Benutzer:Thalmos/Zorakarer
Zorakarer Karahunj
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Megalithe von Zorakarer | ||
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Koordinaten | 39° 33′ 6″ N, 46° 1′ 40″ O | |
Ort | nahe der Stadt Sissian, Sjunik, Armenien | |
Entstehung | Mittlere Bronzezeit bis Eisenzeit | |
Ausmaße | 7 ha | |
Höhe | 1770 m |
Zorakarer (armenisch: Զորաց Քարեր "Soldatensteine") oder Karahunj (armenisch: Քարահունջ "sprechende Steine") ist ein bronzezeitliches Gräberfeld mit Siedlung nahe der Stadt Sissian in der Provinz Sjunik in Armenien.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das etwa 7 ha große Feld liegt auf einem von drei Seiten abschüssigen Höhenvorsprung. Auf ihm befinden sich 223 zum Teil sehr große Kammergräber. Zum östlich gelegenen Hochplateau hin ist die Siedlung durch eine Reihe aus ca. 150 in regelmäßigen Abständen aufgestellten Felsbrocken begrenzt. Insgesamt befinden sich 222 solcher aufrecht stehenden Felsbrocken auf dem Gelände mit einer Höhe von bis zu 2,8 m und einem geschätzten Gewicht von bis zu 10 t.[1]
Deutung der Anlage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Herbst 2000 untersuchten die Archäologen U. Hellwag und S. Kroll vom Institut für Vorderasiatische Archäologie der Universität München den Ort in Zusammenarbeit mit dem Institut für Archäologie und Ethnographie der Armenischen Akademie der Wissenschaften. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass das Gräberfeld und die Siedlung von der Mittelbronzezeit bis in die Eisenzeit bestand. Von der Eisenzeit bis in hellenistisch-römische Zeit (300 v. C. - 300 n. C.) diente das Gelände, ihrer Vermutung nach, den Bewohnern der Umgebung als ein „Refugium in Notzeiten“. Die Siedlung sei zum Hochplateau hin von einer aus Felsbrocken und Lehm errichteten Mauer geschützt worden, von der heute nur noch die zur Verstärkung der Mauer aufgestellten Felsbrocken erhalten sind.[2]
Besonderheiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bemerkenswert an den auf dem Gelände stehenden Felsbrocken ist, dass sich in 84 von ihnen ein kreisrundes Loch befindet, wobei drei der Steine zwei Löcher aufweisen. Von diesen Felsbrocken sind heute aber nur noch 50 unversehrt erhalten. Die Löcher verlaufen in ganz verschiedenen Richtungen, haben an ihrer engsten Stelle einen Durchmesser von ca. 5 cm und können eine Tiefe von bis zu 20 cm haben. In der Regel verlaufen die Löcher kegelförmig, haben also auf der einen Seite des Steins jeweils einen deutlich größeren Umfang als auf der anderen Seite. Bis heute gibt es keine überzeugende Erklärung dafür, wozu die Löcher dienten. Unklar ist auch, ob sie bei der Errichtung der Steine oder erst in späterer Zeit in die Steine eingefügt wurden.
Alternative Theorien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zorakarer hat seit langem die Phantasie der Menschen beflügelt. So erzählen lokale Legenden von gutherzigen Riesen, die in grauer Vorzeit einem Stamm von kleinen Menschen eine Steinfestung errichtet haben. Manche vermuteten an diesem magischen Ort schon länger eine Kultstätte.[3] Wohl in den 1980er Jahren ist wegen der Löcher in den Felsbrocken die Theorie aufgekommen, dass es sich bei Zorakarer um ein antikes Sonnen-, Mond- und Stern-Observatorium handelt.[4] Einigen Forschern zu Folge sind vier Steinlöcher auf den Punkt am Horizont gerichtet, an dem die Sonne am Mittsommertag aufgeht. Vier weitere Löcher seien auf den Punkt des Sonnenuntergangs an diesem Tag gerichtet. Tatsächlich sind die Löcher aber recht grob und man kann wegen ihrer konischen Form verschiedene Richtungen am Himmel anpeilen (wie der Autor selbst am Ort bemerkt hat). Dennoch wurde diese Theorie im Laufe der Zeit immer populärer. So sehen heute viele Armenier in Zorakarer das „armenische Stonehenge“.[3]
Einige armenische Wissenschaftler stützen diese Theorie.[5] Der Radiophysiker und Radioastronom Paris Herouni (gestorben 2008) erkannte in dem zentralen Steingrab des Ortes, das von 40 kreisförmig angeordneten aufrecht stehenden Felsbrocken umgeben ist, einen Tempel für den armenischen Sonnengott Ari. Außerdem sah er in den Fels-Formationen ein großes und hoch entwickeltes Observatorium mit einer Universität. Das Alter des Bauwerks datierte er auf 4500 - 7600 Jahre.[6] Der Astrophysiker Mihran Vardanyan versuchte die Observatoriums-Theorie durch die Expedition "Stars&Stones 2010" in Verbindung mit der Royal Geographical Society der Universität Oxford im September 2010 zu erhärten.[7]
Bezeichnung des Orts
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch die armenische Politik unterstützt die Theorie vom Observatorium. So bekam der Ort 2004 durch einen Parlamentsbeschluss den offiziellen Namen „Karahunj Observatorium“ (Regierungsbeschluss Nr. 1095-n vom 29. Juli 2004).[1] Von der einheimischen Bevölkerung wurde der Ort, neben der bisherigen Bezeichnung "Zorakarer", seit jeher „Karahunj“ genannt. Armenische Forscher sehen eine semantische Verbindung zum englischen Wort „Stonehenge“. So heißt „Kar“ übersetzt „Stein“ - also englisch „stone“; und „hunj“ soll übersetzt „Stimme“ oder „Klang“ bedeuten und scheint dem Wort „henge“ ähnlich zu sein, das im Englischen sonst nicht vorkommt.[8]
Bildergalerie
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Blick von Südosten auf die Anlage
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Steinreihe
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Siedlungsüberreste
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Siedlungsüberreste
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zentrales Steingrab
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Blick auf das Steingrab
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Steinreihe
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Teil der kreisförmigen Steinreihe um das Grab
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Steinreihe
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Steinloch
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Teil des Steinkreises um das zentrale Steingrab
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b 10t.http://en.wikipedia.org/wiki/Zorats_Karer
- ↑ http://www.biainili-urartu.de/Armenia/2000/Armenia-2000.html
- ↑ a b http://www.wondermondo.com/Countries/As/Armenia/Syunik/Karahunj.htm
- ↑ http://www.starlight2007.net/pdf/proceedings/AregMickaelian.pdf
- ↑ http://s4.invisionfree.com/Armenian_History/ar/t3.htm
- ↑ Paris M. Herouni: Armenians and Old Armenia; archaeoastronomy, linguistics, oldest history; Yerevan: [Tigran Mets], 2004
- ↑ http://qarahunge.icosmos.co.uk/goals.php
- ↑ http://barnesreview.org/pdf/TBR2011-no4-4-11.pdf