutschversuchF63f, 1962 griffen Flugzeuge der Luftwaffe den Präsidentenpalast an. K35 In einem Klima der Einschüchterung und Repression wurden am 9. April 1961 Präsidentschaftswahlen abgehalten, landesweit Diem erhielt fast 90 % der Stimmen. In Saigon jedoch kamen die beiden Gegenkandidaten zusammmen auf über die Hälfte der Stimmen, wahrscheinlich weil die amerikansische Präsenz dort allzu auffällige Manipulationen unmöglich machte. Fall277. Der Auftsand weitete sich bis dahin immer weiter aus, 1961 wurde die Zahl der Aufständischen berreits auf 20.000 geschätzt. Infolgedessen verhängte Diem am 19. Oktober 1961 den Ausnahmezustand, das Parlament verabschiedete ein Gesetz, das Diem die Möglichkeit gab, per Dekret und alle nötigen Maßnahmen, die nötig erschienen, „die nationale Sicherheit zu schützen“, durchzusetzen. K32
Diem und sein Familienclan gehörten der katholischen Minderheit, die seit in der französischen Kolonialzeit die Elite ders Landes stellten. Auf Basis alter kolonialer Gesetze förderte Diem die Katholiken bei gleichzeitiger Unterdrückung der buddhistischen Bevölkerungsmehrheit. Den Buddhisten, die 70 % der Bevölkerung stellten, wurde die Anerkennung als Religionsgemeinschaft verwehrt. Am 8. Mai 1963 wurde in Vietnam der 2527. Geburtstag Buddhas gefeiert, trotz Verbots wurde anlässlich der Feierlichkeiten die buddhistische Flagge Flagge gehisst. Diems lies die Prozessionen niederschiessen, neun Menschen starben. Es folgten monatelange, teils gewaltsame Demonstrationen und etliche Selbstverbrennungen seitens der Buddhisten, auch Studenten schlossen sich dem Protest an. Die Staatsmacht ging gewaltsam degegen vor, zehntausende wurden verhaftet. Unter amerikanischem Druck kam es zu Verhandlungen zwischen den buddhistischen Führern und der Regierung, diese brachten aber kein Ergebnis. F95f, K37-43
Am 27. September 1963 fanden inmitten der Unruhen Parlamentswahlen statt. Alle Kandidaten waren von der Regierung ausgesucht wurde, in den meisten Wahlkreisen gab es keine Gegenkandidaten. Offizielle Zahlen nannten Wahlbeteiligungen von über 90 %, tatsächlich war das Interesse in der Bevölkerung aber gering. K44
Militärregierungen (1963 - 1967)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Buddhistenkrise sorgte auch im Militär für Unruhe. In den USA war mit Diems autoritärem Regierungsstil und seinen erfolglosen Versuchen, den Aufstand der FNL einzudämmen, zunehmend unzufrieden. Mit Billigung der CIA kam es am 1. November 1963 zum Putsch. Soldaten besetzten strategisch wichtige Punkte in Saigon, stellenweise kam es zu heftigen Kämpfen zwischen Putschisten und regierungstreuen Truppenteilen, vor allem der Präsidialgarde. Diem konnte zunächst aus dem Präsidentenpalast fliehen, wurde aber später aufgegriffen und ermordet. Im VOlk stieß der Umsturz auf Unterstützung, Partraits von Diems Herrscherclique wurden verbrannt, die Wohnungen von Funktiionären geplündert.K45f
