Benutzer:Salomis/Siegerstatue
Eine Siegerstatue war ein Statuentyp im antiken Griechenland, zu deren Aufstellung Sieger von Agonen in ihrer Heimatstadt oder am Ort ihres Sieges berechtigt waren. Abgesehen von der umfangreichen Beschreibung der Siegerstatuen im Zeusheiligtum Olympia bei Pausanias[1] und durch Inschriften eindeutig als solche ausgewiesene Statuenbasen hat sich fast nichts zu diesem Statuentyp erhalten.
Siegerstatuen wurden von den Siegern insbesondere gymnischer Agone einer Gottheit geweiht, sie konnten auch stellvertretend von der Familie oder der Polis des Siegers gestiftet werden, obwohl das Recht der Aufstellung nur den Siegern selbst zustand. Der Brauch, Siegern das Aufstellen einer Statue zu gestatten, kam erstmals im 6. Jahrhundert v. Chr. auf und ist eng verknüpft mit der zu dieser Zeit sich entwickelnden statuarischen Plastik in Griechenland. Das übliche Material war Bronze, wobei auch Statuen aus Stein oder Holz bekannt sind. Um der Verwechslung mit Götterstatuen vorzubeugen, durften sie Lebensgröße nicht überschreiten.
Begriff
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Begriff Siegerstatue (altgriechisch ἀνδριάντες τῶν νικώντων) ist nur in der klassischen Zeit in Olympia als feststehender Terminus für Statuen der Sieger der Olympischen Spiele bezeugt, wird aber für alle Statuen von Siegern von Agonen gebraucht.
Die Herausbildung einer feststehenden Bedeutung wird damit erklärt, dass zwischen Siegerstatuen und anderen Anathema unterschieden werden musste. Das Recht eine Siegerstatue aufzustellen stand nur Olympioniken zu, andere Votivgaben konnte und sollte jeder Besucher des Heiligtums darbringen. Die Siegerstatue selbst war jedoch auch kein Siegpreis, nur das Recht eine solche aufzustellen. Es wird ein kultischer Hintergrund vermutet, nach dem der Sieger das ihm von der Gottheit verliehene Recht auf ein eigenes Bild dieser durch die Weihung einer Statue zurückgegeben wird. Aus diesem Grund ist auch fraglich, ob es sich bei Statuen, die anlässlich von Siegen hippischer Agone errichtet wurden, um Siegerstatuen im kultischen Sinn oder um „gewöhnliche“ Anathema handelt.
Da die Sieger hippischer Agone im eigentlichen Sinn die Pferde sind und Weihungen von Pferde- und Wagenfiguren durch siegreiche Wagenlenker bereits seit der Archaik bekannt sind, wird der Begriff Siegerstatue teilweise auf Statuen von Siegern gymnischer und musischer Agone eingeschränkt. Dafür spricht auch die Tatsache, dass sowohl Pferdebildnisse, einzelne Wagen, Reitergruppen mit Reiter, aber auch vereinzelt Statuen nur von den Siegern ohne Wagen und Pferd nac heinem Sieg geweiht wurden. Im Gegensatz zu anderen Siegerstatuen hat sich dabei kein besonderer Darstellungstypus herausgebildet oder war gar als verbindlich anerkannt.
Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Vorläufer von Siegerstatuen werden kleine Anathema betrachtet, die als Dank für den Sieg einer Gottheit oder einem Heros dargebracht wurden. Erst die Entwicklung des Hohlgusses im 7. Jahrhundert v. Chr. erlaubte erstmals die Herstellung größerer Statuen und neben Grabstatuen waren Siegerstatuen die ersten Statuentypen, in denen die neue Technik zur Darstellung lebensgroßer Porträts zum Einsatz kam. Plinius betrachtete Siegerstatuen sogar als die ältesten Porträts überhaupt.[2] Sieger, welche die hohen Kosten für eine Siegerstatue nicht aufbringen konnten, gaben auch weiterhin nur kleinere Votivgaben, die Statuen lösten die ältere Kultform daher nicht ab, sondern traten zu ihnen hinzu.
