Berklee College of Music
Das Berklee College of Music ist ein unabhängiges Musikcollege in Boston, Massachusetts.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Berklee wurde 1945 von Lawrence Berk als Schillinger House of Music gegründet, benannt nach seinem Lehrer Joseph Schillinger. Der ursprüngliche Zweck der Schule war, das Schillinger-Kompositionssystem zu unterrichten.[1] Nach einer Erweiterung des Lehrplans der Schule 1954 änderte Berk den Namen zu Berklee School of Music nach seinem Sohn Lee Berk und in Anspielung auf den Namen der berühmten Universität Berkeley. Als die Schule 1973 ihre Akkreditierung erhielt, wurde der Name zu Berklee College of Music geändert. Der Sohn des Gründers und Namensgeber, Lee Berk, hat jedoch nie Musik studiert.
Zu der Zeit ihrer Gründung konzentrierten sich fast alle Musikschulen hauptsächlich auf klassische Musik. Der ursprüngliche Zweck von Berklee war, eine formale Ausbildung in Jazz, Rock und anderer zeitgenössischer Musik anzubieten, die an anderen Musikschulen nicht vorhanden war.
Seit dem Herbstsemester 2006 müssen alle Studenten eine Aufnahmeprüfung bestehen. Dies ist eine Abkehr vom Grundsatz der offenen Zulassung der Schule, den sie viele Jahre lang anwandte. Die Zulassungsquote am Berklee College belief sich im Jahre 2012 auf ca. 19 %.[2] Die Aufnahmeprüfung kann auch an Partnereinrichtungen im Ausland abgelegt werden. Für den deutschen Sprachraum ist dies an den Jazz & Rock Schulen Freiburg und in Ottobrunn bei München möglich.
2016 fusionierte das Berklee College of Music mit dem benachbarten Boston Conservatory, das seither Boston Conservatory at Berklee heißt.[3] Die gemeinsame Dachorganisation, die auch noch weitere Institutionen umfasst, nennt sich einfach Berklee.
Zahlen zu den Studierenden, den Dozenten und zum Vermögen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Herbst 2021 waren 4.945 Studierende am Campus Boston des Berklee College of Music eingeschrieben.[4] Davon strebten 4.910 (99,3 %) ihren ersten Studienabschluss an, sie waren also undergraduates.[4] Von diesen waren 2.056 (42 %) weiblich und 2.889 (58 %) männlich; 10 % bezeichneten sich als asiatisch, 8 % als schwarz/afroamerikanisch, 16 % als Hispanic/Latino, 56 % als weiß und weitere 26 % kamen aus dem Ausland.[4] 35 (0,7 %) arbeiteten auf einen weiteren Abschluss hin, sie waren graduates.[4] Es lehrten 734 Dozenten am Campus Boston, davon 253 in Vollzeit und 481 in Teilzeit.[4]
2018/2019 hatte die Hochschule rund 7.000 Studenten[5] und das jährliche Schulgeld betrug ohne Unterkunft rund 43.000 US-Dollar[6], wobei sich jeder Bewerber automatisch für ein Stipendium bewirbt. Berklee hat einen hohen Anteil an ausländischen Studenten; damals waren es über 22,8 %, die aus mehr als 70 Ländern kamen.[2] Für das akademische Jahr 2021/2022 betrugen die Gebühren im Mittel 46.800 Dollar.[7]
Studiengänge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Berklee College bietet zwölf verschiedene Studiengänge an. Dies sind Aufführung, Komposition, Jazz-Komposition, Musik-Produktion und Technik, Filmmusik, Musik-Geschäft/Management, Musik-Synthese, Zeitgenössisches Schreiben und Produzieren, Musik-Ausbildung, Songwriting, Musiktherapie und Professionelle Musik.
Zu den Lehrern gehören oder gehörten Gary Burton, Steve Swallow, Joanne Brackeen, James Williams, Garrison Fewell und Esperanza Spalding (die dort auch studierten).
Bekannte Ehemalige
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Schule kann eine Vielzahl prominenter Lehrer, Mitarbeiter, Gastkünstler und ehemaliger Studierender vorweisen. Darunter befinden sich etwa (Abschlussjahr in Klammern, alphabetisch):
- John Abercrombie (1944–2017), Jazz-Gitarrist
- Toshiko Akiyoshi (* 1929), japanische Jazz-Pianistin, Komponistin, Arrangeurin und Bigband-Leaderin
- Melissa Aldana (* 1988), chilenische Jazzmusikerin (Tenorsaxophon; 2009)
- Teya Dora (* 1992), serbische Sängerin und Komponistin (Stipendiatin)
- Eric André (* 1983), Comedian
- Anjani (* 1959), Sängerin und Pianistin
- John Blackwell (1973–2017), ehemaliger Schlagzeuger von Prince
- Park Bom (* 1984), südkoreanische K-Pop-Sängerin, ehemaliges Mitglied der K-Pop Gruppe 2NE1
- Joanne Brackeen (* 1938), Jazzpianistin und Hochschullehrerin
- Gary Burton (* 1943), Jazz-Vibraphonist und fünffacher Grammy-Gewinner (1962)
- Terri Lyne Carrington (* 1965), Jazz-Schlagzeugerin (1983)
- Kent Carter (* 1939), Bassist (1964)
- Vinnie Colaiuta (* 1956), Schlagzeuger bei Frank Zappa, Sting u. v. a.