Die Putschisten setzten die Verfassung außer Kraft und eine Übergangsverfassung erlassen. Das Parlament wurde aufgelöst, Exekutive und Legislative gingen auf ein „Revolutionäres Militärkomitee“ über. Putschistenführer Duong Van Minh wurde als Vorsitzender des Komitees Staatsoberhaupt, der bisherige Vizepräsident Nguyễn Ngọc Thơ wurde Ministerpräsident. Gesetze, die „im Gegensatz zur Revolution vom 1. Novemder“ standen, wurden ausgesetzt. Die neue Regierung versprach baldige Wahlen, bis dahin sollte das Land von einem zwölfköpfigen "Zentralen Exekutivkomitee" regiert werden. Ein "Rat der Weisen", bestehend aus 60 aus gesellschaftlichen und politischen Gruppierungen, wurde als beratetendes Gremium gebildet. Ihre Mitglider wurden vom Staatsoberhaupt ernannt. K47f
Am 30. Januar 1964 fand unter dem Kommando von Nguyen Khanh und Tran Thiem Khiem ein erneuter, diesesmal unblutiger [?] Putsch statt. Das „Revolutionäre Militärkomitee“ setzte seinen Vorsitzenden Duong Van Minh ab und wählte Nguyen Kanh zu seinem neuen Vorsitzenden. Das "Zentrale Exekutivkomitee" wurde aufgelöst, nicht aber der "Rat der Weisen". Duong Van Minh blieb weiterhin Staatsoberhaupt, Nguyen Kanh wurde Premierminister. Am 22. März wurde ein neues "Exekutivkomitee" gebildet, der Rat der Weisen am 5. April aufgelöst und Neuwahlen innerhalb von sechs Monaten angekündigt.K49ff
Am 16. August 1964 verkündete der "Revolutionäre Militärrat" eine provisorische neue Verfassung, offiziell als "Nationalcharta" bezeichnet, die die Militärherrschaft formal festschrieb. Die Grundrechte wurden aufgehoben, der Revolutionäre Militärrat wurde als oberstes Verfassungsorgan. Staatsoberhaupt und Chef der Exekutive war der mitweitreichenden Vollmachten ausgestattete Präsident, der alle Maßnahmen ergreifen konnte, die nötig waren, "um die Unabhängigkeit und Integrität des Staates zu verteidigen" Eine provisorische Nationalversammlung mit 150 Abgeordneten stellte die Legislative dar. Präsident und Parlamentspräsident, deren Stellvertreter und die Parlamentsabgeordneten wurden allesamt vom revolutionären Militärrat gewählt, die Richter vom Präsident ernannt. K54f
Die Verkündung der neuen Verfassung, die mit Zustimmung der amerikanischen Botschaft erfolgte, führte landesweit zu Großdemonstrationen, vor allem seitens der Buddhisten sowie von Schülern und Studenten. Vor dem Regierungsitz versammelte sich eine aufgebrachte Menge (vor allem Schüler und Studenten, die den Rücktritt Khanhs, die Aufhebung der Nationalcharta und das Ende der Militärherrschaft. Über Lautsprecher wurde daraufhin die Aussetzung der Nationalcharta und der Rücktritt Khanhs verkündet. Am Tag darauf versammelten sich etwa 3000 Katholiken vor dem Regierungssitz, die forderten, der revolutionäre Militärrat und General Khanh sollten an der Macht bleiben. Dennoch löste dieser sich am 27. August selbst auf und übertrug die Regierungsgeschäfte an ein "Provisorisches Führungskomitee". Dieses bestand aber weiterhin aus Militärs, namentlich Duong Van Minh, Tran Thieu Khiem und Nguyen Khanh als Vorsitzenden und Premierminister.
