Benutzer:Plauz/Wikipedia hat keine Redaktion

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Inhalt: Dieser Text ergänzt Wikipedia:Was Wikipedia nicht ist. Er beschreibt, wie sich Erstellung und Nutzung von enzyklopädischen Inhalten in einem offenen Wiki von der Arbeitsweise eines traditionellen Verlags mit einer Redaktion unterscheiden, und wie sich der Unterschied auf das Qualitätsmanagement der Wikipedia auswirkt. Er schließt mit konkreten Handlungsempfehlungen für Wikipedia-Leser und Autoren.

Die Wikipedia ist kein Verlag und kein Produkt eines herkömmlichen Verlags. Die Wikipedia ist ein offenes Wiki mit enzyklopädischen Inhalten. Die Wikipedia ist eine Enzyklopädie, die in einem Wiki geschrieben und gelesen wird.

Qualitätsprobleme durch Veränderbarkeit

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Bei herkömmlichen Verlagen sind die Rollen klar verteilt. Der Verlag erarbeitet das Produkt, der Kunde nutzt es. Das gilt für papiergebundene und für Online-Enzyklopädien. Der Kunde bezahlt den Verlag für verlässliche Inhalte. Die wirtschaftliche Existenz des Verlags hängt davon ab, dass die Qualität den Kundenerwartungen entspricht. Wenn nicht, werden die Produkte nicht mehr verkauft. Verlage von Fachlexika verwenden deswegen ausgeklügelte Qualitätssicherungssysteme. Sie arbeiten mit fachlich ausgewiesenen und namentlich bekannten Autoren zusammen. Lektoren überprüfen die Artikel. Sie sammeln Forschungsmaterial und Belege für Artikelangaben in verlagseigenen Archiven. Es gibt eine Redaktion, die über die inhaltliche Ausrichtung des Endprodukts und die Aufnahme einzelner Artikel entscheidet. Nur selten wechselt ein Leser in die Autoren- oder Verlegerrolle.

Bei der Wikipedia soll dieser Wechsel dagegen möglichst einfach gelingen. Ein Klick auf „Bearbeiten“ reicht. Die Wikipedia ist ein offenes Wiki. Zahllose unabhängige, unbezahlte und meist anonyme Amateure erarbeiten gemeinschaftlich die Inhalte. Es gibt keine feste Rollenverteilung. Jeder kann jede Funktion übernehmen. Es wird viel Quatsch geschrieben.

"Wikipedia" an sich ist also kein Qualitätsmerkmal. Die Tatsache, dass ein Artikel zu einem gegebenen Zeitpunkt in der Wikipedia steht, sagt nichts über seine Qualität aus. Die Wikipedia ist deswegen im wissenschaftlichen und journalistischen Umfeld nur bedingt zitierfähig.[1] Deswegen stellt die Wikipedia hohe Anforderungen an die Medienkompetenz des Lesers. Er muss die Inhalte auf Plausibilität prüfen können und möglichst auch externe Referenzen zu Raten ziehen.

Erschwerend kommt dazu, dass jeder Benutzer jederzeit einen Artikel bewusst verfälschen kann. Im Falle des Seigenthaler-Skandals 2005 hatte sich in der Wikipedia eine bewusste Falschaussage über Monate gehalten. Artikel von Politikern und Wirtschaftsführern sind oft Gegenstand von Manipulationsversuchen durch beide Seiten: Gegner wie Unterstützer.

Siehe auch: Unsere Antworten auf Kritik, NPOV

Das Problem der halbfertigen Artikel

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Beim herkömmlichen Verlag sind halbfertige Artikel nur für Mitarbeiter sichtbar. Entwürfe werden nicht veröffentlicht. Erst wenn ein Artikel inhaltlich und formal gut genug ist, gibt ihn die Redaktion zu Veröffentlichung frei.

In einem offenen Wiki, wie der Wikipedia, fehlt dieser Schnitt. Ein Artikel ist zu jedem Zeitpunkt seiner Entstehungsphase öffentlich. Also erfordert die Wikipedia eine ganz andere Vorgehensweise beim Schreiben eines Artikels, als ein traditioneller Verlag.

Organisches Wachstum

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Im Idealfall wächst ein Wikipedia-Artikel organisch von einem Artikelkeim, auch „Stub“ oder „Stummel“ genannt, in einen umfassenden Artikel. Ab einer gewissen Größe wird er in Unterartikel aufgeteilt. Ein Artikel sollte zu jedem Zeitpunkt inhaltlich, formal und sprachlich so stimmig sein, dass er angenehm zu lesen ist.

Siehe auch: Artikel, Oma-Test

Entwürfe löschen oder kennzeichnen?

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Die Mehrheit der Wikipedia-Artikel dürfte eher Entwürfe im traditionellen Sinne als Artikel im organischen Sinne sein. Andere Autoren mögen solche Entwürfe als Arbeitsgrundlage hilfreich finden (wie im traditionellen Verlagsprozess auch), für Leser sind sie unbefriedigend.

Im Prinzip hat ein Wikipedianer, dem ein „mangelhafter“ oder „unpassender“ Entwurf auffällt, folgende Möglichkeiten:

  1. Umarbeiten in einen lesbaren Artikel.
  2. Kennzeichnen mit Bewertungsbausteinen.
  3. Verstecken einzelner Textstellen als Kommentar im Quelltext oder auf der Diskussionsseite.
  4. Löschen.
  5. Ignorieren.

Der richtige Umgang mit solchen Entwürfen ist Gegenstand hitziger Debatten in der deutschsprachigen Wikipedia. Schlagworte sind etwa Löschpraxis, Bapperl oder Stub.