- Flo Dauner (* 1971), deutscher Schlagzeuger, u. a. bei Die Fantastischen Vier
- Ramin Djawadi (* 1974), deutsch-iranischer Filmkomponist
- Mathias Döpfner (* 1963), deutscher Journalist und Unternehmer
- Dave Douglas (* 1963), Jazztrompeter
- Adam Dutkiewicz (* 1977), Bandleader und Gitarrist der Metalcore-Band Killswitch Engage
- Al Di Meola (* 1954), italoamerikanischer Fusion- und Jazz-Gitarrist, u. a. bei Return to Forever
- Melissa Etheridge (* 1961), Singer-Songwriterin und Rockmusikerin (1980)
- Kevin Eubanks (* 1957), Jazzgitarrist (1979)
- Anthony Eve, Filmkomponist
- Donald Fagen (* 1948), Sänger, Keyboarder / „Steely Dan“
- Avram Fefer (* 1965), Jazz-Saxophonist
- Garrison Fewell (1953–2015), Jazzgitarrist und Hochschullehrer
- Bill Frisell (* 1951), Jazzgitarrist (1977)
- Ricky Garcia, Gitarrist von LaFee (2002)
- Dusko Goykovich (1931–2023), serbischer Jazztrompeter und -flügelhornist, Arrangeur und Bandleader
- Juan Luis Guerra (* 1957), Sänger, Gitarrist und Komponist aus der Dominikanischen Republik
- Stu Hamm (* 1960), Bassist
- Jan Hammer (* 1948), tschechisch-amerikanischer Jazz-Pianist und -Keyboarder
- Roy Hargrove (1969–2018), Jazz- und Funk-Trompeter
- Gabriele Hasler (* 1957), deutsche Sängerin, Multiinstrumentalistin und Komponistin
- Laura Jansen (* 1977), US-amerikanisch-niederländische Sängerin und Pianistin
- Quincy Jones (1933–2024), Produzent und 26-facher Grammy-Gewinner (1951)
- Julian Joseph (* 1966), britischer Jazzpianist
- Kizzy (* 1979), niederländische Sängerin, Songwriterin, Schauspielerin und Moderatorin
- Martin Koller (* 1971), österreichischer Jazz-Gitarrist
- Diana Krall (* 1964), kanadische Jazzpianistin und Sängerin (1983)
- Cornelius Claudio Kreusch (* 1968), deutscher Jazzpianist, Produzent und Komponist (1994)
- Alexander Kuhn (* 1981), deutscher Saxophonist
- Abraham Laboriel (* 1947), Jazz-Bassist
- Wang Lee-Hom (* 1976), Musiker, Komponist, Musikproduzent
- Joe Lovano (* 1952), Jazz-Saxophonist (1972)
- Natalie Maines (* 1974), Sängerin der Dixie Chicks
- Mike Mangini (* 1963), Schlagzeuger von Dream Theater
- Aimee Mann (* 1960), Sängerin, Songwriterin, Bassistin und Gitarristin
- Michael Manring (* 1960), Bassist
- Charlie Mariano (1923–2009), Jazz-Saxophonist
- Branford Marsalis (* 1960), Jazz-Saxophonist (1980)
- John Mayer (* 1977), Pop- u. Blues-Gitarrist
- Brad Mehldau (* 1970), Jazzpianist
- George Mraz (1944–2021), tschechoslowakisch-US-amerikanischer Jazzbassist
- John Myung (* 1967), Bassist von Dream Theater
- Pat Metheny (* 1954), Jazz-Fusion-Gitarrist
- Greg Osby (* 1960), Jazzmusiker
- Mikko Henrik Julius Paananen, Bassist von HIM[8]
- Henning Pauly (* 1975), deutscher Musiker, Musikproduzent, Gitarrist; YouTube-Host „EytschPi42“, Gründer von Frameshift (2000)[9][10]
- Danilo Pérez (* 1965), panamaischer Jazz-Pianist (1988)
- John Petrucci (* 1967), Gitarrist von Dream Theater
- Mika Pohjola (* 1971), finnischer Jazzpianist und Komponist
- Mike Portnoy (* 1967), Schlagzeuger von Dream Theater
- Psy (Park Jae-sang) (* 1977), südkoreanischer K-Pop-Sänger, Rapper, Tänzer und Musikproduzent
- Charlie Puth (* 1991), Sänger und Songwriter
- Josef Resl (* 1956), österreichischer Schlagzeuger und Komponist
- J. R. Rotem (* 1975), Musikproduzent
- John Scofield (* 1951), Jazz-Gitarrist (1973)
- Christian Scott (* 1983), Jazz-Trompeter
- Alan Silvestri (* 1950), Komponist und Dirigent
