Benutzer:Bjs/Baustelle/Wetzsteinmacherei in Unterammergau

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Wetzsteinmacherfigur auf dem Dorfbrunnen von Unterammergau

Die Wetzsteinmacherei war über Jahrhunderte ein bedeutender Handwerkszweig in Unterammergau und bildete die Grundlage für einen bescheidenen Wohlstand des Ortes. Die Wetzsteine wurden zum Schärfen von Sensen und Sicheln in der Landwirtschaft benötigt. Unterammergauer Wetzsteine wurden bis nach Wien und Budapest exportiert. Mit dem Aufkommen synthetischer Materialien für Wetzsteine und der allmählichen Ausbreitung von Mähmaschinen kam die Wetzsteinmacherei in Unterammergau im Verlauf der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Erliegen.

Geologische Voraussetzungen

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Am Nordrand der Ammergauer Alpen zwischen Schwangau und Ohlstadt kommen Kalksteinschichten aus der Zeit des Jura mit erhöhtem Kieselsäurengehalt vor. Diese Kieselsäure stammt aus den Skeletten von Radiolarien, die nach ihrem Tod auf den Meeresboden sanken und zusammen mit den Kalkresten anderer Meerestiere zu Sedimentgestein verfestigt wurden. Diese Gesteinsschichten kommen in Platten von etwa 5-7 cm Dicke vor, ihr Kieselsäurengehalt beträgt durchschnittlich etwa 12,5 Gew.-%.[1] Dieser Kieselsäurengehalt gibt dem Gestein die notwendige Härte und Rauhigkeit, um als Wetzstein verwendet werden zu können.

Die Wetzsteinbrüche am Schartenköpfel südwestlich von Unterammergau sind unter der Geotop-Nummer 180G004 im Geotopkataster Bayern erfasst. Die Ammergauer Wetzsteinbrüche wurden 2008 in die Liste der „Schönsten Geotope Bayerns“ aufgenommen.[2]

Zum den Anfängen der Wetzsteinmacherei in Unterammergau gibt es keine schriftlichen Zeugnisse. Die erste urkundliche Erwähnung 1792 durch Mathias Flurl[3] stellt das Handwerk schon als eingeführten Wirtschaftszweig und wichtige Erwerbsquelle für den Ort dar. Es wird vermutet, dass die kieseligen Kalksteine im Rahmen der Suche nach Bodenschätzen in den Ammergauer Alpen Anfang des 16. Jahrhunderts entdeckt wurden. Von diesen Bergbauversuchen zeugen z.B. noch das "Schatzloch" am Hinteren Hörnle und die Gufellöcher beim Pürschling.

Wetzsteinbruch in Unterammergau

Nach der Heuernte im Herbst zogen die Wetzsteinmacher (in Unterammergau "Stoaheigl" genannt) in die Steinbrüche. Diese befanden sich im Unterammergauer Forst, einem bewaldeten Berggebiet westlich von Unterammergau zwischen Ammer und Halbammer, dessen westlicher Teil heute zu der Gemeinde Saulgrub gehört. Die von Unterammergau aus nächstgelegenen Steinbrüche waren die Vorderen und Hinteren Zeilbrüche am Schartenköpfl. Weitere Steinbrüche befanden sich u.a. am Rosengarten, am Bremeneck und am Wachsbichl bis hin zum Lauskopf und Schwabenköpfl im Westen.[4] Weil die Steinbrüche nur über 1- bis 2-stündige Fußmärsche zu erreichen waren, blieben die Wetzsteinmacher die ganze Woche dort in provisorischen Hütten. Die Frauen versorgten in der Zwischenzeit das Vieh und erledigten die Stallarbeit.

Die so gewonnenen Steinplatten wurden in einem Kalter kühl und feucht gelagert und zu Beginn des Winters mit Holzschlitten ins Tal zu der jeweiligen Wetzsteinmühle gebracht, wo sie ebenfalls in einem Kalter gelagert wurden.

Wirtschaftliche Bedeutung

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Die Wetzsteinmacherei war in Unterammergau kein eigenständiger Wirtschaftszweig, sondern wurde als Nebenerwerb zur Landwirtschaft betrieben. Diese bestand aufgrund der schlechten Böden ausschließlich aus Viehwirtschaft.