Nguyen Khanh erklärte am 29. August aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt als Premierminister und übergab sein Amt an Nguyen Xuan Oanh, kehrte aber bereits am 3. September in sein Amt zurück. Unter dem Eindruck fortgesetzter Demonstrationen versprach das Provisorische Führungskomitee, dass umgehend mit den Vorbereitunegn für eine neue Verfassung begonnen werde, die in spätestens einem Jahr zur Abstimmung gestellt werden sollte.K56-60
Am Morgen des 13. September kam es zu einem weiteren Putschversuch: Unter dem Kommando rechtsgerichteter, katholischer Offiziere besetzten Militäreinheiten kampflos strategische Punkte in der Hauptstadt. Nach Verhandlungen mit der Regierung gaben die untereinander zerstrittenen Putschisten jedoch auf und wurden in den folgenden Tagen verhaftet, bei eienm späteren Prozess jedoch freigesprochen, wahrscheinlich um die Zerstrittenheit innerhalb der Streitkräfte nicht noch weiter zu verschärfen. K6164
Am 20. Oktober 1964 gab der Hohe Nationalrat, ein aus 17 Mitgliedern verschiedener gesellschaftlicher und politischer Gruppierungen, die vom Staatschef ernannt worden waren, nach vierwöciger Beratung dern Entwurf für eine provisorische Verfassung vor. Diese sah wieder eine repräsentive Demokratie mit Gewaltenteilung und Grundrechten wie Presse-, Meinungs-, Religions-, und Versammlungsfreiheit vor, diese dürfe aber nicht „zu Propagnada für Kommunismus und Neutralismus missbraucht werden“. Das Staatsoberhaupt sollte den Oberbefehlshaber der Streitkräfte und, mit Zustimmung des Parlaments, den Regierungschef ernennen und konnte, nach vorheriger Zustimmung des Parlaments, im Krisenfall für begrenzte Zeit per Dekret regieren. Als Legislativorgan war ein „Nationalkongress“ vorgesehen, die Regierung oder einzelne Minister konnten der Misstrauensvotum mit Zweidrittelmehrheit abgesetzt werden. Sollte dies mehr als einmal im Jahr vorkommen, konnte der Nationalkongress vom Staatsoberhaupt aufgelöst werden. Ein Wirtschafts- und Wohlfahrts sowie ein Nationaler Sicherheitsrat, der vor Entscheidungen in den Bereichen Wirtschaft und Soziales sowie Militär angehört werden musste, sollte gegründert werden.
Die Aufgabe des Nationalkongresses sollte bis zu den Wahlen der Hohe Nationalrat übernehmen, der danach als Oberhaus weiterbestehen sollte. Der Verfassungsentwurf enthielt noch keine Vorgaben zum Wahlsystem für Staatsoberhaput und Parlament. Das Provisorische Führungskomitee trat am 26. Oktober 1964 zurück, und der Hohe Nationalrat bestimmte Phan Kac Suu als neues Staatsoberhaupt. Suu beauftragte Tran Van Huong mit der Bildung einer Regierung, die bis zu den geplanten Wahlen im Amt bleiben sollte. K65
Die erhoffte Stabilisierung des Landes trat aber nicht ein: In den Städten demonstrierten weiterhin regelmäßig tausende Buddhisten und Studenten gewaltsam gegen die Regierung, während sich gleichzeitig auf dem Land der Aufstand der FNL immer weiter verschärfte. Am 25. November 1964 das Kriegsrecht verhängt, Schulen und Universitäten geschlossen und eine verschärfte Pressezensur beschlossen.K74
Im Dezember griff das Militär wieder direct zur Macht. Eine Gruppe junger Offiziere, als „Jungtürken“ bezeichnet, forderte den Rücktritt (bzw. die Entlassung) einiger Dutzend ältere Offiziere, einschließlich des Oberfehlshabers Khanh. Am 18. Dezember gründete sich eine Streitkärfterat, der zwei Tage später den Hohen Nationalrat für aufgelöst erklärte und einige Mitglieder verhaften liess. Unter Vermittlung der US-amerikanischen Botschaft, die die Situation in Vietnam mit zunehmender Sorge beobachteten, einigten sich der MIlitärrat und die Regierung, die weiterhin im Amt war, dass bis zur Bildung des Nationalkongresses das Staatsoberhaupt per Dekret regieren sollte.K76f
