Benutzer:Global Fish/KTF
Ich sehe auf der Seite WP:KTF eine Reihe von nicht belegten und von mir inhaltlich angezweifelten Formulierungen. Das fängt an mit der klassischen Begriffsbildung "Theoriefindung" (die in der Außenwelt obendrein für etwas anders steht). Und es geht weiter über völlig unbelegte, Formulierungen in anderen Quellen widersprechende, verfälschte oder sinnentstellend verkürzte Definitionen der Begriffe Primär- und Sekundärliteratur.
- Wo kommt bitte die Formulierung
„Sekundärliteratur (auch Fachliteratur und – als Lehnübersetzung des engl. secondary sources – Sekundärquellen genannt)“ her?
„Sekundärliteratur (auch Fachliteratur genannt)“? Sekundärliteratur ist also das gleiche wie Fachliteratur? Der Artikel Sekundärliteratur (auch wenn der Artikel keineswegs gut belegt ist, stimmt das mit anderen Quellen überein)[1][2] sagt: „Sekundärliteratur bezeichnet Fach- und Sachliteratur, die sich mit anderen Texten (die als Primärliteratur oder Quellen bezeichnet werden) wissenschaftlich auseinandersetzt.“ Also umfasst Sekundärliteratur nur einen Teil der Fachliteratur! - Wissenschaftliche Originalarbeiten, seien es Publikationen in peer-review Zeitschriften, viele Bücher und etliches mehr sind – wie vielfältig belegt ist – Primärliteratur![1][2] Auf solche Veröffentlichungen (die auch Fachliteratur sind!) geht die Beschreibung von "Quellen" einen Abschnitt zuvor gar nicht ein! In Zusammenhang mit der falschen Gleichsetzung Sekundärliteratur = Fachliteratur wird dem Leser durch die Weglassung suggeriert, als sei solche wissenschaftliche Literatur Sekundärliteratur.
Daraus folgt, das dem Leser gar nicht klar wird, dass wissenschaftliche Originalliteratur als Quelle durch WP:KTF ausgeschlossen wird: „Ist eindeutig keine einschlägige Sekundärliteratur zu einem Thema vorhanden,“ (was für große Teile des wissenschaftlichen Bereichs der Fall ist) „so kann in bestimmten Fällen auf ursprüngliche Quellen zurückgegriffen werden.“ (aha, solche Arbeiten könnten vielleicht doch gehen. Aber...) „Dies ist jedoch die Ausnahme und auf Artikel mit anfänglich aktuellem Bezug beschränkt, also auf Artikel beispielsweise zu Wahlen, Sport- oder sonstigen aktuellen Ereignissen von Relevanz.“ (...also eben nicht für wissenschaftliche Forschung).
Hinzu kommt: Abstract-Sammlungen würden die Forderungen auf WP:KTF nach Sekundärliteratur durchaus erfüllen, im Gegensatz zu Originalarbeiten. Andere Sekundärliteratur wiederum deckt große Teil der Wissenschaft gar nicht ab, es gibt zu vielen Themen kene Überblickstexte. - Der Absatz „Quellen“ verlinkt auf Quelle (Geschichtswissenschaft): ja, es ist bekannt, dass in der Geschichtswissenschaft Quelle und Primärliteratur weitgehend synonym gebraucht sind. Aber wir schreiben eine allgemeine Enzyklopädie.
Ich halte im Allgemeinen Quelle für ein weitgehendes Äquivalent für Beleg, was sowohl Primär- Sekundär, als auch Tertiär sein kann.
Ist also die hier verwendetete Gleichsetzung der Begriffe Quelle und Primärliteratur in der allgemeinen wissenschaftlichen Zitierpraxis (außerhalb der Geschichtswissenschaft!) belegt und üblich? Wenn nein, dann kann sie nicht so allgemein stehen bleiben. Dann kann man schreiben: Primärliteratur (in manchen Bereichen auch Quellen genannt...). - Zur Theoriefindung selbst: Theoriefindung wird hier definiert: „Als Theoriefindung (originäre Forschung) gelten Aussagen in Artikeln der Wikipedia, die nicht in anerkannter Fachliteratur veröffentlicht sind.“ Aus welcher reputablen Quelle stammt die Gleichsetzung der Begriffe Theoriefindung und originäre Forschung? Aus welcher reputablen Quelle stammt die Aussage: „Als Theoriefindung gelten Aussagen, die nicht in anerkannter Fachliteratur veröffentlicht sind“?
Google Books findet zu "Theoriefindung" das, einen Bezug zur hiesigen Definition sehe ich nicht. - Selbst, wenn diese Definition belegt wäre, wie deckt sich diese Definition mit der Formulierung: „weil bereits die Auswahl bestimmter Ausschnitte aus dem Quellenreservoir eine Theoriefindung darstellt“, für den Fall, dass das Quellenreservoir anerkannte Fachliteratur ist? (Wenn nicht, wäre der Satz eh unnötig, da ohne TF vorläge) Und was wäre anders, wenn das Quellenreservoir aus (fachlich anerkannter, also z.B. wiss. Orignalarbeiten) Sekundärliteratur bestünde? In der Sache halte ich die Forderung auf WP:KTF durchaus berechtigt, in strittigen Fällen auf reputable Sekundärliteratur zu verweisen, aber die Formulierung halte ich für nicht tauglich.
M.E. sollte gerade eine Seite, in der es um die Notwendigkeit reputabler Belege und das Verbot der "Begriffsetablierung" geht, in dieser Hinsicht vorbildlich sein und nicht selbst unbelegte Privatdefinitionen und nicht etablierte Begriffe nutzen.
