Benutzer:Filosoz/Diskussion zu Soziale Gruppe
Auflösung des theoretischen Mischmasches im Artikel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Gegensatz zu anderen Artikeln werden hier bisher verschiedene theoretische Perspektiven vermischt. Vorschlag wäre einen Abschnitt mit verschiedenen theoretischen Konzepten im Hauptartikel anzulegen. Dafür schlage ich in Anlehnung an Poole/Hollingshead 2005 die folgenden Theorien vor. Zur Vorgehensweise: Man könnte erstmal hier in der Diskussion Abschnitte zu den Theorien anlegen und dann diskutieren, welche für den Artikel übernommen werden sollen.
- Nachfrage zur Aufgabe: Soll die theoretische Perspektive jeweils "nur" zusammengefasst oder auch zusätzlich in systemtheoretischer Perspektive quergelesen und (kritisch) kommentiert werden? Bei der Netzwerkperspektive fällt nämlich beispielsweise auf, dass manche Forscher/innen - laut Kapitel - neben den sich selbst-formierenden Gruppen auch verordnete Teams im Rahmen von Organisationen als zweiten Strang unter den Gruppenbegriff einordnen.
- Es reicht meines Erachtens aus, die theoretische Perspektive kurz zusammenzufassen. Ein Inbeziehungsetzen zu anderen Theorien macht hier noch keinen Sinn. Interessant sind folgende Fragen:
- Wie werden Mitgliedschaftsgrenzen in der Theorie konzipiert? - Welche Aussagen gibt es zur Ausbildung von Normen? - Welche Aussagen gibt es zur Rollendifferenzierung?
funktionalistische Perspektive
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Vier Annahmen leiten in der Regel die funktionalistisch geprägte Gruppenforschung, die sowohl in der Psychologie wie auch in der Soziologie eine lange Tradition (allerdings unterschiedlicher Färbung) hat:
- Gruppen sind zielorientiert
- Gruppenverhalten ist variabel und bewertbar
- Interaktion verfügen über Nutzen und lassen sich regulieren
- Die Leistung(sfähigkeit) der Gruppe hängt von internen und externen Faktoren ab
- Empirisch gibt es einen starken Fokus auf Untersuchungen von "task-oriented goals" (23), d.h. leicht reproduzierbaren Rahmenbedingungen, wie der Lösung eines konkreten Problems oder der Herstellung eines Produktes. Das dominante Werkzeug zur Erhebung von Daten sind "laboratory experiments" (24), d.h. künstliche Versuchsanordnungen. Der große Einfluss der funktionalistischen Perspektive zeigt sich nicht zuletzt in ihrer erneuten Aufschlüsselung in sieben Unterperspektiven, namentlich: "the functional theory of group decision-making [1], the social combination approach to group decision-making [2], groupthink [3], collective information sharing [4], group brainstorming [5], conflict management [6], and an external view of groups [7]" (25).
- Die Unterperspektiven betonen unterschiedliche Aspekte von Gruppen und versuchen anhand dieser das Zusammenwirken von Gruppen zu erklären oder zu prognostizieren. Diese sind Interaktionsqualität [1], Erklärung der Kompromissbildung auf Basis bestehender Präferenzen der Mitglieder [2], Erzielung von Einigkeit ohne vollständige Information der Gruppenmitglieder und unter Druck [3], der Einfluss von unbekannten gegenüber bekannten Informationen für den Entscheidungsprozess [4], Bedingungen unter denen möglichst viele Ergebnisse produziert werden [5], die Beziehung zwischen Konflikten und Gruppenleistung [6], die Umweltabhängigkeit von Gruppenprozessen [7].
- Alle Ansätze haben gemeinsam, dass sie auch versuchen die Ergebnisqualität zu messen. Hier zeigen sich bei einigen Ansätzen die deutlichsten Herausforderungen, sobald der jeweilige Sachverhalt sich nicht mehr durch einen trivialen Mechanismus beurteilen lässt (z.B. Anzahl der generierten Ideen gegenüber der Qualität der einzelnen Ideen beim Group Brainstorming; hier wird dann als Alternative angenommen, dass mehr Ideen proportional auch mehr gute Ideen beinhalten). Auf den Seiten 39-40 werden die Antworten auf die sieben das gesamte Buch leitenden Fragen präsentiert. Hier ist hervorzuheben, dass es entsprechend der ausgewerteten Studien keine allgemeingültige Logik der Gruppenbildung und auch keine verallgemeinerbaren Schritte der Gruppenbildung zu geben scheint.
