Bodenwerder
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 59′ N, 9° 31′ O | |
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Holzminden | |
Samtgemeinde: | Bodenwerder-Polle | |
Höhe: | 76 m ü. NHN | |
Fläche: | 29,05 km2 | |
Einwohner: | 5618 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 193 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 37619 | |
Vorwahl: | 05533 | |
Kfz-Kennzeichen: | HOL | |
Gemeindeschlüssel: | 03 2 55 003 | |
LOCODE: | DE BWR | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Münchhausenplatz 1 37619 Bodenwerder | |
Website: | www.muenchhausenland.de | |
Bürgermeister: | Friedrich-Wilhelm Dornette (SPD) | |
Lage der Stadt Bodenwerder im Landkreis Holzminden | ||
Bodenwerder ist eine Stadt im Landkreis Holzminden. Sie ist der Geburtsort und langjährige Wohnsitz des „Lügenbarons“ Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen und trägt deshalb seit dem 25. Oktober 2013 den amtlichen Namenszusatz „Münchhausenstadt“. Die Stadt Bodenwerder ist Mitgliedsgemeinde und Sitz der Samtgemeinde Bodenwerder-Polle. Bis Ende 2010 hatte die Stadt den Status „Staatlich anerkannter Luftkurort“, seit 2011 „Staatlich anerkannter Erholungsort“.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt liegt zwischen Hameln und Holzminden an der Oberweser. Südöstlich davon liegt der Vogler. Bei Bodenwerder mündet die Lenne in die Weser.
Stadtgliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Nähe des Klosters Kemnade entstand nach 960 n. Chr. auf einer Weserinsel gegenüber der Lennemündung eine Marktsiedlung mit Namen Insula (Werder, im ursprünglichen Sinne einer Insel in einem Fluss).
Im Jahre 1245 kaufte Ritter Heinrich II. von Homburg vom Kloster Corvey die Siedlung und gab ihr am 29. Januar 1287 die Stadtrechte. Erste Erwähnung von „consules“ erfolgte 1284. 1289 existierte bereits eine wichtige Brücke über die Weser, die eine Verbindung zwischen den damaligen Hauptverkehrswegen zwischen Hameln–Paderborn und Einbeck–Frankfurt am Main herstellte. Um 1340 entstand durch grundherrlichen Akt eines der Homburger Bodonen eine planmäßig erbaute Anlage mit Mauern und Türmen, daher die Ableitung zum heutigen Stadtnamen aus „Bodonis insula“, „Insel des Bodo“: „Bodenwerder“. Nach dem Aussterben der Homburger 1409 gehörte die Stadt zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, 1521 dann nach der Hildesheimer Stiftsfehde zum Fürstentum Calenberg unter Erich I.
Ab 1418 erwarb die Stadt umfangreichen Forstbesitz im Vogler. Im Jahre 1442 wurde die Familie von Hake mit Besitzanteilen in Bodenwerder belehnt, ihr Amts- oder Wohnhaus war vermutlich der heute Schulenburg genannte Freie Sattelhof. Zwischen 1460 und 1470 wurde die gotische Pfarrkirche St. Nikolai als dreischiffige Hallenkirche erbaut. Im Glockenturm befindet sich noch heute eine Glocke von 1471. In den Jahren 1542 und 1543 wurde die Reformation eingeführt. In der Kirche befindet sich ein Taufstein von 1608. In den Jahren 1899 und 1900 wurde im Süden der Kirche ein neuer Chorraum geschaffen, 1960/62 erfolgte eine einschneidende Umgestaltung des Kirchenraumes mit Inventarien.
Statius von Münchhausen (1555–1633), ein Sohn des zu großem Reichtum gekommenen Feldobristen und Söldnerführers Hilmar von Münchhausen (1512–1573), ließ das Herrenhaus erbauen. Er bewohnte jedoch vorwiegend die von ihm ebenfalls errichteten, bedeutenden Schlösser Bevern und Leitzkau. Einen Bodenwerder ähnlichen Amtssitz erbaute er in Bolzum.