Am 27. Januar 1965 erklärte der Streitkräfterat, dass „die Regierung derzeitigen Situation nicht Herr werde“ und Nguyen Khan mit der „Lösung der Krise beauftragt sei“. Ministerpräsident Huong wurde zum Rücktritt gezwungen, Regierung und Staatsoberhaupt blieben aber im Amt. Nguyen Xuan Oanh wurde Übergangsweise Ministerpräsident, bis am 16. Februar 1965 Phan Huy Quat eine neue, in der Vertreter aller wichitigen Religionen verteten waren. Der Streitkräfte rat ernannte gleichzeitig einen 20-köpfigen „Nationalen Legislativrat“, der bis zu den am 21. März 1965 geplanten Wahlen die Legislative des Landes darstellen sollte. K79f
Am frühen Morgen 19. Februar 1965 folgte der nächste Putschversuch. Unter der Führung rechtsgerichteter, katholischer Offiziere, die zum Teil bereits am Putsch vom 13. September 1964 beteligt waren, besetzten Militäreinheiten strategisch wichtige Punkte in Saigon. Nach Verhandlungen zwischen Regierung, Putschisten und US-Militärs, und der Drohung mit Luftangriffen gegen die Putschisten brach deren Widerstand zusammen, Saigon wurde am 20. Februar kampflos zurückerobert. Der Streitkräfterat setzte daraufhin Nguyen Khanh per Misstrauensvotum als Oberbefehlshaber ab und ersetzte ih durch Tran Van Minh. Am 3. März 1965 wurden die Generale Nguyen Van Thieu, Nguyen Cao Ky, Cao Văn Viên, Pham Van Dong und Huỳnh Văn Caoß zu einem neuen Regierungsrat bestimmt.K80-83
Am 6. Mai 1965 kündigte der Streitkräfterat seine baldige Auflösung und Rükgabe der Regierungsverantwortung an Zivilisten an. Keine drei Wochen später kam es im Rahmen einer geplanten Kabinettsumbildung zu einer erneuten Machtübernahme des Militär: Zwei der Minister weigerten sich, ihr Amt aufzugeben, woraufhin Staatspräsident Quat das Militär aufforderte, zwischen den zerstrittenen Parteien zu vermitteln. Bei einem Treffen von Präsident, Kabinett, Legislativrat und Militärs wurde entschieden, das alle drei Institutionen zurücktreten sollten und die Macht wieder an die Generäle übergeben werden sollte. Ein zehnköpfiges „Kommitee für die Leitung des Staates“ wurde gegründet, mit Nguyen Van Thieu als Vorsitzenden und Staatsoberhaupt. Der als Politiker unfähige Nguyen Cao Ky wurde (gegen seine Willen [PSL]) RegierungschefK84-86.
Die neue, inzwischen [die wievelte?] Übergangsverfassung definierte das „Kommitee für die Leitung des Staates“ als oberstes Staatsorgan mit umfassenden legislativen und exekutiven Vollmachten. Der Premierminister und seine Regierung wurden von diesem eingesetzt und waren nur diesem verantwortlich. Ein „Streitkräftekongress“, bestehend aus hohen Offizieren, sollte das „Kommitee für die Leitung des Staates“ überwachen. Die neue Führung verhängte umgehend das Kriegsrecht; die Wehrpflicht wurde ausgeweitet, Freiheitsrechte eingeschränkt und die Pressezensur verhängt.K86-88
Ungeachtet dessen gingen die gewaltsamen, zunehmend antiamerikanischen Demonstrationen weiter. Mit gewaltsamer Niederschlagung der Proteste und mit dem Versprechen einer neuen Verfasssung und baldigen Wahlen versuchte die Militärregierung, die Lage zu beruhigen. Im Frühjahr 1966 begannen die Arbeiten an der neuen Verfassung. Ein „politischer Nationalkongress“, bestehend aus aus Vertretern der Provinz- und Kommunalparlamente sowie politsichen, religiösen und gesellschaftlichen Gruppierungen, wurde gegründet, um mit der Regierung die Bedingungen über die Ausarbeitung der neuen Verfassung zu verhandeln. Binnen sechs Monaten sollte eine Verfassungsgebende Versammlung gewählt werden, die Demonstrationen sollten beendet werden, die Regierung dafür im Gegenzug politische Freiheiten garantieren. Dennoch gingen die Proteste von Seiten der Buddhisten weiter.K88-108
