Benutzer:Powerpaffpaule/Rolf Garnich

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Rolf Garnich (* 29. März 1929 in Esslingen am Neckar; † 30. September 2016) war ein deutscher Unternehmer, Philosoph, Künstler und Designer.[1]

Rolf Garnich – 2013

Garnichs Leben war eine ständige Suche nach Wissen und einem tieferen Verständnis der Welt. Selbst im Jahr 2000, als er bereits etabliert war, strebte er nach neuen Erkenntnissen, indem er erneut Studien in Philosophie, Kunstgeschichte und anderen Bereichen aufnahm. Sein künstlerisches Schaffen, das sich in der freien Grafik manifestierte, überquerte die Grenzen vom Mathematischen und hinterließ Spuren, die bis heute in Ausstellungen und Archiven gewürdigt werden.

Rolf Garnich starb am 30. September 2016 in Esslingen, ist auf dem Esslinger-St. Bernhardt Friedhof beigesetzt und hinterließ seine Ehefrau Rosemarie Garnich (geb. Bechtle), drei Kinder (Henriette, Florian und Peter) sowie neun Enkelkinder (Julia, Johannes, Sarah, Elena, Paul, Veit, Cora, Jakob und Anna-Maria).[2]

Nach einem Maschinenbaustudium an der TH Stuttgart und TU Berlin erweiterte er seine akademischen Kenntnisse durch Studien an der Universität Stuttgart und Universität Tübingen in Psychologie, Philosophie, Mathematik, Kybernetik und Betriebswirtschaft. Danach arbeitete er in der Renn- und Forschungsabteilung von NSU, 1958 wechselte er an die Hochschule für Gestaltung in Ulm (HfG)[3], wo er einen Grundstein für sein späteres Schaffen legte.

Beruflicher Werdegang

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Ulmer Hochschule für Gestaltung

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An der Ulmer Hochschule für Gestaltung (HfG) war Garnich aktiv an der Entwicklung und Umsetzung neuer Designkonzepte beteiligt. Die HfG, bekannt für ihre avantgardistischen Ansätze im Design und ihre experimentellen Werkstätten, bot Garnich die ideale Plattform, um seine Ideen in die Praxis umzusetzen. Die Schule gilt als einer der Wiegen des modernen Designs und ist stark verzahnt mit der durch den Nationalsozialismus geschlossenen Bauhaus. Hier arbeitete er unter anderem zusammen mit Hans Gugelot, welcher später Dozent des Apple und iPhone Designers Jonathan Ive war.[4] [5] Darüber hinaus ist seine arbeitete er in der Kunststoffwerkstatt der HfG, die durch großzügige Materialspenden von Unternehmen wie Bayer und BASF unterstützt wurde, ermöglichte es ihm, das Potenzial moderner Kunststoffe für das Produktdesign zu erkunden.[6]

Beitrag zur Designtheorie

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Mit seinem Buch "Ästhetik, Konstruktion und Design. Eine strukturale Ästhetik" leistete Garnich einen wesentlichen Beitrag zur Designtheorie. Seine Forschungen und theoretischen Überlegungen, die er später durch weitere Studien in Philosophie, Kunstgeschichte und anderen Disziplinen vertiefte, zeugen von seinem Bestreben, Design als eine Disziplin zu etablieren, die sowohl technische als auch ästhetische Aspekte vereint.[7] Ein großer Teil seiner Arbeiten wurde Ende der 1990er Jahre an das Landesmuseum für Technik und Arbeit (heute TECHNOSEUM) in Mannheim und das HfG-Archiv in Ulm gegeben.[3] [5]

Dr. Garnich Design

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Als Produkt- und Industriedesigner stand er für eine funktionale und ästhetische Herangehensweise an Design. Sein Streben galt einer Verbindung zwischen Ästhetik und Funktionalität. Garnichs Arbeiten zeigen sich in zahlreichen Alltags- und Industriegegenständen wider. Als Designer entwickelte Rolf Garnich vom individuellen Gebrauchsgegenstand bis zur komplexen Industrieanlage mehr als 2500 Produkte für über 260 Auftraggeber.[3] [1] [8]

Rolf Garnichs beruflicher Werdegang ist geprägt von seiner Arbeit an der Schnittstelle zwischen Design und Industrie. 1960 gründete er in Esslingen das erste deutsche Ingenieurbüro für Industrial Design mit dem Namen "Institut für Ingenieur-Design" mit welchem er mehr als 2500 Produkte für über 260 Auftraggeber entwickelte und designte. In dieser Funktion arbeitete er mit Unternehmen wie Braun, AEG, Festo, Buderus, Kodak, Zündapp, Bizerba und Zeiss zusammen, für die er Designkonzepte für Küchengeräte, Bohrmaschinen und Supermarkt-Waagen entwickelte. Das "Institut für Ingenieur-Design" pflegte Kooperationen und Joint Ventures für mehrere Firmen in USA, Kanada, Skandinavien, Japan, Brasilien, Ungarn und der DDR. Das Institut bestand mehr als 25 Jahre. Während dieser Zeit gab er über 70 Vorlesungen und Vorträge an Universitäten, Studium Generale und Konzernen im In- und Ausland. Als einer der ersten Designer weltweit wollte Rolf Garnich Ästhetik mathematisch beweisbar machen. Seine Entwürfe zeichnen sich durch eine klare, funktionale Ästhetik aus, die sich in den Alltag integrieren lässt.[1] [8] [6] [7]

1967 promovierte Garnich zum Doktor der Philosophie mit der Begründung der "Strukturalen Ästhetik" auf mathematischer, konstruktiv-generativer und historischer Basis an der Universität Stuttgart bei Max Bense.[9] Später setzte sich Garnich mit "Generativer Semiotik" auseinander und schaffte das transzendentale Schema der "Generativen Semiotik" bis in das unendlich Introszendente.[10]

Als Künstler schaffte er ein Œuvre von Algorithmen ausgehend, welche Mathematik, Philosophie und Kunst verbinden.

