Bildungssystem in der Provinz Posen

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Gymnasialalumnat (Internat) in Rawitsch, um 1860

Das Bildungssystem in der Provinz Posen ähnelte den Bildungsstrukturen in anderen preußischen Provinzen im 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Schulzeugnis am Marien-Gymnasium Posen, 1846

1793 wurde das Gebiet Großpolen durch das Königreich Preußen annektiert. Die Bevölkerung blieb überwiegend polnisch, dazu kamen deutsche Beamte, Lehrer, Militärs, evangelische Pfarrer und weitere Siedler, meist mit ihren Familien. Der Schulunterricht in Volksschulen und Gymnasien konnte zunächst in polnischer oder deutscher Sprache erfolgen. In den nächsten Jahrzehnten nahm der Gebrauch der deutschen Sprache als Unterrichtssprache aber allmählich zu. Seit etwa 1872 durfte polnisch nur noch im Bedarfsfall in Volksschulen im katholischen Religionsunterricht gesprochen werden.

Seit etwa 1890 wurden verstärkte Maßnahmen getroffen, um die deutsche Sprache und Kultur in der Region mehr zu verbreiten (Germanisierung), 1894 wurde in Posen die zentrale Kaiser-Wilhelm-Bibliothek und ein Regionalmuseum gegründet, danach weitere Einrichtungen wie eine wissenschaftlich ausgerichtete Stadtbibliothek in Bromberg. 1903 wurde eine Königliche Akademie zu Posen gegründet, damit hatte die Provinz Posen als vorletzte (vor Westpreußen) auch eine Hochschule.

Schulkinder in Wreschen, um 1901

1901 kam es zum Wreschener Schulstreik, als polnische Volksschüler sich weigerten, im Religionsunterricht auf Deutsch zu antworten, was nun von ihnen verlangt wurde. Sie wurden mit körperlichen Züchtigungen und weiteren Maßnahmen bestraft, was europaweites Aufsehen erregte. 1906/07 folgten Streiks in mehreren hundert Schulen in den Provinzen Posen und Westpreußen, die ebenfalls hart bestraft wurden, aber auch ergebnislos blieben.

Königliches Comenius-Gymnasium zu Lissa, 1901

Seit der Übernahme des Gebietes Großpolen 1793 durch Preußen wurden die bestehenden Gymnasien in Lissa und Trzemeszno übernommen. 1804 wurde eines in Posen gegründet, danach weitere. Als Unterrichtssprache war bis in die 1860er Jahre in den einigen Gymnasien mit überwiegend polnischen Schülern Polnisch in den unteren Klassenstufen Polnisch möglich, teilweise sogar noch in den höheren (bei Geschichte, Griechisch, Religion, in Trzemeszno, Ostrowo).

Seit den 1870er Jahren wurde die deutsche Sprache in allen Gymnasien als alleinige Unterrichtssprache durchgesetzt, der Lehrplan war stark auf die deutsche Kultur und Geschichte ausgerichtet.

Einzelne Gymnasien

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Es gab insgesamt 19 Gymnasien in der Provinz Posen.

Daneben gab es ein Realgymnasium und zwei Progymnasien

Weitere Bildungseinrichtungen

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Volksschule in Wreschen, um 1901

Weitere Bildungseinrichtungen in der Provinz Posen waren[1]

  • höhere Mädchenschulen in Bromberg und Schneidemühl
  • zahlreiche Volks- und Mittelschulen
  • Taubstummenanstalten in Posen, Bromberg und Schneidemühl
  • Blindenanstalt in Bromberg
  • Präparandenanstalten in Czarnikau, Lobsens, Rogasen, Lissa, Meseritz, Bromberg, Wollstein, Schneidemühl und Schönlanke
  • Lehrerseminare in Bromberg, Exin, Schneidemühl, Paradies, Koschmin und Rawitsch (2)
  • Lehrerinnenseminare in Posen und Bromberg (2)
  • Theologische theoretische Seminare (katholische Priesterseminare) in Posen und Gnesen, die vom Erzbistum Gnesen-Posen unterhalten wurden und nicht der preußischen Schulbehörde unterstanden
  • Amtliches Schulblatt für die Provinz Posen. 1868–1918 Digitalisate
  • Statistisches Jahrbuch der höheren Schulen Deutschlands. 1904, S. 103ff. Digitalisat; auch andere Jahrgänge
  • Handbuch für den Königlich Preußischen Hof und Staat. Berlin 1904. S. 379f., auch andere Jahrgänge
  • Jahres-Berichte der einzelnen Schulen, mit vielen Informationen

Einzelnachweise

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  1. Schulwesen in der Provinz Posen Genealogy.net, mit Angaben zu 1910