Schneiderlas Schleifmühle in der Schleifmühlklamm
  • Infotafeln am Zugang zur Schleifmühlklamm geben geologische Informationen zur Entstehung der Wetzsteinschichten, Wanderwege führen an einigen ehemaligen Steinbrüchen vorbei.
  • Einige Gebäude alter Wetzsteinmühlen sind noch erhalten. Die meisten sind mittlerweile umgebaut und dienen z.B. als Wochenendhäuschen. Eine der alten Wetzsteinmühlen wurde in ein Wasserkraftwerk umgebaut. Zwei der in Unterammergau noch erhaltenen ehemaligen Mühlgebäude stehen unter Denkmalschutz:
    • Ein Gebäude mit Bruchsteinsockel und Frackdach (Denkmalnummer D-1-80-135-38) steht in der Nähe des Wanderparkplatzes an der Schleifmühlenlaine.
    • Schneiderlas Schleifmühle (Denkmalnummer D-1-80-135-36) steht am Ausgang der Schleifmühlklamm und wurde durch den Historischen Arbeitskreis Unterammergau wieder in funktionsfähigen Zustand versetzt. Neben der Schleifmühle wurde eine Beckhütte wiederaufgebaut. Während der Sommermonate wird die Anlage jeden zweiten Samstag im Monat in Betrieb gesetzt und kann besichtigt werden.
  • Eine ehemalige Wetzsteinmühle aus Unterammerau wurde 1973 dem Freilichtmuseum Glentleiten geschenkt und dort ab 1982 wiederaufgebaut. Seit 1984 ist sie der Öffentlichkeit zugänglich. In Betrieb gesetzt wird sie jedoch nur jeweils zum Mühlentag des Museums am Pfingstmontag.
Wetzstein und Beckhammer im Wappen von Unterammergau
  • Ein verkleinertes Modell einer Wetzsteinmühle steht nahe der Schleifmühlenlaine an dem großen Wanderparkplatz.
  • Auch im Dorfmuseum Unterammergau zeigt ein Raum ein Modell einer Wetzsteinmühle sowie Werkzeuge, die zur Wetzsteinherstellung verwendet wurden. Ein weiterer Raum ist als Beckhütte eingerichtet.
  • Der Brunnen auf dem Dorfplatz von Unterammergau zeigt eine Figur eines sitzenden Wetzsteinmachers mit Wetzstein und Beckhammer.
  • Im Wappen von Unterammergau erinnern Wetzstein und Beckhammer an die frühere Bedeutung der Wetzsteinherstellung für den Ort.
  • Helmit Keim, Ute Rautenberg: Die Unterammergauer Wetzsteinmacherei. In: Schriften des Freilichtmuseums des Bezirks Oberbayern. Nr. 13. Großweil 1987, ISBN 3-924842-13-2.
  • Historischer Arbeitskreis Unterammergau (Hrsg.): Die Wetzsteinmacherei in Unterammergau. Unterammergau 2006.
  • Josef Riederer: Die Wetzsteinmacherei in Unterammergau - Frühe Berichte. Hrsg.: Historischer Arbeitskreis Unterammergau. Unterammergau 2012.
  • Josef Riederer: Unterammergau - Die Ortsgeschichte. Unterammergau 2012, Kapitel Der Wetzsteinbergbau als wichtige Einnahmequelle Unterammergaus, S. 23–24.
  • Michael Spindler: Unterammergauer Wetzsteinmacherei in Schneiderla's Schleifmühle in der Klamm. Hrsg.: Gemeinde Unterammergau, Historischer Arbeitskreis Unterammergau. Unterammergau 2014 (hak-unterammergau.de [PDF; 559 kB]).
Commons: Scythestone manufacturing in Unterammergau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Wetzsteinmacherei in Unterammergau – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (Hrsg.): "Messerscharf". Faltblatt zu Geotop Nr. 76 der Serie Schönste Geotope in Bayern (online)
  2. Ammergauer Wetzsteinbrüche. In: www.lfu.bayern.de. Bayerisches Landesamt für Umwelt, abgerufen am 5. Januar 2020.
  3. Mathias Flurl: Beschreibung der Gebirge von Baiern und der oberen Pfalz. München 1792 (Nachdruck Heidelberg 1972). (nach Josef Riederer: Die Wetzsteinmacherei in Unterammergau - Frühe Berichte. S.5f)
  4. Carl Wilhelm Gümbel, Geognostische Beschreibung des Bayerischen Alpengebirges und seines Vorlandes. Gotha 1861 (nach Josef Riederer: Die Wetzsteinmacherei in Unterammergau - Frühe Berichte. S.23)
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