Benutzer:Gamma/Randi
Eine Suche nach 1 Mio. Dollar oder warum dieser Unsinn in Esoterikartikeln nichts verloren hat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Worum geht es
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Bühnenzauberer und ein prominentes Mitglied der Skeptikerbewegung, James Randi, hat eine Million Dollar für denjenigen ausgelobt, der "can show, under proper observing conditions, evidence of any paranormal, supernatural, or occult power or event". Dies muss natürlich unter naturwissenschaftlichen Testbedingungen überprüfbar sein, wobei sich die JREF, die Organisation, die diese eine Million verwaltet, eine Mitsprache bei den Testbedingungen vorbehält.
Fiktives Fallbeispiel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um was es also konkret geht soll hier anhand eines Beispiels durchgespielt werden.
Engel in der Lade
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Angenommen jemand (Herr X) findet die Bundeslade in einem äthiopischen Gebirge. Aufgeregt telefoniert er in die USA zur JREF, dass nach dem Öffnen derselben Engel über der Lade schweben. Das wäre ja ein fulminanter Beweis paranormaler Aktivität - falls man das eben "beweisen" könnte.
Die Vorgehensweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die JREF beauftragt ein Expertenteam zur Untersuchung - oder durch die Medien aufmerksam geworden, machen sich mehrere Experten samt professioneller Ausrüstung auf den Weg. Idealerweise gehören dazu Physiker und Archäologen, ein Photograph und ein Notar, eventuell Mediziner, Psychologen und Historiker, vielleicht auch ein Experte für Bühnenzauber und mindestens ein erfahrenes Kamerateam der BBC. An der Lade angekommen, bauen sie ihre Apparaturen und Testvorrichtungen auf und folgende Fälle können nun eintreten.
Die Ergebnisse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Herr Randi und die JREF sagt, diese Behauptung sei so lächerlich, dass man hier gar nichts unternimmt. Herr X ist ab sofort als Scharlatan gebrandmarkt und Herr Randi kann seine eine Million behalten.
- Nur Herr X kann die Engel sehen (erfahren), sonst niemand und die Apparaturen/Tests zeigen alle auch nichts Ungewöhnliches. So sollte man es eigentlich erwarten. Alle ziehen mehr oder weniger erleichtert oder frustriert wieder ab, Herr X ist ab sofort als Scharlatan gebrandmarkt und Herr Randi kann seine eine Million behalten.
- Auch andere Teilnehmer der Expedition können die "Engel" sehen (erfahren), aber die Apparaturen/Tests zeigen alle auch hier nichts Ungewöhnliches. Immer noch im Bereich der Erwartung. Vermutlich werden die (Para-)Psychologen und vor allem die Journalisten noch aktiv. Eventuell bleibt das "Ereignis" noch über Jahrzehnte als moderne Legende im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Aber auch hier ziehen die meisten mehr oder weniger erleichtert oder frustriert wieder ab, Herr X (und die anderen, die "was" gesehen haben) sind ab sofort als Scharlatan gebrandmarkt und Herr Randi kann seine eine Million behalten.
- Alle Teilnehmer des Expertenteams sehen (erfahren) "etwas". Einige - z.B. Herr Y, ein indischstämmiger Fotograf und ein amerikanischer Mediziner bezeichnen das "etwas" als Engel. Diese Teilnehmer sind tief bewegt von diesem Erlebnis und ändern ihr Leben nachhaltig, aber die Apparaturen/Tests zeigen alle auch hier nichts Ungewöhnliches. Diese Stelle wird zum Wallfahrtsort und verändert im Lauf der Zeit das Leben vieler Menschen. Herr X leitet anschließend das Pilgerzentrum und Herr Randi kann seine eine Million behalten.
- Nur Herr X kann die Engel sehen (erfahren), aber die Apparaturen/Tests zeigen irgendetwas (ungewöhnliches) an. In unserem Fallbeispiel macht der Fotograf ein Bild mit einer Engelskontur darauf, deren zustande kommen zunächst nicht zweifelsfrei geklärt werden kann. Nun ist die Kamera und der Film bzw. der digitale Speicher Materie und irgendetwas muss mit dieser Materie interagiert haben, sonst wäre ja keine Veränderung eingetreten. Ausgangspunkt für eine kritische, naturwissenschaftliche Untersuchung ist also die Kamera und die Aufgabe ist es alle bekannten (physikalische beschriebenen) Möglichkeiten sukzessive auszuschließen. Das kann Monate und Jahre dauern und andere Expertenteam werden hinzugezogen. Im Laufe der Zeit gibt es nur noch drei Möglichkeiten:
- Das "Ereignis" ist nicht reproduzierbar und erklärbar. Je nach Qualität der ersten Fotos gibt es nun mehr Stimmen, die behaupten, das war ein paranormales Wunder oder mehr, die es für eine zufällige Fehlfunktion der Kamera oder einen Schwindel von Herrn X betrachten. Herr Randi wird auch wegen seines Berufes sicher an einen Schwindel glauben und kann seine eine Million behalten.
- Das "Ereignis" ist auch von anderen Teams reproduzierbar. Die Fülle an Beobachtungsdaten erlaubt die Aufstellung einer physikalischen Theorie und ihre anschließende Prüfung. Letztlich wird die gefundene Energieform in das Standardmodell integriert und ist nicht mehr "paranormal" sondern physikalisch. Die meisten ziehen stolz ab, Herr X ist ab sofort ein Medienstar der Wissenschaft und Herr Randi kann seine Million behalten.