Im Laufe des Sommers 1966 legten mehrere von der Militärregieung eingesetzte Kommision die Modalitäten der Wahl zu Verfassungsgebenden Versammlung fest, die am 11. Septmeber 1966 in den von der Regierung kontrollierten Regionen stattfand. Gewählt wurden 117 Abgeordnete aus 540 Kandidaten, bei einer Wahlbeteiligung von 80,8 %. Die Wahl fand nach Mehrheitswahlrecht in Mehrmandatswahlkreisen mit, je nach Provinzgröße, einem bis maximal vier (keesing)/sechs (Nohlen) zu wählenden Abgeordneten. Kommunisten und solche, die man dafür hilet, waren von der Wahl ausgeschlossen. Insgesamt wurde trotz Drohungen seitens der FNL von einem friedlichen Ablauf der Wahl berichtet, aufgrund der geringen Bekanntheit der Kandidaten und fehlender Parteibindungen ist eine Interpretation des Wahlergebnisses nur schwer möglich. Die hohe Wahlbeteiligung wurde von Seiten der Buddhisten und FNL angezweifelt; die Zahl der Einwohner, die in den von der Regierung kontrollierten Gebieten lebten, sei kleiner als die Zahl der abgegebenen Stimmen. Ausländische Beobachter stellten keine auffälligen Unregelmäßigkeiten fest, merkten aber an dass vielen Wählern der Sinn der Wahl nicht bewusst war und diese vor allem aus Angst vor Repressalien zu den Urnen gingen.K110-113
Die verfassungsgebende Versammlung trat am 27. September 1966 zum ersten Mal zusammen und wählte Phan Khac Suu zu ihrem Präsidenten. Gegen Ende des Jahres 1966 wurde ein erster Verfassungsentwurf vorgelegt, der im März 1967 ohne nennenswerte Änderungen von Kabinett, dem „Kommitee für die Leitung des Staates“ und dem Streitkräftekongress angenommen wurde. Am 1. April 1967 trat die neue Verfassung in Kraft.K117f
Zweite Republik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach vier Jahren politischer Instabilität brachte die Veraffung von 1967 der Republik Vietnam wieder ein stabiles politisches System, welches bis 1975 Bestand hatte. Am 3. September 1967 fanden freie Präsidentschaftswahlen statt. Amtsinhaber Nguyen van Thieu gewann 34,8 % der Stimmen (eine Stichwahl war nicht vorgesehen), obwohl die Regierung den Wahlkampf der anderen zehn Knadidaten massiv behindert hatte. Vorwürfen der unterlegenen Kandidaten, die Wahl sein manipuliert gewesen, entgegnete der Wahlsieger, das Manipulationen zu einem besseren Ergebnis geführt hätten. Ebenfalls am 3. September wurde der geschaffene Senat gewählt, am 22. Oktober folgte die Wahl der Nationalversammlung.k124132
Die neue Verfassung veränderte das politische System des Landes mehr in Richtung eines semipräsidentellem Regierungs hin, allerdings mit weiterhin starker Stellung des Präsidenten. Dieser wurde für vier Jahre direkt gewählt und fungierte als Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Ihm unterlag die Richtlinienkompetenz und das Iniativrecht, er unterzeichnete vom Parlament beschlossene Gesetze und internationale Verträge, konnte den Notstand verhängen und ernannte den Premierminister und, auf dessen Vorschlag hin, die anderen Regierungsmitglieder. Eine Absetzung war nur durch ein Amtsenthebungsverfahren abgesetzt werden.635 Die Stellung des Premierminister dagegen war schwach, im unterlag lediglich der Vorsitz der Regierung und die Umsetzung der Vergaben des Präsidenten. Die Regierung (oder einzelne Mitglieder) konnten sowahl vom Präsidenten als auch von zwei Dritteln der Abgeordneten der Nationalversamlung abgesetzt werden.628-631