- Abschließend steht die Würdigung von Herausforderungen für die funktionalistische Perspektive. Hier ist vor allem der blinde Fleck im Bereich von Gruppen, die keine klare Aufgabe abarbeiten sondern ein sozial-emotionales Ziel verfolgen zu nennen. Eine weitere Schwäche ist, dass der Bewertung der Gruppenleistung in der Regel normativ-rationale Kriterien zugrunde liegen, die das Ergebnis eines Gruppenprozesses als eindeutigen Input-Ouput-Prozess wahrnehmen. Zur Abschwächung dieser Kritikpunkte werden erweiterte Untersuchungsobjekte, und -methoden vorgeschlagen.
- Die Frage ist, ob man den Beitrag nicht eher "zweckrationale Perspektive" nennen sollte? Gemäß der Kritik an dem Ansatz erscheint das eine geeignete Alternativbezeichnung. Wenigstens liegt in der Überbetonung von rein rationalen Zusammenhängen die größte Schwäche der Perspektive.
psychodynamische Perspektive
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- In der psychodynamischen Perspektive auf Kleingruppen lassen sich zwei Denkrichtungen unterscheiden: Psychoanalytische- und humanistische Ansätze.
- Erstere gehen dabei zurück auf die Forschungen Sigmund Freud und Melanie Klein, auf deren Grundlage Wilfried Bion die Tavistock Methode entwickelte, die Gruppen als ein Ganzes betrachtet, dass sich auch wie eine Einheit verhält. Bion unterscheidet zwei Arten von Gruppenkultur: Die „work group culture“ (Zweckorientierung, Rationalität) und die „basic assumption group culture“ („Survival and reproduction“ Selbsterhaltungs- und Sexualtrieb: Unlustvermeidung). Die basic assumption group wird als Grundlage aller Gruppenbildung verstanden („biogenetic core“) und beschreibt den Einfluss unbewusster Prozesse in Gruppen, deren sonstige Prozesse bewusst sein können. Grundlage der work group culture, sowie jeder Gruppe, ist daher immer die basic assumption group culture. Interaktionen in Gruppen haben immer eine unbewusste Dimension, deren Wurzeln in frühen Kindheitserfahrungen liegt (Kleins Objektbeziehungstheorie: Spaltung des Objekts in gut/böse)
- Bei Humanistischen Ansätzen lassen sich der T-Group (Traninig Group) Methode von Kurt Lewin einerseits und die Perspektive des Psychodramas von Jacob Levy Moreno unterscheiden. Die T-Group Methode nach Lewin fußt auf der Annahme von unbewussten Prozessen, die Kräfte hervorbringen, die die Interaktionen innerhalb eines Feldes (Gruppe) beeinflussen. Die einzelnen Gruppenmitglieder sollen durch Training befähigt werden Probleme in der Gruppe selbst zu lösen. Die psychodramatische Perspektive legt den Focus auf die Handlungen innerhalb der Gruppe. Ziel ist es durch die Darstellung unterdrückter Emotionen des Einzelnen und der Gruppe (Rollenspiele etc.) deren Kreativität zu nutzen um Probleme zu lösen.
- Aus der Perspektive der Systemtheorie können die Ansätze dazu beitragen die constraints der Umwelt für das System zu präziser zu fassen. Die besondere Relevanz der Innenwelt/ inneren Umwelt/ Mitglieder der Gruppe (Vgl. Wilke 1976) und die Möglichkeit der Steuerung von Gruppenprozessen über Gefühle als Medien (Neidhardt 1979) können mit psychoanalytischen Begriffen reichhaltiger beschrieben werden als mit den soziologischen Hilfskonstruktionen wie Interesse, Intention oder Motivation. Fraglich ist jedoch, ob es dazu eines psychoanalytischen Gruppenbegriffs bedarf oder ob die Mitgliederumwelt, entsprechend der psychoanalytischen Tradition Freuds, als Psychologie eines Individuums gefasst wird. Um das Verhältnis von Psychischem und Sozialem begrifflich zu bestimmen bietet sich der Begriff der Interpenetration an. „Interpenetration liegt entsprechend dann vor, wenn […] beide Systeme sich wechselseitig dadurch ermöglichen, daß sie in das jeweils andere ihre vorkonstituierte Eigenkomplexität einbringen.“ (Luhmann, Niklas. 1984. Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie. Suhrkamp. Frankfurt am Main) In dieser Konzeption bleiben Psychisches und Soziales getrennt und können ihre Unbestimmtheit in die Interpenetration einbringen und so das jeweils andere System „mit hinreichender Unordnung“ (ebd. 291) versorgen. Das sorgt dafür, dass das Zustandekommen der Elementarereignisse eines Systems unberechenbar wird. Unberechenbar, weil die Systeme sich gegenseitig Komplexität zur Verfügung stellen, die einer anderen Autopoiesis angehört und nicht vom jeweils anderen System kontrolliert werden kann. Zu klären wäre ob die Dynamik einer Gruppe allein auf Seiten des Sozialen oder des Psychischen verortet werden kann oder ob erst die Interpenetration für die Dynamik der Gruppe verantwortlich ist.
