Dachpappe

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Dachpappe (auch Teerpappe) war eine mit Bitumen getränkte Pappe, die als Feuchtigkeitssperre in Bauwerken diente. Heute wird keine Pappe mehr in Bitumenbahnen verwendet. Oft wird in die Bitumenbahnen grobkörniger Sand, feiner Kies oder Schiefersplitter eingewalzt, um eine höhere Abriebfestigkeit und UV-Resistenz zu erreichen.

Dachbahnen können als alleinige oder als zusätzliche Dachhaut (Unterdeckung) verwendet werden, etwa unter Dachziegeln oder Schieferdeckungen.

Dachpappe ist ein umgangssprachlicher Oberbegriff für zwei Ausführungen von Dichtungsbahnen:

  • Dachdichtungsbahnen haben ein niedrigeres Flächengewicht und eignen sich nicht dazu, ohne Zugabe von flüssigem Bitumen heiß mit der Unterlage verschweißt zu werden, denn der Bitumengehalt ist zu gering, um eine sichere Einbettung und spätere Dichtheit der Bahn zu gewährleisten. Sie sind einseitig, meist aber beidseitig, mit Sand oder Schieferplättchen bestreut.
    Dachabdichtungsbahnen werden genagelt, mithilfe von Bitumenklebemasse verklebt oder lose verlegt und durch Auflast gesichert. Alternativ sind kaltselbstklebende Bitumenbahnen erhältlich.
  • Bitumen-Schweißbahnen sind deutlich dicker und werden nicht lose verlegt, sondern durch Flämmen verschweißt. Diese sind daher nur einseitig besandet oder beschiefert und auf der zu verschweißenden Seite mit Talkum oder Folie beschichtet. Mit Bitumen-Schweißbahnen lassen sich Abdichtungen gegen stehendes und drückendes Wasser ausführen.[1]
Verlegung von Schweißbahnen

Dachpappe wird quer zur Dachneigung und an den Längs- und Querstößen überlappend verlegt und mit Dachpappennägeln oder Heftklammern auf der Dachschalung befestigt.

Schindelförmig formgestanzte Dachbahn-Streifen ergeben ein attraktiveres Erscheinungsbild als unstrukturierte Dachbahnen und können auch auf gewölbten Dächern eingesetzt werden. Als Preolitschindeln wurden sie in der DDR bezeichnet.

1842 erschien von dem Neustrelitzer Baumeister Friedrich Wilhelm Buttel die Monografie Praktische Erfahrungen über Dornsche Dächer nebst ausführlicher Beschreibung, Kostenberechnung und Zeichnung solcher Constructionen, welche denselben größere Dauer und Dichtigkeit geben, und einem Anhange über die flachen Dächer bei ökonomischen Gebäuden. Darin beschrieb er erstmals die geteerte Dachpappe für die Abdeckung klassizistischer Flachdächer und kann demzufolge wohl als deren Erfinder betrachtet werden.

Dachpappe enthält gewöhnlich eine Einlage aus Glasfaser-, Polyester- oder Jutegewebe.

Teerdachpappe wurde bis in die frühen 1970er Jahre verwendet und in Steinkohlenteer getränkt. Steinkohlenteer gilt auf Grund seiner Inhaltsstoffe wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (z. B. Naphthalin, Anthracen oder Benzo(a)pyren) als krebserregend. Deshalb und wegen der ökologischen Belastung wird Steinkohlenteer seit Jahrzehnten nicht mehr in Dachpappen eingesetzt und ist verboten; Teerdachbahnen werden in Europa nicht mehr hergestellt.

Seit Anfang der 1970er Jahre wird stattdessen Bitumen bzw. Polymerbitumen verwendet; seitdem sind Dachbahnen völlig frei von Teer. Bei der Herstellung von Bitumen-Dachbahnen werden jedoch leichtere Kohlenwasserstoffe mit bis zu 20 Kohlenstoff-Atomen emittiert.[2]

Um eine Durchwurzelung zu verhindern, werden Dachpappen zur Verwendung unter begrünten Dächern chemisch ausgerüstet. Dazu kommt z. B. das Pflanzenschutzmittel Mecoprop eingesetzt.[3] Mecoprop wird in Grund- und Oberflächengewässern nachgewiesen und gilt dort als problematischer Stoff.[3][4]

Auch heute findet man noch weltweit Dächer alter Industriegebäude oder leerstehender Lagerhallen, welche mit teergetränkten Dachbahnen überzogen sind. Auf Grund der verschiedenen, teils giftigen Stoffe ist bitumenhaltige, aber vor allem teerhaltige Dachpappe ein Sonderabfall und erfordert eine fachgerechte Entsorgung.[5]

  • Friedrich Wilhelm Buttel: Praktische Erfahrungen über Dornsche Dächer nebst ausführlicher Beschreibung, Kostenberechnung und Zeichnung solcher Constructionen, welche denselben größere Dauer und Dichtigkeit geben, und einem Anhange über die flachen Dächer bei ökonomischen Gebäuden. Barnewitz, Neubrandenburg 1842.
  • E. Luhmann, R. Eßlinger: Die Fabrikation der Dachpappe und der Anstrichmasse für Pappdächer. 3. Auflage. Hartleben, Wien 1929 (Chemisch-technische Bibliothek. Band 106).
  • Bernd Binné u. a.: Technische Regeln für die Planung und Ausführung von Abdichtungen mit Polymerbitumen- und Bitumenbahnen, abc der Bitumenbahnen, 3., überarbeitete Auflage, vdd Industrieverband Bitumen-Dach- und Dichtungsbahnen, Frankfurt am Main 2002, ISBN 978-3-9801831-4-7
Wiktionary: Dachpappe – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Dachabdichtung - Dachpappe fachgerecht verlegen lassen: Materialien, Verarbeitung & Kosten im Vergleich, Dachdecker.de, 2. September 2011, abgerufen im November 2016.
  2. Karl Bergmann, Walter Pieczonka, Werner Schneider: Kohlenwasserstoff-Emissionen bei der Herstellung von Bitumen-Dachbahnen. Staub – Reinhalt. Luft, 49 (1989) Nr. 1, S. 25–28.
  3. a b Burkhardt, Michael: Informationen über chemische Durchwurzelungsschutzmittel in Bitumenbahnen - Stand 2017. In: www.umtec.ch. HSR Hochschule für Technik Rapperswil, Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik (UMTEC), Michael Burkhardt, 1. November 2017, abgerufen am 19. Januar 2022.
  4. Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser: Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser Bericht zur Grundwasserbeschaffenheit – Pflanzenschutzmittel – Berichtszeitraum 2013 bis 2016. LAWA, 4. April 2019, abgerufen am 19. Januar 2022.
  5. Entsorgung von Dachpappe (Memento vom 22. November 2013 im Internet Archive)