Die Legislative bestand aus zwei Kammern, der Nationalversammlung als Unterhaus und dem Senat als Oberhaus. Die Nationalversammlung wurde nach Mehrheitswahlrecht in Mehrmannwahlkreisen unterschiedlicher Größe gewählt, der Senat nach einem Mehrheitswahlsystem, bei dem das ganze Land einen Wahlkreis bildet, und statt einzelner Personen Listen zu je zehn Kandidaten zu Wählen waren.(nohlen) Aufgaben der Legislative stellten neben dem Beschluss von Gesetzen die Ratifizierung internationaler Verträge und die Erklärung oder Aufhebung des Kriegszustandes dar.JS2642582, 631f
Der Gesetzgebungsprozess orientierte sich an dem der Vereinigten Staaten: Sowohl Senatoren als auch Abgeordnete der Nationalversammlung konnten Gesetzesvorschlage in die Nationalversammlung einbringen. Nach einer Abstimmung in der Nationalversammlung musste ein Gesetzesvorschlag binnen drei Tagen in den Senat eingebracht werden. Nahm in das Oberhaus an, ging dieser an den Präsidenten zur Unterzeichnung, bei begründeter Ablehnung ging der Vorschlag zurück ans Unterhaus, die das Votum des Senats mit Zweidrittelmehrheit überstimmen konnte. Die Möglichkeit, mittels Filibuster Gesetze zu verzögern, wurde von der Verfassung durch strikte Vorgaben zur maximalen Dauer von Debatten, die nach der ersten Abstimmung im Unterhaus stattfanden, stark eingeschränkt. Binnen drei Tagen nach der letzten Abstimmung musste der Gesetzesvorschlag dem Präsidenten zur Unterzeichnung vorgelegt werden, dieser musste sie binnen zwei Wochen ausfertigen. Das Staatsoberhaupt konnte zwar ein Veto einlegen, ein solches konnte aber mit bereits mit absoluter Mehrheit der Nationalversammlung überstimmt werden.JS, 632-634
Ein nach amerikanischem Vorbild geschaffenes Oberstes Gericht, bestehend aus mindestens neun bis maximal fünfzehn Richtern, erfüllte die Funktion eines Verfassungsgerichts ebenso wie die der Instanz der ordentliche Gerichtsbarkeit. Es konnte mit Dreiviertelmehrheit Gesetze und Verordnungen für verfassungswidrig erklären sowie Parteien verbieten. Die Richter wurden für sechs Jahre von der Nationalversammlung aus Vorschlägen seitens Richter-, Staats-, und Rechtsanwältevereinigung ausgewählt und dann vom Präsidenten ernannt.634f
Dem von der Verfassung vorgegebenen Regierungsystem wurde aber die politischen Praxis nicht immer gerecht, gleichwohl gegenüber der ersten Republik Verbesserungen erzielt wurden. Stellte das Parlament von 1956 bis 1963 ein in keinster Weise repräsentatives Akklamationsorgan, welches letztlich nur dbereits gefällte Entscheidungen bestätigten konnte, so konnten in den relativ freien Wahlen der zweiten Republik praktisch alle nicht-kommunistischen Gruppierungen teilnehmen. Beide Parlamente waren durch eine große Zersplitterung der Parteienlandschaft charakterisiert, wobei jedorch die Legislative gerade dadurch als ein repräsentives Abbild - 1967 waren 57 Parteien registiert, nach Verschärfung des Parteiengesetzes 1970 immer noch 24(lemong, 92ff) - der politischen Wirklichkeit der Republik Vietnam angesehen werden kann.lemong79-83
Fehlende politische Traditionen, die Unerfahrenheit der Abgeordneten, das zersplitterte Parteinsystem, mangelnde Fraktiondisziplin und die allgegenwärtige Korruption der Abgeordneten ließen die das Parlament nie zu einem effektiven Gegenwicht zur weiterhin übermächtigen Exekutive werden.lemong82f Versuche von Parteien(lemomng82) wie auch der Regierung(nohlen337) zur Schaffung eines stabilen Parteiensystems - die Verfassung so die Schaffung eines Zweiparteiensystems als Staatsziel vor art.xx- blieben weitgehend erfolglos. Präsident Thieu zeigte sich zunehmend weniger Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Legislative, als er vor allem in seiner zweiten Amtszeit in der deutenden Bereichen Wirtschaft, Finanzen und Militär unter Ausschluss des Parlaments durch Verordungen regierte.lemong67
