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Vitomil Zupan (geboren 18. Januar 1914 in Ljubljana, Österreich-Ungarn; gestorben 14. Mai 1987 in Ljubljana, Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien) war ein slowenischer Schriftsteller, Dichter, Dramatiker und Essayist.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vitomil Zupan war Sohn des österreichisch-ungarischen Offiziers Ivan Zupan und der Lehrerin Ivanka Zupan, geborene Korban. Der Vater Ivan fiel 1916 im Ersten Westlkrieg, woraufhin seine Mutter erneut heiratete. Er schloss seine Gymnasiallaufbahn in Ljubljana mit der Matura ab und inskribierte sich anschließend am Bauwissenschaftlichten Institut der Technischen Faklutät der Universität Ljubljana, allerdings schloss er sein Studium erst 1959 ab. Von seiner Jugend bis zu seinem Tod verband ihn eine aufrichtige Freundschaft mit dem Schriftsteller Boris Fakin (Igor Torkar). Dem Charakter nach war er ein Bohemien. Er reiste viel und nahm in dieser Zeit zahlreiche Gelegeneheitsarbteiten an. Unter anderem als Heizer auf einem englischen Schiff, Schilehrer in Bosnien, Maler in Frankreich, als Profiboxer und Installateur von Blitzableitern.
In seinem Heimatland schloss er sich der linken Studentenbewegung an und trat als Mitglied von Sokol kurz nach deren Gründung in die Befreieungsfront (Osvobodilna fronta – OF) ein. 1942 internierte ihn der italienische Besatzer im KZ Čiginj sowie im KZ Gonars, von wo aus er entkam und sich den Partisanen anschloss. Zuvor verbrannte er den Großteil seiner Manuskripte. Auch in seiner Partisanenzeit verfasste er weiterhin Texte, darunter mehrere Skizzen und 1945 erschien Andante pathetica, eine psychologische Novelle mit Partisanenthema, die von der Literaturkritik wegen ihrer Erzählung von Trauer und Verzweiflung über den gewaltsamen Tod als dekadent bezeichnet wurde.
Nach dem Krieg war er Redakteur des Kulturprogramms bei Radio Ljubljana. 1947 gewann er für seine Novelle Rojstvo v nevihti den Prešeren-Preis, doch ein Jahr darauf wurde er inhaftiert und seine Schriftstellerlizenz entzogen. Ihm wurden Unmoral, versuchte Vergewaltigung und Mord, Anstiftung zum Selbstmord eines Freundes, Verrat von Staatsgeheimnissen und Feindpropaganda vorgeworfen. Er wurde vom Bezirksgericht in Ljubljana zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, aber auf seine Berufung hin erhöhte der Oberste Gerichtshof 1949 ("wegen unangemessenen Verhaltens vor Gericht") seine Strafe auf 18 Jahre Gefängnis mit Zwangsarbeit und fünf Jahre Entzug der Bürgerrechte. Im Gefängnis erkrankte er an Tuberkulose und war (auf Intervention von außen hin) der erste Häftling, der an seiner Lunge operiert wurde. Er beschrieb diese Zeit in seinem Roman Levitan. Er wurde 1954 entlassen. Im Gefängnis schrieb er zahlreiche Gedichte, die fast 20 Jahre nach seinem Tod im Gedichtband Pesmi iz zapora veröffentlicht wurden.
Nach seiner Rückkehr aus dem Gefängnis schloss er sein Studium ab und meldete als Bauingenieur ein Patent für in die Fahrbahn eingelassene Lichtsignale an. Danach war er durchgehend als freiberuflicher Autor tätig. Eine Reihe kürzerer Prosawerke wurde in Zeitungen unter Pseudonymen veröffentlicht, die alle auf den Buchstaben "s" enden (Ris, Van Klas usw.) Einige Zeit veröffentlichte er seine Werke unter dem Pseudonym Langus. Darüber hinaus verfasste er mehrere Hörspiele, Fernsehspiele und Filmdrehbücher. Seine Werke wurden mit großer zeitlicher Verzögerung (auch von mehreren Jahrzehnten) veröffentlicht. Manche Theaterstücke wurden sogar erst nach 40 Jahren uraufgeführt. 1984 erhielt er den Prešeren-Preis für sein literarisches Werk, was sowohl Genugtuung bewirkte als auch Verärgerung hervorrief, letzteres vor allem wegen der Themen, ie seinem Schreiben inhärent waren und die als Tabu galten, und zwar vor allem sexuelle Themen. Er war zweimal verheiratet und zweimal geschieden. Aus der ersten Ehe (1945) hatte er zwei Sohne und eine Tochter aus der zweiten (1966). Er war in der Valjavčeva ulica in Ljubljana Wohnhaft, wo nebenan der Widerstandssender Radio Kričač seinen Hauptsitz hatte. Er ist am Friedhof Žale in Ljubljana begraben.
Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zupans erster veröffentlichter Text ist die Novelle Črni šahovski konj (1933). Sein erster in Buchform veröffentlichte Prosatext ist die Novelle Adante patetico mit dem Untertitel Povest o panterju Dingu (1945), die später in die Novellensammlung Sončne lise (1969) aufgenommen wurde.
Kurz vor dem 2. Weltkrieg Krieg nahm das Slowenische Nationaltheater Drama Ljubljana sein Stück Stvar Jurija Trajbasa, das 1947 in Buchform veröffentlicht wurde, in sein Repertoire auf, jedoch verbot die Zensur der italienischen Besatzungmacht die Aufführung. Das Werk wurde von den damaligen Behörden mit Empörung aufgenommen, da sie es als Verherrlichung des Bösen ansahen und auch im Gerichtsprozess von 1949 wirkte sich dieses Werk negativ aus.