Vorschlag: Man müßte erst mal eine Synopse machen: Was steht im jetzigen KTF-Regeltext? - Was wird damit eigentlich gesagt? - Was ist eigentlich gemeint? - Wie könnte das so formuliert werden, daß das Gemeinte auch wirklich gesagt wird? Ich bin leider dazu nicht in der Lage, dies zu machen, weil meine internet-technischen Fähigkeiten nicht über das Text-schreiben hinausgehen: Wie man Tabellen oder z.B. Bilder dort einstellt weiß ich nicht und das geht auch über meine Interessen und die Zeit, die ich dafür aufzubringen in der Lage wäre, hinaus.
Ich ergänze, was ich schon unter Wikipedia Diskussion:Keine Theoriefindung#Letzter Abschnitt: Was ist Theorieetablierung? mitgeteilt habe: Bei einer Enzyklopädie erwartet man, daß sie und alle ihre Autoren sind darüber im Klaren sind, was Begriffe sind, insonderheit, wenn die Regeln festgelegt werden. Wir haben nun aber offensichtlich das - vielleicht nicht nur deutsche - Phänomen, daß Wort und Begriff verwechselt werden - eine Erscheinung von begriffslosem Zeitgeist. Gegen den Zeitgeist anzukämpfen ist ein sehr frustrierendes Unterfangen.
Ich kann dazu nur vorläufig auf Heinz Vater verweisen: [1]). Ich habe Peter Ruben um einen Aufsatz zum Unterschied von Wort und Begriff gebeten. Der wird im nächsten Jahr auch im Internet publiziert. Ich will hier nicht aus dem noch nicht fertigen Manuskript zitieren, eine Passage aus einen Vortrag aus dem Jahre 2013 tut es vielleicht auch: „Wörter bezeichnen natürlich Inhalte, die wir uns vorstellen können. Aber die mit einem Wort assoziierbaren Vorstellungen sind unbestimmt viele. Und Diskutanten können zum selben Wort sehr verschiedene Vorstellungen angeben und in einer nervenden Debatte gegeneinander ausspielen. Wer in solcher Debatte siegt, von dem sagt man heute, daß er die 'Definitionsmacht' habe. Das träfe zu, wäre eine Definition gegeben. Genau das aber ist im Deutschen seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine unmittelbar ersichtliche Unfähigkeit. Seit dem Ende der klassischen deutschen Literatur und Philosophie, besonders aber seit dem Sieg der Preußen über Österreich 1866 (also nach und im Ergebnis der Revolution von 1848/49) und der Bildung des Fürstenbundes unter dem Namen 'Deutsches Reich' (mit dem preußischen König als Bundespräsidenten) ist mental das merkwürdige Phänomen eingetreten, daß der in der Klassik völlig klare Zusammenhang zwischen einer Sache und ihrem Begriff verloren gegangen ist. Man spricht nun vom Begriff 'Hund', nicht mehr vom Begriff des Hundes. Man ahnt nicht einmal, daß Wörter als Namen verwendet werden, die Sachen als Gegenstände des Prädizierens benennen, und daß eben diese Benennung die Voraussetzung des Begreifens ist, wenn man von Begriffen spricht, aber Wörter in Anführungszeichen angibt. Man hält somit das Benennen für das Begreifen. Denn letztere ist eben jenes Tun, dessen Produkt ein Begriff ist. Und ganz schlimm wird es, wenn ein definierter Begriff, da er durch einen sprachlichen Ausdruck (eben eine Definition) mitgeteilt wird, nur als 'sprachliche Bezeichung' erfasst wird. Dann ist das Begreifen auf das Benennen heruntergebracht - und ganz dringend ein Kurs philosophischer Erkenntnistheorie erforderlich. Die mentale Entwicklung also nach der Niederlage der deutschen Revolution von 1848, so scheint es mir, hat im deutschen Alltagsgerede den Verlust der Fähigkeit eingebracht, zu verstehen, was das Begreifen ist. Man hält nun schon Namen für Begriffe und übersetzt aus fremden Texten das Wort term in nachtwandlerischer Sicherheit mit dem Worte Begriff. Vielleicht ist der deutsche Vormärz daran nicht unschuldig, hat er die Deutschen doch nur im 'Luftreich des Traumes' herrschen gesehen […]." (Peter Ruben: Bemerkungen zu "Dialektik, Arbeit, Gesellschaft". Berlin 2015, S. 37f. Die Druckfassung enthält infolge Umformatierung des Textes einige Entstellungen in Formeln, und zwar Druckausgabe S. 18-21 und 30, die mit Publikation der autorisierten Fassung in [2] korrigiert werden.) Lothar W. Pawliczak (Diskussion) 11:48, 27. Dez. 2015 (CET)
Belege:
- ↑ a b Hans F. Ebel,Claus Bliefert,Walter Greulich, Schreiben und Publizieren in den Naturwissenschaften.
Primärliteratur: Ort für die Publikation von Orignalmitteilungen (Originalpublikation, Erstveröffentlichungen)
Sekundärliteratur: Abstract journals (kaum als Quelle für Details geeignet, Anmerkung von GF), Übersichtspublikationen - ↑ a b Klaus Haefner, Gewinnung und Darstellung wissenschaftlicher Erkenntnisse, insbesondere für universitäre Studien, Staatsexamens, Diplom- und Doktorarbeiten, Oldenbourg, München und Wien 2000, S. 14–15.