Präsident Thieu bliebt, 1971 ohne Gegenkandidat wiedergewählt, bis wenige Tage vor der Eroberung Saigons durch FNL und NVA im Amt. Nach im März 1975 versuchte er durch eine Regierungsumbildung Verhandlungsbereitschaft mit FNL und NVA zu signalisieren.(PHOW1977, p448) Am 21. April 1971 trat er zurück und verließ das Land. Sein Stellverteter und Nachfolger Trần Văn Hương versuchte ebenfalls mit der FNL zu verhandeln, ohne Erfolg. lemong53 Nach einer Woche trat er zurück, und das Parlament ernannte Dương Văn Minh, der sich Jahre zuvor von der Regierung Thieu distanziert hatte, zum neuen Staatsoberhaupt mit unbegrenzten Vollmachten. Hoffnungen, Minh könnte mit der FNL doch noch in Verhandlungen über eine Machtteilung treten, erfüllten sich nicht. Am 30. April 1975 eroberte die FNL den Unabhängigkeitspalast, den Sitz des Präsidenten, wo Minh nur noch die bedingungslose Kapitulation erklären konnte.lemong55f
Die Macht in Südvietnam wurde nun von der Provisorischen Revolutionsregierung der Republik Südvietnam(Vorlage:VnS), einer bereits 1969 von der FNL gegründeten Schattenregierung, die bis dahin ihren Sitz in den Wäldern der Provinz Tây Ninh hatte (Trương Như Tảng: A Vietcong Memoir: An Inside Account of the Vietnam War and Its Aftermath Vintage Books, 1986, ISBN 978-0-39-474309-7 S. 156). Das Land wurde nun auch offiziel in Republik Südvietnam umbenannt, die getrennten vietnamesischen Staaten, mit dem nun stark vom Norden beeinflussten Südteil, bestanden noch für etwas mehr als ein Jahr weiter, bis am 2. Juli 1976 die formelle Wiedervereinigung erklärt wurde.(PHOW1977, p448f)
Name
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der von 1955 bis 1975 bestehende Staat sollte im deutschen Sprachgebrauch nur als „Republik Vietnam“[20] bezeichnet werden. Gleichwohl wird in westlichen Texten (ebenso wie in der DDR) fast ausschließlich die Bezeichnung „Südvietnam“ verwendet. Zumindest implizit wird damit auch der Staat Vietnam (1949-1955) miteinbezogen. Republik Südvietnam bezeichnet hingegen nur die Übergangsphase von der Machtübernahme der Kommunisten 1975 bis zur Wiedervereinigung der beiden vietnamesischen Staaten 1976, auch wenn diese Bezeichnung manchmal fälschlich für die Republik Vietnam verwendet wird.
Im heutigen vietnamesischen Sprachgebrauch wird der Staat entweder als „Südvietnam“ (Miền Nam Việt Nam, im geographischen Sinn) bzw. als das „Marionettenregime“ (ngụy quyền, im politischen Sinn) genannt.
(noch von Thanh checken lassen)
Militär
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Geschichte der Streitkräfte der Republik Vietnam beginnt 1949, als der neu entstandene Staat Vietnam mit der Aufstellung einheimische Hilfstruppen begann, die an der Seite des französischen Expeditionscorps en:French Far East Expeditionary Corps gegen die Vietminh kämpfen sollten. Zwar war Staatsoberhupt Bao Dai nomineller Oberbefehlshaber der neuen vietnamesischen Nationalarmee, faktisch unterstanden die vietnamesischen EInheiten dennoch dem französischen Oberkommando. Schlechte Ausbildung von MAnnschaften und Offizieren, geringe Anstrengungen bei der Mobilisierung und unzureichende finanzielle Ausstattung sorgten dafür dass 1951 nicht einmal 40.000 Mann einsatzbereit waren, die Strategie des „gelbfärbens“ der Streitkräfte hatte keinen Erfolg. enzy,474[1]