Ab den 1950er Jahren begann er, Drehbücher zu schreiben, insgesamt etwa 50. Verfilmt wurden:
- Pet minut raja (1959),
- Dobri stari pianino (1959),
- Sreča dolazi u 9 (1961),
- Sjenka slave (1962),
- Naš avto (1962),
- Peta zaseda (1968),
- Idealist (1976).
TV Ljubljana verfilmte fünf seiner Dramen:
- Pričakovanje jutra in Strup (1961),
- Sarabanda za obešence (1968),
- Atentator in kralj (1971),
- Ulica treh rodov (1972, 1974),
- die siebenteilige Serie Vest in pločevina (1974).
Radio Ljubljana strahlte folgende Hörspiele aus:
- Smrt luninega žarka (1962),
- S strahom in pilulo hrabrosti okrog sveta (1968),
- Upor črvov (1969, 1970),
- Suženjski trg (1971),
- Poplah na ladji Jutro (1973),
- Odločitev (1976),
- Ptiči pojejo pesem (1977).
In den 1970er Jahren veröffentlichte er sieben Prosawerke, gedruckt wurden vier seiner Theaterstücke, eine längerer Essay über die formalen Merkmale des zeitgenössischen Theaters mit dem Titel Sholion (1972) und der Gedichtband Polnočno vino (1973). Dies war die Zeit seiner allgemeinen und endgültigen Anerkennung.
Stilistisch ist Zupan sehr vielseitig: zunächst war sein Stil sozialrealistisch, dann eher modernistisch. In seinen modernistischen Romanen stellt er die "problematischen" Helden der Kriegszeit dar. Zupans literarisches Werk ist nicht nur vielfältig, sondern auch umfangreich und umfasst Erzählprosa, Drama, Hörspiel und Fernsehspiel, Filmdrehbücher, Gedichte, Essays, Filmkritiken und Übersetzungen, es überwiegen Romane.
Eine besondere Entdeckung sind vier Romane, die mehr als drei Jahrzehnte nach ihrer Entstehung gedruckt wurden: Potovanje na konec pomladi (ursprünglich Tajsi, Untertitel: Blisk v štirih barvah), Klement, Zasledovalec samega sebe ( ursprünglich Tah) und Mrtva mlaka. Potovanje na konec pomladi und Zasledovalec samega sebe stehen außerhalb der vorherrschenden Tendenzen in der slowenischen Prosa zur Zeit ihrer Entstehung (1937-1940). Sie entsprachen eher den zeitgenössischen europäischen Strömungen und waren der späteren slowenischen modernistischen Prosa in vielerlei Hinsicht voraus.
Seine Literatur ist untrennbar mit seinem persönlichen Leben verbunden und ein großer Teil seiner Bücher ist in hohem Maße autobiografisch: Die Komedija človeškega tkiva behandelt das Vorkriegsschicksal des Schriftstellers, Menuet za kitaro sein Leben während des Krieges, Levitan seine Gefängnisstrafe, Igra s hudičevim repom die Nachkriegszeit (dieser Roman ist sehr sexuell) und der unvollendete Roman Apokalipsa die Gegenwart sowie den Herbst seines Lebens.
Basierend auf seinem Roman Menuet za kitaro drehte der Regisseur Živojin Pavlović den abendfüllenden Spielfilm Nasvidenje v naslednji vojni.
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Potovanje na konec pomladi. 1972
- Reise ans Ende des Frühlings. Blitz in vier Farben. Roman. Übersetzung Aleksander Studen-Kirchner. Nachwort Alenka Koron. Klagenfurt : Drava, Mohorjeva/Hermagoras, Wieser 2013 (Slowenische Bibliothek), ISBN 9783990290620
- Rojstvo v nevihti. Roman. 1943
- Bele rakete lete na Amsterdam. Drama. 1973
- Weisse Raketen fliegen nach Amsterdam. Übersetzung Vera Bokal. Wien ; München : TSV, 1981
- Klement. 1974
- Menuet za kitaro. Na petindvajset strelov. 1975
- Menuett für Gitarre (zu 25 Schuss). Übersetzung Erwin Köstler, Guggolz Verlag, Berlin 2021, ISBN 978-3-945370-30-8
- Igra s hudičevim repom. 1978
- Komedija človeškega tkiva. 1980
- Levitan. 1982
- Potovanje v tisočera mesta. 1983
- Apokalipsa vsakdanjosti. 1988
Vertonung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Vita Mavrič, Jani Kovačič: Vitomil Zupan - Šlagerji in pesmi iz zapora.[1]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Elmar Schenkel: Was für ein Zwiegeschrei. Rezension. In: FAZ, 15. November 2013 (Link zum Text)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Liebeskind/SlowenischeLebensläufe/Vitomil Zupan im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
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- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Liebeskind/SlowenischeLebensläufe/Vitomil Zupan bei Perlentaucher
- Liebeskind/SlowenischeLebensläufe/Vitomil Zupan bei IMDb
- Vitomil Zupan, bei Mohorjeva
- Vitomil Zupan, bei litteraeslovenicae (en)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Vitomil Zupan - Šlagerji in pesmi iz zapora, CD, 2015
Kategorie:Autor
Kategorie:Roman, Epik
Kategorie:Lyrik
Kategorie:Drama
Kategorie:Drehbuchautor
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Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)
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Kategorie:Jugoslawe
Kategorie:Slowene
Kategorie:Geboren 1914
Kategorie:Gestorben 1987
Kategorie:Mann
Personendaten | |
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NAME | Zupan, Vitomil |
KURZBESCHREIBUNG | slowenischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 18. Januar 1914 |
GEBURTSORT | Ljubljana |
STERBEDATUM | 14. Mai 1987 |
STERBEORT | Ljubljana |