Social Identity Perspektive
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Social Identity-Ansatz geht von der Annahme aus, dass die Identität einer Person aus zwei Komponenten besteht, nämlich einerseits der persönlichen Identität, die auf idiosynkratische Persönlichkeitsmerkmale zurückzuführen ist, und andererseits der sozialen Identität. Bei der Konstitution dieser zweiten Komponente ist die Zugehörigkeit zu Gruppen ausschlaggebend. Eine eindeutige Definition der Gruppe liegt hierbei nicht zugrunde. Sobald eine Gruppenidentität unterstellt werden kann, kann ein sozialer Zusammenhang zum Untersuchungsgegenstand des Social Identity Approach werden; unter „Gruppe“ werden folglich sowohl Kleingruppen, Sportmannschaften und Arbeitsgruppen in Organisationen als auch Ethnien und Geschlechtskategorien gefasst.
Das zentrale Erkenntnisinteresse des Ansatzes richtet sich auf „the relationship between human psychological functioning and the large-scale social processes and events which shape this functioning and are shaped by it“ (Tajfel, Jaspars, & Fraser 1984: 3). Jedoch wird nicht nur von dem zweiseitigen Wechselverhältnis zwischen sozialen Prozessen innerhalb der Gruppe und psychischen Prozessen innerhalb der Gruppenmitglieder ausgegangen, sondern ebenso von einem dreiseitigen Wechselverhältnis, das auch die Beziehungen zweier oder mehrerer Gruppen zueinander einschließt (intergroup relations).
Ein maßgeblicher Forschungsstrang im Bereich der intergroup relations-Forschung befasst sich mit der Entstehung von Stereotypen, Vorurteilen und Diskriminierung. Diese werden auf eine positive Bewertung der eigenen Gruppenidentität und somit auch der sozialen Identität der Mitglieder bei Abwertung der Gruppenidentität fremder Gruppen zurückgeführt: Eine der Hauptmotivationen der Gruppenmitglieder liegt darin, mithilfe der Gruppenmitgliedschaft ein höheres Maß an Selbstachtung zu erreichen. Hiermit verbunden ist auch das Gewähren von Achtung den anderen Gruppenmitgliedern gegenüber: Entsprechen diese in einem hohen Maß stereotypen Erwartungen an die Mitgliedschaftsrolle, so wird ihnen gruppenintern mehr Achtung entgegengebracht und umgekehrt. Das Gruppenmitglied ist somit nicht als Individuum Gruppenmitglied, sondern als Manifestation von Stereotypen. Hiermit geht die Annahme einer Austauschbarkeit der Mitglieder einher. Auch die Angehörigen von outgroups werden in Form dieser Stereotypen klassifiziert; deren soziale Identität erfährt jedoch tendenziell Mißachtung. Abweichendes Verhalten in outgroups wird jedoch durch Mitglieder der ingroup honoriert, ebenso, wie Abweichung innerhalb der ingroup mit Ausschluss geahndet werden kann. Gruppenidentitätsbildung erfolgt negativ orientiert an der Umwelt (outgroups).
Über Konstitutionsgeschichte von Gruppen sowie über den Modus der Rekrutierung von neuen Mitgliedern und die für diese geltenden Eintrittsbedingungen scheint der Social Identity Approach kaum Auskünfte zu geben.
[Ich bin mir nicht sicher, ob der Ansatz damit in seinen zentralen Annahmen adäquat wiedergegeben ist, da mir das (sozial-) psychologische Vokabular einige Schwierigkeiten bereitet.]
Konflikt- und Machtperspektive
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Symbolisch-Interpretative Perspektive
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Feministische Perspektive
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die feministische Forschung zum Thema Gruppen zeichnet sich nicht nur durch die Diversität an wissenschaftlichen Haltungen (radikaler Feminismus, liberaler Feminismus, sozialistischer Feminismus etc.) und interdisziplinäre Zusammenarbeit aus, sondern auch durch die generelle Vielfalt der untersuchten Gruppenphänomene und der verwendeten Forschungsmethoden. Grundsätzlich fokussiert sich die bestehende empirische und theoretische Forschung aber auf vier Kerngebiete.