Nach dem Abzug der Franzosen übernahmen die USA den weiteren Ausbau der südvietnamesichen Streitkräfte. Bereits 1954 war eine Luftstreitmacht gergündet worden, 1952 folgte eine Marine und 1954 schließlcihe eine Marineinfanterie. US-Militärberater bauten ein auf die Abwehr eines „koreanisches Szenarios“, also einer großanlegten Invasion regulärer, nordvietnamesischer Streitkräfte, hin ausgerichtetes Militär aus. Es entstanden hochmotorisierte, auf ein ausgebautes Straßennetz angewiesene Streitkräfte, die für eine Aufstandsbekämpfung wenig geeignet waren. Verbreitete Korruption im Offizierskorps, fehlende Aufstiegschancen, ein Sold, der einfache Soldaten nicht selten zur Annahme von Nebenjobs zwang führte zu geringer Kampfmoral und gewaltigen Desertationsraten von bis zur 30 % und Jahr.(genauer fall, seitenzahl?)[2]
Zur Abwehr des zunehmend eskalierenden Aufstandes des FNl erwiesen sich die südvietnamesischen Streitkräfte als ungeeignet, bei direkten Angriffen auf ihre Stützpunkte konnten Milizen der FNL Waffen und Munition und großem Umfang erbeuten. Die Serie an Staatstreichen ab 1963 führte zu häufigen Änderungen in der Befehlsstrukturen und damit zu einem weiteren Absinken der Kampfkraft, teilweise fand noch nicht einmal mehr eine ausreichende Grundausbildung statt. Um den Kollaps des Landes zu verhindern bauten die USA ihre eigene Militärpräsens immer weiter aus; in den Kämpfen des Vietnamkrieges nahmen daher, aber auch aus Angst vor Spionen der FNL, kaum vietnamesische Einheiten teil, die Streitkräfte entfalteten eine stabilisierende Wirkung vor allem dadurch dass sie der jungen, unterbeschäftigten Stadtbevölkerung Arbeitsplätze boten.F142ff
Erst in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre, vor allem aber noch der Tet-Offensive 1968, versuchten auch die USA wie mehr als eine Jahrzehnt zuvor die Franzosen, den Krieg zu „vietnamisieren“ und einheimische Truppen, zunächst noch unter amerikanischer Aufsicht, mehr an den militärischen Aufgaben zu beteiligen. Die nominale Mannstärke der Streitkräfte der Republik Vietnam wurde von knapp 600.000 Mann 1966 (CS, S430) auf 850.000 Mitte 1968 (F175f) auf über eine Million 1970 (F194) erhöht, gewaltige Mengen an militärischer Ausrüstung wurden von den abziehenden US-Truppen an die Vietnamesen übergeben. Eine geänderte Strategie zur Aufstandsbekämpfung, die insbesondere auf eine Zusammenarbeit zwischen Militär und der Landbevölkerung abzielte, höherer Sold, besserere Ausbildung der Soldaten und die nach der Tet-Offensive geschwächte FNL führten zur Erfolgen in der Bekämpfung des Aufstandes. (F175,195)
Der Unterhalt einer derart großen, hochtechnisierten Streitmacht, die ein Drittel(F194) der Männer im wehrfähigen Alter umfasste, war für das wirtschaftlich auch so schon nicht lebensfähige Land aber nicht zu finanzieren. Als die USA ihre Militärhilfen nach dem Friedensabkommen von 1973 reduzierten, konnte das Militär in dieser Form nicht mehr unterhalten werden. Die alten Probleme - zu niedriger Sold, Disziplinlosigkeit, Desertationen - kehrten zurück. Munition und Treibstoff konnte nicht mehr in ausreichender Menge bereitgestellt werden. Der nordvietnamesischen Großoffensive 1975 hatten die Streitkräfte der Republik Vietnam, zahlenmäßig eine der größten der Welt, nichts mehr entgegenzusetzen.F217f
- ↑ Dacy, S. 68, 190
- ↑ FWA1974
- ↑ FWA1976
- ↑ Dacy, S. 68
- ↑ Dacy, S. 68, 99
- ↑ FWA1974
- ↑ Dacy, S. 131f
- ↑ Dacy, S. 106
- ↑ Dacy, S. 82f
- ↑ Dacy, S. 106
- ↑ Dacy, S. 33
- ↑ Dacy, S. 83
- ↑ Dacy, S. 215, 219
- ↑ Dacy, S. 213
- ↑ Dacy, S. 219
- ↑ Fall, S. 208
- ↑ PSL, S. 92
- ↑ PSL, S. 92
- ↑ FWA1962
- ↑ Länderverzeichnis für den amtlichen Gebrauch in der Bundesrepublik Deutschland, Stand 23. März 2011