Benutzer:Skipper Michael/Baustelle/Einhandsegeln

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D A N K E !!!


Als Einhandsegler wird eine Person bezeichnet, die ein Segelboot allein steuert. Das Einhandsegeln stellt besondere Anforderungen an Mensch und Material. Davon handelt dieser Artikel.

Wissen und Können

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Auf einem Segelboot werden alle Arbeiten unter der Crew aufgeteilt und wer das eine nicht kann, der bekommt eben etwas anderes als „Job“. Wer aber als Einhandsegler alleine an Bord ist, muß alles alleine erledigen. Der muß jede Arbeit ausführen können. In einer Crew kann jeder um Hilfe bitten – der Einhandsegler hat dazu keine Möglichkeit, er ist alleine auf sich gestellt. Daraus resultieren weitaus höhere Anforderungen an sein Wissen und Können.

Das bedingt ein ganz besonders hohes Maß an Seemannschaft. Er muß jedes Manöver alleine segeln können, egal ob Wende oder Halse, Beidrehen oder Ankern, Beiliegen oder An- und Ablegen. Er muß gleichzeitig Hissen oder Reffen und Kurs halten können.

Der Einhandsegler muß ein sehr guter Nautiker sein. Er muß alleine navigieren. Er muß alle nötigen Navigationsarten beherrschen. Was nötig ist, richtet sich nach Dauer und Revier: für die kurze Küstenfahrt reicht es unter Umständen schon aus, sich an die Austonnung zu halten, bei etwas längeren Blauwassertörns ist es nötig, nicht nur die Grundlagen der Astronavigation zu beherrschen, sondern auch hinreichend Übung in der Praxis zu haben – das GPS nimmt dem Segler zwar die Standortbestimmung ab, kann aber ausfallen. Das richtige Lesen und Verstehen der Seekarten gehört zu den Grundvoraussetzungen. Jeder Törn muß sorgfältig geplant sein, je länger, desto sorgfältiger. Die Zeit ohne Hafen, erst recht die einer Etappe auf See, ist ausschlaggebend für die Menge der benötigten Verpflegung und – zusammen mit den zu erwartenden Widrigkeiten – die Grundlage zum Abschätzen der benötigten Reserven wie Notverpflegung, abgepacktes Wasser etc. Genauer noch als jeder andere Skipper muß der Einhandsegler jede Ausweichmöglichkeit kennen und wissen, wo er Schutz oder Hilfe findet, welche Strömungen zu erwarten sind, welches Wetter wahrscheinlich ist, woher er aktuelle Vorhersagen bekommt und wie verläßlich sie sind.

Diese Anforderungen sind die gleichen, die diesbezüglich auch an den - meist professionellen - gecharterten Skipper einer Jacht mit ausschließlich Badegasten ("Charter mit Skipper") gestellt werden.

sonstige Fähigkeiten

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Dazu kommt noch eine Menge an erforderlichem Allgemeinwissen und -können, unter anderem: Nähen nicht nur Kleidung, sondern auch der Segel, Reparaturarbeiten an und mit Metall, Holz und GfK, alles dazu Nötige muß an Bord vorhanden und auch zugänglich sein. Putzen und Kochen stellen aufgrund der besonderen Umstände erhöhte Anforderungen. Die Medizinkenntnisse müssen weit über die der „Erste Hilfe“ hinausgehen. Wer bei 8 Beaufort eines verschleppten Infektes oder einer Bänderzerrung wegen handlungsunfähig ist, hat nur sehr geringe Überlebenschancen. Es ist daher notwendig, zu wissen, wo beispielsweise die leichte Erkältung aufhört und der grippale Infekt beginnt – und wie er zu behandeln ist. Die entsprechenden Mittel gehören in die Bordapotheke und dort müssen auch Gipsbinden zu finden sein. Der Einhandsegler muß nicht nur allgemein damit umgehen können, sondern auch in der Lage sein, sie sich gegebenenfalls selbst kunstgerecht zu applizieren. Ebenso muß er auf auf eine Menge anderer Komplikationen gefaßt und auch vorbereitet sein.

