Benutzer:Nafets Snehcsuh/Ereignisrisiko
Als Ereignisrisiko wird die Wahrscheinlichkeit eines möglichen Ereignisses, das Schaden für eine Person oder Organisation auslösen kann, bezeichnet. Ergänzend dazu kann die – in der Regel durch Wahrscheinlichkeiten quantifizierte – Unsicherheit bezüglich der im Ereignisfall resultierenden Schadenhöhen als Schadenrisiko bezeichnet werden.
Begriffsklärung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter Risiko wird häufig die Wahrscheinlichkeit oder Möglichkeit eines für eine Person oder Organisation schädlichen Ereignisses verstanden. Typischerweise kann man dabei zwischen dem schadenauslösenden Ereignis und der im Ereignisfall resultierenden Schadenhöhe unterscheiden. Die Wahrscheinlichkeit des schadenauslösenden Ereignisses wird Ereignisrisiko genannt und die in der Regel durch Wahrscheinlichkeiten quantifizierte Unsicherheit bezüglich unterschiedlicher Schadenhöhen kann als Schadenrisiko bezeichnet werden.
Die Quantifizierung des Ereignisrisikos kann durch subjektive Wahrscheinlichkeitsschätzungen, die durch Experten vorgenommen werden, oder durch statistische Methoden erfolgen, wenn bereits beobachtete Ereignisse gleichartiger Situationen vorliegen. Mit Methoden der bayesschen Statistik können subjektive Wahrscheinlichkeiten mit statistischen Beobachtungen kombiniert werden.
Bei der Erfassung des Ausfallrisikos (oder Adressenausfallrisikos) im Rahmen der Messung des Kreditrisikos unterscheidet man das durch eine Ausfallwahrscheinlichkeit gemessene spezielle Ereignisrisiko eines Ausfallereignisses und das durch eine Verlustverteilung quantifizierte Verlustrisiko oder Volumenrisiko als spezielles Schadenrisiko. Das Kreditrisiko ist dann durch eine Wahscheinlichkeitsverteilung beschrieben, die sich aus der Kombination der Ausfallwahrscheinlichkeit mit der Verlustverteilung bei Ausfall (engl. loss given default) ergibt.
Verwendung des Begriffs
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Verwendung des Begriffs Ereignisrisiko ist relativ neu. Typische Anwendungsbereich sind Wirtschaftswissenschaften, Medizin und Technik.
Wirtschaftswissenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine frühe Verwendung in den Wirtschaftswissenschaften findet sich bei Grohmann (1965): „Das erscheint zunächst als Nachteil, weil die dem jeweiligen „Ereignisrisiko“ ausgesetzten Personengruppen im Hinblick auf dieses Risiko möglichst homogen sein sollen.“[1]
Im Bereich des Kreditrisikomessung ist die Unterscheidung zwischen dem Ausfallereignis und der aus einem Ausfall resultierenden Schadenhöhe üblich. In diesem Sinn schreibt Barth (2000): „Das Kreditrisiko des Portfolios wird somit einerseits durch das Volumenrisiko bestimmt, das durch den Nettowert des Exposures gegeben ist, und andererseits durch das Ereignisrisiko, das durch die Möglichkeit des Ausfalls eines Kontrahenten gegeben ist.“[2]
Manchmal ist die Verwendung des Begriffs Ereignisrisko durch den überraschenden und zeitpunktartigen Aspekt des betrachteten Risikos motiviert:
- Ocker (2010) schreibt in seiner Dissertation: „[...] strategische Risiken [...], die sich [...] in zwei wichtige Unterklassen, nämlich strategische Verteilungsrisiken und strategische Ereignisrisiken, unterscheiden lassen. [...] [Dabei] drücken strategische Ereignisrisiken die Gefahr des Eintritts einzelner, deutlich unterscheidbarer und strategisch bedeutsamer Ereignisse aus.“[3]
- Im Gabler Banklexikon (2018) heißt es im Eintrag „Externe Ereignisrisiken“: „Katastrophenrisiken; die externen Ereignisrisiken umfassen sowohl natürliche als auch künstliche Katastrophenrisiken.“[4]
Bei einer abweichenden Verwendung des Begriffs im Bereich des Risikomanagements bezeichnet Ereignisrisiko ein durch Wahrscheinlichkeiten quantifizierbares Risiko im Unterschied zu einem nicht durch Wahrscheinlichkeiten quantifizierbaren Risiko.
