Benutzer:Rainer Zenz/Orbis
Der Orbis sensualium pictus (Die sichtbare Welt) von Johann Amos Comenius erschien zuerst 1658 in Nürnberg. Auf 309 Seiten im Format 10 x 16,5 cm zuzüglich Vortrag (Vorwort) und Titel-Register (Stichwortverzeichnis) wird die Welt von Gott bis zu den Insekten beschrieben und mit Holzschnitten illustriert. Die meist doppelseitigen Artikel – links mit je einer mit Nummern versehenen Abbildung, rechts mit zweispaltigen Erläuterungen in lateinischer und deutscher Sprache – bewegen sich in einem Zyklus von Gott, der Welt, über die Elemente, Pflanzen und Tiere zu den Menschen, deren Handwerken, Berufen, Künsten und Wissenschaften, Tugenden, Lastern und Strafen, Spielen, Politik, Krieg und Religionen bis zum Jüngsten Gericht um im Beschluß mit der gleichen Illustration wie in der Einleitung das Gespräch mit dem Schüler zu beenden.
Die Abbildungen der Buchseiten sind der ersten Ausgabe von 1658 entnommen. Die Übersetzung der von Comenius lateinisch abgefassten Texte ins Deutsche stammt von Siegmund von Birken (1626–1681), die Illustrationen werden dem Nürnberger Formschneider Paulus Creutzberger zugeschrieben. Satz und Druck besorgte Michael Endter.
Das Titelblatt mit Comenius’ Motto „omnia sponte fluant, absit violentia rebus“ (Gewalt sei fern von den Dingen, alles fließe aus eigenem Antrieb) | ||
L. Komm her / Knab! lerne Weißheit.
S. Was ist das / Weißheit? L. Alles was nöthig ist / recht verstehen / recht thun / recht ausreden. S. Wer wird mich das lehren? L. Ich / mit GOtt. S. Welcher gestalt? L. Ich will dich führen durch alle Dinge / ich will dir zeigen alles / ich will dir benennen alles. S. Sehet / hier bin ich! führet mich / in GOttes Namen! L. Vor allen Dingen mußt du lernen die schlechten Stimmen / in welchen bestehet die Menschliche Rede: welche / die Thiere wissen abzubilden / und deine Zunge weiß nachzumachen / und deine Hand mahlen kan. | ||
GOTT ist aus sich selber / von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Das allervollkommenste und allerseeligste Seyn (Ding) Im Wesen Geistlich und Einig. In der Persönlichkeit Dreyfältig. Im Willen Heilig / Gerecht /Gütig / Warhafftig. An Macht der Größte. An Güte / der Bäste. An Weißheit / unermäßlich. Ein unbegreiffliches Liecht: und doch Alles in Allem. Überall / und Nirgends. Das höchste Gut / und alleine der unerschöpfliche Brunn alles Guten. Aller Dinge / die wir nennen die Welt / gleichwie ein Erschaffer / also ein Regirer und Erhalter. | ||
Der Himmel 1 hat das Feuer / die Sternen. Die Wolcken 2 Die Vögel 3 Die Fische 4 Die Erde hat Berge / 5 Also, sind voll ihrer Einwohnere / die vier Elemente / der Welt größte Cörper. | ||
Der Himmel 1 drehet sich / und gehet um die Erde / 2 die in der Mitten stehet. Die Sonne / 3 Gegen über ist die Finsternis 6 Bey Nacht scheinet der Mond / 7 Des Abends / 9 Des Morgens / die Morgenröte 10 | ||
Das Feuer brennet und verbrennet.
