Benutzer:Kawibo70/Jetstream - Entdeckungsgeschichte
Entdeckungsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im späten 19. Jahrhundert gelangte man durch die Beobachtung von hochgelegenen Wolkenformationen zu dem Schluss, dass es in deren Umgebung starke Höhenwinde geben müsse. Diese konnten jedoch nur in sehr unregelmäßigen Abständen beobachtet werden, so dass ihre Regelmäßigkeit und vergleichsweise gleich bleibende Stärke noch nicht erkannt wurden. 1924 erforschte der japanische Meteorologe Wasaburo Ooishi diesen Höhenwind sehr genau. Unabhängig von Ooishi entdeckte Johannes Georgi in 10 bis 15 km Höhe starke Höhenwinde, die sich nicht direkt mit dem Bodendruckfeld erklären ließen, als er 1926 und 1927 Ballonsondierungen an der Nordspitze Islands durchführte.
In den 1930er Jahren erfolgten dann erstmals international abgestimmte Vertikalsondierungen.[1] Dies veranlasste Richard Scherhag ab dem Jahr 1935 regelmäßig Höhenwetterkarten zu erstellen.[1] Im Jahr 1937 untersuchte Scherhag ein Sturmtief über der Labrador-Halbinsel. Er berechnete für 5000 m Höhe einen Gradientwind von 275 km/h und kam zu dem Schluß, dass man im Ursprungsgebiet der atlantischen Sturmzyklonen in Höhe der Tropopause mit Windgeschwindigkeiten von über 300 km/h rechnen muss.[2] Heinrich Seilkopf benutzte 1939 den Begriff der "Strahlströmung" für eine Schicht maximaler Windgeschwindigkeit in der Nähe der Tropopause im Übergangsbereich zwischen Höhenhoch und -tief.[3] Hermann Flohn erwähnt in seinen Erinnerungen, dass der weißrussische Meteorologe Mironovitch vor 1939 in der französischen Zeitschrift "La Météorologie" ebenfalls einen Beitrag zu starken Windgeschwindigkeiten in der oberen Troposphäre veröffentlicht hat.[1]
Diese Veröffentlichungen erfolgten jedoch nur auf deutsch und französisch was den Wissensaustausch mit den britischen und amerikanischen Meteorologen stark einschränkte.[1] Die Übersetzung von Seilkopfs Veröffentlichung in andere Sprachen war sogar explizit verboten.[3] Mit Ausbruch des 2. Weltkriegs war der Erfahrungsaustausch zwischen Deutschland und den anderen Nationen dann ganz unterbunden. Die weitere Entdeckungsgeschichte ist daher sehr inhomogen und stark durch die Erfahrungen und Bedingungen in den jeweiligen Ländern geprägt.
Ein weiterer Grund für die spätere Entdeckung in den USA ist nach Angaben von Hermann Flohn, dass die sich Forschung dort zunächst auf andere Analysemethoden konzentrierte, mit denen die für die Fliegerei wichtigen Höhenwinde nicht direkt hergeleitet werden konnten.[1] Daher mußten in den USA mit dem Eintritt in den 2. Weltkrieg zunächst die Verfahren zur Erstellung von Höhenwetterkarten und die Ausbildung der Wetterberater umgestellt werden. Hier leistete Carl-Gustaf Rossby Pionierarbeit, indem er ein grosses Ausbildungsprogramm für Wetterberater initiierte, in welchem im weiteren Verlauf etwa 8000 Wetterberater (Weather Officers) ausgebildet wurden welche auch eng mit den Briten zusammenarbeiteten.[4]
1942 wies der norwegische Meteorologe Sverre Petterssen ebenfalls die Existenz des Jetstreams nach und untersuchte die Mechanismen hinter seiner Entstehung. Der norwegische Meteorologe Jacob Bjerknes erwähnte 1943 den Begriff des Jetstream bei einem Vortrag in England.[4] Obwohl es bereits Berichte über Probleme der Flugzeugbesatzungen mit hohen Windgeschwindigkeiten in der oberen Troposphäre gab, wurde dieser Sachverhalt zunächst nicht systematisch untersucht.[4] Im Jahre 1944 wurde dann mit der B-29 erstmals ein Bomber fertiggestellt, welcher dazu konzipiert war, eine hohe Bombenlast in großen Höhen zu transportieren. Zur Vorbereitung der Luftangriffe gegen Japan stießen die Meteorologen der US Air Force nun regelmäßig auf Starkwindfelder in großer Höhe. Manche hatten zunächst Probleme, dies ihren Vorgesetzten klar zu machen.[5] Aufgrund dieser Erfahrungen begann Rossby nun intensiv an der Erforschung des Jetstreams und an der Vorhersage seiner Verlagerung zu arbeiten und die Bezeichnung begann, sich im englischsprachigen Raum durchzusetzen.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Flohn, Hermann, 1992, Meteorologie im Übergang, Erfahrungen und Erinnerungen (1931 - 1991). Herausgeber: Kraus, H., Bonner Meteorologische Abhandlungen, Heft 40, Dümmler Verlag, Bonn. ISSN 0006-7156.
- Fuller, J.F., 1990; Thor's Legions. Weather Support to the U. S. Air Force and Army, 1937-1987 (American Meteorological Society - Historical Monographs), ISBN-10 0933876882, ISBN-13 978-0933876880
- Phillips, N.A., 1998, Carl-Gustav-Rossby: His times, personality and actions. Bulletin of the American Meteorological Society, Vol. 79, No. 6, S. 1097-1112
- Scherhag, R., 1937: Wetterskizzen Nr. 17: Die aerologischen Entwicklungsbedingungen einer Labrador-Sturmzyklone. Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, Februar 1937, S.90-92
- Seilkopf, H., 1939: Maritime Meteorologie. Handbuch der Fliegerwetterkunde, Vol. 2, Herausgeber: R. Habermehl, Radetzke, 359 pp.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e Flohn, Hermann, 1992, Meteorologie im Übergang, Erfahrungen und Erinnerungen (1931 - 1991), Ed. Kraus, H., Bonner Meteorologische Abhandlungen, Heft 40, Dümmler Verlag, Bonn. ISSN 0006-7156.
- ↑ Scherhag, R., 1937: Wetterskizzen Nr. 17: Die aerologischen Entwicklungsbedingungen einer Labrador-Sturmzyklone. Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, Februar 1937, S.90-92
- ↑ a b Seilkopf, H., 1939: Maritime Meteorologie. Handbuch der Fliegerwetterkunde, Vol. 2, Herausgeber. R. Habermehl, Radetzke, 359 pp.
- ↑ a b c Phillips, N.A., 1998, Carl-Gustav-Rossby: His times, personality and actions, Bulletin of the American Meteorological Society, Vol. 79, No. 6, S. 1097-1112
- ↑ Fuller, J.F., 1990; Thor's Legions. Weather Support to the U. S. Air Force and Army, 1937-1987 (American Meteorological Society - Historical Monographs), ISBN-10 0933876882, ISBN-13 978-0933876880