Siehe auch: Portal Wartung

Qualitätssicherung in einem offenen Wiki

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Wikipedianer, die zu qualitativ hochwertigen Artikeln beitragen wollen, sollten sich der andersartigen Strukturen bewusst sein.

Jeder Wikipedianer kann eine oder mehrere unterschiedliche Rollen übernehmen, je nach Interesse. Am einfachsten ist die Rolle eines Korrektors, der Rechtschreibung und formale Fehler korrigiert. Die Rolle des Lektors beinhaltet die Prüfung nach inhaltlichen und sprachlichen Qualitätskriterien. Verbesserungsvorschläge kann ein Lektor auf den Diskussionsseiten anbringen. Nimmt er selbst Änderungen am Artikel vor, wird er zum Autor im engeren Sinne.

Zur Rolle des Redakteurs gibt es kein unmittelbares Gegenstück, da es in der Wikipedia keine oberste inhaltliche Entscheidungsinstanz im Sinne einer Redaktion gibt.

Diese Aufgaben werden in der Wikipedia gemeinschaftlich bearbeitet. Portale bringen Wikipedianer mit ähnlichen Interessen zusammen. Auf den Wartung-Seiten gibt es zahlreiche Möglichkeiten sich an der inhaltlichlichen Auswahl und Weiterentwicklung von Artikeln zu beteiligen. Ein Administrator hat erweiterte Eingriffsmöglichkeiten, aber keine inhaltliche Kontrolle.

Siehe auch: Löschregeln, Edit-War, Bitte nicht stören

Ein Autor sollte sich auch bewusst sein, dass die Leser an Wikipedia-Artikel die gleichen Qualitätsansprüche stellen, wie an redaktionell betreute Enzyklopädien. Falls einem Autor bei einem Artikel Qualitätsmängel auffallen, die er nicht sofort beseitigen kann, muss er sie zumindest kennzeichnen. Nur so ist gewährleistet, dass die Leser keine übertriebenen Qualitätanforderungen an den jeweiligen Artikel stellen.

Außerdem sollte es dem Leser leicht gemacht werden, zumindest die zentralen Angaben eines Artikels extern zu validieren. Neben den o.g. Quellenangaben/Belegen ist ein Link auf eine externe Webseite zum Artikelthema am benutzerfreundlichsten.

Siehe auch: Belege, Weblinks

Hinweis: der folgende Abschnitt wurde von Nichtjuristen verfasst und ist nur als äußerst vorläufiger Entwurf zu interpretieren.

Die Wikipedia ist kein rechtsfreier Raum. Jeder einzelne Autor kann für Urheberrechtsverletzungen oder bewusste Rufschädigungen zur Verantwortung gezogen werden (vgl. Seigenthaler-Skandal 2005). Fehlverhalten einzelner Autoren kann das gesamte Projekt gefährden (vgl. Tron-Skandal 2006). Der genaue rechtliche Status der Wikipedia ist noch weitgehend unklar. Er dürfte eher einem Webforum als einem Verlag entsprechen. Einen im presse- oder vertragsrechtlichen Sinne verantwortlichen Herausgeber gibt es vermutlich nicht. Welche Konsequenzen das für Autoren und Benutzer der Wikipedia hat, ist noch nicht im Einzelnen geklärt.

Siehe auch: FAQ Rechtliches

Handlungsempfehlungen

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Handlungsempfehlungen für Leser im Umgang mit Artikeln:

Handlungsempfehlungen für Autoren:

Siehe Hauptartikel: Alternativprojekte

Versuchsweise wurde bei der deutschsprachigen Wikipedia 2008 ein zweistufiges System mit gesichteten und geprüften Versionen eingeführt.

Andere wikibasierte Nachschlagewerke lösen das Moderations- und Redaktionsproblem anders. Bei Wikiweise können nur namentlich bekannte Benutzer mitarbeiten.[2] Das Projekt Wikinfo hält Neutralität für unerreichbar und setzt auf ein Nebeneinander unterschiedlicher Meinungen.[3] Andere Projekte werden von Einzelpersonen kontrolliert.

Der Wikipedia-Mitgründer Larry Sanger entwickelt seit 2006 das Citizen Compendium "Citizendium". Es basiert auf der gleichen Software wie Wikipedia und basiert anfangs auf Inhalten der Wikipedia. Im Gegensatz zur Wikipedia können nur namentlich registrierte Autoren die Inhalte bearbeiten. Außerdem sollen durch geeignete Mechanismen Fachleute stärker eingebunden werden.[4]

Gedruckte Artikel

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Interessant ist auch der Sonderfall, wenn Wikipedia-Artikel zu einer Druckausgabe (WikiReader, WikiPress) zusammengestellt werden. Dann gibt es wieder eine Verlagsherstellung mit verbindlicher Artikelversion, Verlag und verantwortlichem Redakteur. Bei dem Book-On-Demand Anbieter PediaPress kann dagegen wieder jeder Benutzer seine eigene Version zusammenstellen.

  1. Hinweise zur Abfassung von Haus- und Studienarbeiten. Professur für Versicherungsinformatik, Universität Leipzig. Stand 14. Juli 2006 Online; Merkblatt für die Erstellung von Diplom-, Bachelor-, und Seminararbeiten Lehrstuhl für Volkswirtschaftstheorie, Universität Münster. Stand 14. Juli 2006 Online
  2. Wikiweise: Einstieg für neue Autoren Stand 21. Dezember 2005, 16:51
  3. Wikinfo: Editorial policy Stand 15. August 2007, 09:37
  4. http://www.citizendium.org/