Berliner Extra-Dienst
Der Berliner Extra-Dienst[1] war eine linkssozialistische Publikation, die von 1967 bis 1979 in West-Berlin erschien. Der Extra-Dienst ging aus dem Berliner Extra-Blatt[2] hervor, einer Wochenzeitung, die 1967 in 14 Ausgaben erschienen war, und ging 1979 in die Zeitung Die Neue auf. Der Berliner Extra-Dienst erschien zweimal pro Woche.
Geschichte und Personen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 11. Februar 1967 erschien die erste Ausgabe des Berliner Extra-Blatts.[3] Damit sollte ein publizistisches Gegengewicht zur dominierenden Springer-Presse in Berlin geschaffen werden. Das Vorhaben wurde finanziell von Rudolf Augstein unterstützt, scheiterte aber bereits nach gut drei Monaten, weil die Zeitung an den West-Berliner Kiosken boykottiert wurde. Daraufhin beschloss die Redaktion um Walter Barthel, Martin Buchholz, Carl L. Guggomos und Hannes Schwenger, sich vom Konzept einer Boulevardzeitung zu lösen und künftig einen Informationsdienst herauszugeben: den Berliner Extra-Dienst, der am 20. Mai 1967 erstmals erschien. 1969 hatte er laut Spiegel rund 4.000 Abonnenten.[4]
Der Extra-Dienst war von der DDR-Staatssicherheit massiv unterwandert: Geschäftsführer Barthel war inoffizieller Mitarbeiter, Chefredakteur Carl Guggomos wurde vom MfS als IM „Gustav“ geführt. Der Extra-Dienst, so enthüllten Stasi-Mitarbeiter nach der Wende, sei vom MfS „massiv gefördert“ worden und hätte „ohne unsere redaktionellen Beiträge und ohne unser Geld gar nicht leben können“.[5]
Herausgeber des Informationsdienstes war die EXTRA-Dienst GmbH, deren Gesellschafter neben Barthel und Guggomos Klaus Meschkat, Lothar Pinkall und Horst Mahler waren. Mahler, obschon Gesellschafter, beteiligte sich Anfang 1969 gemeinsam mit Johannes Agnoli, Detlef Michel und anderen an einer Kampagne gegen den Extra-Dienst, der ihm zu wenig revolutionär erschien, und rief zur Abo-Kündigung auf.[6] Bald darauf wurde in West-Berlin in erklärter Abgrenzung zum Extra-Dienst ein weiterer Informationsdienst gegründet: die Rote Presse Korrespondenz (RPK).[7]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dietmar Kesten: Berliner Extra-Blatt (1967). In: Materialien zur Analyse von Opposition – MAO-Datenbank. 7. Juni 2021 .
- Dietmar Kesten: Berliner Extra-Dienst. In: Materialien zur Analyse von Opposition – MAO-Datenbank. 2. Dezember 2022 .
- Retro-Digitalisate des Jahrgangs 1968: Berliner Extra Dienst. In: Trend Onlinezeitung.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Katalog-Eintrag der Zeitschriftendatenbank: Berliner Extra-Dienst. In: Zeitschriftendatenbank (ZDB). Abgerufen am 21. Februar 2023.
- ↑ Berliner Extra Dienst. In: Zeitschriftendatenbank (ZDB). Abgerufen am 21. Februar 2023.
- ↑ Zur Entwicklung der Publikationen siehe Dokumentation Die Entwicklung des EXTRA-Unternehmens seit 1966. In: infopartisan.net. Abgerufen am 21. Februar 2023.
- ↑ Otto Köhler: „Enteignet Extra-Dienst – Entmachtet Röhl!“ In: Der Spiegel, 8/1969.
- ↑ Hubertus Knabe: Frontstadt Berlin. Die geheimen Propagandaaktionen der Stasi. In: Die Politische Meinung. Band 381, 1. August 2001, ISSN 0032-3446, S. 33–36 (kas.de).
- ↑ Extra über uns – Extra-Dienst GmbH: Redationsleiter will „Enteignung“. In: infopartisan.net. Abgerufen am 21. Februar 2023 (siehe Eintrag zum 17. Januar 1969).
- ↑ Warum eine neue Korrespondenz? Gründungserklärung der "RPK"-Redaktion vom 22.2.1969. In: infopartisan.net. Abgerufen am 21. Februar 2023.