Psychische Fähigkeiten

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Die oben schon erwähnte kurze Küstenfahrt bietet sicher keine psychischen Probleme, ein eventuell monatelanger Ozeantrip dafür um so mehr: da ist zunächst einmal das Alleinsein. Kein Gedankenaustausch, kein Ansprechpartner. Glücklich ist, wer da wenigstens Funk an Bord hat, glücklicher noch, wer zudem so Freunden in Kontakt steht. Doch auch der kann nur bestehen, wenn er alleine mit sich zurecht kommt, sich mit sich alleine „in bester Gesellschaft“ befindet. Die Stille zerrt an den Nerven und macht verrückt, der Lärm ebenso. Das Wissen darum, daß man ganz alleine auf sich selbst angewiesen ist, kann auch sehr selbstbewußten Menschen arg zu schaffen machen.

Schlafmangel wird zur Gefahr: Müdigkeit führt zu verminderter Konzentrations- und Leistungsfähigkeit und Beeinträchtigung der Wahrnehmung bis hin zu hypnagogen Halluzinationen. Frieren, allgemeines Unwohlsein, Antriebslosigkeit und erhöhte Reizbarkeit sind „normale“ Begleiterscheinungen, Depressionen und Angstzustände können die Folge sein.

Isolation, Stille, Lärm und Schlafentzug sind typische Foltermethoden. Der Einhandsegler auf Großer Fahrt nimmt sie freiwillig auf sich und muß psychisch stark genug sein, damit fertig zu werden, obwohl dazu noch jede Menge körperlicher Beschwerden kommt durch Bewegungsmangel einerseits und Überanstrengung auf der anderen Seite – Schmerzen gehören zum „Normalzustand“.

Übung mag da hilfreich sein, doch selbst gereifte und körperlich wie geistig gestählte Persönlichkeiten wie der große Segler Wilfried Erdmann haben damit Probleme.

Der Einhandsegler soll möglichst alle Manöver von einem Platz aus durchführen können. Daher stellt das Einhandsegeln noch weitere Anforderungen an das Boot über das hinaus, was für Konstruktion und Ausstattung eines Bootes sonst schon gilt. So müssen alle Schoten und Fallen in das Cockpit geführt werden, damit der Einhandsegler sich beim Hissen, Reffen oder Bergen der Segel nicht weit vom Ruder entfernen muß.

Weil der Einhandsegler alles alleine tun muß, kann er nicht ständig am Ruder sein. Daher sind Selbsteueranlagen wie Rad- oder Pinnenpilot und Windautomat immer zu empfehlen und bei allen längeren Törns auch notwendig und sogar bei entsprechenden Sportveranstaltungen wie dem Vendée Globe in Gebrauch – niemand kann tagelang 24 Stunden täglich an der Pinne sitzen und niemand kann gleichzeitig unter Deck, auf Deck und in der Plicht sein.

Daraus resultiert auch gleich noch eine weitere Forderung:

Die Segel sollten Einhand-Reffleinen haben, besser noch Rollreffanlagen, zumindest für die Vorsegel. Die Sturmfock sollte fertig zum Hissen an Deck liegen. Das mag weitere Vorstage bedeuten, ist aber äußerst hilfreich: bei leichtem Wetter mehr Segelfläche anzuschlagen, ist kein Problem, bei schwerer See aber alleine zum Bug zu kommen, während die Steuerhilfen besondere Aufmerksamkeit oder gar Korrekturen verlangen, ist meist unmöglich.

Auf allen Booten sinnvoll, für den Einhandsegler aber notwendig ist ein leichter Zugriff auf die Cockpit-Verpflegung: bei schwerem Wetter und in stark befahrenen Gewässern sind lange Zeiten als Rudergänger die Regel, nicht die Ausnahme. Wer dann außer gegen die Müdigkeit auch noch gegen Hunger und Durst zu kämpfen hat, gefährdet sein Leben. Optimal sind Halterungen für verschließbare Thermosbecher in Reichweite, aber so, daß sie nicht stören.

Gründe für das Einhandsegeln gibt es viele. Wer die Anforderungen erfüllt, der möchte sich auch einmal der Herausforderung stellen. Wer das erste mal über seine – vermeintlichen – Grenzen hinausgewachsen ist, will damit seine wahren Grenzen ausloten. Viele scheuen – zurecht – die Verantwortung für Andere auf Törns, die sie für besonders gefährlich halten. Wer in einem sehr kleinen Boot unterwegs ist, findet oft deshalb keinen Mitsegler, ebenso, wer als Single lange unterwegs ist und nicht immer wieder die Crew wechseln will. Und für jeden, der alleine auf seinem Boot lebt, ist jede Mitseglerin oder jeder Mitsegler nur „Besuch“, soweit sich daraus keine Lebenspartnerschaft entwickelt.