- Das "Ereignis" ist auch von anderen Teams reproduzierbar, entzieht sich aber einer plausiblen Erklärung. Die Beobachtungsdaten erlauben keine Aufstellung einer physikalischen Theorie. Das ganze Thema bleibt über Jahre ungelöst im wissenschaftlichen Bereich auf kleiner Flamme präsent wie beispielsweise die Kalte Fusion oder die Suche nach Gravitationswellen. Wirklich "beweisen" läßt sich weder die Existenz, noch die Nicht-Existenz des Phänomens. Hier wenden sich die meisten mehr oder weniger mit der Zeit von dem Thema ab, Herr X verdient sich seinen Lebensunterhalt eine Zeit lang in Talkshows und Herr Randi kann seine eine Million behalten, da ja keine "paranormalen" Energien gemessen wurden.
Allgemeine Analyse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Herr Randi kann seine eine Million praktisch in jedem Fall behalten. Einfach weil es keinen naturwissenschaftlichen Begriff von paranormal gibt, kann man auch mit naturwissenschaftlichen Tests/Verfahren Paranormales weder beweisen noch widerlegen. Sobald es "beweisbar" ist, ist es nicht mehr paranormal.
Dabei gibt es zig Phänomene, die heute beschrieben werden, die man aber nicht naturwissenschaftlich greifen kann. Die deutlichsten sind Zeit oder Bewusstsein, aber auch viele "technische" Probleme wie die dunkle Materie oder die Vakuumenergie.
Manchmal werden zur Beschreibung von naturwissenschaftlich nicht greifbaren Phänomenen auch Konstrukte wie Singularität oder Placebo bemüht, die zwar naturwissenschaftlich gar nichts erklären, aber dennoch den Eindruck machen durch die Einführung eines Begriffes wäre dieses Phänomen (naturwissenschaftlich-materialistisch) verstanden. Man könnte also mit jeder Studie, die eine "Placebo"-Wirkung eines beliebigen Stoffes belegt, zu Herrn Randi gehen und die eine Million kassieren, denn niemand hat eine naturwissenschaftliche Theorie wie der Geist eines Menschen (mithin Befürchtungen, Vertrauen, Gefühle, Intentionen) die Materie, also den menschlichen Körper, beeinflussen soll. Das müsste ja eigentlich eine Energie sein, die mit Materie wechselwirkt, aber dazu gibt es keinen naturwissenschaftlich-materialistischen Ansatz und mithin ist jede "Placebo-Wirkung" eine paranormale, übernatürliche Wirkung (occult power). (Eine naturwissenschaftliche Erklärung wäre eine geschlossene Kausalkette über neuronale, hormonelle und sonstige physiologische Wirkungen, aber völlig ohne Begriffe aus der Psychologie, diese wären sozusagen nur Epiphänomene, aber keine Glieder einer Kausalkette.)
Die Frage, die mit der eine-Million-Dollar-Challenge zusammenhängt ist letztlich eine subjektiv-psychologische. Wenn man an den Materialismus und Naturalismus als Lebenswirklichkeit glaubt, dann findet man auch nichts "Paranormales".
Der Skeptiker allgemein
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]R. Kakuska beschreibt in seinem Lexikon „Der Esoterik-Leitfaden“ den Skeptiker-Begriff wie folgt:
- „Der Skeptiker befasst sich nicht mit „diesem ganzen Quatsch“. Das schützt ihn vor einer manchmal überwältigenden Fülle von Fakten und Fallbeispielen, die seiner Überzeugung gefährlich werden könnten. Idealerweise kann sich der Skeptiker gar nicht vorstellen, dass es auf diesem Gebiet überhaupt so etwas wie Fakten geben könnte.“
Bei Eintreten von "ungewöhnlichen" Ereignissen besteht laut R. Kakuska trotzdem Hoffnung:
- „a) Er zweifelt die Glaubwürdigkeit aller Berichterstatter an.
- b) Er entwickelt sofort eine Vermutung, wie das rätselhafte Geschehen zustande gekommen sein könnte, und überprüft diese Hypothese dann nicht. Gummibegriffe mit wissenschaftlichem Klang sind bei der Formulierung solcher Erklärungen sehr hilfreich: Koinzidenz, Suggestion, Placebo-Effekt, Unterbewusstsein etc.
- c) Der Skeptiker zitiert die Äußerung eines Professors, der so etwas auch nicht für möglich hält.
- d) Er fordert wissenschaftliche Beweise und hält alles für widerlegt, solange diese Beweise nicht erbracht werden. Ob die Wissenschaft das Thema überhaupt schon untersucht hat, spielt dabei keine Rolle. Im übrigen hält der Skeptiker jeden Wissenschaftler für dubios, der sich mit solchen Sachen beschäftigt. Die Gefahr, dass einmal befriedigende Beweise vorliegen, ist also gering.“
Für die Artikel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die "One Million Dollar Paranormal Challenge" ist eine Werbekampagne eines Bühnenmagiers. Sie wird in der Wissenschaft nicht ernstgenommen und die populistische Intention macht sie auch irrelevant als "weiterführende Information". Außer in zwei-drei Artikeln zur Skeptikerbewegung ist deshalb jede Erwähnung in Wikipedia-Artikeln zu entfernen.