- Dave Samuels (1948–2019), Jazz-Vibraphonist und Marimba-Spieler. Gründungsmitglied von „Steps Ahead“
- Maria Scheiblhuber (* 1984), Sängerin, Musikproduzentin, Komponistin, Songwriterin und Instrumentalistin
- Howard Shore (* 1946), kanadischer Film-Komponist und Dirigent (1969)
- Steve Slagle (* 1951), Jazzmusiker
- Steve Smith (* 1954), Drummer u. a. bei Journey, Vital Information, Steps Ahead
- Tommy Smith (* 1967), britischer Saxophonist und Lehrer
- Esperanza Spalding (* 1984), Jazzmusikerin
- Oliver Steller (* 1967), deutscher Rezitator und Musiker
- Mike Stern (* 1953), Jazz-Gitarrist
- Joel Stroetzel, Gitarrist der Metalcore-Band Killswitch Engage
- Steve Swallow (* 1940), Jazz-Bassist
- Susan Tedeschi (* 1970), Sängerin und Gitarristin der Tedeschi Trucks Band
- Jacky Terrasson (* 1965), französisch-amerikanischer Jazzpianist
- Brian Transeau (BT) (* 1971), Trance-Künstler
- Hiromi Uehara (* 1979), japanische Jazz-Pianistin
- Steve Vai (* 1960), Gitarrist
- Emil Viklický (* 1948), tschechischer Komponist und Pianist des Modern Jazz
- Miroslav Vitouš (* 1947), Bassist
- Titus Vollmer (* 1969), deutscher Filmkomponist, Gitarrist (2000)
- Klaus Wagenleiter (* 1956), deutscher Jazzpianist und Musikproduzent (1982)
- Jack Walrath (* 1946), Jazztrompeter und Arrangeur
- Hiroshi Watanabe (Musiker) (* 1971), japanischer Trance-Musiker, DJ und Fotograf
- Dave Weckl (* 1960), Fusion Schlagzeuger
- Brad Whitford (* 1952), Gitarrist von Aerosmith
- James Williams (1951–2004), Jazzpianist, -komponist und -arrangeur, Musikdozent und -produzent
- Geoff Zanelli (* 1974), Filmkomponist
- Joe Zawinul (1932–2007), österreichischer Jazz-Pianist, Komponist, Gründungsmitglied von Weather Report
Die Band Dead Poet Society wurde von Absolventen der Schule gegründet.[11]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Berklee-Schüler wie Toshiko Akiyoshi kamen dort mit dem System bis in die 1960er Jahre in Kontakt. Das System wurde aber später nicht mehr in Berklee unterrichtet
- ↑ a b Collegedata ( des vom 9. Juni 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Berklee and The Boston Conservatory Agree to Merger. In: berklee.edu. Berklee, 19. Januar 2016, abgerufen am 18. Dezember 2020 (englisch).
- ↑ a b c d e Berklee 2021–2022 Factbook. In: Berklee www.berklee.edu > About Berklee > Facts and Statistics. Berklee College of Music, Office of Institutional Research and Assessment, 2021, abgerufen am 20. November 2022 (englisch).
- ↑ 2018–2019 academic year https://www.berklee.edu/about/facts-and-statistics
- ↑ Berklee College, Cost of Attendance
- ↑ College Navigator – Berklee College of Music. In: Integrated Postsecondary Education Data System > College Navigator > Berklee College of Music. National Center for Education Statistics (NCES), U.S. Department of Education, Institute of Education Sciences (IES), 2022, abgerufen am 17. November 2022 (englisch).
- ↑ Reinhardt Haydn: HIM – His Infernal Majesty. Plexus Publishing, London 2007, ISBN 978-0-85965-392-3, S. 27, M. Paananen auch bekannt als Migé, besuchte einen Sommer lang das Berklee College of Music in Boston.
- ↑ (c) Henning Pauly, design by Tobias Kunz: Henning Pauly.com. Abgerufen am 21. August 2018.
- ↑ MUSIC Group - TC Electronic | Artist specific page. Abgerufen am 21. August 2018 (englisch).
- ↑ Justin Criado: Dead Poet Society Is the Raw Rock Band You Need Right Now. Westword, abgerufen am 29. Januar 2024 (englisch).
Koordinaten: 42° 20′ 48,1″ N, 71° 5′ 19,3″ W