Im Kern seiner künstlerischen Praxis steht die strukturale Ästhetik, die nicht nur die sichtbare Ordnung, sondern auch die inhärente Logik und Schönheit mathematischer Prinzipien betont. Garnichs Ansatz reflektiert eine philosophische Tiefe, die das Verständnis von Kunst als ein Mittel zur Erkundung und Darstellung universeller Wahrheiten erweitert. Durch die Anwendung mathematischer Konzepte auf seine Kunstwerke schafft Garnich eine Brücke zwischen den scheinbar disparaten Welten der Wissenschaft und der visuellen Kunst, wodurch er Betrachter dazu einlädt, die komplexen Beziehungen zwischen Form, Raum und Bedeutung neu zu bewerten. Seine Arbeiten bieten somit einen faszinierenden Einblick in das Potenzial interdisziplinärer Ansätze in der Kunst, die über traditionelle Grenzen hinausgehen und neue Perspektiven auf das Zusammenspiel von Struktur, Ästhetik und Konzept eröffnen.[9]

Werke (Auswahl)

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  • "Ästhetik, Konstruktion und Design. Eine strukturale Ästhetik" - Einflussreiches Werk, das Garnichs theoretische Perspektiven auf Design und Ästhetik zusammenfasst.[7]
  • 1959, Braun Schmalfilmkamera 8 mm
  • 1959, Braun Multigerät (Küchenmaschine) mit Hans Gugelot[5]
  • 1960, Mauthe Uhrenfabrik (Wecker)[3]
  • 1960, Festo Schwingschleifer und Massator-Profi
  • 1968, Zeiss Elektonenmikroskop EM 10
  • 1972, Staehle Sparbüchsen
  • 1979, Zündapp Enduro-Mokick hai 50
  • 1981, Bizerba Systemwaage CD 8700
  • 1982 Zeiss Routinemikroskop Axioskop
  • 1983 Zeiss Universalmikroskop Axiotron
  • 1983, AEG Schwingschleifer VS 250
  • 1984, AEG Kettensäge KS 40
  • 1985, Bizerba Elektronik-Ladenwaage PRO 7500
  • 1986, Bizerba Modulare Datenkasse DCS 8000
  • 1987, Bizerba Ladenwaage CD 8600
  • 1988, Zeiss Transmissions-Elektronenmikroskop EM 900
  • 1988, Festo DUO-Kugelschreiber
  • Garnich, Rolf. Ästhetik, Konstruktion und Design: Eine strukturale Ästhetik. Otto Maier Verlag, Ravensburg 1976, ISBN 3-473-61558-7

Einzelnachweise

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  1. a b c Eßlinger Zeitung ONLINE-Das Nachrichtenportal für die Region Esslingen- Eßlinger Zeitung: Der Designer und Künstler Rolf Garnich ist gestorben - Viele Alltagsgegenstände tragen seine Handschrift: Alternativlose Kreativität - Esslinger Zeitung. Abgerufen am 2. April 2024.
  2. Traueranzeigen von Rolf Garnich | zeit-des-gedenkens.de. Abgerufen am 2. April 2024 (deutsch).
  3. a b c d Stadtmuseum im Gelben Haus Esslingen.: STME 004990: Wecker, entworfen von Rolf Garnich. In: museum-digital baden-württemberg. Stadtmuseum im Gelben Haus Esslingen., 5. Oktober 2023, abgerufen am 2. April 2024.
  4. Apple: Design made in Ulm?! | Ulmer Spickzettel. Abgerufen am 2. April 2024 (deutsch).
  5. a b c HfG-Archiv Ulm.: HfG-Ar Dp 011.004 M: Multigerät (Küchenmaschine). In: museum-digital baden-württemberg. HfG-Archiv Ulm., 5. Oktober 2023, abgerufen am 2. April 2024.
  6. a b Maike Bongartz: Ausstellung Fachhochschule Ulm: Kunststoff – Zauberstoff. 19. Oktober 2023, abgerufen am 2. April 2024 (deutsch).
  7. a b c Rolf Garnich: Ästhetik, Konstruktion und Design: Eine strukturale Ästhetik. 1. Auflage. Otto Maier Verlag, Ravensburg 1976, ISBN 3-473-61558-7.
  8. a b Stuttgarter Zeitung: Esslingen: Die Nacht aus dem Schatten des Tages geholt. Abgerufen am 2. April 2024.
  9. a b Stuttgarter Nachrichten: Esslingen: Zeichensprache in der Villa Merkel. Abgerufen am 2. April 2024.
  10. Rolf Garnich: Zum Gedenken an Max Bense: Reden und Texte an seinem 90. Geburtstag. In: Universität Stuttgart (Hrsg.): Reden und Aufsätze. Nr. 64. Universitätsbibliothek Stuttgart 2000, Stuttgart 2000, ISBN 3-926269-32-4, S. 65.


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