Die ersten lebensgroßen Statuen sind aus Olympia bezeugt, zudem entfallen auf Olympia als bedeutendster Austragungsort athletischer Agone auch die meisten Zeugnisse für diesen Statuentyp überhaupt. Pausanias berichtet von der ältesten Statue, diese sei für den Ringer und Pentathleten Eutelidas aufgestellt worden (Sieger der 38. Spiele 628 v. Chr.),[3] an anderer Stelle nennt er als älteste Statuen die des Faustkämpfers Praxidamas (Sieger der 59. Spiele 544 v. Chr.) und des Pankratiasten Rhexibios (Sieger der 61. Spiele 536 v. Chr.),[4] die er vermutlich aus einer anderen schriftlichen Quelle übernommen hatte. Als noch älter ist die Statue des Kylon auf der athener Akropolis[5] einzuschätzen, sofern diese tatsächlich nach dessen olympischem Sieg der 35. Spiele 640 v. Chr. im Diaulos errichtet wurde. Als erste sicher als unmittelbar nach dem Sieg errichtete Siegerstatue gilt die des Pankratiasten Arrhichion,[6] der durch seinen Tod während seines dritten Sieges (54. Spiele 564 v. Chr.) jedoch eine besondere Stellung unter den Olympioniken einnahm.
Vor allem durch literarische Zeugnisse lässt sich erschließen, dass die Errichtung von Siegerstatuen erst im letzten Viertel des 6. Jahrhunderts v. Chr. ein nennenswerten Ausmaß angenommen hatte, als die Technik des Hohlgusses etabliert und die ersten Schulen entstanden waren. Obwohl jedem olympischen Sieger das Recht zum Aufstellen einer Statue hatte, wurden diese selbst zu den Zeiten, in denen ein Sieg bei den Olympischen Spielen das höchste Ansehen genoss, nicht für alle Sieger errichtet. Über die Anzahl der in Olympia aufgestellten Siegerstatuen kann nur spekuliert werden, da allein Pausanias 192 Statuen erwähnt und zig Statuenbasen gefunden wurden, die Pausanias nicht nennt, sind jedenfalls mehrere hundert anzunehmen. Es ist davon auszugehen, dass sich zur Zeit des Pausanias schon viele Statuen nicht mehr am Ort ihrer Aufstellung befanden und beispielsweise nach Rom verbracht wurden.
Die Zahl der Statuenaufstellungen scheint starken Schwankungen unterlegen zu sein. Nach der stetigen Zunahme von Siegerstatuen sind für das 3. Jahrhundert v. Chr. zunehmend weniger Statuen bezeugt, danach scheinen die Aufstellungen wieder zugenommen zu haben. Im 2. Jahrhundert sank die Anzahl der Aufstellungen stark ab, die letzten vereinzelten Statuen stammen aus dem 3. Jahrhundert.
Darstellungsformen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von den olympischen Siegerstatuen sind zwei Vorgaben überliefert, an die sie die Darstellung der Sieger zu halten habe. Bevor eine Statue aufgestellt wurde, musste sie dahingehend einer Überprüfung durch die Hellanodiken standhalten. Zum einen durfte eine Statue nach dem Bericht des Lukan nicht die Lebensgröße überschreiten,[7] wahrscheinlich um sie von Götterstatuen besser unterscheiden zu können. Diese Regelung kann anhand von Standspuren auf erhaltenen Statuenbasen nachvollzogen werden und spielt eine bedeutende Rolle bei der Zuschreibung von erhaltenen Kopien zu nicht erhaltenen Originalen. Die andere, bei Plinius überlieferte, Regelung betraf die Erkennbarkeit der Statuen.[8] Hierbei wird nicht gemeint gewesen sein, dass individuelle Züge des Athleten an der Statue zu finden sein sollen, sondern dass die gymnische Disziplin in Körperbau und -haltung zu erkennen sein müssen.
Die Inschriften der der Siegerstatuen enthielten als obligatorische Angabe den Namen des Siegers und meistens den Namen seines Vaters sowie das Ethnikon. Seltener wurde die athletische Disziplin genannt und fast nie die Angabe der Olympiade, gelegentlich finden sich auf den Statuenbasen Epigramme, die genauere und weitergehende Angaben enthalten. Künstlersignaturen sind häufig erhalten, waren aber nicht obligatorisch.
Aufstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Georg Lippold: Siegerstatuen. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II A,2, Stuttgart 1923, Sp. 2265–2274.
- Walter Hatto Gross: Siegerstatuen. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 5, Stuttgart 1975, Sp. 178 f.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten][[Kategorie:Statue]]