Dessen Funke mit Hülff des Stahls 1 Der Rauch 9 Aus dem Brand / (brennenden Holtz) wird ein Löschbrand 11 Aus der Glutkohle / (dem glühenden Stuck Brands/) wird eine todte Kohle 12 Endlich / was überbleibet / ist Asche 13 | ||
Die Lufft 1 wehet sanfft. Der Wind 2 Der Sturmwind 3 Der Wirbelwind 4 Der Wind unter der Erden 5 | ||
Das Wasser entspringet aus der Brunnquell / 1 schießt herab im Gießbach / 2 rinnet im Bach / 3 stehet im See (oder Weyer /) 4 fliesset im Strom / 5 drehet sich im Wirbel; 6 machet Sümpfe (Morast.) 7 Der Fluß hat Ufere. 8 Das Meer machet Gestade / 9 | ||
Aus dem Wasser steiget auf der Dampf. 1
Daraus wird eine Wolke / 2 und hart an der Erden ein Nebel. 3 Aus der Wolke tröpflet der Regen 4 Welcher gefrohren / ein Hagel; 5 In einer Regen-Wolke gegen der Sonne über / erscheinet der Regenbogen. 7 Ein Tropf / ins Wasser fallend / machet eine Wasserblase; 8 Gefrohren Wasser / wird Eis; 10 Aus schwefelichtem Dampf entstehet der Donner / welcher / aus der Wolke brechend mit einem Blitz / 11 | ||
Auf der Erden sind
hohe Berge / 1 tieffe Thäler / 2 erhabne Hügel / 3 hole Klüfte (Hölen) /) 4 ebne Felder / 5 schattichte Wälder. 6 | ||
In Kohlgärten wachsen Gartenfrüchte / als:
der Salat / 1 der Kohl' / 2 die Zwibel / 3 der Knoblauch / 4 der Kürbis / 5 die Möhre (gelb Rube /) 6 die Rube / 7 der Rettich / 8 der Meerrettich (Krän /) 9 die Petersilge / 10 die Gurken (Cucumern /) 11 die Melonen. 12 | ||
Der Han 1 (so des Morgens krähet) hat einen Kam / 2 und Sporen; 3 wann er gekoppt worden / heißt er ein Cappaun und wird gemästet in dem Hünerkorb. 4 Die Henne / 5 Der schöne Pfau 10 Der Storch 11 Die Schwalbe / 12 | ||
Die Biene (Imme) 1 macht Honig / welches hinwegzehre die Hummel. 2 Die Wespe' 3 Der Grille 8 Der Sommervogel (zweyfalter) 9 Der Käfer / 10 Das Johanneswürmlein 11 | ||
Der Aur-Ochs 1 und Büffel / 2 sind wilde Ochsen. Das Elend 3 Aber das Rehe / 5 Der Steinbock / 6 Die Gemse / 7 Das Einhorn / 8 Der Eber / 9 Der Hase / 10 Das Caninchen / 11 Wie auch der Maulwurf / 12 | ||
Unter den Meeresfischen / ist der Grösseste / der Wallfisch; 1
Der Delfin / 2 Der Roche / 3 Andere sind / die Neunauge / 4 Es gibt auch geflügelte. 6 Setze hinzu die Heeringe / 7 Und die Halbfische / 8 Und die Meerwunder / das Meerkalb / 10 Die Muschel / 11 Die Auster / 12 Die Purpurschnecke 13 Die Perlenmuschel / 14 | ||
Adam / 1 der erste Mensch / ist / am sechsten Tag der Erschaffung / von Gott / nach Gottes Ebenbild / aus einem Erdenkloß; und Heva / 2 Diese von dem Teufel / in Gestalt der Schlange 3 | ||
Das Haupt 1 ist oben; unten die Füsse. 20 Des Halses (der sich endet in die Achseln 2) Die Brust / 5 Unter der Brust / ist der Bauch; 9 Auf dem Rücken sind die Schulterblätter; 12 Auf die Schultern folgen die Lenden / 17 Das Bein machen: die Oberschenkel; 21 | ||
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Die Schul 1 ist eine Werkstat / in welcher die jungen Gemüter zur Tugend geformet werden; und wird abgetheilt in Classen Der Schulmeister / 2 Etliches wird ihnen vorgeschrieben mit der Kreide an der Tafel. 6 Etliche sitzen am Tische / und schreiben: 7 Etliche stehen / und sagen her / was sie gelernet. 9 Etliche schwätzen 10 | ||
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In unserem Europa / sind die vornehmste Reiche:
Hispanien; 1 | ||
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Viel Städte und Dörffer / machen ein Land und Reich.
Ein König / oder Fürst / hat seinen Sitz in der Hauptstadt; 1 An den Schiffreichen Flüssen 4 | ||
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Also hast Du gesehen in einem kurzen Begriff / alle Dinge / die sich vorstellen lassen / und gelernet die vornehmsten Wörter der (lateinischen) Teutschen Sprache.
Fahre nun fort / und lise fleissig andre gute Bücher / daß du werdest Gelehrt / Weiß und Fromm. Gedenke hieran; fürchte Gott / und rufe Ihn an / daß Er dir verleihe den Geist der Weißheit. Lebe wohl! |