Benutzer:Partonopier/Jüdische Gemeinde Arnstein (Unterfranken)
Die Jüdische Gemeinde Arnstein ist seit dem Mittelalter in Arnstein belegt und bestand mit Unterbrechungen bis zur Vernichtung durch die Nationalsozialisten.
lebten bereits im Mittelalter einige Juden. Die Stadt wird 1298 Schauplatz eines Rintfleisch-Pogroms. Erst Mitte des 14. Jahrhunderts gab es danach wieder Juden in der Stadt.
Die neuzeitliche Gemeinde ging auf eine ursprüngliche Ansiedelung aus der Zeit des 16. Jahrhunderts zurück. Während des Dreißigjährigen Krieges konnten sich offenbar wieder Juden niederlassen. Möglicherweise flohen diese aus Landgemeinden in die Stadt (ca. 1633/34). 1675 zählt man vier jüdische Familien in Arnstein. 1699 bestand die Gemeinde aus 35 Personen. Um 1740 gab es sieben jüdische Haushalte. Um 1800 gab es im damaligen Amt Arnstein nur in Arnstein selbst jüdische Einwohner. Die jüdischen Familien wohnten zunächst alle im Bereich der früheren „Judengasse“ (heute Goldgasse), die entlang der Stadtmauer vom Bettendorfer zum Siegersdorfer Tor verläuft.
Die jüdischen Familien lebten bis Anfang des 19. Jahrhunderts nahezu ausschließlich vom Handel. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts eröffneten einige von ihnen Gewerbebetriebe in der Stadt. Einrichtungen der Gemeinde waren in der damaligen „Judengasse“ die Synagoge, ein jüdisches Schulhaus mit einer Religionsschule und einem rituellen Bad. Tote der jüdischen Gemeinde wurden in Laudenbach, Euerbach und Schwanfeld beigesetzt.
Im Jahre 1924 gab es 35 Einwohner mit jüdischem Glauben in Arnstein. Religionsunterricht erteilte den damals noch sechs schulpflichtigen jüdischen Kindern Hermann Holländer. Die Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat Schweinfurt. Vorsitzender der Repräsentanz war Salomon Bauer. An jüdischen Vereinen bestanden: Die Chewra Kadischa (Bestattungs- und Wohltätigkeitsverein, u. a. zur Unterstützung älterer durchreisender Leute, 1932 acht Mitglieder unter dem Vorsitz von Salomon Bauer) und der Wohltätigkeitsverein Chewroth (gleichfalls unter Leitung von Salomon Bauer; Zweck der des Vereins: Unterstützung, Lehrvorträge).
Im Jahre 1932 gab es dann nur noch drei schulpflichtige jüdische Kinder. 1933 zählte man noch 29 jüdische Einwohner, 1935 durch Zuzug 32. Auf Grund der zunehmenden Repressalien verzogen bis Ende Juli 1938 25 der Einwohner in andere Orte oder emigrierten ins Ausland. 1935 wanderten vier Personen nach Palästina, und weitere vier in die USA aus. Im Jahre 1937 wurde der Arzt L. Veilchenblau verhaftet und 1939 zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Seine Spur verliert sich ab diesem Datum. Anfang 1938 wurde die Gemeinde für aufgelöst erklärt. Unmittelbar nach den Ausschreitungen beim Novemberpogrom 1938 verzogen die letzten beiden jüdischen Einwohner, so dass ab dem November 1938 keine jüdische Person mehr in Arnstein lebte.
Während der NS-Zeit kamen folgende jüdische Einwohner Arnsteins ums Leben:
Berta Aron Freudenberger (* 1880), Paula Bermann (* 1890), Rosalie Dominski (* 1886), Julius Freudenberger (* 1885), Karolina Heymann (* 1875), Rita Holländer (* 1913), Rosa Holländer (* 1878), Selma Hutzler (* 1886), Erna Neuberger (* 1920), Isabella Regensteiner (* 1881), Ida Schloss (* 1913), Johanna Schloss (* 1878), Martha Schulmann (* 1893), Siegfried Siegel (* 1883), Arthur Stein, Fanny Stein (* 1876), Frieda Stein, Herbert S. Stein (* 1935), Ruth Stein (* 1933), Simon Stein (* 1872), Werner L. Stein (* 1932), Toni (Melanie) Strauss (* 1891), Ludwig Veilchenblau (* 1892).[1]
Geschichte der Arnsteiner Synagoge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Arnsteiner Synagoge wurde um 1800 erbaut. Sie wurde um 1870 und nochmals 1934 renoviert. Bei der letzten Renovierung 1934 wurde als Portalinschrift Genesis 28,17 angebracht (hebräisch für „Hier ist nichts anderes als Gottes Haus und hier ist die Pforte zum Himmel“). Ab 1934 wurden nur noch für kurze Zeit Gottesdienste abgehalten, Grund war die rasch zurückgehende Mitgliederzahl. Im April 1938 wurden das Synagogengebäude sowie das Schulhaus verkauft.
Nach 1945 kam das Gebäude in Privatbesitz und wurde zu einem Wohnhaus umgebaut. Ab 1978 wurde es als Lagerhaus verwendet. Trotz der Umbauten blieben die zugemauerten, aber sichtbaren Rundbogenfenster sowie die Malereien an der Decke (mit Landesfarben und -wappen) erhalten.
Mitte der 1990er Jahre wurde das Gebäude von der Stadtverwaltung erworben. Ziel war die Instandsetzung. 2005 gründete sich der Förderkreis „Alte Synagoge Arnstein e. V.“ Dieser setzte sich zum Ziel, die Synagoge zu restaurieren und zu einem Begegnungszentrum umzugestalten. Die mehrjährigen Sanierungsarbeiten wurden im Sommer 2012 mit einem Tag der offenen Tür abgeschlossen. Das Gebäude ist für die Öffentlichkeit wieder zugänglich.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Klaus-Dieter Alicke: Jüdische Gemeinde – Arnstein (Unterfranken/Bayern) (= Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. 1: Aach – Groß-Bieberau). Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008, ISBN 978-3-579-08077-2 (jüdische-gemeinden.de).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alte Synagoge Arnstein – Kultur- und Lernort. Förderverein Alte Synagoge e.V., abgerufen am 24. August 2023.
- Die Synagoge in Arnstein (Main-Spessart-Kreis). In: https://www.alemannia-judaica.de. Alemannia Judaica. Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum, abgerufen am 24. August 2023.