Beim Weserhochwasser 1641 stand die Innenstadt etwa drei Meter hoch unter Wasser. Die Hochwassermarke an der Stadtkirche zeugt davon.
Einer seiner Nachfahren war Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen, Offizier in russischen Diensten, der sich 1750 auf sein Gut in Bodenwerder zurückzog und dort Freunden seine phantasievoll ausgeschmückten Jagd- und Soldatenabenteuer erzählte, die gegen seinen ausdrücklichen Willen von Anderen, vor allem von Rudolf Erich Raspe, dann auch von Gottfried August Bürger, als „Lügengeschichten“ erweitert und veröffentlicht wurden. Von 1807 bis 1813 gehörte die Stadt mit dem Kanton Bodenwerder zum Königreich Westphalen; von 1807 bis 1810 im Distrikt Höxter des Departements der Fulda und von 1810 bis 1813 im Distrikt Rinteln des Departements der Leine.
Im Jahre 1935 erwarb die Stadt das Herrenhaus des 1797 verstorbenen Barons Münchhausen und nutzt es bis heute als Rathaus. Sie integrierte ein zu besichtigendes Erinnerungszimmer für den berühmtesten Sohn der Stadt.
Bodenwerder gehörte zu dieser Zeit zum Kurfürstentum Hannover (ab 1814 Königreich Hannover). Mit der Annexion Hannovers 1866 kam auch die Stadt Bodenwerder zu Preußen. Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 fielen zwei Männer, deren Andenken in einem Kriegerdenkmal gewahrt wird.
Im Jahr 1886 wurde eine jodhaltige Solequelle erbohrt.
Während der Industrialisierung siedelten sich Binnenschiffswerften (darunter die Arminiuswerft) und Baustoffindustrien (unter anderem ab 1946 die Vereinigten Baustoffwerke Bodenwerder, ab 1961 bekannt mit der Weltmarke Rigips) an.
Religionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Bodenwerder gibt es eine evangelisch-lutherische Gemeinde mit zwei sehr alten Kirchen, der Stadtkirche St. Nicolai Bodenwerder und der Klosterkirche St. Marien in Kemnade. Weiter gibt es dort die römisch-katholische Pfarrei St. Maria Königin. Daneben existiert eine neuapostolische Kirchengemeinde. Außerdem gibt es eine freie evangelische Gemeinde mit dem Namen Generation Church – Kirche für alle Generationen.
Im Ortsteil Buchhagen befindet sich das kleine abgelegene, gebäudemäßig noch im Aufbau begriffene orthodoxe Dreifaltigkeitskloster. Es existiert seit Anfang der 1990er Jahre und ist das erste deutsche orthodoxe Kloster. Formal (kirchenrechtlich) untersteht es der Metropolie der bulgarisch-orthodoxen Diözese von West- und Mitteleuropa.
Eingemeindungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 1. Januar 1973 wurden die Gemeinden Buchhagen, Kemnade, Linse und Rühle eingegliedert.[2]
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1860: 1300 Einwohner
- 1933: 1840 Einwohner
- 1961: 3235 Einwohner (am Tag der Volkszählung, dem 6. Juni; mit den später eingemeindeten Orten: 5761 Einwohner)[2]
- 1970: 3464 Einwohner (am Tag der Volkszählung, dem 27. Mai; mit den später eingemeindeten Orten: 5898 Einwohner)[2]
- 1973: 5967 Einwohner (am Tag der Eingemeindungen, dem 1. Januar)
- 1987: 6029 Einwohner (am Tag der Volkszählung, dem 25. Mai)
- 1996: 6450 Einwohner
- 2002: 6308 Einwohner
- 2005: 6089 Einwohner
- 2007: 5875 Einwohner[3]
- 2008: 5762 Einwohner
- 2009: 5646 Einwohner
- 2010: 5582 Einwohner
- 2011: 5701 Einwohner
- 2012: 5707 Einwohner
- 2013: 5621 Einwohner
- 2014: 5634 Einwohner
- 2015: 5597 Einwohner
- 2016: 5547 Einwohner
- 2017: 5562 Einwohner
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten](+0,92 %p)
(−5,25 %p)
(−1,43 %p)
(n. k. %p)
Rat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Rat der Stadt Bodenwerder besteht aus 17 Mitgliedern. Aus dem Ergebnis der Kommunalwahl 2021 ergab sich folgende Sitzverteilung:[4]
Bürgermeister
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]seit 2021 Friedrich-Wilhelm Dornette (SPD)
- 2016–2021 Friedrich Wilhelm Schmidt (CDU)
- 2012–2016 Elke Perdacher (SPD)
- 2009–2012 Friedrich-Wilhelm Schmidt (CDU)
- 2006–2008 Karl-Gerhard Sievers (SPD)
- 1996–2006 Hartmut Schüler (CDU)
- 1981–1996: Karl-Gerhard Sievers (SPD)
- 1957–?: Fritz Sagebiel (SPD)
- 1874–1885: A. Quentin
- 1867–1873: Cuno von Schulzen
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bauwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Schloss Münchhausen, früheres Herrenhaus des Gutshofes der Familie von Münchhausen und Geburtshaus des als Lügenbaron bekannt gewordenen Hieronymus von Münchhausen
- Schulenburg, ein steinerner Wohnturm aus der Zeit um 1300 auf dem Gutshof der Familie von Münchhausen
- Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung (Bastion und Torturm)
- Romanische Klosterkirche St. Marien im Ortsteil Kemnade
- Wehrkapelle gegenüber der Klosterkirche
- Kapelle St. Gertrudis (Galerie Corvinus)
- Stadtkirche St. Nicolai
- Bismarckturm, ein 13 m hoher denkmalgeschützter[5] Aussichtsturm auf dem Eckberg (errichtet 1913, eingeweiht am 21. September 1913)[6]
Museum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Münchhausenmuseum in der Schulenburg
Regelmäßige Veranstaltungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kirschblütenfest in der Rühler Schweiz (April)
- Verleihung des Münchhausen-Preises (September)
- Münchhausen-Spiel am Rathaus (jeden ersten Sonntag von Mai bis Oktober)
- Münchhausen-Musical (jeden zweiten und vierten Sonntag von Mai bis September)
- Lichterfest an der Weser mit dem größten Höhenfeuerwerk Norddeutschlands (zweiter Samstag im August)
- Schlossparkbeleuchtung im Hehlener Schloss (alle zwei Jahre im August)
- StadtSpieleFest an der Promenade (dritter Sonntag im August)
- Tag des offenen Denkmals (September)
- Adventskonzert der Chöre in der Klosterkirche Kemnade (Dezember)
- Sterntalermarkt (Dezember)
- Kulturzentrum KulturMühle
- Konzerte der Kantorei Bodenwerder
Ausflugsziele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sommerrodelbahn Bodenwerder (inkl. Minigolf und Billardgolf)
- Hallenbad an der Oberschule Bodenwerder
- Anleger der Weserflotte
- Weserpromenade
Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Straßenverkehr
Bodenwerder liegt an den Bundesstraßen 83 und 240 und an der Landesstraße 587 sowie am Weserradweg.
- Schienenverkehr
Am 9. Oktober 1900 wurde die Bahnstrecke Vorwohle–Bodenwerder–Emmerthal mit den Bahnhöfen Buchhagen, Bodenwerder-Linse und Bodenwerder-Kemnade eröffnet. Seit 1982 ist der Personenverkehr eingestellt.
Unternehmen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Niederlassung der Saint-Gobain Rigips GmbH
Öffentliche Einrichtungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wertstoffsammelplatz der Abfallwirtschaft des Landkreises Holzminden in Kemnade (seit 1991)
- Die Freiwillige Feuerwehr Bodenwerder sorgt für den Brandschutz und die allgemeine Hilfe.
Bildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- städtischer Kindergarten
- evangelischer Kindergarten
- Grundschule Bodenwerder
- Oberschule Bodenwerder
- Münchhausenschule – Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ehrenbürger
- Louis Adolf Heinrich Knopf (1832–1919), Arzt und Geheimer Sanitätsrat
- Söhne und Töchter der Stadt
- Johann Bernhard Friese (1643–1726), Rechtswissenschaftler
- Christian Heinrich Behm (1662–1740), Konsistorialrat, Abt im Kloster Amelungsborn
- Karl Friedrich Hieronymus Freiherr von Münchhausen (1720–1797), bekannt als Baron Münchhausen, der durch seine Lügengeschichten, z. B. den Ritt auf der Kanonenkugel, berühmt wurde
- Julius Scharlach (1842–1908), Rechtsanwalt und Kolonialunternehmer
- Johannes Körting (1856–1952), Ingenieur
- Hermann August von Münchhausen (1856–1922), Gutsbesitzer und Pferdezüchter
- Wilhelm Beye (1881–1960), Landwirt, Politiker (DVP), Mitglied des Braunschweigischen Landtages 1927–1930
- Ernst Katzenstein (1897–1989), Rechtsanwalt
- Erich Hansmann (1920–1989), deutscher Politiker (SPD), Mitglied des Niedersächsischen Landtages 1959–1965
- Willi Waike (1938–2024), deutscher Politiker (SPD), Mitglied des Niedersächsischen Landtages 1982–1994, niedersächsischer Finanzminister 1996–1998
- Friedrich Buttler (* 1941), Ökonom
- Jonatan Briel (1942–1988), Filmregisseur und Drehbuchautor, gründete 1962 das Jugendfilmstudio Holzminden
- Klaus Ritterbusch (* 1947), Maler und Fotograf
- Wolfgang-Uwe Friedrich (1952–2023), Präsident der Universität Hildesheim
- Weitere Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen
- Jacobine von Dunten (1726–1790), Ehefrau des Baron Münchhausen
- Werner Lämmerhirt (1949–2016), Gitarrist; lebte zuletzt und starb in Bodenwerder
- Oliver Sauerland (* 1974), wuchs in Bodenwerder auf, Inhaber eines Plattenlabels in Hannover
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Landschaft um Bodenwerder ist Schauplatz von Wilhelm Raabes Roman Alte Nester von 1881.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ludwig Bode: Bodenwerder. Die alte Münchhausenstadt an der Weser. 2., überarbeitete Auflage, Hameln 1987
- Ludwig Bode: Bodenwerder in alten Ansichten. Zaltbommel 1991.
- Hermann Braun: Die Kunstdenkmäler der Stadt Bodenwerder und der Gemeinde Pegestorf im Regierungsbezirk Hildesheim (= Die Kunstdenkmale des Landes Niedersachsen. Band 36). Niedersächsisches Landesverwaltungsamt Hannover. Hannover 1976.
- Martin Zeiller: Bodenwerder. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Ducatus Brunswick et Lüneburg (= Topographia Germaniae. Band 15). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1654, S. 56–58 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Münchhausenland Bodenwerder
- Artikel Bodenwerder. GenWiki
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2023 (Hilfe dazu).
- ↑ a b c Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 123 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Bevölkerung der Gemeinden Niedersachsens am 30. Juni 2007 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven) (PDF; 568 kB).
- ↑ Ergebnis Kummunalwahl 2021. Abgerufen am 12. Juli 2022.
- ↑ Bismarckturm – Eintrag zur Denkmal-ID 26787534 im Denkmalatlas Niedersachsen. Abgerufen am 7. April 2022.
- ↑ Bismarckturm Bodenwerder ( des vom 23. September 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf bismarcktuerme.de