Zum einen beschäftigt sich die feministische Forschung mit dem kommunalen bzw. gemeinschaftlichen Verhalten, welches sich innerhalb von sozialen Gruppen zeigt. Hier stellt sich die Frage, inwiefern Geschlechterunterschiede unterschiedliches Verhalten begünstigen/nicht begünstigen. Untersucht werden beispielsweise kooperative Verhaltensweisen, gruppenspezifische Interaktionsmuster und Kommunikationsstile von Männern und Frauen.
Ein weiterer Fokus der feministischen Forschung liegt auf der Bedeutung von Führung und Machtverhältnissen in sozialen Gruppen. Hierbei werden Führungsrollen vorwiegend männlichen Gruppenmitgliedern zugeschrieben, wobei untersucht wird, inwiefern diese Rollen kommunikativ manifestiert werden. Auch werden mögliche Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Führungsstilen in den Blick genommen.
Der dritte Forschungsschwerpunkt bezieht sich auf Phänomene wie Gruppenperformanz und Gruppenprojekte. Hier setzt man sich wissenschaftlich mit der Frage auseinander, inwiefern Geschlechterunterschiede eine Rolle für die Art und Weise, wie unterschiedliche Aufgaben innerhalb von Gruppen verteilt werden, spielen und welche sozialen Verhaltensmuster sich ausfindig machen lassen. Zudem wird untersucht, wie sich dies auf die generelle Interaktion innerhalb einer Gruppe und die Performanz bei Gruppenarbeiten auswirkt.
Der vierte Fokus liegt auf der Evolution sozialer Gruppen und der Frage, inwiefern Haltungen zu Geschlechterrollen, -unterschieden und -verhältnissen einem Wandel unterliegen, der sich auch auf die Performanz, Interaktion und Mitgliederkonstellation der Gruppe auswirken kann.
Netzwerkperspektive
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten](Erster Gehversuch der) Inhaltsangabe:
Netzwerkperspektiven sind - soweit sich der Quelle entnehmen lässt - üblicherweise akteurszentriert und daher handlungsbezogen angelegt. Die Beziehungen unter verschiedenen Akteuren, die sich durch regelmäßigen Kontakt zu einer Gruppe zusammenschließen (lassen), werden metaphorisch durch "Knoten" und "Linien" näher beschrieben. Deren "Stärke" und "Ausformungen" können wiederum jeweils varieren. Kleingruppen sind in dieser Perspektive spezifische Netzwerke im Rahmen anderer (größerer) Netzwerke. [1] [Zusammenfassung muss noch weiter ausgebaut und präzisiert werden...]
Grenzen vieler "Netzwerkperspektiven" gegenüber einem systemtheoretischen Bestimmungsversuch von Gruppen
Anzusetzende Kritik: "Gefühlt" (nach dem ersten und zweiten Lesen) sitzen Netzwerkperspektiven - hier bezogen auf Gruppen - einem alten Dilemma auf: Das Ganze, d.h. die Gruppe ist mehr als die Summe seiner Teile, aber gleichzeitig besteht das Ganze nur aus ebensolchen Teilen. Zwar versuchen netzwerkorientierte Ansätze die Beziehungen zwischen zwei oder mehreren Punkten (Akteuren) durch die Linienstärke zu erfassen - die Erkenntnisstärke einer solchen Perspektive bleibt jedoch eher mau, wenn sie nicht erklären kann, wie solche Knoten und Linien überhaupt generiert und degeneriert werden (können). Beispielsweise bleibt ungeklärt, wie ein Akteur (Gruppenmitglied) überhaupt zu einem Akteur (Gruppenmitglied) "gemacht" wird und wie erkenntnismäßig mit dem sogenannten "Free-Rider-Problem" umgegangen werden kann. Müllers Milz und Herberts Haare zählen nicht zur Gruppe, würden Systemtheoretiker formulieren. Aber was macht dann den Knoten der Netzwerker aus? Mehr als Quantifizierung und visuelles Glasperlenspiel bleibt bei trendigen Netzwerkperspektiven nach dem ersten Eindruck eigentlich nicht übrig - auch nicht bei Kleingruppen. [Die Kritik muss noch richtig dosiert werden... aktuell nur eine erste, (sehr) kritische Meinung.]
Zeittheoretische Perspektive
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Evolutionsperspektive
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]--~~ (nicht signierter Beitrag von Filosoz (Diskussion | Beiträge) 16:02, 13. Nov. 2016 (CET))
- ↑ Poole, Marshall E./Hollingshead, Andrea B. (ed.): Theories of small groups. Interdisciplinary perspectives, S. 277-312.