- Schöll/Eichhorn/Gleißner (2019): „Im Rahmen einer Quantifizierung werden Ereignisrisiken durch eine Schadenshäufigkeit und dazugehöriger Schadenshöhe sowie Entwicklungen durch eine Schadenshöhe bewertet.“[5]
Medizin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei medizinischen Untersuchungen interessiert die Wahrscheinlichkeit bestimmter Ereignisse im Verlauf einer Krankheit, einer Operation oder während einer bestimmten Behandlung. Die dabei interessierende Ereignisse sind z. B. Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall, Krankenhauseinweisung usw.
- „So steigt das Ereignisrisiko in beiden Gruppen vom ersten zum zweiten Registerjahr deutlich. Jeder achte Patient (13 Prozent), der bereits ein kardiovaskuläres Ereignis hinter sich hatte, erlitt schon im ersten Jahr einen nichttödlichen Herzinfarkt oder Schlaganfall, wurde wegen kardiovaskulärer Probleme in ein Krankenhaus eingewiesen oder starb an kardiovaskulären Ursachen.“[6]
- Bei Übersetzungen aus dem Englischen wird „risk of [... ] event“ häufig mit „[...] Ereignisrisiko“ übersetzt. Beispielsweise ist „kardiovaskuläres Ereignisrisiko“ die Übersetzung von „risk of cardiovascular events“[7]
Technik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Einschätzung technischer Risiken verwendet Uebing (1983) den Begriff folgendermaßen: „Ein von technischen Anlagen oder Vorgängen ausgehendes Risiko wird häufig durch Ereignisrisiken beschrieben, die auf die in der Umgebung der Risikoquelle lebenden Menschen wirken.“[8]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Steffi Höse, Stefan Huschens: Ereignisrisiko – Statistische Verfahren und Konzepte zur Risikoanalyse. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg 2022, ISBN 978-3-662-64690-8, doi:10.1007/978-3-662-64691-5.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Heinz Grohmann: Die Entwicklung eines Bevölkerungsmodells zur Beurteilung der Finanzierung der dynamischen Rente (= Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main [Hrsg.]: Frankfurter Wirtschaft- und Sozialwissenschaftliche Studien. Band 14). Duncker & Humblot, Berlin 1965, ISBN 978-3-428-00525-3, S. 87, doi:10.3790/978-3-428-40525-1.
- ↑ Jörn Barth: Worst-Case Analysen des Ausfallrisikos eines Portfolios aus marktabhängigen Finanzderivaten. In: Andreas Oehler (Hrsg.): Kreditrisikomanagement – Portfoliomodelle und Derivate. Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-7910-1663-6, S. 107–148, 112.
- ↑ Dominik Ocker: Unscharfe Risikoanalyse strategischer Ereignisrisiken (= Franz Xaver Bea, Alfred Kötzle, Erich Zahn [Hrsg.]: Schriften zur Unternehmensplanung. Band 83). Peter Lang, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-631-59752-1, S. 4.
- ↑ Gerd Waschbusch: Externe Ereignisrisiken. In: Gabler Banklexikon. 13. November 2018, abgerufen am 20. September 2022.
- ↑ Stefan Schöll, Dirk Eichhorn, Werner Gleißner: Monte-Carlo-Simulationen im Risikomanagement des Flughafens München – Simulationsverfahren zur Bewertung und Aggregation von Risiken. In: Controller Magazin. Nr. 5, 2019, ISSN 1616-0495, S. 28–33, 30.
- ↑ Register belegt hohes Risiko für KHK-Ereignis bei Gefäßleiden. In: aerztezeitung.de. 15. November 2006, abgerufen am 20. September 2022.
- ↑ Kardiovaskuäres Ereignisrisiko nach Gichtanfall vorübergehend erhöht. In: aerzteblatt.de. 5. August 2022, abgerufen am 20. September 2022.
- ↑ Dietrich Uebing: Technische Risiken und deren Akzeptanz. In: Zeitschrift für das gesamte Versicherungswesen. Band 72, 1983, ISSN 0044-2585, S. 589–599, 589, doi:10.1007/BF03188345.
Weblinks
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